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Kommentar Bundesliga-RelegationHerthas miese Strategie vor Gericht

Kommentar von Johannes Kopp

Nach dem abschlägigen Urteil zur Spielwiederholung zieht Hertha vor das DFB-Bundesgericht. Die Chancen stehen schlecht – weil der Anwalt des Vereins eine sehr schlechte Figur macht.

Strahlt eher wenig Optimismus aus: Herthas Anwalt Christoph Schickhardt. Bild: dapd

D ie letzte Hoffnung von Hertha BSC Berlin ruht nun auf Götz Eilers. Der Vorsitzende des DFB-Bundesgerichts gilt als pedantischer Ordnungsliebhaber. Nachdem das DFB-Sportgericht den Einspruch der Berliner gegen die Wertung des unter turbulenten Umständen zu Ende gebrachte Relegationsrückspiels abgelehnt hatte, soll am Freitag die letzte Gerichtsinstanz des Deutschen Fußball-Bundes die 2:2-Niederlage in Düsseldorf ungeschehen machen und ein Wiederholungsspiel ansetzen, hofft Hertha.

Die Chancen darauf stehen indes trotz Eilers nicht gut. Die Gerechtigkeitsprobleme, die sich der DFB dadurch einhandeln würde, wären bei weitem größer als die bislang zu bewältigenden. Um die Ausgangsposition wieder herzustellen, müssten konsequenterweise bei Hertha der eigentlich wegen der gelb-roten Karte gesperrte Änis Ben-Hatira, die verbalen Schiedsrichter-Tiefschläger Christian Lell („feiges Schwein“) und Andre Mijatovic („Wichser“) sowie der tatsächliche Schiedsrichter-Schläger Levan Kobiashvili mitmachen dürfen.

Genauso wenig könnte man den Hertha-Fans, die mit ihren Bengalo-Würfen die Gesundheit der Spieler gefährdeten, den Zugang ins Stadion verwehren. So viele Augen kann der DFB auf einmal gar nicht zudrücken. Auch wenn Hertha die unzähligen Straftaten seiner außer Kontrolle geratenen Spieler und Fans völlig getrennt vom Platzsturm der euphorisierten Düsseldorfer Fans verhandelt sehen möchte, denken die DFB-Richter bei ihrer Urteilsfällung unweigerlich auch an die miteinander verknüpften Konsequenzen.

Hertha hat sich selbst verschuldet in eine erbärmliche Ausgangslage gebracht. Trotz alledem wäre die Aussicht auf ein Wiederholungsspiel gar nicht einmal gering gewesen, wenn der Verein sich nicht vor dem DFB-Sportgericht für eine ebenso erbärmliche Strategie entschieden hätte.

Gewaltdebatte ohne Gewalt

Hertha-Anwalt Christoph Schickhardt rückte „die Todesangst“ der Spieler in den Fokus, die angeblich die Berliner angesichts der jubelnden Düsseldorfer Platzstürmer befallen hätte. Bestärkt fühlte er sich bei dieser populistischen Argumentation vermutlich durch das große mediale Bohei, das in der Nachbetrachtung des Spiels erfolgte. In einem Reflex wurde wieder die Gewaltdebatte losgetreten, obgleich es nicht einen Verletzten auf dem Rasen gab.

privat
Johannes Kopp

schreibt regelmäßig für die taz.

Das beste Argument, das Hertha in die Waagschale zu werfen hatte, ging dabei fast unter. Angesichts der so leicht überwindbaren Barrieren konnte den Berliner Profis nach dem Platzsturm durchaus bei der Vorstellung, auf welche Weise sich der Frust der Düsseldorfer entladen würde, wenn ihnen noch der Ausgleichstreffer gelungen wäre, Angst und Bange werden. Eine solche Drucksituation als regulär zu bezeichnen, ist gewagt. Anstatt von der angeblich wirklich erlebten Bedrohung zu salbadern, hätte der Verein die vorstellbare Bedrohung zum alleinigen Thema machen müssen.

Mit ihrer plumpen Taktik haben es die Berliner aber dem DFB-Sportgericht äußerst einfach gemacht, zum erwünschten Ergebnis zu kommen. Richter Hans Lorenz verwies kühl darauf, dass Hertha BSC die behauptete einseitige Schwächung seiner Mannschaft nicht belegen konnte. Psychische Beeinträchtigungen sind seit jeher eine schwer justiziable Größe. Und deshalb stellte das Gericht klar, ein Wiederholungsspiel hätte es nur bei nachweislichen Angriffen auf Spieler gegeben.

Der „positiv besetzte Platzsturm“

Das ist eine interessante Feststellung, die zudem kurios begründet wurde. Lorenz sagte: „Das würde in Zukunft bedeuten: Wird ein farbiger Spieler nach 20 Minuten rassistisch beleidigt und trifft keinen Ball mehr, könnte man immer auf psychische Beeinträchtigung plädieren.“ Dies verdeutlicht auf entlarvende Weise, dass der DFB bei delikaten Fragen den pragmatischen Lösungen stets den Vorrang einräumt. Dafür erweiterte man beim DFB gar seinen Wortschatz und sprach im Hinblick auf die Düsseldorfer Vorkommnisse von einem „positiv besetzten Platzsturm“.

Indirekt hat der DFB auch eine Antwort auf die Frage gegeben, die Hertha zu wenig in den Mittelpunkt rückte: Die Angst der Hertha-Spieler in den letzten anderthalb Spielminuten vor dem sich eventuell gewaltsam entladenden Frust der Düsseldorfer Fans im Falle eines Ausgleichstreffers zählt nicht bei der Bewertung des Spielausgangs, da sie nicht feststellbar ist. Es ist ein fragwürdiges Urteil.

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taz-Sportredakteur
Jahrgang 1971, bis Ende März 2014 frei journalistisch tätig. Seither fest mit dem Leibesübungen-Ressort verbunden.
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19 Kommentare

 / 
  • U
    Urgestein

    Nach Aussage des Düsseldorfer Sicherheitsbeauftragten befanden sich 900 Ordner im Stadion - 200 mehr als bei jedem anderen Event zuvor. Als die Berliner Fans nach dem 2:1 für Düsseldorf begannen Bengalos abzubrennen und in den Innenraum, auf das spielfeld, zu werfen, musste ein Großteil der Ordner und die im Innenraum befindlichen Polizeikräfte vor dem Gästeblock zusammengezogen werden um die Sicherheit für die Zuschauer in den angrenzenden Blöcken sowie der Spieler zu gewährleisten. Das eröffnete dann die Räume, die von einigen Düsseldorfern genutzt wurden um in den Innenraum zu gelangen.

     

    @andyconstr

    Cool, was ich demnächst als Auswärtsmannschaft alles darf: Mit dem Mannschaftsbus ein paar dutzend Bengalos ins Stadion schmuggeln und an paar angeworbene Hools verteilen, die sie dann bei einem vermutlich uneinholbaren Rückstand brennend aus dem Gästeblock aufs Spielfeld werfen um die Ordnungskräfte zu binden, während ein oder zwei als Heimfans verkleidete Söldner im entstehenden Chaos dann den Rasen stürmen und "feiern". Eine Annullierung meiner klaren Niederlage inklusive saftige Strafe für den Gegner ist mir dann ja gewiss. Und das ganz ohne Baseballschläger.

     

    Müssen nur noch die Berliner Spacken beim DFB damit durchkommen...

  • T
    Typ

    @EinGast

    "Zu der Erlaubnis von Lorenz, zukünftig problemlos gegnerische Spieler durch rassistische Beleidigungen aus dem Konzept zu bringen (so lange kein Dritter das hört...), fällt einem nichts mehr ein. Insbesondere weil genau wegen solcher Taten das DFB-Sportgericht (also genau das selbe wie Freitag/Montag!) entschieden hat, dass dies nicht statthaft ist. Beim Spiel SV Mügeln-Ablaß gegen den Roten Stern Leipzig fand der Abbruch in Minute 80 statt und das Spiel wurde dann 0:2 für RSLeipzig gewertet, obwohl es zuvor 2:0 für M-A stand. Das war 2010!"

    Äpfel und Bananen... Vorweg: Dieser Vergleich des Richters Lorenz ist mehr als unglücklich, dürfte aber mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nicht in der schriftlichen Urteilsbegründung wiederzufinden sein, und nur diese ist relevant. Das von Ihnen angesprochene Spiel, und die Einschränkung geben Sie selbst, wurde nicht in Paul-Gascoine-Manier heimlich und hinter dem Rücken des Schiedsrichters beeinflusst, sondern von runde 100 Neonazis auf der Tribüne, die fortwährend und somit unüberhörbar ausländische Spieler und Fans mit einer anderen politischen Gesinnung bepöbelten und beleidigten. Das ist grundsätzlich unterschiedlich. Würden Sie diesen Fall als gleichwertig heranziehen, wäre bereits das Pfeifen der gegnerischen Fans etwa bei einem Strafstoß als unzulässige, psychologische Beeinflussung bewertet und das Spiel neu angesetzt werden. So einen Fußball wollen wir Fans nicht!

     

    Flüstert ein Spieler seinem Gegner rassistische Äußerungen ins Ohr, oder säuselt ihm homoerotische Anspielungen in selbiges Organ, ist dies objektiv nicht bewertbar! Es steht Aussage gegen Aussage - eine Pattsituation, die ohne Zeugen oder andere Beweise nicht zu klären ist.

  • T
    Typ

    @andyconstr

    Ja, so einfach ist (scheint) das. Sie können aber auch wahlweise als Heimfan getarnt dem Schiedsrichter einen Bierbecher an den Kopf werfen und so eine Wertung i.H.v. 2:0 für das eigene Team zu erwirken. Und draußen regenet's Schokomilch und die Straßen sind mit Kaugummi gepflastert....

  • E
    EinGast

    Ein paar Irrtümer aus den Kommentaren ausräumen:

     

    "Die Fernsehbilder lagen vor." (Haching)

    Stimmt, allerdings wurden sie nicht als Beweise abgenommen. Abgetan mit einem kurzen "kennen wir ja". Und diese nachdem zuvor Widersprpüche aufgetreten sind, die man hätte beobachten können. Der Einsatz wäre sogar im Rahmen der bisherigen Gesetzgebung gewesen, da er (bisher) nur zulässig ist, wenn der SR die Situation nicht sieht. Stark sagte, er hätte keine Zuschauer im Innenraum "wahrgenommen", obwohl sie dort nachweislich standen.

     

    "Konsequent wäre gewesen in der Kabine zu bleiben" (Hans)

    Gemäß §17 Durchführungsbestimmungen wäre das Spiel dann verloren gewesen. Die Aussage der SR, ein nichtkommen hätte Konsequenzen ist diesbezüglich sehr eindeutig.

     

    "haben geglaubt, den Schlusspfiff gehört zu haben" (Martin)

    Etwas zu glauben und dann lächelnd das Spielfeld zu stürmen ist also ok? Na gut, die neue Saison kommt bestimmt...

    Dumemrweise sind die Leute schon auf den Platz gerannt, als der Ball noch im Spiel war. Da gab es keinen Pfiff und somit auch keine Verwechselung. Darüber hinaus dürfen sie gar nicht im Innenraum sein, weil es dadurch irregular wird. Der Aufenthalt für Fans ist dort verboten!

     

    "Meines Wissens kann der DFB auch gar nicht anders als das Spiel zu werten" (Ceres)

    Wie sie in dem anderen Komemntar so schön selber gesagt haben, fehlen Kenntnisse in Bezug auf Regeln und Rechtssprechung.

    Selbstverständlich könnte der DFB anders. Er hat grundsätzlich 3 Möglichkeiten: Beibehalten, Neuansetzen auch mit geänderten Bedingungen, für den Verein werten, der Einspruch erhoben hat.

     

     

    Und hier zeigt sich auch die völlige Ahnungslosigkeit des taz-Kommentators.

     

    "Um die Ausgangsposition wieder herzustellen, müssten konsequenterweise bei Hertha der eigentlich ... gesperrte(n) ... mitmachen dürfen."

    Quatsch mit Soße! Unsportlichkeiten werden damit nicht negiert. Es wird auch nicht das Spiel virtuell ausfallen gelassen, sondern "das Ergebnis revidiert". Der kompetente Mensch erkennt den Unterschied zwischen Spiel und Ergebnis.

     

    "Genauso wenig könnte man den Hertha-Fans, [...], den Zugang ins Stadion verwehren."

    Klar kann man! Wenn sie das Spiel gefährdet haben, kann das Spiel unter Ausschluss der Öffentlichkeit/Zuschauer vor Ort stattfinden.

     

    "jubelnden Düsseldorfer Platzstürmer"

    Nochmal, auch wenns unverständlich ist: Im Innenraum hat sich niemand aufzuhalten, außer wenige zugelassene Personen. Fans gehören NIE dazu!

     

    Daneben ist es schnuppe, wie mehrere tausend Personen auf einen zustürmen. Ob grimmig, freundlich lächelnd oder vermummt mit 2500°C heißen Bengalos in der Hand. Dies ist eine Beeinflussung.

    Der Umkehrschluss lautet: Ich muss nur lächeln und kann dann jederzeit stürmen.

     

    Zu der Erlaubnis von Lorenz, zukünftig problemlos gegnerische Spieler durch rassistische Beleidigungen aus dem Konzept zu bringen (so lange kein Dritter das hört...), fällt einem nichts mehr ein. Insbesondere weil genau wegen solcher Taten das DFB-Sportgericht (also genau das selbe wie Freitag/Montag!) entschieden hat, dass dies nicht statthaft ist. Beim Spiel SV Mügeln-Ablaß gegen den Roten Stern Leipzig fand der Abbruch in Minute 80 statt und das Spiel wurde dann 0:2 für RSLeipzig gewertet, obwohl es zuvor 2:0 für M-A stand. Das war 2010!

     

    Seit diesem Montag sind rassistische Beleidigungen dank DFB-Sportgericht wieder erlaubt. Man muss halt nur aufpassen, dass es niemand hört wegen Strafverfahren (mehr Zeugen und so). Oder man lässt die Sachen durch die Fans "erledigen", wie in diesem Fall. Glückwunsch DFB!

     

    Und niemanden stört es, nicht mal die taz :-(

     

    PS: Link zum https://www.focus.de/sport/fussball/wm-2010/national-rassistische-fans-sorgen-fuer-spielabbruch_aid_502057.html

  • A
    andyconstr

    Cool ist das was man jetzt als Fan darf.Wenn ich also meine das meine Mannschaft gewonnen hat renn ich auf Spielfeld und blockiere das Spiel.Ich muß nur genügend Fankumpanen finden die mitmachen, dann ist das Spiel praktisch gewonnen.Probleme könnte es nur geben wenn die Fans der anderen Mannschaft das zu früh merken, dann sollte man einen Baseballschläger bei haben.Da ist jedes Computerspiel ein Scheißdreck gegen, ich mit meinem Baseballschläger entscheide das Spiel.Nur leider hat das dann nichts mehr mit dem Sport Fußball zu tuen;-)

  • D
    dennis

    ich glaub es einfach nicht immer wieder von chaos und gewalt im zusammenhang mit diesem mittelklassigen fußballspiel lesen zu müssen. meine mienung lautet wie folgt: relegationsspiele abschaffen und abfahrt. die bilder die aus karlsruhe und düsseldorf kamen sind die geister, die der dfb und die dfl in zusammenarbeit mit fernsehanstalten und sponsoren rief. basta. - hätte hätte fahrradkette. hätte düsseldorf die beiden großchancen kurz vor schluss verwertet, wäre es 4:2 ausgegangen und die ganze elendige und peinliche diskussion wäre uns erpart geblieben. was erlauben löw? "ich hab das spiel zwar nicht gesehen, aber wir kriegen hier auch die bild ins trainingslager geliefert und ich sage wir müssen der gewalt ein ende bereiten." mit verlaub, wollt ihr mich alle verarschen? die einzigen, die nachweislich gewalt ausgeübt haben waren die berliner spieler. die haben dem schiedsrichter einen faustschlag verpasst und ihn (vor zeugen) bedroht und beleidigt. fans(?) von hertha haben mit bengalowürfen versucht einen spielabbruch zu provozieren. die düsseldorfer sicherheitskräfte haben bei dem verfrühten "positiv besetztem platzsturm" versagt. der schiedsrichter und der dfb-beobachter haben das spiel gemeinsam und korrekt zu ende gebracht. es wurde niemand ernsthaft verletzt und von chaos, gewalt und randale kann hier einfach keine rede sein. auf dem hamburger hafengeburtstag werden jedes jahr unzählige körperverletzungen für marketingzwecke der marke hamburg in kauf genommen. hier spricht man aber von einem friedlichen volksfest. leute, leute. hertha hat sich den abstieg redlich verdient. der hsv war kurz davor, hat aber noch den kopf aus der schlinge ziehen können. so ist fußball. deswegen mögen wir diesen eigentlich hirnrissigen kram so. als wenn hertha in den letzten 45 sekunden noch ein tor erzielt hätte. dafür hatten sie 34 spieltage und nochmal 2 x 90 zusätzliche minuten zeit. punkt. aus. ende. lasst die spieler jetzt zu ihren familien und in den urlaub oder zu den nationalmannschaften und macht diesem peinlichen treiben ein ende. mann, wie geil war fußball ohne diese mediale aufmerksamkeit. diese angstdurchtränkte gesellschaft ist einfach nicht mehr zu ertragen. ich frage mich, was macht ihr erst, wenn wirklich mal etwas passiert?

  • C
    Ceres

    Auch wenn der Autor die Haltung des DFBs kritisiert. Der praktikable Weg ist der einzige Weg oder sollen Spiele nicht mehr auf dem Platz sondern vor Gericht entschieden werden?

    Das man jetzt das hohe Klagelied spielt ist ein bisschen naiv. Es gab schon immer Urteile die als unfair empfunden wurden, aufgeregt hat sich niemand. Warum auch? Es haben doch alle immer mehr oder weniger davon profitiert. Was wäre denn gewesen, wenn Hertha gewonnen hätte und Düsseldorf wegen der Bengalos eine Rückspielrunde gefordert hätte?

     

    Wegen eines Platzsturms in den letzten Sekunden eine komplette Wiederholung des Spiels zu fordern ist dreist und meines Wissens kann der DFB auch gar nicht anders als das Spiel zu werten.

    Die eigentliche Strafen dürften in Geldstrafen münden, der gangbare faire Weg.

  • S
    S.W.

    Schlamassel, Dilemma ...

     

    Dass Hertha BSC Berlin und der 1. FC Köln es am letzten Spieltag noch in die Relegation schaffen konnten, muss man dem 1. FC Kaiserslautern wirklich vorwerfen.

     

    Beide Vereine hätten den direkten Abstieg ob des Chaos' in ihren Führungsetagen und in ihren Kadern verdient gehabt. Und nun das:

     

    Mit Fortuna Düsseldorf als 3. Aufsteiger in die Bundesliga kann auch niemand zufrieden sein!

     

    Kopfstoß-Meier und Wohlfühl-Werner sind als Führungspersönlichkeiten schon peinlich genug. Aber das ist es nicht: Fortuna ist als Bundesligist nur schwer erträglich wegen kollektiver Fandummheit.

     

    Mag sein, dass niemand gefährdet wurde und auch niemand gefährdet werden sollte beim Fansturm am vergangenen Dienstag. Aber wie blöd kann man sein?! 7 Minuten Nachspielzeit aufgrund diverser Bengalokaskaden sollten der Stimmung im Stadion und der Schwarmintelligenz der Fans doch eigentlich eingetrichtert und vermittelt haben, dass man besser mal abwartet mit dem Überquellen der Freude bis man einen Pfiff hört, aufgrunddessen die Düsseldorfer Spieler die Arme hochreißen und die Berliner Spieler sich in Richtung Kabine trollen. Wo war das Empfinden der Größe des Augenblicks, den man besser nicht leichtsinnig gefährdet? Nein, vor Düsseldorfs Fans muss man nicht Angst haben; man muss sich nur Sorgen machen, dass sie sich in der 1. Liga z. B. auswärts ständig verlaufen und damit ganz neue Gefahren heraufbeschwören werden. Eine ganz neue Qualität.

  • J
    Jürgen

    Hallo Herr Kopp,

    hätte Hertha noch ein Tor geschossen, wäre die Mannschaft 3:2 in Führung gegangen und wäre in der 1. Liga verblieben. Haben Sie das Spiel nicht gesehen?

     

    Ganz abgesehen davon, direkt nach Abpfiff sind Hertha-Spieler auf den Schiedsrichter losgestürmt und haben ihn bedrängt, er hätte zu kurz nachspielen lassen (konnte man schön im Fernsehen verfolgen). Die hat es also nicht interessiert, ob bei einem 3:2 durch Hertha ein neuerlicher Platzsturm hätte folgen können. Hier wurde von Seiten der Hertha-Verantwortlichen ein rein theoretisches Szenario im Nachhinein in die Welt gesetzt, um einen Ansatzpunkt für einen Einspruch zu haben.

     

    Ein ganz schlechter Kommentar (und wieder ein Grund, für die taz nichts zu zahlen).

  • M
    Martin

    @Ben: ein paar Leute haben geglaubt, den Schlusspfiff gehört zu haben.Sie jubeln, die umstehenden stimmen ein, die ersten laufen los. Die Masse setzt sich in Bewegung. Es ging nicht darum, einen Spielabbruch zu erzwingen, sondern nur um den Sieg zu feiern. Das ist ein. positiver Platz.

  • VO
    VfB Oldenburg-Fan

    Die Argumentation des Hertha-Anwaltes von wegen „Todesangst“ war offensichtlich überzogen, und daher sehr dürftig. Noch schwächer jedoch die des Gerichtes. Ein Gericht hat eigene Überlegungen anzustellen, die Tatsachen fundiert zu beurteilen, dafür wird es bezahlt.

     

    Eine Mannschaft muss nicht in Todesangst versinken, um geschwächt zu werden, eine starke Verunsicherung genügt. Und die ist infolge eines Platzsturmes – so harmlos der auch gemeint war – nicht von der Hand zu weisen.

     

    Wichtiger aber noch: Eine Spielunterbrechung von 20 Minuten ist ein gravierender Eingriff in den Spielverlauf, wenn sie wie hier kurz vor Abpfiff angeordnet wurde. Unabhängig davon, wodurch die Unterbrechung notwendig war. Das lässt sich nicht heilen, indem stumpf die vorgesehenen – hier 2 Minuten – noch gespielt werden. Es dauert halt bis die Mannschaften wieder in Tritt kommen, was diejenige, die unbedingt ein Tor erzielen muss, schwerwiegend benachteiligt.

     

    Inwiefern in einer solchen Situation, Unterbrechung kurz vor Spielende, (nochmals) eine längere Nachspielzeit anzusetzen ist, ist eine Grundsatzfrage. Also keine Tatsachenentscheidung, sondern eine Regelauslegung. Dazu hätte das Gericht unabweisbar Stellung beziehen müssen. Unabhängig davon, dass hier im konkreten Fall es keine wirklich befriedigende Entscheidung treffen kann.

  • HH
    Herr Hansen aus Hamburch-Harburch

    Wenn der Hertha-Anwalt mit dem Argument, dass seine Spieler auf einmal Angst vorm Tore schießen hatten, durchgekommen wäre, würde er die Liga demnächst auf Wiederholung der gesamten Rückrunde verklagen - allein schon wegen des Streitwertes.

  • F
    FAN

    Ach, Tazdödel...

    So ist es Richtig - Michael Lehner: Nein, mit diesem Urteil kann ich wenig anfangen. Der Einspruchsgrund war, dass es eine Schwächung von Herthas Mannschaft gegeben hat. Und wenn zwei Minuten vor dem Abpfiff, mitten in der Berliner Schlussoffensive, 1000 Leute über den Platz ziehen und das Spiel lange unterbrochen werden muss, dann ist das eine Schwächung. Ob die Herthaner nun Todesangst gehabt haben, sei dahin gestellt. Aber ich kann doch 20 Minuten später nicht wieder anpfeifen und sagen: „Da war nix, macht weiter.“

  • H
    HansDampf

    @ urmel

    Hertha hatte seine Nachspielzeit noch, da ist kein Tor mehr gefallen. Ende der Nachspielzeit, Pfiff und gut ist es. Enstand Fortuna Düsseldorf gg. Hertha 2 zu 2. Hätte, hätte Fahrradkette gilt hier nicht mehr. Wären die Bengalen aus dem Hertha Block nicht aufs Spielfeld geflogen, hätte (hätte Fahrradkette) die Fortuna noch vorzeitig zwei Tore geschossen. Konsequent wäre gewesen in der Kabine zu bleiben, aber dieses aktuelle Theater geht nur noch auf die Nerven.

  • P
    peter

    das urteil ist ein witz und wird keinen bestand haben.

     

    regelwidrige tatsachen entscheidungen sind eben regelwidrig und nicht ermessensache des schiris- siehe phantomtor vor vielen jahren von helmer.

     

    platz war nicht bespielbar, fehlende eckfahnen etc -dazu die bedrohungslage usw.

  • U
    Urgestein

    Das Spiel in Düsseldorf endete 2:2, nicht 2:1. Davon abgesehen weisen die Beobachtungen des Autors schon in die richtige Richtung.

     

    @bEn

    Was wäre denn gewesen, wenn Anhänger des FC Chelsea nach dem 0:1 den Platz gestürmt hätten, Chelsea nicht mehr zum Ausgleich gekommen wäre und die UEFA daraufhin ein Wiederholungsspiel angesetzt hätte obwohl nach 20minütiger Unterbrechung bis zum Ende gespielt worden wäre? Würden die Bayernfans dann auch sagen: "Klar, Wiederholungsspiel muss sein, waren ja zwischendurch mal Leute auf dem Platz..."

     

    Wenn Sie mal nicht alles so drehen wie es Ihnen gerade passt fällt Ihnen vielleicht auf, was für einen selektiven Bullshit Sie verbreiten...

  • U
    urmel72

    Auch wenn der Artikel zum x-ten Mal das leidige und überflüssige Thema "Chaosspiel" in Düsseldorf behandelt, so besteht doch ein wesentlicher Unterschied zu allen anderen Beiträgen. Der Autor liegt mehrmals daneben, wenn er von der Möglichkeit redet, das Berlin noch den Ausgleich hätte schaffen können. Vor Abbruch stand es bereits 2:2, und ein weiteres Tor von Hertha BSC hätte den Sieg und damit den Verbleib in der ersten Liga bedeutet. Ganz schlecht recherchiert.

  • AH
    Aus Haching

    Aus diesem Kommentar spricht ebenso wie aus der Berichterstattung des heute journals am Freitag eine Verkennung der Rolle des Anwalts vor Gericht.

     

    Die Tatsachen waren dem Gericht bekannt. Die Zeugenaussage des Schiedsrichters lag vor, ebenso die Fernsehbilder.

     

    Damit war das Verfahren auch entschieden. Hertha hätte mit keinerlei Strategie ein Wiederholungsspiel erreichen können. Es kam nur darauf an, die Öffentlichkei zu mobilisieren, nicht darauf, den DFB zu beeindrucken. Und ersteres ist Hertha gelungen.

     

    Flammende Plädoyers führen nur in Filmen zu etwas. Im wahren Leben entscheidet der Sachverhalt.

  • B
    bEn

    Wenn der DFB sich mit dem „positiv besetzten Platzsturm“ nicht mal richtige Probleme schafft.

    Was wäre denn gewesen wenn die Bayern-Fans nach dem 1:0 auf den Platz gestürmt wären? Und wie siehts aus wenn Ultras das in Zukunft als "taktisches Mittel" nutzen?