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Die WahrheitDahoam is dahoam

Warum das Betreuungsgeld die Welt besser macht.

Herdprämie für alle – wen immer man auch zu Hause betreut. Bild: reuters

Seit Tagen wird massiv über das sogenannte Betreuungsgeld gestritten. Die supermoderne CSU will auf diese Weise Familien belohnen, die ihre Kinder zu Hause erziehen.

Die geizige Opposition hingegen verunglimpft das Betreuungsgeld als „Herdprämie“ und kann nicht verstehen, dass Frauen ohne Kirche, Küche, Kinder kein formvollendetes Leben führen können. Mutti Merkel wiederum spricht ein Machtwort, das allerdings keiner beachtet.

Dabei gibt es eine ebenso einfache wie geniale Lösung des Problems, das über den aktuellen Streit hinausführt. Will man umfassende Gerechtigkeit in der Gesellschaft erreichen, muss man das Zuhausebleiben stärken. Nicht nur Frauen, alle müssen künftig zu Hause bleiben.

Damit wäre schon einmal die lästige Herumrennerei vorbei. Wenn niemand mehr sein Zuhause verließe und unterwegs unsinnige Dinge anstellte, gäbe es auch keine Emissionen oder andere Belästigungen, die der Mensch da draußen nun mal produziert. Ganz nebenbei würden sich auch erhebliche Probleme wie Umweltverschmutzung, Tourismus oder Straßenmusik von selbst erledigen.

Auch die Kriminalitätsrate würde rapide sinken, wenn kein Mensch sich mehr begegnete. Alle säßen friedlich daheim, niemand müsste viel tun, denn das Betreuungsgeld bekäme man schließlich automatisch, wen immer man auch betreut – notfalls sich selbst.

Ostdeutsche mögen tiefgekühlte Kinder

An Kindern allerdings ließe sich einiges verdienen. So könnten speziell Ostdeutsche, die ihre Kinder gern in Tiefkühltruhen zwischenlagern, statt der Herdprämie eine Tiefkühlprämie erhalten, wenn sie ihre Kinder auf diese Weise von der Straße fernhielten, wo sie eh nur Krach schlagen würden.

Finanzieren ließe sich das allumfassende Betreuungsgeld durch die eingesparten Kinderspielplätze und -gärten. Einen enormen Beitrag zur Finanzierung könnten aber auch die Kinder selbst leisten. Kinderarbeit muss sich wieder lohnen. Ran an die Webstühle! Sind so kleine Hände, die damit auch die feinsten Teppiche knüpfen dürfen.

Eine weitere Geldquelle könnte wenn schon nicht in der Wohnung, so doch auf jedem Balkon sprudeln: Warum nicht Agrarsubventionen kassieren? Hat man doch in den Balkonkästen mindestens Schnittlauch angepflanzt, um die Ernährungslage der Bevölkerung unabhängiger von den Bauern zu machen, die dann auch weniger Subventionen kassieren würden, was dem Betreuungsgeld wieder zugutekäme. Dass die Kinder auf der Miniplantage als Knechte und Mägde ebenfalls eingesetzt werden können, vergrößert ihr Tätigkeitsfeld immens.

Raus dürfen die kleinen Racker allenfalls zum Zigaretten- und Bierholen an den Kiosk. Ansonsten werden sie vor der Spielkonsole festgenagelt, die eine pädagogisch wertvollere Betreuung bietet als jeder Kindergarten, sind doch Ballerspiele die wahre Schule des Lebens in einer endlich gerechten Welt, die durch das Betreuungsgeld besser geworden ist.

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3 Kommentare

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  • A
    alabasta

    wie böse, Herr Ringel - aber treffend!

  • O
    Obär

    Für die Nicht-Tiefkühlprämieberechtigten wäre vielleicht eine Blumentopfprämie angebracht (die natürlich bei den Agrarsubventionen bedacht werden muss).

  • N
    Noch-Abonnentin

    Ich bin froh, dass ich bei diesem Artikel in der Rubrik "Wahrheit" wenigstens mal weiß, dass es sich um Ironie handeln soll- denn schon oft ist mir in letztes Zeit die Kinnlade runtergeklappt wenn ich - übrigens sehe ich mich als Feministin, auch wenn ich gerade mit Kind dahoam sitze und mich nicht auf dem Arbeitsmarkt ausbeuten lassen muss- die Artikel über Betreuungsgeld und Co gelesen habe.

    Derart undifferenziert, derart höhnisch und unkritisch wird auf alles eingedroschen was nicht bei 3 jubelt: 40 Stunden Arbeitswoche ist Emanzipation, alles andere ist Dreck.

     

    Ich frage mich zunehmend, ob in der Taz schon mal das Wort "Ökofeminismus" die Runde gemacht hat.

    Denn obwohl der Wahrheittext versucht lustig zu sein, so trifft er doch ziemlich genau den Pudels Kern:

     

    Je mehr gearbeitet wird, desto schneller geht es bergab mit unserer Erde. Es würde nicht nur unseren Kindern gut tun, das Tempo und den Erwerbsdruck etwas rauszunehmen, sondern auch Ressourcen schonen, 2. Wagen einsparen, Autobahnbauten unnötig machen, den täglichen Smog in den Städten senken und generell weniger Schrott aus wertvollen Ressourcen produziert werden.

     

    Ich habe eine einzige Bitte an die Taz, bevor ich mein Abo kündige: Könnten bitte mal die Redakteur_Innen, die sich mit Postwachstumtheorien und Entschleunigung beschäftigen sich mit den Feministinnen aus dem neoliberalen Flügel treffen und mal einen einzigen sinnvollen Artikel zu dem Thema verfassen, in dem es a) um die Bedürfnisse der Kinder geht und b) die Ressourcenverknappung ebenso wie die schwindende Notwendigkeit von Vollzeitjobs eine Berücksichtigung finden.

     

    Dankeschön!