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Führungsfrauen in Dax-UnternehmenEin paar Chefinnen mehr

Ein Bericht der 30 Dax-Konzerne zeigt einen leichten Anstieg der Zahl von Frauen in Topjobs seit Oktober 2011. Die Wirtschaft findet ein Quotengesetz deshalb überflüssig.

In Dax-Unternehmen selten zu finden: Eine Chefin. Bild: dapd

BERLIN taz | Die 30 Dax-Unternehmen haben die Zahl der Frauen in ihren Führungsposten leicht gesteigert. Von 2010 bis 2011 wuchs die Zahl der Frauen unterhalb der Ebene von Aufsichtsrat und Vorstand durchschnittlich um einen Prozentpunkt.

Dabei ist zu berücksichtigen, dass die Unternehmen erst im Oktober 2011 eine entsprechende Selbstverpflichtung eingegangen waren. Vorstände und Aufsichtsräte bleiben ausgeklammert, weil sie nicht im Unternehmen bestimmt werden. Für diese beiden Ebenen diskutiert die Politik eine Geschlechterquote.

Einige Beispiele: Bei der Allianz, bei der insgesamt rund 46 Prozent Frauen arbeiten, hat sich die Zahl der Chefinnen von 24,7 Prozent auf 25,6 Prozent erhöht. Besonders gut bei dem Verhältnis Chefinnen zu Mitarbeiterinnen schneiden die Autokonzerne ab. Daimler etwa hat nur 14,6 Prozent Frauen in der Gesamtbelegschaft, dabei aber 12,8 Prozent Frauen in den Spitzenposten, BMW bei 13,8 Prozent Frauen insgesamt immerhin noch 9,1 Prozent.

Diese Unternehmen profitieren von Diversity-Abteilungen, die auch die Erhöhung des Frauenanteils zum Ziel haben. Schlecht sieht dagegen der Gesundheitskonzern Fresenius aus. Es arbeiten zu 71 Prozent Frauen im Unternehmen, aber nur 19,7 Prozent in Führungsjobs. Auch der Handelskonzern Metro Group hat über 60 Prozent weibliche Belegschaft und nur 15,1 Prozent Frauen in der Führung. Sein Ziel bis 2015: 25 Prozent.

„Ein noch deutlicherer Anstieg zeichnet sich im derzeit laufenden Jahr 2012 ab“, so der Personalvorstand von BMW, Harald Krüger. „Der Fortschrittsbericht im nächsten Jahr wird das deutlich zeigen. Bei der BMW Group liegt der Anteil junger Frauen in den Nachwuchsprogrammen teilweise schon bei 37 Prozent.“ BMW hat die Zahlen für den diesjährigen Bericht zusammengestellt.

Die Veränderungen kommen auch in Gang, weil manche Unternehmen das Gehalt ihrer Personalvorstände vom Erreichen des selbstgesteckten Zieles abhängig machen, so etwa bei BMW und der Telekom. Ziel der Aktivitäten ist es, gesetzliche Regelungen zu vermeiden, wie im Papier erläutert wird: „Mit der freiwilligen Selbstverpflichtung sind wir auf dem zielführenden Weg, der eine gesetzliche Regelung entbehrlich macht“, so die Konzerne.

Eingeschliffene Stereotypen

Die SPD-Frauenpolitikerin Caren Marks sieht das anders: „Diese kurze Frist ist kaum aussagekräftig. Aber wenn wir noch ein paar Jahrzehnte warten wollen, können wir ruhig so weitermachen.“ Sie verspricht sich mehr Bewegung, wenn Vorstände und Aufsichtsräte per Gesetz zu je 40 Prozent quotiert werden.

Auffällig ist, dass die Zahl der Chefinnen weltweit in einigen Fällen etwas besser aussieht als in Deutschland. So führen bei Fresenius Medical Care weltweit 30 Prozent Frauen, in Deutschland aber nur 16 Prozent. Christina Haaf vom „Nationalen Pakt für Frauen in MINT-Berufen“ macht dafür die bessere Kinderbetreuung in anderen europäischen Ländern verantwortlich. MINT steht für Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik.

Haaf sieht lang eingeschliffene Stereotype am Werk, bei LehrerInnen, ProfessorInnen und PersonalchefInnen, aber auch bei den Jugendlichen selbst. „Mädchen suchen sich Lieblingsfächer, mit denen sie attraktiv wirken. Das ist meistens nicht Physik“, so Haaf. Besonders großen Einfluss hätten Fernsehserien. Seit es dort eine weibliche Forensikerin zu bewundern gebe, steige die Zahl der Mädchen, die es der Serienheldin gleichtun wollen, rapide an.

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