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Krieg in SyrienGroßoffensive gegen Assad

Schwere Kämpfe in Aleppo und Damaskus. Die Rebellen versuchen, Aleppo einzunehmen. Regierungstruppen reagieren mit einer Offensive in Damaskus.

Laut Augenzeugen wird der Kampf um Aleppo mit beispielloser Härte geführt. Bild: reuters

ALEPPO/BEIRUT afp/dapd | Der Kampf um die syrische Metropole Aleppo könnte in die entscheidende Phase getreten sein: Nach der Ankündigung eines Großangriffs der syrischen Rebellen am Donnerstagabend tobten in der Stadt am Freitag laut Aktivisten und Einwohnern bislang beispiellose Kämpfe. Augenzeugen berichteten afp, die Härte der Gefechte sei bisher „ohne Beispiel“.

Nach Angaben eines desertierten Offiziers waren auf Seiten der Rebellen „tausende“ Kämpfer im Einsatz. Aktivisten meldeten schwere Gefechte aus dem hauptsächlich von Kurden bewohnten Scheich-Maksud-Viertel. Die Aufständischen der Tauhid-Brigade erklärten über Facebook, ihre Mitglieder hätten eine Offensive gegen regierungsfreundliche kurdische Kämpfer gestartet.

Die Regierungstruppen führten im Gegenzug nach Angaben der Aufständischen eine „großangelegte Offensive“ in Damaskus. Das Militär habe mit Panzern „die Einwohner terrorisiert“.

Der UN-Menschenrechtsrat verlängerte und erweiterte derweil das Mandat der Untersuchungskommission, die Menschenrechtsverstöße in Syrien untersuchen soll. Die Ermittler, die nicht in das Land einreisen dürfen, fanden nach eigenen Angaben bei Befragungen in den Nachbarländern Beweise für Kriegsverbrechen. Von den 47 Mitgliedsstaaten stimmten 41 für das Mandat. Russland und China stimmten dagegen.

Seit dem Beginn des Krieges in Syrien Mitte März 2011 wurden fast 30.000 Menschen getötet, die meisten von ihnen Zivilisten. Die UNO rechnet bis zum Jahresende mit mehr als 700.000 syrischen Flüchtlingen in den Nachbarstaaten des Landes.

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6 Kommentare

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  • T
    toddi

    welcher desertierter Offizier, dieser hier? Zitat:

    "Syrien: Oppositionelle Befehlshaber wechseln auf Regierungsseite

    “Mehrere Offiziere der aufständischen Freien Syrischen Armee haben erklärt, sie legen die Waffen nieder und wechseln auf die Seite von Bashar al-Assad. Dies wurde auf dem Forum der Oppositionskräfte in Damaskus bekannt.

    Einer der Deserteure, Oberstleutnant Khaled al-Zalem, verurteilte die Tatsache, dass die Heimatsgenossen den Kampf gegeneinander führen, und rief die Rebellen auf, ihren Fehler zu gestehen. Im Stab der Freien Syrischen Armee hatte er einen leitenden Posten bekleidet.

    Auf die Seite der syrischen Behörden wechselten auch elf Ex-Rebellen, fünf Militärs und sechs Zivilsten zurück.” oder jener “Entweder gehört Aleppo heute Abend uns oder wir sind geschlagen”, sagte der desertierte Offizier Abu Furat, der die aufständische Brigade al-Tawhid, anführt, der Nachrichtenagentur AFP.”

    All dieses gibt die große Hoffnung das die Stunden der Mörderbanden als militärische Opponenten (so sie es je waren) gezählt sind. Was Syrien bleibt, ist ein Terrorismusproblem der Sorten Bombenanschläge,Entführungen, Morde wie in all den Regionen die sich die Wahabiten zur "Befreiungszone" auserkoren haben ...

  • HS
    Hari Seldon

    Heute haben die fremdfinanzierten Terrorhorden den historischen Basar in Aleppo gezündet, weil die Händler im Basar (aus gutem Grund) keine "Befreiung" erwünscht haben, und wollen die Raubmörder (pardon "Freiheitskämpfer", "Demokraten", "Menschenrechtler", usw.) nicht unterstützen. Aber das "game is over", und hoffentlich wird Aleppo bald durch die Armee und die lokalen Bürgermilizen bereinigt.

  • K
    Kuno

    @Peter, ist doch klar: Die Faulenzer und Minderleister in den Verlagen kaufen sich Agenturmeldungen und verlassen sich auf die erfundenen Geschichten.

     

    Egon Erwin Kisch würde ......

  • DK
    Doro Kanzelmeyer

    "Großoffensive gegen Assad"? Herzlichen Glückwunsch, taz: das erinnert mich an eine Zeitungsschlagzeile von, wann wars, 1998, 99? "Bomben auf Milosevic" hieß es damals ...

     

    Meines Wissens trafen unsere Bomben aber alle möglichen Serben, nur nicht Milosevic. Ebenso richtet sich diese "Großoffensive" erst mal gegen die reguläre syrische Armee sowie - wie immer in Kriegen - gegen die syrische Zivilbevölkerung. Irgendwo da hinten treibt sich dann natürlich auch der Assad rum, klar, geschenkt.

     

    Es gibt aber noch andere Parallelen: auch damals ging es gegen ein Land, dessen starker Mann (ein gewählter Präsident!) einfach nur nicht eine von unseren Bitches war - sonst wär ja alles in bester Ordnung gewesen, und niemals hätte so ein Joschka Fischer den Kosovo mit Auschwitz verglichen ... Und unsere tollen Verbündeten waren ebenfalls Mafiosi und Terroristen: damals hießen sie "UCK". Mittlerweile sind die übrigens wieder zu ihrem eigentlichen Business, dem Drogen-, Waffen- und Menschenhandel quer durch Europa zurückgekehrt, und man nennt sie wieder "albanische Mafia".

     

    Kann man alles nachlesen, z. B. in diesem Artikel hier:

     

    http://www.sueddeutsche.de/politik/2.220/kosovo-krieg-als-die-menschenrechte-schiessen-lernten-1.457678

     

    Auch in Wikipedia Artikeln finden sich ein paar nette Fitzelchen dazu, siehe in den Artikeln: "Kosovokrieg", "Vertrag von Rambouillet", oder "UCK" (hier die Abschnitte "Drogenhandel" und "Transformation").

     

    In 10 Jahren darf man sowas dann auch mal auch über Syrien, die FSA oder den SNC schreiben - wenn es eh schon zu spät ist und das Land schon längst eine unserer Kolonien geworden ist. Dann interessiert das die Mächtigen und ihre Propagandisten eh nicht mehr. Aber wenn man genau sowas sagt, während es noch im Gange ist, dann ist man ein Spinner oder Linksextremer oder Verschwörungstheoretiker.

     

    Ist doch schön, wie Geschichte sich immer und immer wiederholt - und wir stehen davor und können nichts anderes machen, als schön Beifall zu klatschen, wenn unsere Strategen wieder mal ihre "Volksaufstände" (und anschließenden "humanitären Interventionen") "gegen Milosevic", "gegen Ghaddafi", "gegen Assad" und und und inszenieren ...

     

    Aber so sind wir eben, wir westlich-freiheitlichen Demokraten. Mit unseren "Werten" und all den anderen Lügen, an denen wir unbedingt die Welt genesen lassen müssen.

  • JO
    Jürgen Orlok

    Allein die Liste der zustimmenden Länder ist fast dieselbe,Massenmörder NATO&CO, die die Kriegslügen im Vorfeld des Angriffskrieges gegen Libyen fabrizierte.

     

    Das reicht, um die "Qualität" dieser unter dem Deckmantel der Menschenrechte wütenden Kriegsverbrecher zu beschreiben.

     

    Ein einfaches EinmalEins der Menschenrechte gehört leider nicht zu den Grundfähigkeiten in unserer "freien" Welt.

  • PP
    Peter Planlos

    "Die Regierungstruppen führten im Gegenzug nach Angaben der Aufständischen eine „großangelegte Offensive“ in Damaskus."

     

    Die Rebellen stürmen Aleppo. Und die Regierungstruppen revanchieren sich mit einer Großoffensive in Damaskus, das fest in Regierungshand ist. Sie terrorisieren dort syrische Zivilisten(Auch Familienmitglieder?) mit heftigen Panzerattacken.

     

    Wenn das stimmt, ist Assad wirklich verrückt.

     

    PS.Zwei Fragen bitte.

     

    Um mir einen Überblick zu verschaffen, habe ich alle Meldungen zu diesem Ereigniss recherchiert. Sprich: "TAZ, Welt, Bild, SPON, FAZ, SZ, ARD usw." gelesen.

     

    Mir ist aufgefallen, dass die Artikel zu 100% identisch sind. Meist auch im Wortlaut.

     

    Heisst das, dass es eine zentralle Pressequelle gibt, aus der sich die Medien informieren?

     

    Gibt es noch eigene Recherchen, wenn ja wo, kann ich die finden?

     

    Vielen Dank

    Peter