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taz-Serie (Über)Leben in Berlin (Teil 1)"Ich versuche, effizienter zu arbeiten"

Verleger Jörg Sundermeier ist auch als Journalist tätig. Der 41-Jährige glaubt, dass seine Arbeit die Welt besser macht - Geldsorgen hat er trotzdem immer wieder.

Welche Wege nimmt das Arbeitsleben? Bild: Eléonore Roedel
Interview von Juliane Schumacher

taz: Herr Sundermeier, seit wann sind Sie in Berlin?

Jörg Sundermeier: Seit 1996.

Würden Sie eigentlich gern woanders wohnen?

Nein.

Was arbeiten Sie?

Ich arbeite als freier Journalist. Und bin Verleger des Verbrecher Verlags.

Wie sind Sie zu dem Job gekommen? Wie haben Sie die Qualifikationen dafür erworben?

Die taz-Serie

Wie überlebt man in Berlin? Anders als anderswo, das ist klar. Berlin hat kaum Industrie, wenig finanzkräftige Unternehmen, nur wenige Menschen arbeiten Vollzeit von 8 bis 16 Uhr. Berlin ist Vorreiter neuer Wirtschaftsstrukturen, Boomtown, Hauptstadt der Kreativen und Gründer - und als Stadt mit den meisten Arbeitslosen zugleich Hauptstadt des Prekariats. Die taz hat sich umgeschaut und nachgefragt - und dokumentiert in der Sommerserie "(Über)Leben in Berlin" wie Berliner und Berlinerinnen arbeiten und wirtschaften. Jeweils mittwochs erscheint ein Interview, das den Alltag in einer bestimmten Branche abbildet.

Der Journalismus – das hat sich einfach so ergeben. Den Verbrecher Verlag habe ich vor 17 Jahren mit gegründet. Und die Qualifikationen für beides: learning by doing.

Haben Sie einen Arbeitsvertrag?

Nein.

Wo arbeiten Sie?

Der Verlag hat ein Büro im Mehringhof in Kreuzberg, da arbeiten wir zu dritt. Da arbeite ich meistens, ich brauche einen Schreibtisch, Telefon, einen Computer. Selten arbeite ich auch zu Hause. Und die Arbeit: Schreiben. Und Lesen.

Ist Ihre Arbeit körperlich oder geistig anstrengend?

Manchmal geistig. Körperlich eher selten.

Was mögen Sie an Ihrer Arbeit?

Ich glaube, dass sie hilft, die Welt ein wenig besser zu machen, auch wenn andere das vielleicht nicht so sehen. Sie gibt mir einen Sinn. Es ist ein gutes Gefühl, wenn man die Chance hat zu intervenieren.

Was mögen Sie nicht?

Die Geldsorgen.

Haben Sie schon einmal überlegt, etwas anderes zu arbeiten?

Die letzten zehn Jahre nicht mehr.

Wo in der Hierarchie im Unternehmen stehen Sie?

Oben. Leider. Das ist ein bisschen absurd, einerseits Herrschaftskritik zu üben und andererseits der Chef zu sein. Mit mir arbeiten zwei Mitarbeiterinnen im Verlag, wir arbeiten alle Teilzeit. Und wir haben meistens noch zwei Praktikantinnen oder Praktikanten. Wir versuchen, alles gemeinschaftlich zu entscheiden. Dennoch komme ich in Situationen, in denen ich mich fragen muss: Wer bezahlt das am Ende? Und da bin ich als Geschäftsführer letztlich verantwortlich.

Wer kontrolliert Ihre Arbeit?

Meine Arbeitszeit? Das kontrollieren meine beiden Jobs von allein. Und ob die Arbeit gut war – das sieht man dann an Verkaufszahlen, an Auszeichnungen. Oder wenn über einen Artikel viel gestritten und diskutiert wird. Das ist ja auch eine Art von Anerkennung, ein Zeichen, dass da etwas Relevantes geschrieben wurde.

Was passiert, wenn Sie Fehler machen?

Der Verleger

Die Person: Jörg Sundermeier, 41, ist freier Kulturjournalist und Geschäftsführer des Verbrecher Verlags mit Sitz im Mehringhof.

Das Berufsfeld: Zwischen Ende des 19. Jahrhunderts und den 1930er Jahren galt Berlin als Zentrum der deutschen Verlagsbranche - mit der Machtergreifung der Nazis und später der Teilung der Stadt fand dies ein Ende. Leipzig im Osten und Frankfurt/Main im Westen wurden die neuen Buchmetropolen.

Das änderte sich mit dem Fall der Mauer: Berlin wurde zum Treffpunkt für junge Autoren, zahlreiche Literaturfestivals und junge Verlage entstanden. Ab 2006 erschienen deutschlandweit die meisten neuen Bücher in Berlin. 2010 zog schließlich auch Suhrkamp, einer der renommiertesten deutschen Verlage, von Frankfurt/Main nach Berlin. Rund 300 Buchverlage haben heute ihren Sitz in der Stadt.

Doch das Renommee ist größer als der Umsatz: Rund 1,5 Milliarden Euro setzen sie im Jahr um. Etwa ein Drittel sind Kleinstverlage, die weniger als 17.500 Euro Umsatz pro Jahr machen. Laut dem Kulturwirtschaftsbericht des Senats von 2008 arbeiten rund 4.400 Mitarbeiter in Buchverlagen oder für sie, etwa ein Drittel davon als freie Mitarbeiter. (js)

Das sehe ich dann am Kontostand. Und bei der journalistischen Arbeit läuft man Gefahr, dass die Redaktionen sauer sind, man einen Kunden oder Auftraggeber verliert.

Haben Sie das Gefühl, dass Ihre Arbeit ausreichend wertgeschätzt wird?

Der ideelle Teil wird durchaus wertgeschätzt. Aber ich würde gern so viel Geld verdienen, dass die finanzielle Unsicherheit weg ist. Viele sagen mir: „Was du machst, ist toll!“ Aber davon kann ich keine Rechnung bezahlen.

Mit wem konkurrieren Sie?

Faktisch mit anderen freien Journalisten. Und anderen Verlagen. Die Situationen, in denen ich das so empfinde, sind aber eher selten. Dieses ganze Konkurrenzgebaren finde ich absolut bescheuert – was natürlich nichts daran ändert, dass andere das nicht so sehen und sich dementsprechend verhalten. Dieses ewige Wettbewerbsdenken und Messen am Erfolg macht uns alle wahnsinnig.

Mit wem kooperieren Sie?

Mit Kollegen. Mit anderen Verlagen oder Journalisten in Netzwerken. Ich halte Zusammenarbeit für sehr wichtig.

Sind Sie in einer Gewerkschaft?

Wäre ich gern. Aber gleichzeitig Gewerkschaftsmitglied und Kleinunternehmer – das ist schwierig. Ich bin im Börsenverein des Deutschen Buchhandels. Das klingt jetzt erst mal nach Lobbyorganisation. Aber den meisten, die dort aktiv sind, geht es mehr um das „Kulturgut Buch“ als um Profit. Der Börsenverein setzt sich zum Beispiel sehr für die Leseförderung ein; dafür, den Spaß am Lesen zu fördern.

Haben Sie schon mal gestreikt?

In der Schule. Später habe ich als Altenpfleger gearbeitet, da ist das mit Streiken so ein bisschen schwierig, weil das die Patienten deutlich härter trifft als die Arbeitgeber. Und leider ist der Organisierungsgrad in dem Bereich auch sehr gering.

Was tun Sie, um Ihre materielle Lage zu verbessern?

Das klingt jetzt wie aus einem Unternehmerhandbuch: Ich versuche, effizienter zu arbeiten. Trotz aller kritischen Auseinandersetzung: Es bringt nichts, die materiellen Grundlagen unseres Lebens zu ignorieren. Ich kenne eine ganze Reihe von linken Kulturschaffenden, die beschäftigen sich mit ökonomischen Zusammenhängen – aber gleichzeitig wollen sie, wenn es sie selbst betrifft, nichts über wirtschaftliche Zusammenhänge wissen. Manche Künstler oder Kulturschaffende, die sind schon lange bankrott und weigern sich, das zu sehen. Oder machen ein eigentlich Erfolg versprechendes Projekt – und scheitern, weil sie nicht rechnen können. Ich habe meine Prioritäten bewusst gesetzt: Ich weiß, dass ich viel kann; ich weiß, dass ich einen anderen Job machen könnte, in dem ich viel, viel mehr Geld verdiene. Aber das heißt umgekehrt nicht, dass ich einfach alles mache, ohne darauf zu achten, was es mich kostet. Es gibt in meinen beiden Jobs Dinge, die mache ich nicht, weil sie finanziell ein zu hohes Risiko bedeuten. Und umgekehrt gibt es No-gos, Dinge die ich nicht mache, aus freier Entscheidung, egal wie viel Geld sie mir bringen würden. Das ist schon ein sehr gutes Gefühl, wenn man in seiner Arbeit seine Würde bewahren kann. Man wird ohnehin genug entwürdigt in unserer Gesellschaft.

Wie viele Stunden am Tag arbeiten Sie?

Das lässt sich schwer sagen. Vielleicht so neun? Das lässt sich ja nicht so klar abgrenzen: Wenn ich zu einer Lesung gehe – ist das jetzt Arbeit oder Freizeit? Vielleicht treffe ich dabei ja auch einen Autor, der für uns interessant sein könnte. Im Grunde gehört alles, was ich tue, zu meiner Arbeit: Wenn ich Zeitung lese, sammle ich dabei ja auch Ideen für Artikel.

Wie viele Pausen haben Sie?

So viele ich mir nehme. Ich bin ja frei. Wenn draußen schönes Wetter ist, kann ich auch mal sagen: Heute gehe ich in den Park. Oder ich arbeite zwei Tage nicht und dafür danach sechs am Stück. Ich kann mir das auch gar nicht mehr anders vorstellen. Nach so vielen Jahren selbstbestimmten Arbeitens bin ich für eine Stelle mit festen Arbeitszeiten auf immer versaut.

Arbeiten Sie am Wochenende oder nachts?

Ungern. Aber wenn es nötig ist: klar!

Wie viel Urlaub haben Sie?

Das hängt davon ab, ob ich Geldsorgen habe oder nicht. Gerade: etwa drei Wochen im Jahr.

Empfinden Sie es als problematisch, dass Arbeit und Freizeit nicht klar getrennt sind?

Ich kenne es nicht anders. Dass ich auch in meiner Freizeit Ideen sammele, mich für dieselben Dinge interessiere, mit denen ich auch Geld verdiene – das kann ich nicht abstellen, that’s me. Das nervt mich auch nicht, ich kann schon abschalten. Und auch nach all den Jahren kann ich immer noch beim Lesen in einem Buch versinken.

Welche anderen Aufgaben haben Sie außer der Arbeit?

In meiner WG sollte ich mal wieder den Flur putzen. Sonst: keine. Ich habe keine Kinder, keine Verwandten, die ich pflegen müsste.

Wie viele Stunden am Tag haben Sie ganz frei?

Das lässt sich nicht sagen.

Was würden Sie gern machen, was Sie sich aus zeitlichen Gründen nicht leisten können?

Einen langen Urlaub. Das geht gerade aus zeitlichen und finanziellen Gründen nicht.

Wie viel Geld verdienen Sie pro Stunde/im Monat?

Ich würde sagen: Ich habe so 1.000 Euro im Monat. Manchmal 200 mehr oder weniger – je nachdem, wie viel ich brauche. Manchmal brauche ich weniger, dann bleibt der Überschuss beim Verlag. Aber wie vieleich verdiene, das lässt sich schwer sagen. Nicht nur, weil es schwankt. Ich habe viele Vergünstigungen, die nicht in Form von Bargeld daherkommen. Die Kulturveranstaltungen, die ich besuche – dafür müssten andere bezahlen. Und oft gibt es da auch noch ein üppiges Buffet, dafür muss ich dann nicht essen gehen.

Fühlen Sie sich angemessen bezahlt?

Das könnte schon mehr sein. Zumindest so viel mehr, dass die Unsicherheit weg ist. Die Zahlungsmoral im Buchhandel ist schlecht. Letztes Jahr haben einmal zwei Auftraggeber auf einmal nicht bezahlt – da musste ich mir Geld leihen, um die Miete zu bezahlen. Das ist ein Scheißgefühl, das sollte nicht sein.

Wie viele Leute leben von diesem Geld?

Nur ich.

Haben Sie Rücklagen für Notfälle?

Nein.

Wer leiht Ihnen Geld, wenn Sie dringend welches benötigen sollten?

Meine Freunde. Im letzten Jahr hatten wir im Verlag eine sehr schwere Zeit, es gab einen heftigen Einbruch. Ich war echt am Ende. Da haben mir Freunde unglaublich geholfen, mit Privatkrediten die heftigste Zeit zu überbrücken. Das war zugleich eine ganz tolle und ganz beschissene Erfahrung: Toll, weil die Hilfe da war und wir da sehr offen drüber reden konnten. Und beschissen, weil das kein gutes Gefühl ist, Freunde nach Geld fragen zu müssen.

Reden Sie mit Freunden über Geld?

Ich würde niemanden fragen, wie viel er verdient. Das interessiert mich überhaupt nicht. Aber ob es jemandem grad finanziell gut geht oder nicht, klar kriegt man das mit. Bei mir auch. Wenn es gut geht, lade ich auch gern mal ein.

Was würden Sie gern machen, was Sie sich aus finanziellen Gründen nicht leisten können?

Es gibt Texte, die finde ich gut, die würde ich gern verlegen – aber ich traue mich nicht, das unternehmerische Risiko zu tragen. Da hätte ich gern das Geld, ein bisschen zu spielen, auch mal zu sagen: „Gut, auch wenn es vielleicht ein Flop wird, wir versuchen es.“ Es leugnen alle, aber im Literaturbetrieb hängt Erfolg zu einem ganz großen Teil vom Kapital ab. Wer das Geld hat, die Kritiker zu umwerben, der bekommt Aufmerksamkeit, Besprechungen, gute Kritik. Ich würde mir wünschen, meinen Autoren diese Chancen auch bieten zu können.

Wo wohnen Sie?

In Neukölln, in einer WG mit einer Mitbewohnerin.

Wer macht den Haushalt?

Wir beide.

Wie viel Platz haben Sie? Wie viel hätten Sie gern?

Wir haben zusammen etwa 80 Quadratmeter. Das ist okay so. Ich muss nicht in einer Villa am Wannsee wohnen.

Wie viel Geld bleibt Ihnen zur freien Verfügung?

Da bleibt meist schon ein bisschen Spielraum. Wenn ich unter eine gewisse Grenze auf dem Konto komme, dann knapse ich. Dann kann ich es mir eine Weile nicht leisten, Klamotten zu kaufen. Aber trotzdem: Ich lebe nicht schlecht, arm bin ich wirklich nicht. Und ich kann mir über den Job vieles leisten, was andere nicht können.

Haben Sie Kinder?

Nein.

Möchten Sie Kinder?

Ich denke manchmal: Wenn ich einen Hund hätte, würde der verhungern, weil ich nicht daran denken würde, ihn zu füttern. Aber ich weiß auch nicht, ob ich Kinder haben wollte, wenn ich alle Zeit der Welt hätte.

Wie viel schlafen Sie?

So viel ich will. Diese Freiheit nehme ich mir auch.

Wann waren Sie zuletzt krank?

Letzten Winter hab ich ziemlich mit einer Grippe gerungen. Die ist auch deshalb richtig heftig geworden, weil ich zuerst nicht zugelassen habe, dass ich jetzt auch mal ins Bett gehöre. Wir sind ein gutes Team: Wenn jemand krank ist, übernehmen die anderen die Aufgaben, die gemacht werden müssen. Trotzdem, klar zwing ich mich manchmal hinzugehen, wenn ich eigentlich müde bin oder kränkel. Wobei das dann meist nach hinten losgeht. Das ist ja auch eine kreative Arbeit: Da kommt nichts raus, wenn man nicht konzentriert ist.

Was macht Sie krank?

So eine Situation wie letztes Jahr mit den finanziellen Sorgen, das hat mich wirklich krank gemacht. Da habe ich schlecht geschlafen, manchmal nur zwei Stunden. Aber gerade fließt alles gut. Und ich schlafe wie ein Stein.

Wer kümmert sich um Sie, wenn Sie krank sind?

Meine Freundin. Oder Freunde.

Fühlen Sie sich gestresst?

Gerade nicht. Die Buchmesse ist gut gelaufen. Sie war im März, die Woche davor und dort, das ist hart. Das sind vier Tage, da redet man sich den Mund fusselig, man muss verkaufen, verkaufen, verkaufen. Und von diesen vier Tagen hängt zu einem Großteil ab, wie das nächste halbe Jahr läuft. Oder große Buchpremieren, da bin ich oft auch extrem aufgeregt. In so einer Situation habe ich mich auch zum ersten Mal vor Stress übergeben. Aber das ist kein Dauerzustand, solche Situationen kommen zweimal, höchstens viermal im Jahr vor.

Haben Sie Angst vor Arbeitslosigkeit?

Nein. Arbeitslos werden kann ich im Grunde ja nicht.

Finden Sie es in Ordnung, wenn Leute sich entscheiden, nicht zu arbeiten?

Natürlich.

Könnten Sie sich vorstellen, nicht zu arbeiten?

Wenn es jetzt ein Grundeinkommen gäbe oder der Laden so super laufen würde, dass ich das nicht nötig hätte? Vielleicht würden wir sagen: „So, jetzt ist zwei Monate zu, und wir fahren alle mal in Urlaub.“ Aber für mich würde sich damit nicht unbedingt was ändern. Ich würde wohl dieselben Sachen machen, wenn auch vielleicht nicht in der gleichen Intensität: schreiben, Bücher und Zeitung lesen.

Wie würden Sie die Schicht/Klasse beschreiben, aus der Sie stammen?

Kleinbürgertum.

Haben Sie Freunde, die aus ganz anderen sozialen Milieus stammen?

Ja, das ist bei mir total durchmischt.

Sind Sie schon einmal diskriminiert worden?

Nein. Muss ich überlegen … nein, da fällt mir nichts ein.

Wo in der Gesellschaft würden Sie sich einordnen?

Ich würde sagen: oberes Prekariat.

Was macht Ihnen am meisten Sorgen, wenn Sie an die Zukunft denken?

Die politische Entwicklung. Vor einigen Jahren hätte ich das nicht für möglich gehalten, aber heute fürchte ich, dass ich noch miterlebe, dass Hitler wieder als großer Politiker gilt. Ich sehe eine enorme Unzufriedenheit bei ganz vielen Menschen, die ungleiche Verteilung von Reichtum und politischem Einfluss, jetzt die Krise und ihre Opfer, die Reaktionen der Politik darauf. Da gibt es keine Lösung, keine Veränderung, nur ein immer härteres „Weiter so“. Die FDP verliert ja nicht deswegen, weil ihre Politik sich überlebt hat, sondern weil inzwischen alle Parteien durchweg diese Arschloch-Ideologie vertreten, sodass die FDP gar nicht mehr nötig ist. Das beunruhigt mich alles sehr. Und dann frage ich mich, ob mein journalistisches und verlegerisches Tun hilfreich ist, um dem etwas entgegenzusetzen – bringt das, was ich mache, eigentlich was?

Was macht Ihnen Hoffnung?

Die Arabellion zum Beispiel. Dass es immer wieder Menschen gibt, die gegen Ungerechtigkeit aufstehen. Ich bin trotz allem nicht bereit, die Menschheit aufzugeben. Ich glaube,Menschen kann man nicht ewig verarschen.

Wie wünschen Sie sich Ihr Leben und Ihre Arbeit in zehn Jahren?

So wie jetzt. Mit ein bisschen mehr finanzieller Sicherheit. Und ich glaube, so wie es gerade läuft, bin ich auf einem ganz guten Weg dorthin.

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4 Kommentare

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  • I
    Igor

    @ Horrent Hackles

    Ich nahm die Fragen nicht so wie Sie wahr. Auf mich wirkte dieser klare Fragestil extra gewählt. Ich möchte als Leser bei dem Thema ja nicht an erster Stelle unterhalten werden, sondern etwas neues über Arbeit in Berlin kennenlernen. Redaktion, bitte weiterhin Klarheit.

  • L
    lonzo

    Ganz sympathischer Bücherwurm mit schwach ausgeprägten Bezügen zur Realität.

     

    Eine ganz entspannte Grundhaltung, gemischt mit einer gehörigen Portion schwach getarnter Mittelmäßigkeit.

     

    Fragen Sie mal einen gut integrierten medialen Halbaussenseiter von TAZ oder Verbrecherverlag oder beiden, was heute linksSein heißt: Nichts wirklich Inhaltliches, aber in jedem Fall nicht so böse wie die andern, von denen sich abzugrenzen Arbeitsinhalt geworden ist.

     

    Literarisches Prekariat ist, wenn Autoren einem ständig irgendetwas vorschreiben wollen (und müssen). Und man das auch noch drucken und gewinnbringend vermarkten muß.

  • P
    Paul

    Die Kritik an der Interviewführung ist ja berechtigt, nur geht es doch längst um sehr viel Wichtigeres als ein paar unglücklich gestellte Fragen. Korrekturlesen ist allerdings keine neue journalistische und verlegerische Disziplin, das ist auch wieder wahr. "Verleger Jörg Sundermaier ist auch als Journalist." Ja, was ist er denn auch? Fehlt ein s? Tätig, unterwegs, erfolgreich, glücklich,...? Man erfährt es nicht.

     

    Mir hat u.a. eine Frage gefehlt:

    Wo sieht sich Herr Sundermeier in zehn oder zwanzig Jahren? Familie, Kinder, Rente, Gesundheit, Einkommen,...

  • HH
    Horrent Hackles

    Selten ein handwerklich so schlechtes Interview gelesen.

    In weiten Teilen erinnert es stilistisch eher an ein Verhör.

     

    Zu allem Überfluß wird der Name des Interviewten konsequent falsch geschrieben.

    Er heißt SundermEier, nicht SundermAier. Das hätte innerhalb von 2 Sekunden ergoogelt werden können.

     

    Schon relativ früh im Interview verweist Herr Sundermeier darauf, keine Kinder zu haben.

    Später wird er gefragt: "Haben Sie Kinder?" Die überaus überraschende Antwort: "Nein".

     

    Eine zum normalen Repertoire eines Journalisten gehörende Tugend, das Zuhören, scheint Fehlanzeige zu sein. Das ganze Interview wirkt wie ein abgearbeiteter Fragenkatalog. Egal, was Sundermeier zu Protokoll gegeben hat, die nächste abzuarbeitende Frage wird gestellt.

     

    Liebe taz, vielleicht einfach mal ein bisschen Geld in die Hand nehmen, um der (hoffentlich!!) sehr unerfahrenen Möchtegernjournalisten eine Weiterbildung zu ermöglichen oder auf fähigeres Personal setzen. Zumindest letzteres sollte keine Schwierigkeit sein - wenigstens das geht aus dem Interview hervor.