Flughafen-Eröffnung geplatzt: Ich hab noch'n Koffer in Berlin
Unternehmen und Fluggäste müssen sich auf die verspätete Eröffnung einstellen - und tun sich zum Teil schwer
Die Verschiebung der Flughafeneröffnung hat weitreichende Konsequenzen: Der Flugverkehr muss neu organisiert, der Umzug neu geplant werden. Viele betroffene Unternehmen und die zuständigen Verwaltungen wurden von der Entscheidung offenbar überrascht und wollten sich am Dienstag zu den Folgen nur begrenzt äußern.
Fest steht: Der für den Großflughafen geplante Flugverkehr soll nun an den bisherigen Standorten Tegel und Schönefeld abgewickelt werden. Daniela Augenstein, Sprecherin in der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, sagte der taz, die Betriebsgenehmigung für Tegel wäre auch nach der Eröffnung des neuen Flughafens sechs Monate weitergelaufen. Anträge, die Betriebspflicht zu verkürzen, würden derzeit ruhen. Vom Infrastruktur-Ministerium Brandenburg, das für Schönefeld zuständig ist, war am Dienstag keine Auskunft zu erhalten.
Fluggäste werden informiert
Die Umstellung bedeutet eine gewaltige Anstrengung: Die Lufthansa etwa hat zahlreiche zusätzliche Flüge vom neuen Flughafen geplant. Diese Flüge in Tegel und Schönefeld zu realisieren, sei keine leichte Aufgabe, sagte der Leiter der Deutschen Flugsicherung Berlin, Hans Niebergall. Kunden müssen sich entsprechend auf Änderungen einstellen. Sowohl Lufthansa als auch Air Berlin kündigten an, jeden betroffenen Kunden persönlich zu informieren.
Vertreter der Berliner und Brandenburger Wirtschaft zeigten sich am Dienstag verärgert. „Wir erwarten jetzt, dass mit Hochdruck an einer Lösung der technischen Probleme gearbeitet wird, damit der Flughafen so schnell wie möglich seinen Betrieb aufnehmen kann“, sagte der Hauptgeschäftsführer der Vereinigung der Unternehmerverbände in Berlin und Brandenburg (UVB), Christian Amsinck. Die wirtschaftlichen Folgen für die Betroffenen seien noch nicht absehbar.
Auswirkungen auf Verkehr
Die Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) rechnen durch die Verschiebung der Flughafeneröffnung nicht mit einem Nachteil für ihre Fahrgäste: „Wir können unseren Kunden versichern, dass wir den Fahrplan aufrechterhalten können“, sagte Sprecherin Petra Reetz. Auch die Bahn sieht für sich keine Probleme durch die spätere Eröffnung des Hauptstadtflughafens. „Wir sind auf Standby und können jederzeit starten“, sagte ein Sprecher. „Unser Bahnhof ist fertig, die Züge stehen bereit.“ Auch das Logistikunternehmen Schenker, das unter anderem für den Umzug der Lufthansa verantwortlich ist, bleibt gelassen. Das Unternehmen sei bezüglich eines neuen Termins flexibel, sagte Sprecher Bernd Weiler: „Wir stehen bereit, wann immer es ist.“
Taxis freuen sich
Manche freuen sich auch über die Verschiebung der Eröffnung: „Es kommt uns vielleicht nicht ungelegen“, sagte der Vorstand des Taxi Verbands Berlin-Brandenburgs, Detlef Platte. Es entstünden weder Mehrkosten für die Fahrgäste noch für die über 7.200 Taxifahrer in der Stadt. Gleichzeitig habe der Verband dadurch mehr Zeit, sich mit Politik und Betreibern bezüglich umstrittener Taxitarife bei der Abfahrt vom neuen Flughafen zu einigen. Die bisher vorgesehene Regelung bedeute Mehrkosten für die Fahrgäste und sei zudem für unehrliche Taxifahrer leicht zu manipulieren.
Der Flughafen-Festakt am 24. Mai, zu dem sich auch Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) angekündigt hatte, wurde abgesagt. Eine große Feier werde es im August dann wohl nicht geben, hieß es. Die Publikumstage am kommenden Wochenende sollen aber wie geplant stattfinden. (mit dpa, dapd)
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Ungelöstes Problem der Erneuerbaren
Ein November voller Dunkelflauten
Autobranche in der Krise
Kaum einer will die E-Autos
Abschiebung von Pflegekräften
Grenzenlose Dummheit
Trumps Personalentscheidungen
Kabinett ohne Erwachsene
113 Erstunterzeichnende
Abgeordnete reichen AfD-Verbotsantrag im Bundestag ein
Bürgergeld-Empfänger:innen erzählen
„Die Selbstzweifel sind gewachsen“