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Hertha trainiert wiederHalbes Team am Start

Das Team des frisch gebackenen Zweitligisten traf sich zum ersten Training. Bisher ist unklar, wer künftig zur Mannschaft gehört.

Herthas neuer Coach Jos Luhukay hat mit der Arbeit begonnen. Bild: dapd

Zweite Liga, Hertha ist dabei. Endgültig, unwiderruflich. Am vergangenen Dienstag erst teilte der Klub mit, auf weitere juristische Schritte gegen die Wertung des Relegationsrückspiels bei Fortuna Düsseldorf (2:2) zu verzichten – und am gestrigen Sonntag stand die Mannschaft schon zum Trainingsauftakt auf dem Platz. Die Vorbereitung für die Saison beginnt.

Die gute Nachricht für die Fans: Die Wiedergutmachungstournee der Hertha in Liga zwei beginnt bereits am ersten Augustwochenende, die Sommerpause fällt kürzer aus. Die schlechte: Bisher sind kaum Spieler da.

Gestern Vormittag um 11.15 Uhr lud der neue Trainer Jos Luhukay zum Trainingsauftakt ans Olympiastadion. Jene knapp 20 Profis aber, die Luhukay um sich versammelt hatte, dürften das Gesicht der Hertha kaum prägen: Etliche gehen noch, einige sollen noch kommen. „Wir sind mit den Personalplanungen in Verzug“, sagte Luhukay bereits in der Woche, „mindestens 14 Tage.“

Nichts ist so wie beim Abstieg vor zwei Jahren, wo man bestens sortiert das Unternehmen Wiederaufstieg anging. Derzeit steht man vor einem kompletten Neubeginn. Die halbe Mannschaft geht: Neben Christian Lell, Andreas Ottl, Patrick Ebert und André Mijatovic werden noch Raffael, Adrian Ramos und Änis Ben-Hatira den Klub verlassen. Bis auf Elias Kalunga, der zuletzt für den VfL Osnabrück spielte und auf Leihbasis nach Berlin kommt, stehen noch keine Neuzugänge fest. Der 20-Jährige gilt als großes Talent, konnte sich bisher aber erst in Liga 3 beweisen. Da schoss der Stürmer zuletzt in 17 Spielen 10 Tore.

Den Kern der Mannschaft bilden bisher Torwart und Publikumsliebling Thomas Kraft, der tschechische EM-Spieler Roman Hubník (der gestern noch fehlte) und Mittelfeldspieler Peter Niemeyer. Der für den Teamgeist ebenfalls wichtige Levan Kobiashvili wird in diesem Jahr nicht mehr spielen. Er ist vom DFB-Sportgericht bis Ende Dezember gesperrt worden, weil er in den Tumulten nach dem Düsseldorf-Spiel den Schiedsrichter geschlagen haben soll.

Immerhin hat man mit Trainer Jos Luhukay den richtigen Mann für den Neuaufbau. Zuletzt hat er in Augsburg gezeigt, wie man mit einem nominell nicht hochklassigen Team optimale Resultate erzielt. Mit Mönchengladbach gelang dem 49-Jährigen 2008 der sofortige Wiederaufstieg, auch Augsburg führte er 2011 in die erste Liga.

Der direkte Wiederaufstieg dürfte dennoch eine viel größere Herausforderung werden als 2010/11. Viel Zeit, ein Konzept zu entwickeln, wird Luhukay nicht bekommen, siehe letzte Saison: Da knickten Management und Präsidium immer schnell ein, sobald der öffentliche Druck zu groß wurde. Nebenbei geht der umstrittene Manager Michael Preetz mit einem um die Hälfte gekürzten Etat (13 Millionen Euro) und 35 Millionen Euro Schulden in die neue Spielzeit.

Hertha stünde es gut an, nun um die wenigen Stammkräfte herum ein Perspektivteam aufzubauen. Erst der kurzfristige Misserfolg wird zeigen, ob Preetz und Präsident Werner Gegenbauer vielleicht doch aus den Fehlern der Vergangenheit gelernt haben, sprich: Größenwahn und kurzfristigen Erfolg nun endgültig hinter sich lassen.

Immerhin kann Hertha auf eine solide Fanbasis zählen: „Ob Bundesliga oder Kreisliga, wir stehen zu Hertha“, war der Tenor bei den Härtesten der Harten, die da Sonntagmorgen am Trainingsplatz standen.

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