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Deutsche Steuerkriminelle wandern ausSchweizer Banken spielen Schleuser

Auf der neuen Steuer-CD haben Ermittler Hinweise gefunden, dass deutsche Steuerkriminelle ihr Geld nach Singapur verschieben. Hilfe bekommen sie wohl von Schweizer Banken.

Wovon soll ich Steuern zahlen? (Mein Geld ist doch in Singapur.) Bild: Photo-Beagle / photocase.com

BERLIN taz | Das geplante Steuerabkommen zwischen der Schweiz und Deutschland dürfte politisch tot sein. Denn offenbar haben die Steuerfahnder aus Nordrhein-Westfalen nicht nur Daten von deutschen Steuerkriminellen auf der jetzt von ihnen gekauften Steuer-CD gefunden, sondern auch Hinweise darauf, wie ursprünglich aus Deutschland stammende Schwarzgelder aus der Schweiz nach Singapur transferiert werden sollen – mit tatkräftiger Hilfe von Schweizer Banken.

Das wäre ein Weg, das Steuerabkommen zu umgehen. Danach sollen für Gelder, die von Deutschen in der Schweiz angelegt werden, pauschal Steuer nach Deutschland abgeführt werden. Würde das Geld in Drittstaaten gereicht, hätte Deutschland keinen Zugriff mehr. Das Abkommen war schon zuvor umstritten. Die SPD-geführten Bundesländer wollen es im Bundesrat verhindern, weil Steuerflüchtlinge anonym und strafrechtlich ungeschoren bleiben.

Nordrhein-Westfalens Finanzminister Norbert Walter-Borjans (SPD) sprach im ZDF von Hinweisen, dass „in großem Stil“ darüber nachgedacht werde, wie deutsche Schwarzgelder bei Schweizer Banken „erhalten werden“ könnten. Er bestätigte Ermittlungen gegen Banken und ihre Mitarbeiter, „die ganz offensichtlich ganz systematisch Produkte entwickeln, damit Bürger der BRD sich ihrer Steuerpflicht entziehen können“.

In Medienberichten hieß es, es gebe „erstmals eine Papierspur nach Singapur“. Nach Informationen der FTD sollen die Ermittler im Besitz von Videos sein, in denen hochrangige Banker erklären, wie deutsche Kunden ihr Geld „steueroptimiert“ bei der Schweizer Großbank UBS anlegen, also vor den Finanzämtern verstecken können. Die Schweizerische Bankiersvereinigung und die Großbank UBS wiesen die Vorwürfe zurück. Ein UBS-Sprecher betonte: „Wir bieten nicht Hand zur Steuerhinterziehung.“ Man registriere auch keine erhöhten Geldströme aus der Schweiz nach Singapur.

Nachverbesserungen im Abkommen

NRW-Finanzminister Walter-Borjans verlangte dennoch konkrete Nachbesserungen. Es sei nicht hinnehmbar, dass Steuerhinterzieher im laufenden Jahr noch mithilfe Schweizer Banken ihr Geld auf Konten in anderen Ländern oder in andere Anlageformen schleusen könnten. Außerdem könne es nicht sein, dass diejenigen, die nachversteuern, nur einen Bruchteil dessen zahlen müssten, was ein ehrlicher Steuerzahler abzuführen habe.

„Und was die Zukunft angeht: Es kann nicht sein, dass die, die künftig in die Schweiz ihr Geld bringen, sicher sein können, dass nicht mehr ermittelt werden kann.“ Das ausgehandelte Abkommen liege vor allem im Interesse der Schweizer Banken. Die wollten die Unruhe bei deutschen Kunden dämpfen, die durch die CD-Ankäufe entstanden ist.

Deutschland und die Schweiz hatten vor Monaten das Abkommen ausgehandelt, das 2013 in Kraft treten soll. Es bedarf in Deutschland der Zustimmung des Bundesrats. Dort ist wegen des Widerstands von SPD- und Grünen-geführten Landesregierungen keine Mehrheit in Sicht.

Die Deutsche Steuergewerkschaft, eine Vertretung der Mitarbeiter in den Finanzbehörden, kritisiert die Vereinbarung ebenfalls. „Das Steuerabkommen löst kein Problem. Es deckt die Probleme zu“, sagte Gewerkschaftschef Thomas Eigenthaler. Es schreibe die Anonymität fest und sichere das Bankgeheimnis.

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13 Kommentare

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  • G
    Groschen

    wäre auch bereit für den Ankauf von Steuer-CDs zu spenden, falls unbedingt nötig. Nötig kann es aber schon aus dem Grunde nicht sein, weil sich die Ankäufe selbst finanzieren.

    Das sind Investitionen mit wunderbaren Renditen.

    G.

  • G
    Groschen

    "Kesseltreiben auf Reiche!" LOL

    Wer sagt denn was gegen Reiche?

    Die sind uns hoch willkommen, wenn sie ihrer Pflicht als Steuerzahler genügen.

    Aber wer sind denn die "Reichen"?

    Es können genauso gut "echte" deutsche Kriminelle ihre Steuerschulden vor uns in der Schweiz versteckt haben.

    Menschen- u. Waffenhändler, Drogenbarone, NPD-Genossen, Insolvenzverschlepper wie Anton Schlecker ...

    Die, hier so bedauerten "netten u. harmlosen" Reichen befinden sich in einer wenig ehrenwerten Gesellschaft.

    Und genauso sind sie ALLE einzuordnen.

    Unter Kriminelle.

    Sie wissen genau was sie tun, dies mit größter Genugtuung uns Deppen gegenüber.

    Steuergelderunterschlagung und Veruntreuung sollten in vollster Härte betraft werden. Ohne Freikauf durch Selbstanzeige.

    Wer sein Geld mit flatternden Fahnen aus unserem Land wegschafft, sollte sich genau überlegen, wie er es hier wieder reinbekommt!

    Möglicherweise in Handschellen.

    G.

  • M
    mahner

    Wenn man dieses ganze Kesseltreiben sieht, das man auf mutmaßliche Reiche veranstaltet, sollte man mal darüber nachdenken, was teilweise unter reich fällt. Ich glaube das fängt teilweise schon bei 50.000€ im Jahr an. Wer sich nahe an dieser Presiklasse bewegt sollte sich grundsätzlich fragen, ob es sich überhaupt nocht lohnt dann dafür zu arbeiten, denn das wird das Problem geben, dass man sich wegen des Kesseltreibens nicht mehr den Buckel krumm machen will. Denn dann wird eigentlich Leistung bestraft.

  • Z
    zombie1969

    Der anhaltende Abwanderung von hauptsächlich gut gebildeten Fachkräften und Reichen aus der BRD und der nach wie vor anhaltende Zuzug von eher Ungebildeten, lässt einmal mehr die deutsche Politik doch schön dumm dastehen.

    Daher, lächelnd darüber schauen.

  • A
    Alban_der_Weise

    Ist es nicht einmal wert auch über die innerdeutschen Steueroasen in der deutschen Steuergesetzgebung nachzudenken?

    Man denke nur einmal an den kritisierten Aktientausch im Zuge des VW-Porsche-Deals.

     

    Fazit:

    Mit den richtigen Steuerfachleuten und Politik-Kanälen braucht man sich als "systemrelevantes/r" Unternehmen/Unternehmer gar nicht erst in Richtung Singapur aufzumachen - man kann im eigenen Land bleiben.

     

    Entscheidend finde ich die Vorbild- und Signalfunktion, die von solchen Vorgängen ausgeht!

     

    Mittelständischen Unternehmern "bleibt nichts anderes übrig" bei solchen Vorbildern, um ihr Vermögen zu bewahren, als Kapital ins Ausland zu transferieren (ich meine hier nicht das - illegale! - Schwarzgeld).

     

    Eine höhere Steuergerechtigkeit, die "ganz oben" (Vorbildfunktion!) beginnt, gepaart mit einer transparenten, vom nationalen Volk kontrollierbaren staatlichen Ausgabenpolitik mit nachhaltiger Risikobegrenzung wäre der richtige Nährboden, der das nationale Kapital im Land hielte.

     

    Fragt sich nur, ob das gewünscht ist bzw. vor allem, von wem das NICHT gewünscht ist!

  • W
    Windmüller

    Es ist schon erstaunlich, wie sich die FDP bis auf die Knochen blamiert. Wenn es um Hartz IV Empfänger geht, dann redet man von römischer Dekadenz, geht es um Kriminelle, welche Steuern in Milliardenhöhe hinterziehen, so scheint man plötzlich an Autismus zu leiden ( nichts sehen, nichts hören, nichts wissen wollen )

  • G
    Groschen

    hier wird wohltuend von Steuerkriminellen und nicht von Steuersündern geschrieben, die einzig und alleine zu fürchten haben, nicht in der Himmel zu kommen.

    Es geht um Kriminelle, um Menschen, die ihre Mitbürger, ihr Land, ihre Volkswirtschaft betrügen und Unterschlagung begehen.

    G.

  • B
    Branko

    Ein Sammelpot für den Ankauf einer Daten-CD zu Aufklärungszwecken, fänd' ich jetzt mal ne Maßnahme:

     

    Wir machen hier nen 'Investmentfond' auf - ich z.B. bin sofort bereit, da 10,- Euro in den Pot zu tun.

    Der aktuelle Betrag im Pot ist im Internet jederzeit einsehbar.

     

    Der Erste, der die Auslands-Schwarzgeld-Konten-Daten von - sagen wir mal Herrn Dr. Wolfgang Schäuble - einreicht, kriegt diesen Betrag.

     

    Die christlich-sozialen Grundwerte dieser demokratischen Volkspartei können dann journalistisch ausgewertet und veröffentlicht werden.

     

    Sollten bis zu einem Tag X keine Daten eingegangen sein, wird der Betrag einem guten Zweck gespendet.

    Kann man dann noch schauen, an wen.

    Mein Vorschlag, der mir spontan zu Schäuble einfällt, wäre z.B. die Alzheimer Forschung.

  • DF
    das fiel mir auf

    Ein UBS-Sprecher betonte: „Wir bieten nicht Hand zur Steuerhinterziehung.“ Man registriere auch keine erhöhten Geldströme aus der Schweiz nach Singapur.

     

    Da scheint ja viel "Schwarzgeld" aus DE im der Schweiz zu sein, wie sonst wären solche "Ströme" denkbar. UBS-Fachleute dürften es wohl wissen.

  • HK
    Hermann Klöti

    Jeder Dieb findet seinen Hehler.

  • BB
    Banken brauchen nur Reiche

    Angeblich sollen ja auch die 200-500 MRD aus Griechenland längst die Schweiz Richtung Singapur verlassen haben. Verhandlungen mit Griechenland beginnen natürlich erst dann, wenn alles weg ist und dauern dann so fünf Jahre. Inzwischen gibt's dann die Drachma wieder und alle dürfen fleissig investieren und ihr Vermögen verdoppeln und verdreifachen.

  • MA
    Monsieur Achie

    der Minister hat vollkommen recht. Es kann ja nicht sein, das jeder Kriminelle wird für seine Tat bestraft aber nur die kriminelle Steuerbetrüger nicht und auch nicht die Banken, die den Betrüger helfen. Man fragt sich was für ein Bankensystem haben wir in Europa. Man fragt sich wessen Interessen vertritt Finanzminister Schäuble, dass er so ein unsinniges Gesetzt mit der Schweiz verhandelt. Ich dachte er wäre deutsche Finanzminister aber ist er wohl nicht.

    Ich würde Vorschlagen: Jeder Steuerbetrüger verliert den Betrag, den er in die Schweiz schwarzgeschleußt hat und plus 10 Jahre Gefängnis. Für die Bankmanager 15 Jahre Gefängnisstrafe und der Banken Banklizenz entziehen. Herrn Schäuble wegen Strafvereitelung im Dienst Berufsverbot erteilen. Danach möchte ich mal sehen, ob die Steuerbetrüger noch Mut haben in die Schweiz einzureisen.

  • G
    Groschen

    das wissen wir alle seit Jahren.

    Es gab jede Menge lange und bis ins Tiefste recherchierte Dokumentationen darüber.

    Wir werden seit Jahrzehnten von oben bis unten beschissen, belogen, ausgetrickst, für blöd vekauft!

    Von kriminellen Bundesbürgern, von Schweizer Banken, vom Schweizer Staat, von unserem Finanzminister mit einschlägiger Erfahrung.

    Es ist eine Katastrophe, was man hier mit uns abzieht.

    Schäuble gehört genauso auf die Anklagebank, wie jeder einzelne Steuerkriminelle unseres Landes.

    Ich erwarte endlich handfestes Handel mit erfolgreichen Ergebissen !!!

    G.