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Energiekonzerne feiern sichEin bisschen Grün schadet nicht

Energiefirmen verteilen gern Preise an sich selbst – fernab der Realität, meint Greenpeace. Die Jurys sind industrienah besetzt, die Kriterien der Presivergabe unklar.

Bestellte Preise: Eon findet seine Bemühungen in der Energiewende ganz ausgezeichnet. Bild: dpa

BERLIN taz | Energieriese Eon kann sich seit Ende letzten Jahres mit dem Erhalt des „Global Energy Award“ als grüner Stromerzeuger des Jahres schmücken. Doch der vom Veranstalter und Eon als „Oscar der Energie“ bezeichnete Preis ist laut Greenpeace eher „eine Belobigung unter Kollegen innerhalb der etablierten Energiebranche“.

Die Awards werden seit 2008 von dem Energie- und Rostoffberatungsunternehmen Platts verliehen. Im letzten Jahr kam erstmals der Preis in der Kategorie „Green Energy Generator of the Year“ dazu, den Eon für seine Projekte bei Windparks auf dem Meer bekam. Platts ist ein Tochterunternehmen der Firma McGraw-Hill, wie auch die Ratingagentur Standard & Poors. Beide Firmen gaben für den Energiekonzern im letzten Jahr Bewertungen ab.

Die Jury des Preises ist hauptsächlich mit Energiemanagern besetzt, Umweltorganisationen sucht man vergebens. Vier der acht Preisrichter haben bei Energieunternehmen oder Energieberatungsunternehmen gearbeitet, dazu kommen wirtschaftsnahe Wissenschaftler, Lobbyisten und Politiker.

Die Kriterien sind undeutlich: Dazu gehören beispielsweise die Herausforderungen bei einem Projekt – das können etwa „umweltbezogene Schwierigkeiten“ bei der Umsetzung sein.

Eon sieht sich selbst als grüner „Vorreiter“

Greenpeace hält den Preis für nicht gerechtfertigt. „Das ist ein Preis zum Schönreden. Wenn man Fakten anlegt, hat Eon die Auszeichnung nicht verdient“, sagt Karsten Smid von Greenpeace. Im Verhältnis zu seiner Größe investiere das Unternehmen kaum in grünen Strom.

Das hält Eon aber nicht davon ab, den Preis als Werbung in eigener Sache zu benutzen. Stolz erwähnt wurde die Auszeichnung auch auf der Bilanzpressekonferenz von Eon Mitte März. Dort sagte Firmenchef Johannes Teyssen: „Unsere Vorreiterrolle in diesem Bereich [Windenergie] wurde im vergangenen Jahr mit der Auszeichnung „Global Energy Award“ in der Kategorie „Grüner Stromerzeuger des Jahres“ gewürdigt.“

Die Strategie von Eon, auf große Windparks vor den Küsten zu setzen, sieht Eberhard Heise, Energieexperte bei Attac, als den falschen Weg: „Eine soziale, demokratische und ökologische Energiewende ist nur dezentral möglich.“

Auf dem Meer aktiv ist auch ein weiterer Mitbewerber um den „grünen“ Preis: die U.S. Navy. Doch trotz Biosprit für Schiffe und Drohnen konnte sich die Navy nicht gegen den deutschen Konzern durchsetzen.

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3 Kommentare

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  • PO
    Paul Oskar

    Wenn solche Quellen wie Greenpeace wenigsten nur unqualifiziert waeren, dann laege man wenigstens hin und wieder nach dem Zufallsprinzip richtig.

     

    Aber es wird knallharte Klientelpolitik betrieben und dazu Zusammenhaenge hemmungslos verfaelscht. Zum Beispiel die Berechnung der Subventionen fuer Kernkraft und Solarenergie. Die Zahlen fuer Solarenergie basieren auf die Nennleistung der Anlagen, also muss man die Zahlen dort mindestens mit 20 multiplizieren. Bei der Kernkraft wird hingegen die CO2-Steuer, die ja entfaellt, da nicht produziert, als Subvention hinzugerechnet.

     

    Zusammen mit den Gruenen wird so die schon gut situierte Gesellschaft, welche sich ein eigenes Dach leisten koennen, ordentlich belohnt, bezahlt sogar vom Hartz IV Empfaenger.

  • EW
    Ein wenig Gas schadet nicht

    Was ich mich immer häufiger frage : warum werden sogenannte "Experten von Greenpeace" in den Medien als Träger der Weisheit beworben ? Häufig geht es nur um Propaganda. Ich möchte gerne wissen wie die Herren qualifiziert sind. Häufig sind es nur Journalisten die ein wenig quaggeln wollen. Umwelt ist immer ein gutes Thema um einen Hype aufzubauen und den Bürgern tüchtig Angst zu machen. Die Leute die morgens über Umweltverschmutzung schreien, jammern abends über den Benzinpreis. Scheinheilig.

     

    Die Ausbeutung von Bodenschätzen war nie gefahrlos und umweltneutral zu haben. Sie hat immer einen Preis gekostet. Früher und heute kamen dabei Menschen zu Schaden, wurden verletzt und getötet. Es traten Gifte aus. Boden, Wasser, Luft wurden kontaminiert. Dies zu minimieren und dort zu unterbinden wo unerlässlich, muss sicher das Ziel der Industrie sein. Aber: preislos wird dies nicht geschehen.

  • D
    Dora

    Nicht nur bei den Energiefirmen geht es seltsam zu bei der Preisvergabe.

     

    Z.B. die Stiftung Naturschutz in Berlin wird hauptsächlich vom Berliner Senat finanziert. Bei der Preisvergabe hält dann u.a. der jeweilige Stadtentwicklungssenator (seit jahren SPD) eine Lobrede.

     

    Natürlich ist diese Stiftung nicht unabhängig!

     

    Nie würde deshalb z.B. eine Initiative einen Umweltpreis bekommen, die seit Jahren gegen den Ausbau der Autobahn A 100 kämpft, die der SPD-dominierte Senat seit Jahren anstrebt.

     

    Auch viele andere Umweltpreise sind seltsam. Da loben seltsame von Unternehmen finanzierte Stiftungen Bürgerengagementpreise aus ohne Ende, nur um im Endeffekt die Arbeit ohne Lohn durch eine Preisvergabe zu forcieren.

     

    Kritische, engagierte Leute kriegen erfahrungsgemäß keine Preise. Nur ungefährliche klitzekleine Alibi-Projekte.

     

    Da würde sich mal eine gründliche Rechereche lohnen.

     

    Nach meiner Erfahrung handelt es sich - wie anscheinend bei den Energiekonzernen auch - meist nur um Greenwashing und es geht darum, sich den Anstrich von Bürbeteiligungs-Förderern zu geben.

     

    In Wahrheit geht es nur um PR und darum, die Szene zu vereinnahmen und zu kontrollieren.