Zerstörungen durch Unwetter: Day after in Tegel

Ein Gewittersturm hat am Freitag in Tegel den Baumbestand mehrerer Straßen verwüstet. Auch Autos wurden zerstört - Menschen kamen nicht zu Schaden.

Die Stille nach dem Sturm: abgebrochener Baum in Tegel. Bild: Claudius Prößer

An der Tegeler Gorkistraße, kurz vor den S-Bahn-Schranken, hat der Sturm eine Linde entwurzelt, quer liegt der mächtige Baum über dem Gehweg. Auf der gegenüberliegenden Straßenseite fehlt der Dachstuhl des Eckgebäudes, überall liegen zersplitterte Äste und Ziegel herum. Zwei Frauen stehen fassungslos inmitten der Szenerie. "Es war unglaublich", sagt die jüngere, die Fotos mit dem Smartphone macht. "Ich habe gegen die Fenster gedrückt, es war, als ob jemand mit einem Schlauch draufspritzt." Beide wohnen in der Nachbarschaft und sind sich einig: So etwas hat es in den vergangenen Jahrzehnten nicht gegeben.

Auf der anderen Seite der S-Bahngleise setzt sich die Spur fort, die das Unwetter am späten Freitagabend in den Reinickendorfer Ortsteil gezogen hat. Dutzende große Bäume sind abgebrochen oder in Gänze umgestürzt. Manche haben mit dem Wurzelballen gleich noch ein paar Quadratmeter Kleinpflaster aus dem Gehweg gehebelt, Autos stehen plattgedrückt wie leere Coladosen unter tonnenschweren Stämmen. Bis zur Greenwich-Promenade am Tegeler See reicht die Schneise, von dort kamen die Böen mit Regen und Hagel herangepeitscht. Am Samstagmorgen sticht schon wieder die Sonne auf die kahler gewordenen Straßen. Von allen Seiten heulen Motorsägen, die Feuerwehr ist im Großeinsatz. Anwohner stapfen mit einer Mischung aus Entsetzen und Faszination durch die überall herumliegenden Zweige, sie fotografieren und schütteln die Köpfe.

In die Millionen dürften die entstandenen Schäden gehen, sagte Feuerwehrsprecher Jens-Peter Wilke am Samstag. Es grenze an ein Wunder, dass niemand verletzt oder gar getötet worden sei. Der Sturm habe drei Schornsteine von einem Wohnhaus gefegt, die Trümmer hätten das Dach durchschlagen und seien in die darunterliegenden Geschosse gekracht." Mehr als 20 Menschen aus dem abgedeckten Gebäude in der Gorkistraße mussten mitten in der Nacht in Notunterkünfte untergebracht werden. Die Feuerwehr ist mit über 100 Wagen im Einsatz, um Sturmschäden zu beseitigen.

Augenzeugen beschrieben den Sturm als Tornado. Dem Deutschen Wetterdienst in Potsdam liegen aber keine Informationen über einen Wirbelsturm vor. Eine Windhose in der Nähe eines starken Gewitters sei dennoch durchaus möglich, so die Meteorologen. Denkbar seien auch extreme Fallwinde, die lokal begrenzt starke Schäden anrichten können.

Da kannn die Feuerwehr auch nicht helfen: Totalschaden am Brunowplatz. Bild: Claudius Prößer

Tatsächlich ist die Katastrophe eng auf eine Schneise von einigen hundert Metern Länge begrenzt: Ein, zwei Straßen weiter ist am Samstag davon nichts zu spüren. Tegeler und Katastrophentouristen, die sich satt gesehen haben, blinzeln hier in die Sonne und stechen die Löffel in ihre Eisbecher. Die Ruhe könnte trügerisch sein: Nach Angaben des Deutschen Wetterdienstes ist auch am Samstagabend wieder mit Unwettern zu rechnen.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.