piwik no script img

Deckelung der EEG-UmlageDie Stromkosten bezahlt die Bank

Die CSU will die EEG-Umlage von 5,3 auf 4,5 Cent senken und die Kosten der Staatsbank zuschieben. Merkel möchte Ausnahmen für Unternehmen prüfen.

Der Verbraucher sieht rot. Deshalb will die CDU die EEG-Umlage deckeln. Bild: dapd

BERLIN dpa/dapd | Die CSU will die hohen Stromkosten mithilfe der staatlichen Förderbank KfW begrenzen. Das CSU-Modell sieht nach einem Bericht des Münchner Merkur eine Deckelung der EEG-Umlage auf 4,5 Cent pro Kilowattstunde vor. Die Netzbetreiber hatten am Montag bekannt gegeben, dass die Ökostrom-Umlage 2013 von derzeit 3,6 auf 5,3 Cent steigen wird.

Die CSU will aus dem Kreditfonds die kurzfristig hohen Kosten für Einspeisevergütungen finanzieren. Die Abzahlung erfolge dann, wenn die Lasten wieder sinken, weil die Subventionen allmählich auslaufen. Nach jetzigen Berechnungen müssten bis 2026 rund 46 Milliarden Euro an Kredit aufgenommen werden, danach wäre dann eine Tilgung möglich.

Derweil schlägt Bundeskanzlerin Angela Merkel zur Reduzierung der Kosten für Privathaushalte vor, die Rabatte für energieintensive Unternehmen auf den Prüfstand zu stellen. Allein diese Ausnahmen machten 0,5 Cent des aktuellen Anstiegs der EEG-Umlage aus, ihr Anteil sei damit genauso groß wie der Ausbau der Photovoltaik, sagte die Kanzlerin am Dienstag beim Deutschen Arbeitgebertag in Berlin. „Auch diesen Teil müssen wir uns noch einmal anschauen, ob es richtig war, dass wir so viele Unternehmen herausgenommen haben. Denn es sind jetzt mehr als die, die im internationalen Wettbewerb stehen.“

Die Widerstände sind gewaltig

Merkel appellierte an alle Beteiligten in Bund und Ländern, an einem Strang zu ziehen. „Was in den nächsten Monaten gelingen muss, ist, dass wir unsere Vorstellungen über den Ausbau der erneuerbaren Energien koordinieren mit dem dafür notwendigen Leitungsbau“, sagte sie.

Die Änderung der Ökostromförderung sei hochkompliziert, die Widerstände seien angesichts der garantierten Renditen gewaltig. „Dafür vernünftige Veränderungen zu finden, setzt zumindest eine Mehrheit im Bundestag plus eine Mehrheit im Bundesrat voraus“, so Merkel.

Die Landesregierungen wehren sich nach einer Umfrage der Deutschen Presseagentur aber gegen die Begrenzung des Zubaus von Windrädern und Biomasse-Kraftwerken. Bundesumweltminister Peter Altmaier will auf diese Weise den weiteren Anstieg der EEG-Umlage begrenzen. Wind aus dem Norden sei jedoch besonders kostengünstig, hielt die schleswig-holsteinische Umwelt-Staatssekretärin Ingrid Nestle von den Grünen dagegen.

Grünen-Fraktionsvorsitzende Renate Künast kritisiert mit Blick auf die Energiewende die Privilegien für Unternehmen. Diese müssten zurückgefahren werden, sagte Künast am Dienstag in Berlin. Statt der ursprünglich geplanten Ausnahmen für energieintensive, im internationalen Wettbewerb stehende Betriebe seien „vier Milliarden Euro Privilegien herausgekommen, die auf dem Rücken der mittelständischen, kleinen Wirtschaft und der Privathaushalte ausgetragen werden“, kritisierte die Grünen-Politikerin.

Weiterhin plädierte sie für eine Weiterentwicklung des EEG. Statt einer Planwirtschaft, wie Bundesumweltminister Peter Altmaier sie beabsichtige, brauche man einen freien Markt für Erneuerbare Energien, betonte Künast.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

4 Kommentare

 / 
  • TT
    Thomas Th.

    @Jörg Dürre:

    Ganz einfach. Das EEG garantiert einer einmal in Betrieb genommenen Photovoltaik-Anlage 20 Jahre die gleiche Vergütung. Eine Anlage, die z.B. 2003 in Betrieb ging, erhält rund 45 Cent/kWh bis 2023.

    Die Kosten bestehender Anlagen bilden einen festen Block, der entsprechend lange in der EEG-Umlage mitgeschleppt wird.

    Es wird immer auf das Inbetriebnahmejahr abgestellt.

    Die Vergütungssätze der in der letzten Zeit in Betrieb genommenen Anlagen liegen natürlich deutlich darunter, auch diese bleiben über 20 Jahre dann konstant.

     

     

     

    Ein wichtiger Aspekt, der überhaupt nicht in der ganzen EEG-Diskusion gesehen wird, ist die Geldentwertung über die Zeit.

     

    Ein Betreiber einer Anlage von 2003 bekommt zwar 45 Cent/kWh, aber z.B. in 2020 sind 45 Cent nicht mehr soviel wert (Kaufkraft geringer) wie in 2003.

  • D
    davids

    Wenn die olle Schuldenbremse nicht wäre, könnten wir das auch gleich auf Pump über Staatsschulden finanzieren. Die Rückzahlung ist ja ab 2025 gesichert ;-)

  • JD
    Jörg Dürre

    Ich frage mich immer, wie die "böse" Sonne den Strom zukünftig teuer machen kann - bei Kosten weit unterhalb von Privatkundenstrompreisen

     

    http://www.ise.fraunhofer.de/de/veroeffentlichungen/veroeffentlichungen-pdf-dateien/studien-und-konzeptpapiere/studie-stromgestehungskosten-erneuerbare-energien.pdf

     

    Die Studie ist aus dem Mai 2012 und bereits überholt, die Preise für Strom aus Freiflächenanlagen sind schon viel günstiger als in den optimistischsten Annahmen.

  • JK
    Juergen K.

    Anstelle der Steuerentlastung sollte eine GmbH gegründet werden,

     

    -gemeinnützig, NICHT gewinnorientiert !-

     

    die den Anschluss der Nordsee-Windparks regelt und abwickelt.

     

     

    Dann brauchen wir auch nicht auf Tennet warten und diese anschliessend bis in alle Ewigkeit pampern.

     

    bzw. deren Aktionäre.