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Kommentar Bauhaus-Archiv BerlinWeimar. Dessau. Berlin?

Kommentar von Rolf Lautenschläger

Ohne Neubau findet das Bauhaus-Jubiläum 2019 ohne Berlin statt.

D ass der geplante Erweiterungsbau für das Bauhaus-Archiv vom Regierenden Kultursenator nach seiner Wiederwahl erneut auf die lange Bank geschoben wurde, ist eigentlich ein Skandal. Schon einmal hatte Klaus Wowereit das Design-Museum zugunsten seines – später kläglich gescheiterten – Kunsthallenprojekts hängen lassen. Nun steht der Bauhaus-Erweiterung die 250 Millionen teure Bibliotheksplanung im Weg. Das hat mit verantwortlicher Politik nichts zu tun. Zwei Kulturprojekte gegeneinander ausspielen kann ein Kultursenator eigentlich nicht machen.

Schon darum ist es richtig, dass die Direktorin des Bauhaus-Archivs weiter auf die Museumserweiterung pocht – für die sie übrigens vor zehn Jahren eigens ins Haus geholt wurde. Denn es ist offensichtlich, dass das Bauhaus-Archiv seit Jahren unter seinen Möglichkeiten agiert. Auf den kleinen Museumsflächen drängen sich die Besucher, an den Ausstellungswänden drängen sich aber auch die Exponate, und Forschung in dem Haus heißt, sich einen Schreibtisch mit zehn anderen teilen zu müssen. Dabei gibt es kaum einen Ort, die Geschichte des Bauhauses besser studieren und präsentieren zu können.

Ohne die Erweiterung würde die Rolle des Berliner Museums weiter beschädigt. In der Bauhauslandschaft Weimar-Dessau-Berlin würde es von den Ersteren abgehängt. Das Image der Bauhaus-Stadt Berlin – und gerade das müsste doch „Image-Wowereit“ interessieren – käme unter die Räder. 2019 ist Bauhaus-Jubiläum. Ohne Berlin?

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Redakteur taz.Berlin
Rolf Lautenschläger hat Kunstgeschichte und Germanistik studiert. Als Autor und seit 1993 als Redakteur der taz kümmert er sich intensiv und leidenschaftlich um die Themen Stadtplanung und Architektur alias Abriss und Aufbau.
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2 Kommentare

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  • L
    logo

    Die Erweiterung ist in der Tat dringend notwendig. Es ist blamabel, wie klein sich diese wichtige revolutionäre Designbewegung präsentiert. Aber EA liegt richtig: Man kann Kulturprojekte nicht nur gegeneinander ausspielen, man tut es doch auch die ganze Zeit. Es wollen schließlich mehr Institutionen Geld als jene, die es erhalten. Es ist auch ein sehr konservatives Argument. Der Kuchen ist aufgeteilt und wird vor allem an die Opern verfüttert.

  • EA
    Enzo Aduro

    Natürlich kann man zwei Kulturprojekte gegeneinander ausspielen wenn man nur einmal Geld hat!