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Russlandbashing ist doch nur noch langweilig, Herr Donath. Mindestens so lächerlich wie Putins "Machtdemonstrationen". Nur so zur Erinnerung:U.a. hampelte auch unsere verehrte Kanzlerin bei entsprechenden Gelegenheiten auf den Tribünen herum. Mit welchen Absichten wohl?
Sind Sie sicher, daß nicht doch eine Mehrheit, Wahlbetrug hin oder her, diesen Mann gewählt hat? Und sich also durch ihn und seine Politik vertreten sieht?
Einen "russischen Frühling", ein zerfallendes Russland à la Libyen oder Syrien kann sich kein vernünftiger Mensch wünschen. Selbst die Amis nicht. Ja, sogar nicht einmal ein taz-Journalist. In wessen Hände würden wohl die Atomwaffen gelangen?
Meine Hoffnung auf eine differenziertere oder wenigstens faire Russlandberichterstattung in der taz ist vergeblich.
Und es ist ebenso eine Strategie der Schwachen den Wandel herbeizureden ... ob sich in Russland etwas verändern wird, wird eben in Russland entschieden. Und wenn ich sehe wieviel in Deutschland sich nicht verändert, weil nicht wenige Menschen so denken wie sie es zum Teil auch vor 70 Jahren getan haben, so glaube ich in Russland nicht an einen schnellen Wandel.
Vielleicht kommt dieser Wandel Schritt für Schritt - warum auch nicht. Aber bis dahin ist Putin eben der Chef und wir müssen unsere Erwartungen herunterschrauben. Ein Werben für den Wandel ist sinnvoll, er wird aber nicht dadurch erzwungen, dass man Putin schlecht macht. Der kann damit wahrscheinlich sehr gut leben und die Menschen in Russland wissen auch was er ist (und woher er kommt). Es stört sie scheinbar nur nicht genug.
Kann die Aufregung nicht verstehen; sicher ist Putins Vorgehen letzten Endes anti-demokratisch, aber in vielen anderen Ländern geht es auch nicht anders zu. In westlichen Ländern sind nur die Tabus andere; in Großbritannien zum Beispiel kann man ohne weiteres für "rassistische" Äußerungen (und zwar auch solche, die nicht zu Gewalt oder sonstigen Straftaten aufrufen) in den Knast kommen. Und was Gotteslästerung betrifft, da versteht man in der islamischen Welt noch viel weniger Spaß. Von daher: warum diese selektive Empörung über Russland? Und mal ganz ehrlich: Pussy riot gehören vielleicht nicht hinter Gitter. Dekadent sind sie aber schon.
Pussy Riot für die Tuppe in dem State Department wäre möglich.
fand Putin ganz vernuenftig.
Dass sowas von vorneherein nur ein Witz war, ist abenteuerlich. Moskau ist eben nicht Paris in den 50s.
Wenn Herr Donath EINMAL, nur EINMAL über den Moskauer Autobahnring hinauskommt, dann sollte er seine Behauptungen mal in einem abgelegenen Dorf oder einer Kleinstadt wiederholen.
Egal, Gott erhalte ihm seine Vorurteile. Mehr zu seinem anderen Artikel hier:
Bei der Friedensdemo im Berliner Tiergarten ist BSW-Gründerin Sahra Wagenknecht die Umjubelte – ganz im Gegensatz zu SPD-Mann Ralf Stegner.
Kommentar Prozess gegen Pussy Riot: Putin straft, verzeiht und vergibt
Die inhaftierte russische Punkband Pussy Riot hätte ihre Lektion gelernt, meint Wladimir Putin auf einmal. Er will Respekt ausstrahlen, wirkt aber nur lächerlich.
Kremlchef Wladimir Putin hat ein Einsehen. In London, am Rande der Olympischen Spiele, gab sich der russische Präsident versöhnlich und milde. Die in Moskau einsitzenden Frauen der Punkband Pussy Riot hätten ihre Lektion gelernt, meinte Putin zufrieden. Das Urteil solle daher „nicht zu hart“ ausfallen.
Gericht und Staatsanwaltschaft werden dem Folge leisten, da besteht kein Zweifel. Denn Wladimir Putin ist nicht nur Russlands Präsident, er ist auch des Reiches oberster Richter, in weltlichen wie in himmlischen Angelegenheiten.
Die Austreibung Wladimir Putins in der Kirche von der Mutter Gottes zu verlangen, wie es die Punkerinnen taten, muss aus der Sicht der Macht, die sich als von Gott gegeben begreift, zwangsläufig ein blasphemischer Akt sein. Die Nähe von Staat und einer Quasistaatskirche unterstreicht dies noch.
Putin straft, verzeiht und vergibt. Natürlich spielt da auch immer die Laune mit hinein. In London war sie bestens, nachdem ein nordkaukasischer Judoka für Russland in Anwesenheit des Oberhauptes eine Goldmedaille gewann. Dagestan macht sonst durch Sprengsätze und „schwarze Witwen“ von sich reden. Kremlchef Putin konnte den Eindruck gewinnen, auch in der Krisenzone sei alles wieder im Lot. Es ist diese Neigung zur Autosuggestion, der Wladimir Putin und seine engere Umgebung seit der Rückkehr in den Kreml im Mai erlegen sind.
Mit aller Kraft stemmen sie sich gegen die Einsicht, dass nichts mehr so ist wie noch vor einem Jahr. In Windeseile peitschte Putin eine Handvoll repressiver Gesetze durch die Duma, von der Einschränkung des Versammlungsrechts bis hin zum Gesetz über NGOs als „ausländische Agenten“. Das sind bittere Eingriffe in Grundrechte – zunächst. Mit etwas Abstand wirken diese Versuche, gesellschaftliche Entwicklungen aufzuhalten, jedoch lächerlich.
Genauso absurd wie der Punk-Prozess wegen Gotteslästerung, oder besser: Majestätsbeleidigung. Der Herr der vermeintlichen Supermacht geriert sich gleichzeitig als Vorsteher einer Obskurantistengemeinde. Wladimir Putin gibt sein Reich der Lächerlichkeit preis, dabei will er genau das Gegenteil erreichen: durch Furcht dem Gegenüber Respekt einflößen.
In London hat der Despot gezeigt, dass er zurück im Amt ist. Schwach und angeschlagen. Ein Willkürherrscher eben, mit fragwürdiger Legitimität.
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Kommentar von
Klaus-Helge Donath
Auslandskorrespondent Russland
Jahrgang 1956, Osteuroparedakteur taz, Korrespondent Moskau und GUS 1990, Studium FU Berlin und Essex/GB Politik, Philosophie, Politische Psychologie.