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Google bewertet JournalistenNetzwerknerds nach oben

Suchmaschinenoptimierung mit Profilbild: Wie die Aktivität auf Google Plus die Suchergebnisse von Autoren beeinflussen könnte.

Google wirbt für Google+. Verändert das was? Bild: dpad

Aktive Google Plus Nutzer sollen in den Suchergebnissen bevorzugt werden. Das Gerücht über Google Author Rank hält sich hartnäckig im Netz. Blogger, Autoren und Journalisten, die ihren Google Plus-Account mit den eigenen Texten verbinden, sollen bald von der Suchmaschine als hochwertiger eingestuft werden.

Schon jetzt können Schreiber ihre Blogs und Artikel mit dem Google Plus-Konto verbinden. Als Belohnung wird neben dem Sucheintrag der Texte das Google Plus-Profilfoto. Auch die Anzahl der Freundesgruppen in denen sich der User befindet, werden angezeigt. Noch fließen die Informationen nicht in die Bewertung der Suchmaschine ein.

In Googles Webmasterblog stellt jedoch ein Eintrag die neue Verknüpfungsmöglichkeit vor und stellt fest: „Wir wissen, dass gute Inhalte von guten Autoren kommen. Wir schauen inwieweit diese Verknüpfung uns helfen kann, Autoren hervorvorzuheben und die Suchergebnisse zu bewerten.“

Google bewertet die Einträge seiner Suchmaschine mit Hilfe eines komplexen Algorithmenkatalogs, der ständig weiterentwickelt wird. Dabei setzt die Suchmaschine immer mehr auf Qualität statt Quantität: In den vergangenen Jahren war die Verlinkungsanzahl („PageRank“) der Webseiten ein wichtiger Faktor für die Suchmaschinen. Man ging davon aus, dass viele verlinkte Webseiten inhaltlich wertvoll sind. Links lassen sich jedoch leicht manipulieren. Onlineberater und Agenturen für Suchmaschinenoptimierung bauten riesige Linkpyramieden und überlisten so die Suchmaschine für ihre Kunden.

Klasse statt Masse

„Schlechte Suchmaschienenoptimierer nutzen Lücken im Googlealgorithmus um die Seiten ihrer Kunden schnell nach oben zu bringen“, so Hannes Schleeh, ebenfalls Onlinemarketingberater. „Wenn Google diese Lücke schließt, ist das hohe Seite futsch und das Geld auch.“ Deshalb seien hochwertige Inhalte gefragt. Nur so könne man die Googleplatzierung nachhaltig verbessern. Google steht nun vor der Herausforderung gute Inhalte von den Massenverlinkungen zu unterscheiden. Der Author Rank ist ein mögliches Element für Google, der diese Bewertung erleichtern könnte. Schleeh zeigt in seinem Blog, wie Autoren ihr Profil mit ihren Texten verknüpfen können.

Author Rank wird wahrscheinlich mehrere Faktoren bewerten: beispielsweise die Anzahl der Freundeskreise des Autors, oder die Häufigkeit der Interaktionen anderer User, wie das Teilen oder „Liken“ seiner Beiträge.

Schon jetzt verknüpfen viele Autoren ihre Artikel mit dem eigenen Google Plus-Profil, auch wenn dies für das Ranking des Textes noch unerheblich ist. Für die Verknüpfung wird ein HMTL-Schnipsel (rel=„author“) in die Blog- oder Portalseite eingefügt. Wer jedoch keine HMTL-Kenntnisse besitzt oder nicht auf den Quellcode der Seite zugreifen kann, kann seine Texte nicht verknüpfen. Das begehrte Autorenbild in der Googlesuche bleibt also den Nerds und Blogbesitzern vorbehalten. Texter, die für fremde Seiten schreiben auf deren HTML-Code sie nicht zugreifen können, bleiben fotolos.

Keine Auskunft von Google

Wenn Google Rank eingeführt wird, und damit die verknüpften Profile in die Bewertung einfließen, werden viele benachteiligt – bis auf die kundigen HTML-Experten. Außerdem hilft diese Form der Eintragsbewertung vor allem den Bloggergrößen. Mit vielen Fans und vielen Interaktionen rutschen sie in den Suchergebnissen nach oben und verdrägen unbekanntere Autoren auf die hinteren Seiten.

Ob und wann Author Rank wirklich kommt, ist jedoch unklar. Pressesprecher Stefan Keuchel sagt, das Unternehmen äußere sich nicht zu Gerüchten, sondern gibt erst Auskunft, wenn Produkte und Funktionen da sind. Zwar hat Google Plus nach eigenen Aussagen 250 Millionen angemeldete Mitglieder, davon sind jedoch nur 100 Millionen monatlich aktiv. Facebook hat zum Vergleich rund 800 Millionen aktive Nutzer. Google Plus bleibt eine Plattform für Netzwerknerds.

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3 Kommentare

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  • FM
    Florian Meyert

    Zu Schade, dass es nicht auch Google-Minus Buttons gibt. Für diesen Artikel würde ich ihn zu gerne anklicken. Um ein Google-Profil anzulegen und dieses eventuell in mit seiner Seite zu verlinken braucht man eher keine HTML-Kenntnisse noch muss man ein Netzwerknerd sein. Man ist ja auch kein Computerspezialist nur weil man mit 10 Fingern tippen kann. Ich denke nicht wenige Taz-Journalisten sollten sich langsam mal daran gewöhnen dass ihre Artikel von den Usern einfach als unwesentlich, langweilig oder schlecht recherchiert bewertet werden und kein begehrtes Plus erhalten.

  • B
    Banzai

    G+Tip:

    Wer G+ Benutzer ist und das 'social search update' schon mal ausprobieren moechte, kann seine Sprache auf English(US) umstellen und bei google.com dann 'sozial' suchen.

  • F
    Frank

    Das würde bedeuten, dass Google versucht das Verhalten der Netzuser nachzuvollziehen, dass bestimmte Autoren Garant für gute Inhalte sind und deren Seiten wertvoll für Verlinkung und lesenswert sind.

     

    Da diese organische Verlinkung von SEOs nachgeahmt wurde um weniger attraktive Inhalte nach oben zu bekommen, versucht Google also das Bewerten selbst in die Hand zu nehmen.

     

    Im Ideenansatz vielleicht nicht schlecht aber dadurch besteht wirklich die Gefahr, dass Google auf einem Auge blind wird.

    Eigentlich müssten wir uns ernsthaftere Gedanken machen, eine deutsche Suchmaschine aufzustellen, als Gegengewicht.

    metager.de ist eine solche, aber noch weit davon entfernt, so treffsicher zu sein wie Google. Das wäre aber sicher ausbaufähig.