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Ein Beispiel aus Köln macht die Benachteiligung armer Kinder deutlich: in Stadtteilen mit
hoher Kinderarmut erhalten 19 bis 25 Prozent der Kinder eine Schulformempfehlung Gymnasium, in Stadtteilen mit geringer Kinderarmut erhalten 66 bis 77 Prozent eine Schulformempfehlung Gymnasium. ( Quelle: Schulentwicklungsplan 2011) Nur über Gesamtschulen könnte diese Benachteiligung aufgehoben werden. Ausreichend Plätze gibt es jedoch nur für Gynasiasten, nicht für Gesamtschüler.
Übrigens hatte die Taz 2011 selbst auf methodische Bedenken hinsichtlich des Bildungsmonitors hingewiesen durch ein Zitat des "Bildungsforschers Klaus Klemm":
Zitat:
Doch ob all diese Punkte in dem Ranking plausibel gewertet sind, ist umstritten. Der Bildungsforscher Klaus Klemm sprach im Stern gar von Unfug. “Solch eine Studie mit Rangliste zu erstellen, traut sich außer der INSM kein Wissenschaftler zu – denn es ist medienwirksame Zauberei, sonst nichts. (Zitatende)
Sind all diese methodischen Bedenken, auf die auch Tobias Kaphegyi hinweist (siehe den Link zur GEW) irrelevant, solange nur ein Teilergebnis des Monitors ins eigene Weltbild passt? Schade, liebe Taz, hier wünscht man sich als Leser doch mehr Sorgfalt und einen kritischeren Umgang mit derartigen Studien. Dienen derartige Studien doch nicht dem wissenschaftlichen Erkenntnisgewinn, sondern dem Produzieren politisch- gewollter Schlagzeilen!
Die "Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft" hatte eine interessante Broschüre zum Bildungsmonitor herausgegeben. Wenn man schon mit partiellen Ergebnissen argumentiert, sollte man die grundsätzliche Kritik an dem Bildungsmonitor nicht verschweigen. Denn ich sehe die Gefahr, dass man mit der Argumentation über den Bildungsmonitor auch der INSM und ihren Zielen eine Autoritätsstellung im Diskurs verschafft, die der Bildungsmonitor (auch aus pädagogischer Sicht) nicht verdient.
Erst Horst Mahler, dann Otto Schily - Füller ist der nächste Kandidat, der von "Links" in die andere Richtung taumelt ...
Muss wohl die Altersschwäche sein.
Ist die Steigerung der Akademikerquote dasselbe wie die Steigerung der Brotproduktion ? Gibt' s noch Bildungsbürger - wo sind die denn ? Wenn die soviele Schüler nicht lesen können, kann das nicht auch daran liegen, dass eine merkwürdige Pädagogik Zensuren, Sitzenbleiben und "Frontalunterricht" komplett verbannt hat ?
"und man darf elf Jahre nach der ersten Pisastudie fragen: Ist es Zufall, dass die Kultusminister blind sind für die Nöte vermeintlicher Schmuddelkinder – oder ist das Absicht?"
was eine journalistische meisterleistung, was für ein toller qualitätsjournalismus:
"blind oder ist das absicht".
hr füller ist genau der richtige für bildungsfragen der taz.
zu ihrer frage:
sehr geehrter hr füller, was für ein glück sie haben, sie brauchen sich mit dieser frage nicht länger herumquälen. ich kenne die antwort: es ist ABSICHT.
die verblödungsministerin in berlin und überall die politiker wissen genau, was sie tun. siehe auch die aktuelle entwicklung in meinem bundesland RLP oder in B-W, die unsägliche, pseudosoze ahnen und ihr kollege kürzen, was das zeug hält: privatisieren und umverteilen. es ist teil der neoliberalen ideologie. aber das würde zu weit führen, es gibt sicher fortbildungen auch für einen hrn füller.
Deutschland versagt?? Barer, wenngleich vorhersehbarer Unsinn (wer ist dieser "Deutschland" - Synoym für alles Negative?)
Es gibt hervorragende Bildungsmöglichkeiten, man muss sie nur nutzen!
Wer hier versagt sind in erster Linie die ELTERN! Versuchen Sie doch mal als Lehrer, an die Eltern dieser von Ihnen so bezeichneten Schmuddelkinder heranzukommen, mit ihnen über Probleme und Fördermöglichkeiten zu sprechen. Sie würden sich wundern!
"Deutschland", in der taz der "ewige Jude"...
naja, bekanntermaßen reiche die armen, damit sie für sie möglichst günstig arbeiten. deshalb will man den bodensatz an chancenlosen, nur darf der nicht zu groß werden. aber eben auch nicht zu klein, ansonsten müsste man für putzfrau, müllmann, pflege der oma, restaurant, prostituierte, assistenten, praktikanten, gesamtgesellschaftliche aufgaben über steuern usw. den wahren wert zahlen.
eigentlich weiß das jeder, lesen und schreiben bringt wenig wenn alle im kopf wie die da oben ticken. also der glaube...
Und wie genau läuft die genannte Benachteiligung ab? Bekommen Kinder mit türkischen Namen aus Prinzip immer mal 1-2 Noten schlechter?
Ein Lösungsvorschlag wäre toll. Am Besten einer, den man auch seinem eigenen (Bürger-) Kind "zumuten" würde. Irgendwelche Ideen?
„Schnell“ und „diskriminierungsfrei“ soll die Bezahlkarte sein, mit der Asylsuchende in Hamburg einkaufen müssen. Doch für Omar ist sie das Gegenteil.
Kommentar Bildungsmonitor-Studie: Oben hui, unten pfui
Angesichts der Bildungsmonitor-Studie muss man fragen: Ist es Zufall, dass die Kultusminister blind sind für die Nöte vermeintlicher Schmuddelkinder – oder ist das Absicht?
Wie viel Schulberichte braucht dieses Land, um die Bildungsarmut zu bekämpfen? Diese Frage stellt sich umso dringlicher nach der jüngsten Studie. Denn der „Bildungsmonitor“ der Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft bringt das Problem des Bildungswesens auf den Punkt: oben hui, unten pfui. Die Bürgerkinder haben ihre Pisaschock-Lektion gelernt, bei den Bildungsverlierern kommen wir nicht weiter.
Wenn die Republik imstande ist, ihre Akademiker- und Studentenquote um 12 Prozent zu steigern, dann ist das wichtig und zu begrüßen. Wenn das Land aber gleichzeitig den Wert für Bildungsarmut nur um 2 Prozent verbessern kann, dann ist das mehr als schlecht.
Denn bei der Bildungsarmut ist Deutschland genauso Weltmeister wie bei seinen Exportüberschüssen. Geradezu pervers ist es, den Drittmittel- und Naturwissenschaftlerboom Bremens zu zelebrieren – eines Bundeslandes, das nicht weniger als das bildungspolitische Armenhaus der Republik ist. Dort geht trotz 40-jähriger Schulreformerei wenig voran.
Es ist für die deutsche Linke zu billig, sich darüber zu mokieren, dass die Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft mit ihrer Studie nur Humankapital fördern will. Klar sind Bildungsindikatoren wie „Inputeffizienz“ oder „Ausgabenpriorisierung“ seltsame Begriffe.
Was zählt, ist aber doch: Egal, ob es die Bertelsmann-Stiftung ist, die Gutachter des Bundesbildungsberichts oder nun die Marktlobby-Initiative – alle kommen zu dem gleichen empörenden Ergebnis. Die Politik der Kultusminister bevorzugt einseitig die Kinder von Akademikern und Bildungsbürgern. Und sie übersieht die Zuwanderer, die Kinder aus benachteiligten Familien und die verarmenden Alleinerziehenden.
Das ist ein Skandal, und man darf elf Jahre nach der ersten Pisastudie fragen: Ist es Zufall, dass die Kultusminister blind sind für die Nöte vermeintlicher Schmuddelkinder – oder ist das Absicht?
Keine Gesellschaft kann Bildungsarmut beseitigen, das Problem gewissermaßen aus der Welt schaffen. Aber es ist vollkommen inakzeptabel, dass es bundesweit 20 Prozent Risikoschüler gibt und in Bremen fast ein Drittel der Schüler einfachste Sätze nicht zu lesen imstande sind. Das darf so nicht bleiben – gleichwohl, ob man dagegen bürgerrechtliche Argumente anführt, auf Gerechtigkeit pocht oder den Export anbetet.
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Kommentar von
Christian Füller
Autor*in