Hamburger SV: Die Klasse gehalten

Nach einem 0:0 gegen den FSV Mainz bleiben die Hamburger in der ersten Liga. Guter Fußball geht anders, das weiß auch Trainer Thorsten Fink.

Viel Tränen im Stadion: Mladen Petric absolvierte am Samstag sein letztes Heimspiel für den HSV. Bild: dpa

HAMBURG taz | Am Ende wurde viel geweint. Ein paar unter den 56.540 Zuschauern weinten, David Jarolim weinte, Mladen Petrić auch, Jaroslav Drobny schluckte und kam ohne Tränen aus dem Stadion. Romeo Castelen, 28, ist seit 2007 in Hamburg, hat 17 Bundesligaspiele gemacht und ein Tor. Jarolims Tochter Ella fragte: „Papa, warum weinst du?“ Jarolim, 257 Bundesligaspiele für den HSV, 83 Gelbe Karten, Petrić, 98 Spiele für den HSV, 38 Tore, Drobny und Castelen verlassen den Verein.

Spieler gehen, der HSV bleibt – nach dem 0:0 gegen den FSV Mainz mit 36 Punkten in der ersten Liga. Andere haben mit dieser Punktzahl Relegation gespielt oder sind glatt abgestiegen. Gegen Mainz spielte der HSV mit Paolo Guerrero im Sturm, zum ersten Mal nach der Sperre, dahinter Petrić. Die Trainer waren über die anderen relevanten Spiele informiert. „Wir hätten reagieren können“, sagte Thorsten Fink, „wir hätten dann nach vorne mehr gemacht.“ So beschränkte sich der HSV auf Spielkontrolle, Abwehrarbeit, dem Gegner keine Chancen bieten. Das klappte. Gut ist anders.

„Darauf kam es heute nicht an“, sagte Fink, „es ging darum, die Klasse zu halten.“ Mainz machte wenig, hatte nach 16 Minuten eine klare Torchance durch den Ex-HSVer Maxim Choupo-Moting, aber Hamburgs Ersatztorwart Sven Neuhaus, 34, zweites Bundesligaspiel, brachte die Linke an den Ball.

Die Mainzer spielen unangenehm. Sie legen sich wie eine Zellophantüte auf den Gegner, markieren ihre Gegenspieler eng, nehmen dem Spiel die Luft und können, wenn es gut läuft, schnell umschalten. Diesmal klappte nur die Defensive, die Chancen hatte der HSV: Marcell Jansen (32.), Dennis Aogo (34.), Guerrero mit dem Kopf (37.), nochmal Guerrero (44.), Tore fielen in Hamburg nicht, dafür in Freiburg und Gelsenkirchen, von den HSV-Fans bejubelt.

In der 75. Minute fingen die Abschiedsfeierlichkeiten an, Petrić ging und verlor die Fassung, für Jarolim standen die Zuschauer auf, auf dem Weg zur Auslinie umarmte ihn, wer immer in der Nähe stand, die Fans sangen „David Jarolim shalalalalah“.

Fink war froh, „nicht der erste HSV-Trainer zu sein, der absteigt“. Nachdem sich Sportdirektor Frank Arnesen mit dem achten Platz als Ziel für die nächste Saison zu Wort gemeldet hatte, sagte Fink, „dass wir keine großen Ziele ausgeben sollten“. Er unterstrich, dass der Verein nicht nervös geworden, Aufsichtsrat und Vorstand ruhig geblieben seien. Er glaube, „dass die jungen Spieler etwas gelernt haben“, sagte Fink – und gab allen zwei Tage frei. Und die Spieler spendierten den Fans die Hälfte der Getränkepreise aus der Mannschaftskasse.

Petrić trug am Ende mehrere T-Shirts übereinander. Eines hatte er selbst gestaltet, vorne drauf stand: „Danke für die geile Zeit“, hinten: „Danke, meine Perle“. Der HSV steigt nicht ab – und hat eine weitere Saison verpasst, dem fußballerischen Stil näher zu kommen, der Erfolg verspricht. Von diesem Stil war der HSV in den vergangenen Jahren weit weg, in den letzten Spielen dieser Saison sogar weiter denn je.

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