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HabseligkeitenGefährlicher als Brustimplantate

Kolumne
von Natalie Tenberg

Skifahren ist stillos, unsozial und suizidal. Aus eigener Erfahrung schöpfend, gibt unsere Autorin einen Einblick in den Irrsinn des Wintersports.

W ir könnten Eier kochen, heißen Kaffee in Thermoskannen schütten, Koffer und Kuscheldecken herunterschleppen, dann wieder hoch laufen, um zu kontrollieren, ob der Herd wirklich aus ist. Wir würden Plastiktüten in Ritzen quetschen, darüber diskutieren, ob der Schlitten wirklich mitmuss, könnten auf die Avus fahren, darauf warten, dass die Kinder einschlafen, heimlich bei McDrive vorbeifahren und mit schlechtem Gewissen unsere jährliche Dosis Junk Food essen. Wir würden die ganze Nacht lang fahren und morgens im Sonnenschein ankommen. Im Skigebiet.

Wir müssten dann loslaufen, Skier mieten, eine Skischule finden, die Kinderbetreuung inspizieren, Skipässe besorgen, die Zahnbürsten auspacken.

Schließlich stünden wir dann in Schuhen, die 100 Kilo wiegen, auf Pulverschnee und würden krampfhaft überlegen, was man nun mit dem Bergski und dem Talski anstellt. Uns wäre kalt und mulmig. Also lassen wir es. Wir sind keine Skifahrer.

Im Gegenteil. Ich halte den Skisport für ein wirtschaftlich unattraktives, zeitaufwändiges und zudem saugefährliches Freizeitangebot. Eins, für das man viel Plunder braucht. Bretter, Stöcke und Schuhe kann man mieten, aber was ist mit dem Rest? Den bunten Anoraks, den Brillen, den Schneehosen?

Man ist mit diesem ganzen Zeug auf einem Berg unterwegs. Und man klettert ihn nicht hinauf, sondern muss sich dafür in eine Furcht einflößende Konstruktion begeben, die sich Lift nennt, sich mitunter sogar neben Fremde setzen. Zu zweit hängt man entweder in einem Anker oder in einem Körbchen an einer dünnen Schnur, die einen weit über den Boden hebt.

Bild: taz
Natalie Tenberg

ist Redakteurin im taz-Ressort "Gesellschaft, Kultur & Medien"

Nicht auszudenken, was passiert, wenn einem dort das Smartphone entfällt, weil man gerade ein Foto von sich in dieser Horrorsituation bei Facebook hochladen wollte. Kommt der Lift oben an, wird man wie Vieh rausgetrieben, denn der Mechanismus wartet nicht, bis man seine sieben Sachen arrangiert hat, sondern dreht sich erbarmungslos weiter.

Einmal habe ich es mit dem Skifahren versucht, trat in Lech auf die Piste und fiel als Erstes vornüber auf die Nase. Zum Glück war ich jung und gelenkig. Denn ich stürzte links herum, rechts herum und immer wieder. Ich maß die Piste mit meinem Po, und wenn ich fuhr, dann nur steil geradeaus, weil das einfach war, aber leider auch richtig schnell.

Als vorsichtiger Mensch habe ich mich immer nach hinten gelehnt, aber wenn man als Skifahrer das Tempo drosseln möchte, muss man sich kopfüber ins tiefe Tal stürzen. Mir gelang das nicht. Nach drei Tagen des Leidens wusste ich, dass Skifahren gefährlich ist. Tausende von Leuten kommen mit Gebrechen aus dem Skiurlaub, fallen im Beruf aus und brauchen teure Operationen. Dafür hat dann jeder großes Verständnis. Arme Frauen aber, die ihren Busen haben aufpumpen lassen, sollen, als Akt der Buße sozusagen, die Entfernung lebensgefährlicher Implantate selbst zahlen. Das ist doch verrückt.

Wer weiß, vielleicht wäre Dieter Althaus ohne den Skisport längst Bundespräsident. Angeblich sinkt die Zahl der verkauften Skier seit Jahren. Ich finde das gut.

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7 Kommentare

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  • G
    giorgio

    Liebe Frau Tenberg, es mag ja sein, daß es Unfug ist und sogar politisch-ökologisch nicht korrekt, trotzdem macht es einen Heidenspass, den Berg hinabzubrausen- vorausgesetzt daß mensch es kann. Es ist keine Schande, es nicht zu können, verwerflich jedoch über etwas zu schreiben, von dem mensch keine Ahnung hat! Schreiben Sie lieber über Themen, von denen Sie etwas verstehen.....

    P.S. ich selbst fahre schon lange nicht mehr Abfahrt....

  • PI
    Pisten-Hinabrasen ist Luxus

    Unser aller Pisten-Rücksichtslos-Hinabraser ist Dieter Althaus, Ex-Ministerpräsident von Thüringen.

    Kann es nicht mal einen Althaus-Negativpreis geben, mit dem die umweltschädigende WintersportlerInnen-Karawane, aka Olymiamannschaft(en) und andere SkifahrerInnen 'ausgezeichnet' werden können?

    Leistungssport kann nicht gesund(heitsfördernd) sein. Bei vielen der Sportler_innen ersetzt der Leistungssport das eigene (fehlende) Selbstbewusstsein, habe ich den Eindruck.

  • M
    Michael

    Hervorragend! Bravo! Endlich spricht mal jemand die Wahrheit über diesen Unfug aus!

  • N
    Normalo

    Schön, das das Millionen Andere GENAUSO sehen!

     

    Sonst wäre bald auch die letzte Piste in den Alpen überfüllt, der Sport noch schwerer zu bezahlen als er es so schon ist und meine alljährlichen paar Tage schneestiebender Dynamik genauso Geschichte wie die zwei Minuten Ruhe über einem verschneiten Bergtal irgendwo weit oberhalb der Baumgrenze, bevor es wieder abwärts geht.

     

    Also beibt's bitte schön weg! Danke!

     

    Übrigens als Tipp an die Autorin:

     

    - auch bei der teuren Ausrüstung ist Kaufen in aller Regel immer noch billiger als Mieten, und wer sich Leihstiefel antut, hat entweder ein Mords-Glück oder verschwendet jeden Cent, den der ganze Urlaub kostet

     

    - wer selbst in Lech (beste Skischule wo gibt) das Skifahren nicht lernt, sollte es in der Tat lassen

     

    - Lech (größter pro-Kopf-Champagnerverbrauch wo gibt) und taz-Redaktion passen auch nicht so richtig zusammen

  • H
    Hubert

    Endlich mal jemand! Ich als Westfale finde den Popanz, den die bajuwarischen Bergmenschen um ihren Schneesport treiben, sowieso suspekt. Dass Krankenkassen jemandem, der sich aus eigener Doofheit beim Sport einen komplizierten Bruch zuzieht, die OP sponsorn, während ich mittlerweile vor lauter Warnhinweisen meine Zigarettenschachtel gar nicht mehr erkenne, hat für mich noch nie wirklich zusammengepasst.

  • RC
    robin c. sherwood

    Gut gebrüllt, Löwin!

    Aber toll ist es schon, abends saumüde und zu nichts mehr fähig ins Quartier zu kommen, 'nen steifen Grog oder sonst einen Innenwärmer zu sich zu nehmen und brummend vor Wohligkeit wegzudösen.

    Dafür macht man das doch.

    ODER?

  • F
    Funk

    Schön, dass das Millionen andere nicht zu sehen!

    Sport ist nunmal gefährlich, ob Bänderriss beim Fußball, Tennisarm vom Tennis, Lungenbelastung vom Chlor im Schwimmbad etc.

    Gut, dass wir in einem freien Land leben in dem jeder selbst entscheiden kann, wieviel Gefahr für ihn zumutbar ist.

    Über die Verbindung zwischen Wintersport und Brustimplantaten sollte die Autorin in einer ruhigen Minute nochmal nachdenken. Einem solchen Artikel, selbst unter der Rubrik Kolumne, eine Plattform zu bieten, spricht leider gegen die Chefredaktion der TAZ.