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Deutsche bekommen wenige KinderSchuld ist der Perfektionismus

Seit Jahren hat Deutschland eine niedrige Geburtenrate und viele kinderlose Frauen. Grund sind zu viele und zu unterschiedliche gesellschaftliche Vorgaben.

Zwei Kinder? Ist schon über dem Durchschnitt Bild: dpa

BERLIN taz | „Sexymama“, „Me and my mum“, „9 Monate“, „Die wilden Schwäne“. Die Namen der Läden sind Programm: Im Berliner Stadtteil Prenzlauer Berg, einem der kinderreichsten Areale Deutschlands, wähnt man sich im Familienparadies. Geht es hierzulande endlich aufwärts mit der schwachen Reproduktionsfreudigkeit?

Nein. Das belegt seit Montag eine Untersuchung des Bundesinstituts für Bevölkerungsforschung (BiB) in Wiesbaden und bestätigt damit bekannte Fakten: Die Geburtenrate in Deutschland beträgt seit vielen Jahren 1,39 Kinder pro Frau. Seit den siebziger Jahren gehört der Westen der Republik zu jenen Ländern, die über eine hohe Zahl kinderloser Frauen klagen.

Im Osten bekamen die Frauen bis zum Mauerfall durchschnittlich 1,6 Kinder, rund 90 Prozent der Ostfrauen hatten wenigstens ein Kind. Woran liegt das? Seit Jahren versucht die Politik dagegenzusteuern: Kinder- und Elterngeld, Vätermonate, Ausbau der Betreuungsangebote. Warum lassen sich manche partout nicht davon überzeugen, dass eigene Kinder eine prima Sache sind?

Das liegt an den Leitbildern, sagt Jürgen Dorbritz, wissenschaftlicher Direktor am BiB und dort zuständig für die Kinderstudie. An den zu vielen und zu unterschiedlichen Vorgaben der Gesellschaft. Wenn es um Zusammenleben, Ehe und Kinder geht, gibt es nichts, woran sich Frauen und Männer eindeutig orientieren können, sagt der Soziologe. Und: Zwischen Ost und West verläuft bei der Familienfrage noch immer eine deutlich erkennbare Grenze.

Im Osten dominiert das Leitbild der Vereinbarkeit von Familie und Beruf, das auch in der DDR gelebt wurde; im Westen traditionell das Leitbild der Hausfrau. Das hat Folgen: Ostfrauen bekommen jetzt insgesamt weniger Kinder als früher und meist nur ein Kind pro Frau. Nicht wenige Mütter sind Alleinerziehende. Für Dorbritz verbergen sich dahinter „Pragmatismus und Selbstschutz“: Ein Kind bringt man auch allein und mit geringem Einkommen durch.

Akademikerinnen sind oft kinderlos

Im Westen bekommen wenige Frauen mehrere Kinder, in der Regel sind die Mütter mit den Vätern verheiratet. „Ehe und Kinder sind in den alten Bundesländern stärker miteinander verknüpft“, erklärt Dorbritz. Zwar bekomme das Hausfrauenleitbild Risse. Das habe zur Folge, dass Frauen, die sich dagegen entscheiden, oft ganz auf Kinder verzichteten. Ein Viertel der Frauen bis Mitte 40 haben keine Kinder. Von den Akademikerinnen sind 30 Prozent kinderlos.

Allerdings finden nicht wenige Gebärwillige schlichtweg nicht den richtigen Partner oder die richtige Partnerin. Vor allem AkademikerInnen in Großstädten vermissen „passende Angebote“, wenn sie nach Studium, Berufseinstieg und gesichertem Einkommen eine Familie gründen wollen. Die Bamberger Soziologin Adelheid Smolka hat das einmal als „spezifische individuelle Präferenzen und paarbezogene Konstellationen“ beschrieben, Partnerbörsen verdienen damit viel Geld.

Jürgen Dorbritz erkennt darin das „Leitbild der idealen Partnerschaft“, das einhergehe mit dem „Leitbild des deutschen Perfektionismus“: „Alles muss gelingen: Beziehung, Finanzen, Beruf, Kinder. Wenn etwas nicht so läuft wie erwünscht, dann fühlen sich viele gleich als Versager.“ Das findet der Wissenschaftler falsch: „Es gibt nie den perfekten Zeitpunkt.“ Perfektionisten stünden sich selbst im Wege. „Neue Leitbilder müssen her“, fordert also Dorbritz. Wer Familie mit dem Beruf vereinbare, dürfe eben nicht als Rabenmutter gelten.

Keine Lust

Eine solche Korrektur sei allerdings nicht innerhalb kurzer Zeit zu haben. BiB-Fertilitätsforscher Martin Bujard spricht im aktuellen Familienmonitor des Familienministeriums sogar von „ein bis zwei Jahrzehnten“.

Was heißt das für die Politik? Wenn es nach Dorbritz ginge, müsste es eine „gute Kombination aus Zeit, Geld und Strukturen“ geben: Familien sollten nicht nur Eltern- und Kindergeld bekommen, sondern schon früh einen Kita-Platz und flexibel arbeiten können.

So sieht das auch die OECD. Die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung hat Deutschland gerade eine gravierende Nachlässigkeit in Sachen Geschlechtergerechtigkeit bescheinigt: ein Grund dafür, dass deutsche Frauen oft keine Lust auf und Angst vor dem Kinderkriegen haben.

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33 Kommentare

 / 
  • JW
    Jonas Weber

    Wenn es nie den richtigen Zeitpunkt gibt, bekommt man eben auch nie ein Kind. Die Leute haben also recht. Rätsel gelöst.

  • S
    Sandra

    Ich finde es interessant, dass die Kinderfrage immer auf die Frau abgewälzt wird.

     

    Warum adoptieren die ganzen tollen Männer denn nicht haufenwiese Kinder? Sind doch genug da?

     

    Aber nein, die Frau soll sich lieber wieder mit ihrem 50er Jahre Bild zufrieden geben, Seitensprünge verzeihen und dem Mann seine wöchentliche Kneipentour lassen, selbst wenn sie dann wenig Geld für Essen und Heizen übrig hat. Aber dann auch 4fache Mutter werden.

     

    Was soll das eigentlich?

     

    Viele Frauen wünschen sich ja Kinder. Aber sie sehen auch, wie man einer ganzen Generation von Kindern die Zukunft verbaut, weil zu wenig Geld da ist. Warum soll man sich und seinem Nachwuchs sowas also antun?

     

    Oder um es mit Volker Pispers zu sagen: Meckert nicht rum, dass zu wenig Kinder geboren werden, kümmert euch lieber mal um die Kinder, die schon da sind!

  • Q
    qed

    Zum Schreien, die Pirouetten des feministischen Diskurses, wenn das Scheitern dieser Ideologie nicht mehr zu verbergen ist trotz Pampern (oder gerade deshalb?) der Gebenedeiten von der Wiege bis zur Bahre.

    Welche Degeneration an Verantwortung und Kompetenz in den weiblichen Köpfen stattgefunden hat, wissen die Rentenversicherer, die serienweise Anträge auf Frühverrentung von 'überforderten Müttern' zu bearbeiten haben und die sich deshalb noch nicht mal schämen, genausowenig wie die, die mit dem 'bedingungslosen Grundeinkommen' das Paradies nahen sehen- parasitäre Lebensweise auf anderer Leute Kosten ist zur Selbstverständlichkeit geworden seit der 'Jahrhundertreform' des Familienrechts 1977, die Millionen Männern ein Leben am Existenzminimum zuwies. Es ist deshalb kein Wunder, wenn vor allem Männer sich aus diesem System verabschieden- ihre enorme Zahl steht wie ein Menetekel an der Wand, auch wenn die IdeologInnen es nicht sehen wollen in einer Art kindlicher Trotzhaltung mit zugehaltenen Augen.

    Die Prognose? Sie ist düster. Wie bei allen sozialistischen Sytemen bisher.

  • G
    gustav

    Letzlich warten die vermeintlichen

    GewinnerInnen auf den "rechten Zeitpunkt"

    bis alles wirklich sicher ist.

    Doch dann wird die Beziehung instabil,

    ein Seitensprung zuviel und es ist vorbei.

    Vielleicht tritt der "rechte Zeitpunkt"

    auch einfach zu spät ein, weil die Gier

    nach Geld und Ruhm mit Unersetzlichkeit

    im Job erkauft worden ist.

     

    Dann gibt es die niedrigverdienenden Männer,

    die sich schämen und keine Frau, die ihnen

    gefiele bekommen.

    Die übrig bleibenden Frauen verdienen auch sehr wenig

    Beim Sozialschichten"ficken" potenziert sich

    das Armutsrisiko, die Scheidungshäufigkeiten

    sowohl bei den High-Potentials, als auch

    bei den Niedriglöhnern.

     

    Nicht zu vergessen sind jene Menschen, die Zeuge

    oder Opfer intensiven Mobbings gewesen sind

    in Schule und Vorschuleinrichtungen

    und dieses

    Trauma ihren nicht geborenen Kindern ersparen wollen!

     

    Und dann natürlich jene die eine neue

    Diktatur in Europa und Notstandsgesetze

    aufgrund der Überalterung ihren Kindern

    nicht antun wollen!!

    Die Nachrichtenpublicity über

    Deutschland und Europa ist ja wirklich zu kotzen"!!

    So wird europäisches Geld in die Diktaturen

    vertrieben!!!!!!!!!! Und die sind so schlau

    die richtig negativen Prognosen ohne Substanz

    einfach abzustellen und u.a. auch deswegen

    so erfolgreich, weil wir uns immer fertig machen!

  • S
    sigismund

    Der wahre Grund ist doch, dass

    die Knabenerziehung durch Frauen

    zu einer Verdummungs-und Assozialisierungswelle

    geführt hat, die letzlich den Heiratsmarkt

    nicht mehr zuträglich sind.

    Das Bildungssystem schafft bis über das Abitur hinaus

    keine gleichen Lernchancen mehr.

    Selbst bei Erreichen des Abiturs werden

    durch NC-Zulassungshürden statt

    Mehrfachaufnahmeprüfungen, die Lernenden ausschließlich durch ihre Bildungshistorie

    abgeurteilt.

    Und bei Bewerbungen als universitäre Mitarbeiter

    werden eindeutig Leute nach dem vorherigen

    Lebenslauf und nicht nach erbrachten spezifischen

    Leistungen bevorzugt.

    Dieser Auslese-und dieser Persönlichkeitsmissbildungsprozess ist unfair!

     

    Würde man die auf Knaben schlecht wirkenden

    Lehrkräfte aus den Dienst in

    Erziehungsanstalten und Schulen entfernen

    und sensible, kluge, sportliche,

    sympathische, konzeptorientierte Lehrkräfte

    einstellen, wäre die Chance auf

    mehr Familiengründungen viel eher gegeben.

     

    Das Problem liegt in den Erziehungsanstalten

    und Bildungsanstalten, die eine Männergeneration

    nach der nächsten versauen und der Abwesenheit

    männlicher Normen, die durch eine Filmscheinwelt

    ersetzt wird.

    Das monosexistische Lehrmodell hat versagt.

    Es hätte vielleicht nicht versagt, wenn

    mehr akademische Seiteneinsteiger im

    tatsächlichen Lehrbetrieb engagiert wären und

    klare Programme gegen seelische, physische und

    sexuelle Gewalt durchgesetzt würden!

     

    Auch junge Frauen tragen an der Entwicklung Schuld,

    weil sie: a) ein falsches Würdeverständnis haben

    und beim Nachlassen der Leidenschaft

    ähnlich wie Machos die Bindung lösen

    b) sie sich arbeitsmäßig zuviel zumuten

    und dadurch sich und die Kinder

    vernachlässigen

    c) sie ständig gestresst sind

    d) Hollywoodvorstellungen von Liebe und

    Erfüllung nachhängen und übertriebene

    Marottenabscheu aufweisen;

    Sie sind zu wenig robust in Toleranzfragen .

    e) Männer ähnlich wie Erzieherinnen und

    Lehrerinnen zu kontrollieren versuchen,

    anstatt mit ihnen demokratisch und

    liebevoll und ehrlich sich zu verständigen

    f) sie nicht erkennen, dass eine

    materiell und für die Kinder stabile Beziehung,

    persönlich aber unbefriedrigende Beziehung besser

    ist, als alleinstehend sein, Schichtarbeit,

    Scheidungszoff und labile, schulisch gefährdete

    Kinder ohne das man eine Aussicht auf

    eine gut bezahlte Arbeitsstelle mit vernünftigen

    Arbeitszeiten hat!!!!

     

    g) viele Frauen Männer entweder nur

    als Manipulationsobjekte oder

    als schnell abzuschreibende Fälle

    mißhandeln!

     

    Insofern: Selbst Schuld!

     

    .

    Und höchst fragile Familien sind die Konsequenz.

  • B
    berufsschullehrer

    Der Artikel ist ein ärgerlicher Versuch, die Misere zu weniger Kinder zu individualisieren. Das Problem liegt an den deutschen Strukturen, nicht an den einzelnen Menschen.

    Schulen oder Kinderbetreuung sind bei uns teuer oder schlecht, unterfinanziert und Mangelware.

    Eltern müssen dort noch sinnlos viel mit- oder nacharbeiten. Das kostet Nerven, Zeit und Geld.

    Horror: Debatte in der Elternini, Hausaufgaben, "freiwillige" Dienste in den Einrichtungen - da geht der Yuppie lieber in die Zappelbude.

    Wenn Eltern in D-Schland nicht sehr überlegt und vorsichtig vorgehen, sind sie arm oder fertig mit den Nerven.

    Oder beides.

    Ich würde mal den alten Marx ziehen:

    Das Sein bestimmt das Bewußtsein.

    Durch die Spaltung der deutschen Gesellschaft und die begründete Abstiegsangst vieler Menschen, Druck auf arbeitende Menschen, Niedriglöhne usw fehlt vielen zu Recht das Vertrauen, sich die nächsten 25 Jahre Kinder leisten zu können. Armut mit Kindern aber ist ganz schlecht, da wird man noch stärker damti konfrontiert, sich und den Kindern nix leisten zu können.

    Es geht nicht darum, wer wie sexy sei oder wo die dollen Männer herkommen, oder Frauen.

    Wer wegen der Arbeit am Kind weniger Erwerbsarbeit leistet, hat nachher die Arschkarte - weniger Geld sofort und weniger Rente später - und warum?

    Weil Umverteilen oder Investitionen in Kinder und Nachwuchspflege in D-Schland nicht nötig erscheinen - bisher fanden sich genug "Freiwillige".

    Die Frauen scheinen aufgewacht und die Männer wollen lieber durchschlafen als Kinder trösten.

    Das ist eher was für Masochisten oder

    Wohlhabende - oder für die Armen, da isses egal.

    Wenn wir mit der Kinderbetreuung den Stand anderer Länder herstellen würden, bräuchten die Eltern weniger Angst zu haben, ihr Kind wie Abfall den Einrichtungen "andienen" zu müssen oder Dauerstress wegen "wohin mit dem/den Kindern" zu haben.

    Die Yuppies lächeln darüber und finden das uncool.

    Außerdem kriegen sie wegen Verfügbarkeit die besseren Jobs.

    Noch Fragen?

    Ohne sicheren Job (beide!!) hätte es bei uns auch keine Kinder gegeben. Also, versuchts mal mit Mindestlohn, Dauerarbeitsplätzen und sehr guten Kitas, Ganztagsschulen und Hausaufgaben, die die Eltern nicht mitmachen müssen.

    Dann kommen auch mehr gute Fachkräfte und weniger Bildungsverlierer raus - wetten?

    Ach so - das kostet Geld?

    Dann eben nicht.

    Stimmt. Geld ist leider keins da.

    Wir müssen ja Banken retten und Afghanistan auch und die Reichen schonen.

    Schade.

  • C
    CaptainAhab

    Wer stirbt denn jetzt zuerst aus, die Deutschen oder der Wald?

  • YK
    Yussuf K.

    Wo immer ich das Thema anbringen kann: "Ich rate jedem Mann ab von einer Ehe und Kindern!"

     

    Es lohnt nicht, man wird behandelt als Vater wie der letzte Dreck. Muss man(n) sich das antun? Frauen können verlesben und die Samenbanken mit dem Einkaufswagen ausräumen, aber Kinder von Männern sollte es nicht mehr geben. Gemeinsam gehen wir unter!

     

    www.vaeterentsorgung.de.vu

  • DM
    Das Mann - und das ist so

    Zitat von "Männerlose Kinder X" (Nomen scheint hier gerne Omen zu seien mögen): >> Männersache ist, der im großen und ganzen viel schlimmer ist, als es alle wahrhaben wollen. Das beste daran ist, sollten mit dieser Weitsicht, neue Einsichten kommen, könnten Männer doch, da sie ja immer noch in den Chefetagen beinahe unter sich sind, für einen freien Tag im Monat für den Haushalt sorgen, so wie es ihn "nur" für die Frau in der DDR gab

  • A
    atalaya

    Perfektionismus? Ich denke, damit hat das gar nichts zu tun, vielmehr mit dem Willen, ein Stück vom Kuchen abzubekommen, sich noch irgendwie in die Mittelschicht "retten" zu können, um dann so lange zu malochen, bis frau gegen Ende der fruchtbaren Jahre die Torschlusspanik befällt und sie feststellen muss, durch Arbeit bzw. ihre "Karriere" auch nicht dauerhaft glücklich geworden zu sein.

     

    Früher hat ein Einkommen für eine Mittelschichtsfamilie gereicht. Heute reichen oft zwei nicht. Frauen sind zu "nützlichen Idiotinnen" einer Gesellschaft geworden, die ihnen die sogenannte Selbstverwirklichung um den Preis des Lebensglücks aufschwatzte, zu welchem Familie und Kinder oft doch gerade dann werden, wenn das Lebensalter vorrückt und die Kräfte nachlassen. Es profitiert vor allem das Unternehmertum durch mehr und oft auch billigere Arbeitskräfte.

     

    Dass heute vielen der Mut fehlt, Kinder in die Welt zu setzen, kann ich verstehen. Schließlich lastet viel Druck auf den jungen Menschen. Aber diesen Druck zum Perfektionismus umzumünzen, ist in meinen Augen schon eine krasse intellektuelle Unredlichkeit.

     

    "Unserbeider" hatte schon zwei Kinder, als noch keiner der "Akademiker"-Partner eine feste Stelle hatte. Und als es drei waren, hatte der (Haus-)Mann immer noch keine. Wir dachten: irgendwie geht das. Und es ging auch. Schade war, dass man die Zeit vielleicht nicht so genießen konnte, weil man ja auch "mal" studieren musste. Aber auch wenn es anstrengend war und finanziell nicht gerade üppig: es war eine schöne, nein eine sehr schöne Zeit.

  • KM
    Kinderlose Männer X

    Meike Dinklage sieht die Dinge so wie ich, ganz anders. Sie beschreibt den typischen Fall der Kinderlosigkeit von Männern in ihrem Buch "Der Zeugungsstreik -warum die Kinderfrage Männersache ist", der im großen und ganzen viel schlimmer ist, als es alle wahrhaben wollen. Das beste daran ist, sollten mit dieser Weitsicht, neue Einsichten kommen, könnten Männer doch, da sie ja immer noch in den Chefetagen beinahe unter sich sind, für einen freien Tag im Monat für den Haushalt sorgen, so wie es ihn "nur" für die Frau in der DDR gab (von wegen Emanzipierte Ostfrauen, pah!). Ach und weniger zu arbeiten gab es in der DDR ebenfalls- Für diesen Zustand heute hat ja die Merkel- und Gauck-Regierung schon vorgesorgt und mächtig (schönes Wortspiel) durch den Anstieg von Arbeitslosigkeit Europaweit, schon geholfen. Tja, da haben wir den Grund, die DDR ist schuld an der heutigen Kinderlosigkeit von Männern! Das lassen Frauen sich eben heute nicht mehr gefallen, dafür haben die gebildeten emanzipierten Westfrauen gesorgt.

  • KS
    Kurt Schieler

    Schuld ...

     

    .. sind immer die anderen.

     

    Viel Spass beim Kampf für eine supergerechten Welt.

    Wenn´s klappt, kann man ja wieder Kinder in die Welt setzen.

  • B
    Boum

    Das Problem wird verkannt. Von der Hartz-4-lerin bis zur Akademikerin ist die deutsche Frau bekannt für ihre Dominanzgeilheit. Ganz schlimm wird es, wenn sie ein Kind hat - dann will sie der absolute Boss sein. Immer weniger Männer stehen darauf...

  • A2
    Arno 2

    Ganz vergessen, die deutschen Männer sind aufgrund ihrer pflegeleichten und zuvorkommenden Art in Ländern der ehemaligen UDSSR und in Asien als Partner und Ehemänner hoch angesehen. Und dass obwohl die dort aktiven deutschen Männer sicherlich nicht die erste Wahl unseres Angebots sind. Von deutschen Frauen habe ich in diese Richtung noch nichts gehört. In ihrer Selbstverliebtheit haben die völlig übersehen, welche Schätze sie vor der eigenen Haustür haben.

  • N
    neubau

    Das Problem heißt Zukunftsangst - und ist politisch gemacht. Es ist gar nicht so schlimm, wenn wir weniger werden - sind doch anderen Studien zu Folge die Menschen genau in den Ländern glücklich, die wenige Einwohner haben. Skandinavien soll neben hoher Selbstmordraten sehr zufriedene Bürger haben!

     

    Auffällig, wie viele Kommentatoren das Geleier von der Geburtengefahr, der Entvölkerung durch Verweigerung der Fortpflanzung, nicht mehr so ganz glauben wollen!

  • A
    Arno

    Die Deutsche Frau taugt nicht mehr zum Kindermachen. Sie ist, wenn sie eins hat, schon in der Regel überfordert. Sie will Shopping, Konsum Reiseurlaub und weil ihr der berufliche Aufstieg oder die Firmengründung aus eigener Kraft nicht gelingt, will Sie die Quote. Ein Kind braucht Wärme, Liebe, Fürsorge, Herz, Güte... aber diese Eigenschaften wurde den Frauen abtrainiert, weil diese Eigenschaften aus feministischer Sicht leider auch den Männern zu Gute kam und die haben das ja nun wirklich nicht verdient. Die Deutsche Frau will nichts mehr geben ohne dafür zumindest einen Geldwerten Vorteil zu erlangen und außerdem will sie auch Mann sein und der bekommt schließlich auch keine Kinder. Da kann man froh sein, dass diese Frauen keine Kinder bekommen, sonst verdorren diese nur.

    Die deutsche Frau hat fertig.

     

    Zur Erinnerung an meine Oma ( warmes Herz, 6 Kinder, Kriegerwitwe, kein Geld, aber Lebensfreude und Tatkraft)

  • ES
    Erste Schritte

    es fehlt an einer positiven, menschenwürdigen Zukunftsperspektive.

    Unsere Zukunft, eigentlich schon das Jetzt, besteht immer mehr aus wirtschaftlichen Regulativen und unsozialen Bevormundungen durch unsere Politik.

    Diese Politik, agiert schon lange nicht mehr, sie reagiert nur auf ein verselbständigtes Banken- und Wirtschaftssystem.

    Es gibt kein Vertrauen.

    Um den Bogen zurück zu spannen, die Grundvoraussetzung jeder Kinder - Elternbeziehnung.

  • R
    ReVolte

    "ein Grund dafür, dass deutsche Frauen oft keine Lust auf und Angst vor dem Kinderkriegen haben."

     

    Die politische Einäugigkeit unserer Frauen/Mutterfokussierten Familienpolitik wird wohl nimmer mehr ein Ende finden. Da kann ein Harald Eia schon das sogenannte Gender Paradox in Norwegen klar und deutlich vorführen. Eine taz und nicht nur die stellt sich blind und taub.

    Einerseits auf alleinigem Sorgerecht bestehen und Väter auf Barunterhalt reduzieren – andererseits die traditionellen Vorbilder beklagen? Wenn es einen Wandel geben soll, dann muss dieser via Familienrecht endlich auch mal gesetzliche Rahmenbedingungen bekommen. Vätern die gleichen Rechte einzuräumen, wird hierzulande mit dem Schlachtruf "Backlash" vom Tisch gefegt. Solange von der hiesigen Mutterhoheit - auf Basis gesetzlicher Ungleichbehandlung dank Feministin und Juristin Edith Schwab - nicht Abstand genommen wird, bleibt es wie es eben wie ehedem ist. Die Politik handelt diesbzgl. klar konservativ, weil Mütterverbände die familienrechtliche Gleichbehandlung von Mann und Frau blockieren.

    Als eine Studie offenlegte, dass Kinderwünsche bei deutschen Männer deutlich geringer als bei Frauen bestünden, hieß es nicht etwa dies sei der Unvereinbarkeit oder der materiellen und mentalen Überlastung, die Männer befürchten, geschuldet. Nein, weit gefehlt. Denn hier war sich der misandrische Mainstream feministischer Deutungshoheit wieder einig und urteilte, dies sei die typisch männliche Absage an das Leben.

     

    Die Verlogenheit in der Debatte ist inzwischen kaum noch zu ertragen.

  • AG
    Arno Greutz

    Hat sich in den letzen 25 Jahren eigentlich irgend etwas verändert? Nein.

    Meine Kinder müssen meine Enkel heutzutage genauso mühevoll bei den Großeltern unterbringen wie wir damals.

    Der Dienstplan der Kinder wird, nein muss sorgsam auf die Arbeitszeiten der Großeltern abgestimmt werden.

    Und wehe, einer der Partner fällt aus.

    Nein, Beruf und Familie sind nach wie vor nicht vereinbar.

    Und da liegt der Hase im Pfeffer, nicht im angeblichen Wunsch nach Perfektion. Es gibt in diesem unserem Lande entgegen allem rot/grünen Geschwätz immer noch keine funktionierende Kinderbetreuung.

  • D
    dieTazohje

    "Für Dorbritz verbergen sich dahinter „Pragmatismus und Selbstschutz“: Ein Kind bringt man auch allein und mit geringem Einkommen durch."

     

    Was soll man da noch kommentieren....

  • F
    Frank

    Ich vermisse - nicht nur in diesem, Artikel die Begründung für die Klage.

    Es werden, aus verschiedenen Gründen weniger Kinder geboren, und ?

    Ist es ein ethischer Konsenz, daß nur Kinder gebärende und aufziehende Menschen gute, wahre Menschen sind ?

    Stirbt unser Land aus, wenn es 2050 einige Millionen weniger Deutsche gibt ?

    Die Antwort ist nein und deshalb ist die sinkende Geburtsrate eine Projektionsfläche auf der angezeigt wird, was bestimmten Denkrichtungen gerade besonders aufstößt.

    Klappt gut, ob Geschlechterkampf, Justiz oder Politik, wer will findet seinen Schuldigen.

  • ...

    Warum sollte man in einer Welt in der sowieso schon zu viele Menschen leben noch neue Zeugen?

  • F
    ferdl

    interessant, wie wenig frauen ihren kommentar dazu abgeben. ich kenne genug frauen im freundeskreis, die als mütter abgehalftert haben: rückkehr in den job mit hindernissen und wenn überhaupt, dann mit deutlicher gehaltseinbuße; mit oder ohne mann bleiben die kinder hauptsächlich an ihnen hängen, besonders wenn sie nerven, krank sind, bei arztbesuchen oder herumkutschiert werden müssen. die elternabende in kitas oder schulen sind frauenabende. bis auf den einen anwesenden vater, den es immer gibt, um die "modernen väter" zu repräsentieren. tja. wenn es in der entscheidung für oder gegen ein kind nur um die ratio ginge, wären die meisten von uns nicht auf der welt. hab mir von frauen erklären lassen, dass der kinderwunsch sich tatsächlich wie eine tickende uhr anfühlt, die immer lauter wird und mahnt frau würde was versäumen, wenn sie nicht endlich schwanger wird. irgendwann übertönt sie dann die zweifel und bedenken. diese ambivalenz der frauen gegenüber dem kinderkriegen hat es wohl immer gegeben. der kulturelle und religiöse zwang stand dem entgegen. ein echter fortschritt, dass das nicht mehr so ist. die welt ist ohnehin überbevölkert. nochwas: in einer gesellschaft, in der von politik und wirtschaft abwärts sich niemand mehr verantwortet - bekommt die ganz natürliche angst davor, fürs ganze restliche leben mutter oder vater zu sein, mehr gewicht in der persönlichen entscheidung. und sonst stimm ich den bereits erwähnten sozialen bedingungen voll zu.

  • VD
    valeria damiroxa

    1. Deutsche sind kinderfeindlich, oder zumindest nicht kinderfreundlich. 2. Das mit dem "deutschen Perferktionismus" stimmt! 3. Die deutschen Grosseltern wollen lieber an den Strand in die Tuerkei als mal die Enkel betreuen. 4. Brasilien 1950: 6 Kinder per Frau, 2012 1.7 Kind - Brasilien waechst nicht mehr ! Auch in Mexiko - 2 Kinder ist heute genug.

  • I
    Ivulkansturm

    Wetten, dass bei einem bedingungslosen Grundeinkommen viel mher Frauen Lust aufs Kinderkriegen hätten.

  • G
    Grummelbaerchen

    Und warum wird hier von "Schuld" und "Problem" gesprochen, zu viel Angst um eure Rente oder was?

  • S
    sara

    ich bin akademikerin, seit dem diplom nur in befristeten teilzeitverträgen oder schlage mich selbständig durch. von so etwas wie sicherheit und planbarkeit kann ich nur träumen, es ist ein einziger existenzkampf, trotz einserdiplom. noch dazu sind die meisten männer bis mitte 40 damit beschäftigt, sich auszutoben und das leben zu genießen, während bei mir mit 33 die uhr tickt und ich immer weniger hoffnung habe, den job und den mann noch rechtzeitig zu finden, um mir das kleine familienglück zu erfüllen. so wie mir geht es etlichen frauen in meinem freundeskreis. keine festen stellen mehr, miese bezahlung, immenser druck und die paar bindungswilligen männer längst vom markt.und ich würde wirklich gerne was für die erhöhung der geburtenrate tun!

  • S
    seltsam

    also während meines studiums waren so viele leute schwanger, dass mir das total unwahrscheinlich erscheint, dass diese studie so stimmt. vielleicht doch wieder nur ein argument, die private vorsorge zu fördern, den fachkräftemangel zu beklagen oder noch mehr idiotische reichen-fördergesetze wie das elterngeld zu basteln?

  • M
    mr.spock

    nachdem wir die finale bedrohung durch die atomwaffen des kalten krieges grade so eben überlebt haben, (die beinahe zwischenfälle sind hinlänglich bekannt) stehen uns jetzt neben der unbedeutenden weltwirtschaftskrise eine ausgewachsene ökologische katastrophe bevor. und ich soll kinder in diese welt setzen? um mich später fragen zu lassen: papa, warum habt ihr denn nichts getan? ach, kind, wir haben doch von nichts gewußt. es gab andeutungen und gerüchte, aber was da kommen würde, das haben wir doch nicht sehen können...

  • P
    P.U.Baer

    Wohlgemerkt: erst wenn auch ein einigermaßen sicheres Einkommen für beide Partner gegeben ist, wagen sich viele ans Kinder zeugen. Wenn die Politik jahrelang Prekäre Arbeitsverhältnisse und Lohndumping fördert und auf massenhafte Arbeitslosigkeit (auch bei Akademikern) nur mit Hartz IV zu reagieren weiß, dann kann sich die Generation Praktikum nicht für neue Wähler- und Rentenzahlergenerationen entscheiden.

    Tragisch, denn hinter solcher Kinderlosigkeit steckt ja oft ein Paar, das sich Kinder wünscht, aber es nicht wagen darf. Und irgendwann ist es zu spät und man bekommt im Altersheim keinen Besuch von den Enkeln.

    Aber die Politik zögert ja seit Jahrzehnten vernünftige soziale Maßnahmen heraus.

  • E
    emil

    kinder kosten geld und zeit.

    wenn ich geld habe, habe ich keine zeit.

    wenn ich zeit habe, habe ich kein geld.

     

    dumm gelaufen, wenn die lösung nicht sowas sein soll wie: hey kann das mit den kindern nicht meinE partnerIn machen?

  • C
    Comment

    Wieder einmal ist Zeit, diesmal besinnliche, für feminine Nabelschau.

    Tja, Frauen gebären die Kinder und werden ganz ausschließlich immer und überall vollumfänglich benachteiligt, also warum sollten Soziologen, Politiker, regelmäßig hierzu krittelnde weibliche Journalisten und andere Wissende(?) (OECD) sich den Erzeugern widmen?

     

    Ich für meinen Teil habe einmal einer Frau einen ersten all ihrer unausgesprochenen Wünsche erfüllt und mich vom Acker gemacht, als die Liste nicht mehr enden wollte. Und würde ich eine zweite "Chance" bekommen oder die Zeit mit all meiner Erfahrung zurückdrehen können, keinen Wunsch würde ich einer Frau erfüllen. Nicht einen einzigen, weil ich das deutsche Familienrecht in der ganzen Pracht seiner Praxis zu spüren bekam.

  • H
    Horsti

    Eine "gravierende Nachlässigkeit in Sachen Geschlechtergerechtigkeit" ist also daran Schuld, daß die Geburtenrate so niedrig liegt? Frau Schmollack, das ist jetzt nicht ihr Ernst, oder? Eine Mutter in Deutschland hat massive Rechtsvorteile gegenüber einem Vater. Letzterer hat weder ein automatisches Sorgerecht noch ein Anrecht auf hälftige Mitbetreuung. Dafür jedoch im Trennungsfall horrende Unterhaltsforderungen zu begleichen, die gerne auch per faktischer Zwangsarbeit durchgesetzt werden.

    Die Gründe liegen ganz woanders. Seit Freigabe der Pille sinkt die Geburtenrate in Deutschland stetig. In den letzten Jahren ist noch der Zeugungsstreik der Männer dazugekommen:

    http://www.seiten.faz-archiv.de/faz/20050503/fd320050503192481.html

    On top gab´s dann noch die Agenda 2010 mit ihrer familienfeindlichen Flexibilisierung der Arbeit, den Dumpinglöhnen und der Ausweitung der befristeten Beschäftigung. Insofern ist es ein Wunder, daß überhaupt noch Kinder geboren werden.