piwik no script img

Die WahrheitKnochentief im Glück

Individuelle Accessoires aus Tieren liegen im Trend

Stinkfaules Löwenpack: in der Savanne völlig nutzlos, als Bettvorleger aber der absolute Hingucker. Bild: Reuters

Kunststoff, Carbon, Leichtmetall, Verbundstoffe – das sind die Materialien, aus denen die meisten Alltagsgegenstände heute gefertigt werden. Eine tragische Fehlentwicklung, denn viel zu oft wurde dem puren Pragmatismus jegliche Ästhetik geopfert. Heutige Produkte muten meist billig an und wirken austauschbar und langweilig. Wohl auch aus diesem Grund findet bei der hippen Käuferschaft von heute ein neuer Trend Anklang: stylische Produkte aus Tieren und Tiernebenerzeugnissen.

Wo die Nachfrage wächst, da lässt das Angebot natürlich nicht lange auf sich warten. Einer der Vorreiter in dieser Branche ist der Spezialversand www.accesimals.com mit Sitz in Nairobi. Der Name ist hier Programm – Accesimals ist eine Wortneuschöpfung aus Accessoires und Animals. Der Gründer, Sir Graham N’dugu, beschreibt seinen Ansatz so: „Unsere Kundschaft will etwas Exklusives, etwas von Wert. All diese ordinären Plastikprodukte öden die Leute doch nur an, das steckt kein Leben drin. Außerdem entfernt sich man so immer weiter von der Natur.“ N’dugus Motto lautet daher sehr treffend: „Back to the Bones!“ Er selbst ist das beste Beispiel. Während er von seinem Geschäftsmodell erzählt, sitzt er gemütlich an einem eleganten, aus Elefantenknochen geformten Schreibtisch und schlürft aus einer kunstvoll verzierten Schimpansenschädeltasse.

„Sehen Sie, dank der industriellen Fertigung, dem zunehmenden Preisdruck und auch wegen der Propagandaaktionen von Naturschutzorganisationen wird eine natürliche Ressource heute viel zu wenig genutzt: die Tiere. Dabei gibt es Unmengen davon“, erklärt N’dugu. Diese brachliegenden Potenziale will er mit seiner Firma erschließen. „Löwen und Zebras stehen unnütz in der Savanne herum, wo sie doch entspannt und dekorativ auf unserem Wohnzimmerboden liegen könnten. Wale setzen unter Wasser nur Algen an, wo wir doch unsere Couchgarnitur mit ihrem Penisleder beziehen könnten.“ N’dugu schmunzelt. Der Erfolg seines Vertriebs scheint ihm recht zu geben.

Das Sortiment von Accesimals schlägt dabei gekonnt eine Brücke zwischen Klassikern, wie etwa Zahnstochern aus Elfenbein, Stiefeln aus Krokoleder oder kuscheligen Nerzkragen, auf der einen Seite und innovativen Lifestyle-Produkten für die junge Generation auf der anderen. Darunter findet sich auch eine Vielzahl von interaktiven Komponenten sowie Zubehörteilen für Unterhaltungselektronik. „Unser absoluter Renner ist momentan die iPhone-Schutzhülle aus echten Korallen!“, schwärmt der Geschäftsmann und kramt das edle Teil aus der Hosentasche. „Das sieht nicht nur gut aus, es liegt wegen der rauen Oberfläche zudem fantastisch in der Hand.“ Auch iPad-Cover aus Rehkitzfell oder Delfinhaut erfreuen sich großer Beliebtheit.

Neu im Programm ist auch ein 48-teiliges handgeschnitztes Besteckset aus Koalabärknochen, das sich nicht nur als Hochzeitsgeschenk ideal eignet. Für Freunde der Aquaristik hat man hingegen etwas ganz Besonderes parat: 16 seltene Zierfischarten, die über eingebaute Leuchtdioden verfügen und so das Aquarium von ganz allein erhellen. Die unter den Schuppen implantierten Batterien versorgen den Fisch ein Leben lang mit Energie.

Die Wachstumsraten in der Branche sind enorm, und N’dugus Firma ist längst nicht mehr allein am Markt. Die chinesische Konkurrenz nennt sich beispielsweise www.tuzaitrends.cn und verspricht Tierkörperaccessoires zu unschlagbaren Preisen. Allerdings wurden bereits Gerüchte laut, dass das Unternehmen gar keine echten Kadaver verarbeite, sondern billige Kopien aus Sägemehl und Bitumen herstelle. Aber auch in Osteuropa und Südamerika gehen ständig neue Anbieter an den Start.

N’dugu fürchtet die Konkurrenz jedoch nicht. Er will nicht an der Preisschraube drehen, sondern lieber mit Service und Komfort ein nachhaltiges Geschäft aufbauen. Bestellungen unter www.accesimals.com sind ab einem Einkaufswert von 2.000 Euro weltweit versandkostenfrei, und selbst die Zollformalitäten übernimmt das Unternehmen gegen eine geringe Bestechungspauschale. Sir Graham N’dugu plant mittlerweile schon seinen nächsten großen Coup: eigene Designlinien für H&M, Ikea und Zalando.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

0 Kommentare

  • Noch keine Kommentare vorhanden.
    Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!