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Streit um Steuern für Wehrdienstleistende"Das verstehe wer will"

Die Pläne von Finanzminister Schäuble Wehrdienstleistende zu besteuern, stoßen auf Unverständnis. Der CDU-Politiker Beck befürchtet, Steuern könnten Rekruten abschrecken.

„Nicht die Spielregeln ändern“: Rekruten gehen davon aus, dass ihr Sold steuerfrei ist. Bild: dapd

BERLIN dapd | Die Pläne von Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) zur Besteuerung von Wehrdienstleistenden bringen laut einem Zeitungsbericht nicht allen Soldaten Nachteile. Die Süddeutsche Zeitung berichtete, viele Soldaten könnten in den ersten sechs Monaten des Wehrdienstes Kindergeld bekommen. Die Kritik an der möglichen Besteuerung riss indessen nicht ab. Der Wehrbeauftragte des Bundestags, Hellmut Königshaus, sprach von einem Vertrauensbruch.

Die Süddeutsche Zeitung schreibt, Schäuble wolle laut Entwurf des Jahressteuergesetzes 2013 die ersten sechs Monate des Wehrdienstes als Ausbildungszeit anerkennen. Damit erhielten die Eltern des Soldaten oder auch dieser selbst für ein halbes Jahr Kindergeld in einer Gesamthöhe von 1.100 bis 1.300 Euro.

Das kompensiere die möglichen Steuerzahlungen in vielen Fällen. Für viele Dienstleistende hätte die Besteuerung ohnehin nur geringe finanzielle Auswirkungen, weil ihr Jahressalär den steuerlichen Grundfreibetrag von gut 8.000 Euro kaum übersteige.

Teilnehmer des Bundesfreiwilligendienstes erhalten bis zu 336 Euro. Ihnen steht der Zeitung zufolge für die Dienstzeit schon heute Kindergeld zu, wenn sie nicht älter als 25 Jahre sind.

Für die FDP zu kompliziert

Der finanzpolitische Sprecher der FDP-Bundestagsfraktion, Volker Wissing, kritisierte die Neuregelung als unverständlich. „Die Eltern erhalten Kindergeld, während die Freiwilligen ihr Gehalt versteuern müssen“, sagte Wissing dem Düsseldorfer Handelsblatt. „Das verstehe wer will, ich jedenfalls nicht.“

Der verteidigungspolitische Sprecher der Unions-Bundestagsfraktion, Ernst-Reinhard Beck (CDU), sagte, wer sich zum Wehr- oder Bundesfreiwilligendienst melde, leiste einen wichtigen Beitrag für die Gesellschaft. Dieses Engagement dürfe nicht durch unnötige Steuern beeinträchtigt werden.

Das Vorhaben des Finanzministeriums, den Wehrsold und die Bezüge der Bundesfreiwilligendienstleistenden wie jedes Einkommen zu versteuern, sei ein falsches Signal. „Durch eine Besteuerung der ohnehin nicht gerade üppigen Bezüge würde der Dienst für sie uninteressant“, sagte Beck der in Halle erscheinenden Mitteldeutschen Zeitung.

Der Wehrbeauftragte Königshaus sagte: „So geht das nicht! Das ist ein Bruch des Vertrauens.“ Wer sich für den Wehr- oder Freiwilligendienst entschieden hat, sei davon ausgegangen, dass seine Bezüge steuerfrei sind. Darauf müsse er sich verlassen können. „Man kann jetzt nicht einfach während des Spiels die Regeln ändern“, sagte der FDP-Politiker der Passauer Neuen Presse.

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4 Kommentare

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  • M
    marie

    wahrscheinlich hatte unser oberster finanzpolitiker ein nicht gelungenes wochenende.

  • R
    rugero

    Nichts als heiße Luft.

     

    Bei den lächerlichen Einkommen der Freiwilligen dürfte das Steuereinkommen für den Bund sich im einstelligen Millionenbereich bewegen und somit kaum die Kosten des Gesetzes hereinbringen.

     

    Dafür schreckt diese Luiftnummer wahrscheinlich etlich Freiwillige ab sich zu melden.

     

    Wiedermal ein Bravourstück nicht zuende gedachter Politik. als ob Herr Schäuble auf einem anderen Stern lebte.

  • P
    Pimpf

    Die Korruption in der Politik besteuern-, dann käme allerhand in die Kassen! Sollen jetzt die Wehrdienstleistenden die letzte Diätenerhöhung der Politiker ausgleichen.- Wie lange lässt sich das Stimmvieh noch missbrauchen?

  • FG
    Felix Gärtner

    Verstehe nicht, warum das steuerfrei sein soll, entweder ist das ein ganz normaler Job wie jeder andere auch oder er wird zu einer Berufung hochstilisiert die im hohen Maße der Gemeinschaft dient und dann wäre es nur konsequent über die Steuerbefreiung von Auszubilden im Rettungsdienst, Pflege, Bildung, Erziehungsbereich usw. nachzudenken. Denn diese Job dienen ja wesentlich offensichtlicher der Gemeinschaft und auch die finale Vergütung schreckt schon heute alle ab die nicht mit einer ordentlichen Portion Idealismus an diese Tätigkeiten herangehen.