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Sacha Baron Cohen bei den OscarsGrenzenlose Komik

Der britische Komiker und Schauspieler Sacha Baron Cohen macht sich vornehmlich über Randgruppen lustig. In Hollywood verteilte er jetzt Kim Jong Ils Asche.

Könnte als Bruder Gaddafis durchgehen: Sacha Baron Cohen bei den Oscars. Bild: reuters

Politisch korrekte Personen mögen vorbildlich sein, in Erinnerung bleiben sie nicht unbedingt. Und um einer der größten Komiker des aktuellen Hollywood zu werden, ist Political Correctness definitiv nicht die richtige Einstellung.

Sacha Baron Cohen ist politisch inkorrekt, wo er nur kann. Er darf das sein. Schließlich ist er Jude, weshalb ihm ein humoristischer Vorschuss zugutekommt, gewisse Grenzen überschreiten zu dürfen. Der britische Schauspieler macht sich vornehmlich über Randgruppen lustig, klischiert sie, überhöht ihre Eigenarten und Marotten.

Sacha Baron Cohen, der einer jüdischen mittelständischen Familie entstammt, genoss eine erstklassige Erziehung inklusive Nobelschule und Eliteuniversität. Es ist somit davon auszugehen, dass er sich seiner Gratwanderung zwischen Klamauk und Kulturverletzung durchaus bewusst ist. Übertreibung als Stilmittel und Karikatur als Hinweis auf Missstände.

Nach seinen Alter Egos "Borat" (einem kasachischen Fernsehreporter in einem zum Kult avancierten grünen Badeanzug) und "Brüno" (einem schwulen Modedesigner "der nächste österreichische Superstar nach Hitler") wandelt er jetzt auf Charlie Chaplins Spuren: In seinem neuen Film „The Dictator“ verkörpert er einen Herrscher des Nahen Ostens, der sein Leben riskiert, um sein liebevoll unterdrücktes Land vor der Demokratie zu schützen.

In ebenjener Rolle – als Admiral General Aladeen – brachte er jetzt auch die hochseriöse Oscar-Verleihung durcheinander. Bewaffnet mit zwei vollbusigen Soldatinnen an seiner Seite, gewandet in einer vor Orden nur so strotzenden Uniform und unterm Arm eine Urne mit dem Konterfei des verstorbenen nordkoreanischen Diktators Kim Jong Il, lieferte er eine Performance ab, die bessere PR für seinen Film kaum sein könnte.

Er wolle seinem Tennispartner Kim Jong Il dessen größten Wunsch erfüllen, im Tode über dem roten Teppich und Halle Berrys Brust verteilt zu werden. Bis zu Berry schaffte er es nicht, der rote Teppich und US-Moderator Ryan Seacrest bekamen jedoch ihre Portion Asche ab.

Im Vorfeld hieß es, die Veranstalter würden Cohen aus Angst vor einem Eklat von der Veranstaltung ausschließen. Bei Twitter triumphierte General Aladeen schließlich über die Academy und verkündete stolz: „Heute die Oscars, morgen Obama!“

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5 Kommentare

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  • X
    xVegAmarchistx

    @ PeterPan

     

    Volle Zustimmung!

  • B
    broxx

    Nicola, das war wohl nix! 6, setzen!

    Weil er Jude ist darf er politisch inkorrekt sein? Haste mein Kampf im Bücherregal?

  • I
    IhrName

    In der Tat ein sehr seltsam konstruierter Zusammenhang zwischen "das dürfen" und dem Glauben von Herrn Cohen. Ansonsten ist dem Kommentar von PeterPan nichts hinzu zu fügen. Außer, dass Cohen nie mehr wie im Fernsehen als Ali G (Da Ali G Show). Schon der Kinofilm Ali G Indahouse war nur m.E. nur noch wenig komisch.

  • P
    Pellkartoffel

    Da hat Sascha aber etwas Pech mit dem Timing gehabt. Mitten in den Dreharbeiten fangen doch die dämlichen Libyer an, sein Diktatoren-Vorbild – Oberst Ghadaffi – zu den 77 Jungfrauen zu schicken. Insofern kommt seine Parodie eines typischen islamisch-orientalischen Massenmörders etwas zu spät.

  • P
    PeterPan

    Ach so, weil er zufällig jüdischen Glaubens ist darf er das? Also liebe Taz das ist jetzt ein Beispiel für linken philosemitismus in Reinkultur. Wenn Herr Cohen der anglikanischen Kriche angehören würde, wäre sein tun also verwerflich oder wie? Abgesehen davon macht sich Herr Cohen keineswegs über Minderheiten lustig sondern deckt auf sehr anschauliche, drastische, provokante und oftmals klare Weise Homophobie, Rassissmus, Frauenfeindlcihkeit und verlogene Bigotterie der Mehrheitsgesellschaft gegenüber so geannten Minderheiten auf. Wer behauptet Herr Cohen mache sich vornehmlich über Minderheiten lustig kennt die Kunst von Herrn Cohen entweder überhaupt nicht oder verfügt offensichtlich nicht über den entsprechenden Intellekt. Darüber hinaus sind es genau diese Aussagen nach dem Motto, der ist Schwarz der darf Witze über den Holocaust machen Ausdruck der verlogenen Bigotterie, die Herr Cohen aufgreift.