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DIE WAHRHEITSissi vs. Brüdocop

Filmneuheiten: Mischmasch ist die allerneueste Mode im Kino.

Starrsinnige Stabreime sollen Wagner magische Macht über die Menschheit verschaffen. Bild: dpa

Mash-up“ heißt der letzte Schrei in Hollywood – Genres und Sujets, die garantiert nicht zusammenpassen, werden „verquirlt“. Auf der neuen Welle reitet nun auch die hiesige Filmindustrie mit. Die Wahrheit stellt die interessantesten Projekte vor.

Nietzsche jagt Marxensteins Sohn (Regie: Jörg Buttgereit)

Bayreuth 1876: Das Wagner-Festspielhaus ist errichtet, die Welt erwartet gespannt die feierliche Eröffnung. Der junge Gelehrte Friedrich Nietzsche (David Kross) überwacht im Auftrag Kaiser Wilhelms I. (Armin Rohde) die anreisenden Gäste. Besonderes Augenmerk soll Nietzsche auf den König von Bayern richten: Ludwig II. (Moritz Bleibtreu) steht im Verdacht, die Einweihung des Opernhauses für eigene Zwecke zu nutzen. Fasziniert vom Ränkespiel der Monarchen und mehr noch von der bezaubernden Sissi, einer blutjungen österreichischen Kaiserin (Alexandra Neldel), bemerkt Nietzsche nicht die wahre Gefahr.

Denn in den weitläufigen Gewölben unterm Festspielhaus haust Richard Wagners russischer Vertrauter, der Anarchist und Experimentalbiologe Bakunin (Benno Führmann). Hier vollendet er sein Projekt „Das Phantom der Oper“. Aus einer Bartlocke von Karl Marx (Sky Dumont) züchtet der Umstürzler einen Homunkulus (Christine Neubauer), bei dessen Anblick jeder vom Junker bis zum Industriebaron den Verstand verlieren soll.

Gleichzeitig tüftelt Wagner (Heino Ferch) an hinterlistigen Harmonien und starrsinnigen Stabreimen, die ihm magische Macht über die Menschheit verschaffen sollen. An Sissi erprobt der lüsterne Komponist seine Schöpfungen zuerst. Schon will sie sich ihm hingeben – doch Nietzsche, der der Angebeteten heimlich gefolgt ist, sprengt durch die Tür und greift den Verführer an. Der Zweikampf zwischen Takt- und Spazierstock, legt weite Teile des Festspielhauses in Schutt und Asche.

Nietzsche ist dem Sieg nahe, als das Phantom der Oper, durch die Erschütterungen vorzeitig erweckt, aus seiner Krypta bricht. Der Kontakt mit der Luft der Oberwelt lässt das Monstrum auf sechzig Meter Höhe wachsen, und es beginnt einen vernichtenden Streifzug durch Stadt und Land. Angesichts dieser beispiellosen Bedrohung verbünden sich Wagner und Nietzsche und beschwören, angeleitet von Schriften des antiken Zauberers Zarathustra (in einer Rückblende: Manfred Krug), den Übermenschen (Til Schweiger).

Der aber fordert für seine Hilfe das Blut einer Jungfrau. Alle Blicke fallen auf die zitternde Sissi. „Wahrlich“, flüstert Nietzsche, „nun sind wir jenseits von Gut und Böse!“ Doch die Kaiserin zieht unter ihrem zerrissenen Gewand eine Halskette hervor, an der ein goldener Ring befestigt ist. Im Glanz des Geschmeides leuchtet Sissi auf, unfassbar schön und schrecklich zugleich ...

Resident Evil VI: Mielkes Mausoleum (Regie: Florian Henckel von Donnersmarck)

Nach dem Zusammenbruch der EU, in naher Zukunft. Um die Trümmer der einst so stolzen Hauptstadt Berlin kämpfen die letzten Vertreter der alten Ordnung, angeführt vom charismatischen Joschka (Ottfried Fischer), gegen die Söldner des Satrapen Söder (Til Schweiger). Zwischen den beiden Parteien: die Schatzjägerin Lora Kraft (Alexandra Neldel). In den Ruinen der Museumsinsel sucht sie nach sagenhaften Artefakten.

Ihr steht der Archäologe Schliemann (Heino Ferch) zur Seite, der ein dunkles Geheimnis hütet: Sein Großvater war der Architekt der Berliner Mauer – und ein mächtiger Okkultist. In den Grundstein des schändlichen Bauwerks gravierte er den Satz ein: „Wer mich stürzt, wird fallen.“

Der Quader muss gefunden und vernichtet werden, wenn die Menschheit eine Zukunft haben soll. Auf ihrer Suche begegnen die Forscher dem letzten lebenden Stasi-Agenten (Moritz Bleibtreu). In einer winzigen Kammer lauscht er, unverdrossen vom Wechsel der Zeiten, dem Leben der Anderen. Er lässt seine Besucher zwischen drei uralten Borschtsch-Konserven der Roten Armee wählen – wer aus der richtigen Dose löffelt, wird den Weg zum düsteren Vermächtnis der SED finden.

Schliemann wählt das schäbigste Gefäß und erlebt eine Vision von entsetzlicher Wucht: Ihm erscheint der Geist von Margot Honecker (Christine Neubauer) und erklärt die Welt als eine Geschichte der Klassenkämpfe. Während Schliemann mit dem Tod durch Dialektik ringt, entdeckt Lora eine halb verfallene Schleusentür.

Dahinter: eine Armee geistloser Realsozialisten, die monoton aus dem Kapital repetieren und jeden in Stücke reißen, der schon mal westdeutsches Werbefernsehen gesehen hat. Loras Munition geht rasch zur Neige. Das kalte Blut der IM-Zombies lässt ihr Bowie-Messer so glitschig werden, dass sie es nicht mehr halten kann. In Erwartung des Endes schließt sie die Augen – da bricht durch die Decke ein Wesen, halb Mensch, halb Maschine. Es ist Brüdocop (Armin Rohde), ein unbezwingbarer Roboter, gesteuert vom Hirn Rainer Brüderles. Unaufhaltsam mäht das durch Rheinhessenwein angetriebene Wesen die Kohorten des Kommunismus nieder. Ob es der Markt mit dem Wirt schafft?!

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