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Anke Domscheit-Berg beim taz.lab„Es geht anders“

Weiße, heterosexuelle Männer dominieren das Internet, sagt Anke Domscheit-Berg. Die Netzaktivistin für Geschlechterdemokratie fordert Veränderungen.

Anke Domscheit-Berg fordert Geschlechterdemokratie real wie digital Bild: dpa

taz.lab: Frau Domscheit-Berg, Sie sagen, weiße, heterosexuelle Männer dominieren das Internet. Worauf stützt sich diese These?

Anke Domscheit-Berg: Naja, man muss das stark differenzieren. Weltweit betrachtet sind Frauen im Social Web sehr präsent, was ich meine ist die Teilhabe an Meinungsbildung.

Können Sie das konkretisieren?

Eine von Wikipedia kommunizierte Statistik besagt, dass dort der Männeranteil bei etwa 85 Prozent liegt. Das Wissen der Welt, dass in dieser Wissensdatenbank gesammelt wird, enthält also viele Positionen von Frauen gar nicht. Ständig gibt es Diskussionen über die Relevanz von Artikeln zu Frauen oder weiblichen Themen bis hin zu Löschdiskussionen.

Entscheiden Frauen denn nichts mit?

Es gibt regelrechte „edit wars“, wo Männer, die offenbar mehr Zeit haben, solange ein Forum dominieren, bis sie die Diskussion beherrschen und immer wieder erreichen, dass Artikel nach ihrer Auslegung geändert werden. Lange gab es im Artikel zum Kindesmissbrauch geradezu päderastische Rechtfertigungen. Das ist inzwischen nicht mehr der Fall, aber analoge Geschichten gibt es immer wieder, gerade beim Artikel zu Genitalverstümmelung von Frauen ist das noch aktuell.

Anke Domscheit-Berg

Geboren 1968 in Premnitz, studierte internationale Betriebswirtschaft, arbeitete anschließend als Unternehmensberaterin für Kinsey und Microsoft, bis sie sich 2011 als Unternehmerin von fempower.me und opengov.me selbständig machte. Sie lebt mit Mann und Sohn in Brandenburg.

Engagiert sich netzpolitisch und lobbyistisch mit verschiedenen Initiativen für bessere Chancen weiblicher Führungskräfte sowie mit Open Government (Öffnung und Transparenz von Regierung und Verwaltung). 2009 zuletzt Gast beim taz.lab (30. taz-Geburtstag).

Kandidiert 2013 als Mitglied der Piratenpartei für ein Mandat im nächsten Bundestag.

Frauen werden verdrängt?

Ob Verdrängung das richtige Wort ist, weiß ich nicht. Frauen werden oft schon in der Diskussion nicht gleichwertig zugelassen. Im Internet wird die Gesellschaft eins zu eins repliziert, Männer schreiben die Leitartikel, die meisten Chefredakteure sind Männer. Dabei gäbe gerade das Netz die Möglichkeit, das anders zu machen. Stattdessen wird alles schlimmer, weil man nicht nur den offiziellen Posten nicht bekommt, sondern noch eins unter die Gürtellinie. Das beschränkt Frauen in ihrer Meinungsfreiheit.

Wie ...?

...wenn irgendwo dass Wort Feminismus fällt, kommen auf das Geschlecht abzielende beleidigende Kommentare. Diese Erfahrung machen viele Frauen, auch ich. Egal, ob es ein Quotenartikel ist, wo sich die Maskulinisten ausleben oder auf netzpolitik.org. Bei einer Umfrage dort wurde festgestellt, dass nur 8 Prozent ihrer Leser weiblich sind. Als sie fragten, wie das zu ändern sei, gab es viele negative Reaktionen im Sinne von: “jetzt soll es also oberflächlich, langweilig und seicht werden, damit es ein paar mehr Weiber interessiert“. Im Prinzip wird man damit als Frau für blöd erklärt.

Man könnte das auch auszuhalten lernen...

...das ist eine absolut unzulässige Forderung. Ich weiß nicht wie viele Männer regelmäßig nach einer Meinungsäußerung gesagt bekommen “dein Schwanz ist zu klein, dich müsste einer mal ordentlich von hinten vergewaltigen“. Ein Zeit-Redakteur hat mir mal erzählt, dass 92 Prozent aller widerlichen Feedbacks von Männern stammen. Warum sollen das Frauen aushalten müssen? Nicht die Frauen müssen einen anderen Umgang mit dem Problem lernen, das Problem muss verschwinden!

Wie wollen Sie gegensteuern?

Ich glaube in manchen Bereichen muss man stärker moderieren.

Freiheit hat also Grenzen?

Ich bin kein Freundin von Zensur, aber wenn ein Nichtmoderieren dazu führt, dass Menschen aus Furcht vor Konsequenzen ihre Meinungen nicht äußern, ist das auch eine Form von Zensur. Ich appelliere besonders an Männer, klare Position zu beziehen, wenn sie auf sexistische Kommentare von Geschlechtsgenossen stoßen. Wir brauchen einen gesellschaftlichen Diskurs, eine echte Debatte.

Wie zum Beispiel?

Total spannend finde ich die Aktion #Aufschrei auf Twitter. Ausgehend von einem einzigen Artikel berichten Tausende Frauen über ihre Erfahrungen von Alltagssexismus. Über die Veröffentlichungen von Julia Schramm waren auch Frauen erschrocken, sie ahnten nicht welches Ausmaß die Kommentare haben, da nur jene, die sich mit ihrer Meinung exponieren, diese Erfahrungen machen. Ohne diese breiten Debatten wird es keine gesellschaftliche Veränderung und Kulturwandel geben.

Gibt es hierfür nützliche Projekte?

Es gibt hatr.org, wo sexistische Kommentare veröffentlicht werden.

Reicht das, sich aufs Internet zu beschränken?

Ja, weil es ums Internet geht. Ich würde mir wünschen, dass sexistische und menschenverachtende Kommentare auch von Medienwebsites mit dem Hinweis gelöscht werden, dass diese an hatr.org geschickt wurden.

Sie sind für Sanktionen?

Das ist ja keine Sanktion, naja irgendwie schon. Sexisten finden es schon schlimm, wenn ihre Kommentare nicht veröffentlicht werden. Einzelne Frauenblogs sind schon Partner von hatr.org. Was spricht denn dagegen, dass große Medien und Blogs mitmachen? Wie eine große Müllhalde des Internets für alles was sexistisch und menschenfeindlich ist. Man muss das Problem sichtbar machen, ohne die Frauen dabei zu verletzten.

Frauen also vor Demütigungen schützen?

Ja, das macht den Charme von hatr.org aus. Es zeigt das Problem in seinem Ausmaß, macht die Angreifer lächerlich und schützt die Frauen als Betroffene, die mit der Beleidigung nicht mehr in eine persönliche Beziehung gesetzt werden.

Was ist mit anderen Minderheiten?

Ich möchte eine Diskriminierung nicht gegen eine andere aufrechnen, davon abgesehen sind Frauen die Mehrheit. Natürlich ist meine Sensibilisierung als Frau eine andere, als ich sie hätte, wenn ich etwa ein Mann mit einer nicht-weißen Hautfarbe wäre. Man sollte nicht außer Acht lassen, dass sich Probleme potenzieren können, aber man sollte trotzdem jedes Problem auch gesondert betrachten. Es gibt ja auch Hunger auf der Welt - und in Relation dazu dürfte man auch nicht mehr über Sexismus sprechen.

Anmerkung der Redaktion: Das Interview wurde am 8. Februar um einige verlängerte Antworten von Frau Domscheit-Berg aktualisiert.

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27 Kommentare

 / 
  • M
    Mareike

    Ich dachte, dass im Internet niemand weiß, dass ich ein Hund bin? Vielleicht bin ich aber auch eine Katze...oder so ähnlich? Dabei bin ich ein Eichhörnchen. Ha!

  • I
    Irgendwer

    Man kann im Internet ja schon auftreten ohne sein Geschlecht bekanntzugeben, oder welches Geschlecht habe ich? (Ja klar, weiß hetero männlich, ich argumentiere ja auch gegen Frau Domscheit-Berg)

     

    Ja wir haben ein Sexismusproblem.

     

    Vorab: Aussagen a la "wie schön, die kommentare zeigen sehr anschaulich wie zutreffend die kritik sein muss." akzeptiere ich nicht. Wenn ihr argumentieren wollt, bringt Argumente oder zumindest ein Zitat was eure Aussage belegt. Danke.

     

    Interessant ist auch, wie hier mit Kritikern umgegangen wird. Da wird auch von harschen Beleidigungen gebraucht gemacht. Ein (anscheinend gelöschter Kommentar) sagte z.B. zu einem Kritiker etwas in der Art von er solle mal bei seiner Mutter ausziehen dann würde er vielleicht auch mal eine Freundin bekommen. Sehr guter Diskussionsstil, bravo!

     

    Ich dachte immer Feminismus wäre der Abbau von Zwängen bezogen auf die Zwänge die durch das Patriarchat entstehen und sei damit eine Unterbewegung der generellen Emanzipation, also des generellen Abbaus von Zwängen aufgrund von irgendwelchen Gruppenzugehörigkeiten.

    Hier sehe ich aber das Gegenteil. Frau Domscheit-Berg betreibt eindeutigen Aufbau von Zwängen, insbesondere für Männer und auch für Frauen. Ich verstehe nicht, warum bei Wikipedia relevant ist, wer die Artikel editiert, solange jeder seine Meinung ausdrücken kann, was durch die Anonymität durchaus gegeben ist. Auch generell kann man sich im Internet nennen wie man will und damit auftreten wie man will.

    Frau Domscheit-Berg kritisiert, dass Frauen-Themen wegeditiert werden, einen Beweis bleibt sie schuldig. Insbesondere einen Beweis dafür, dass es sich um Frauenthemen handelt.

     

    Weiterhin habe ich einmal eine ihrer Aussagen kopiert und das Wort Mann durch Frau ersetzt:

    (Es gibt regelrechte „edit wars“, wo Frauen, die offenbar mehr Zeit haben, solange ein Forum dominieren, bis sie die Diskussion beherrschen.)

    Frau Domscheit-Berg, finden sie das dieser Kommentar nicht eindeutig sexistisch gegen Frauen ist? Ja? Und gegen Männer etwa nicht?

     

    Viel schlimmer wird es in den Zeilen danach, in denen alle Männer als Päderasten dargestellt werden. Das ist also KEIN Sexismus? Eigentlich schon, oder?

     

    Liebe Frau Domscheit-Berg. Gucken sie mal in den Spiegel und denken sie darüber nach, ob sie nicht Teil dessen geworden sind, was sie eigentlich bekämpfen wollten.

     

    Wo sie Zensur fordern bin ich im Übrigem fast versucht anzunehmen, sie seien nicht nur verwirrt, sondern machen ihre Aussagen bedacht um eigene Privilegien auszubauen.

  • B
    Bernadette

    Wenn sich der als weiblich einordnende Teil der Menschheit mit Internetanschluss trotz der Möglichkeit zur genderneutralen Partizipation nicht einbringt, ja mei, weshalb muss es dann von einer Minderheit dieser weiblichen Genderwesen im Namen aller forciert werden?

  • M
    Mareike

    Solange Frauen eine längere Lebenserwartung haben und Männer sich weitaus häufiger umbringen kann es den Frauen in diesem Land nicht schlechter als Männern gehen.

     

    Ganz objektiv gesagt von einer Frau. Das wiegen auch 2% mehr oder weniger Lohn nicht auf.

     

    Wir Frauen haben wahrlich keinen Grund uns zu beklagen.

     

    Es gibt in Deutschland kein Gesetz was Frauen schlechterstellt, aber hunderte!! Gesetze die Frauen bevorteilen und Männer benachteilen.

     

    Aber es liegt in der Natur der Sache das die Privilegierten ihre unverdienten Privilegien verleugnen.

     

    Solche Frauen sind aus dem 18. Jahrhundert.

  • M
    M.L.

    1. Werft mal einen Blick auf hatr.org und zählt mal, wie viele der Beiträge ein nicht gendersensibel geschulter Mensch für anstößig halten würde. Man wirft halt alles, was einem nicht in den Kram passt, in eine Kiste und hofft, dass der Gestank der wirklich üblen Sachen sich auf alles überträgt.

     

    2. Was ist eine Fehlattribution? Eine Fehlattribution ist es, wenn man ein Ereignis an den falschen Persönlichkeitseigenschaften festmacht. Klassisches Beispiel aus der Schule: Wir haben heute den Satz des Pythagoras heute nicht verstanden, weil wir gestern Abend Ferngesehen haben (nicht individuell, temporär, spezifisch = ok) vs. Ich werde den Satz des Pythagoras nie verstehen, weil ich ein Arbeiterkind bin (individuell, permanent, allgemein = aua). Analog: Das eine Argument im Blog wurde nicht verstanden, weil ich es unverständlich formuliert habe vs. wir werden immer unterdrückt, weil wir Frauen sind.

    Warum reden Leute sich das ein? Weil man dann nichts selbst ändern muss (Da man es ja sicher nicht ändern kann). Die Erkenntnis, dass man selbst an diesem Schicksal schuld ist, ist nach einiger Zeit so schmerzhaft, dass man jedes Beispiel, das zeigt, dass man Recht haben könnte, herbeisehnt.

     

    3. Gott sei Dank kenne ich viele intelligente Frauen, die diesen passiven, "ich kann ja nix ändern, die Gesellschaft ist schuld" Ansatz genauso lachhaft finden. Die Bruchlinie liegt hier gar nicht zwischen den Geschlechtern, sondern trennt nur einen besonderen Teil der Geisteswissenschaften (und warum hier der Frauenanteil so hoch ist, ist schon interessant) vom Rest der Menschheit.

     

    4. Ja, weiße hetero Männer haben es statistisch gesehen momentan am besten auf dem Planeten. Insbesondere, wenn sie in Mitteleuropa leben und einen Internetanschluss haben. Sich darüber zu beklagen ist also die Aufgabe der Gruppe, der es am zweitbesten geht, den weißen hetero Frauen mit Internetanschluss?

  • F
    frann

    "Warum sollen das Frauen aushalten müssen?"

     

    ganz einfach: solange männer mit miesem verhalten erfolg erzielen, werden sie es nicht ändern.

     

    im übrigen muss man sich auch nicht als frau zu erkennen geben.

  • M
    Markus

    Schön, wie die Kommentatoren Frau Domscheit-Berg hier durch ihr eigenes Verhalten bestätigen. Sie hat in allen Punkten recht und ich freue mich, dass die taz diesem wichtigen Thema ein Forum bietet. Weitermachen!

  • T
    Towanda

    Mir fällt in diversen Foren (vor allem zu politischen und gesllschaftspolitischen Themen), und auch bei den Kommentaren hier in der TAZ immer wieder auf, dass die meisten Beiträge von Männern sind. Frauen sollten sich mehr zu Wort melden, daran werden sie schließlich nicht gehindert. Oder überhaupt: Emanzipierte Menschen wollten sich mehr zu Wort melden.

  • DA
    Danke, Anke

    sage auch ich.

    Schade, daß gerade in der Taz gerade der von Ihnen hervorgehobene Aspekt

    - Jeder für sein eigenes Lobbygrüppchen, koste es andere, was es wolle, keiner für alle-

    soviel Raum bekommt.

  • M
    Mann-O-Mann

    Danke, Anke. Irgendjemand musste es ja mal sagen: Männer sind Päderasten!

     

    "Männer beherrschen die Diskussion und erreichen immer wieder, dass Artikel nach ihrer Auslegung geändert werden. Lange gab es im Artikel zum Kindesmissbrauch geradezu päderastische Rechtfertigungen. Das ist inzwischen nicht mehr der Fall, aber ähnliche Geschichten gibt es immer wieder."

     

    Klarer Fall: Dass so ähnliche Geschichten immer wieder vorkommen, das liegt daran, dass das Internet von weißen, heterosexuellen Männern dominiert ist... :-)

  • L
    Lars

    Traurige Kommentare, die jedoch nur eins belegen: Anke hat Recht.

     

    Das den hier negativ Kommentierenden nicht auffällt, wie sie selbst die Thesen stützen, ist ja geradezu schon fast wieder komisch.

     

    Leute, beschäftigt euch doch erstmal mit dem Themenkomplex struktureller Sexismus im Patriarchat. Tut auch Männern nicht weh, kann ich aus Erfahrung sagen.

     

    Ist halt das übliche, sag einem heterosexuellen weißen Mann aus der Mittelschicht er sei privilegiert, und er wird bellen und bei Bedarf beißen - und im Regelfall seine ungerechtfertigten Privilegien bestätigen.

     

    Schön das die Gesellschaft mal wieder diskutiert, da sie ja generell kein Problem damit hat Menschen zurück zu lassen, können ja vielleicht einfach die gestrigen ihr Patriarchat alleine weiter spielen.

     

    Und zu Wikipedia, an einer Wand habe ich mal den schönen Satz gelesen:

    "Ich bin Postgender wenn ihr Postpatriarchat seid!"

     

    Postgender ist an Wikipedia (oder am Rest des Internets) mit Sicherheit garnichts, weil die Mitwirkenden von patriarchalen Gesellschaften sozialisiert sind.

     

    Aber schon der Gedanke, die eigene Sozialisierung erzwinge eventuell eigene Verhaltensweisen, mann wäre also gar nicht so selbstbestimmt - Beißreflex :)

     

    http://www.onebillionrising.org - berichtete die taz darüber eigentlich schon? Kommen noch Veranstaltungshinweise? Langsam wird's knapp!

  • A
    Apollo

    Alice Schwarzer geht langsam in Rente.

    Hier haben wir Domscheit-Bergs Bewerbungsschreiben für die Stelle der Chef-Hetzerin.

     

    So wenig Substanz - und so viel Hass!

  • JB
    Johnathan Bechtel

    Oder, um einmal kurz dieses Interview in zwei Sätzen zusammenzufassen: Frauen können sich nicht selbsttätig artikulieren und ihnen fehlt die Energie, sich in längeren Diskursen durchzusetzen; also muß ihnen von außen durch Regelungen geholfen werden, damit sie in einem Ausmaß präsent sind, die nicht ihrem Engagement entspricht.

    Und nun gehe ich brechen.

  • J
    Jörn

    Wikipedia ist postgender. Hier wird niemand auf Grund von was auch immer diskriminiert. Niemand muss dort sein/ihr Geschlecht, Alter, Hautfarbe, Rasse oder Herkunft offenbaren. Sexismus gegen Personen ist daher ausgeschlossen.

    Frauen tragen weniger zu Wikipedia bei als Männer. Warum werden dafür nicht die Frauen kritisiert sondern die Männer gescholten? Wenn sich Frauen für irgendetwas nicht engagieren - muss dass denn an den Männern liegen?

    Im übrigen ist die Wikipedia ein grosses Feld und der Frauen- und Männeranteil variiert je nach Themengebiet deutlich. In der Auseinandersetzung geht es um Genderthemen. Hier fordern Feministinnen ein Meinungsmonopol, welches die Männer - nicht immer sachlich - kritisieren. Dabei versucht Frau Domscheid mit Verweis auf das geringe Engagement von Frauen in den übrigen Teilen von Wikipedia den Männern dort Hausverbot zu geben. Das als "Geschlechterdemokratie" zu verkaufen hätte ich nur bei George Orwell erwartet.

  • B
    Blattschuss

    Wirklich nicht mehr zu glauben, auf welch unterirdisch schlechtem Niveau derzeitige politische Debatten laufen! Und diese auch noch einseitig zu befördern, gibt sich seit längerem ein einst so kritisches Blatt wie die taz her...

  • A
    anke

    Es täte mir leid, würde Frau Domscheit-Berg sich unter der Gürtellinie getroffen fühlen von mir, aber ihre Antwort auf die letzte taz-Frage ist ein Schmarr'n!

     

    Der "Hunger in der Welt" und der Sexismus haben ein- und die selbe Wurzel. Wenn WIR das nicht erkennen, werden wir unsere Probleme auch in 2.000 Jahren noch nicht gelöst haben. Weil wir sie nicht korrekt benennen können. Das Einzige, was wir erreichen werden, wenn wir "jedes Problem gesondert betrachten", ist Zersplitterung. Jenes Leiden also, an dem die selbsternannte Linke schon seit ihrer Erfindung krankt. Im Namen des Fortschritts kämpfen noch heute schwarze Männer für schwarze Männer – und gegen alle Weißen. Chinesische Kommunisten kämpfen für chinesische Kommunisten sowie gegen den Rest der Menschheit. Weiße Frauen in Führungspositionen kämpfen explizit für weiße Frauen in Führungspositionen, Homosexuelle für Homosexuelle, Bahnhofs-, Brücken- und Flugplatzgegner für Bahnhofs-, Brücken- und Flugplatzgegner (bzw. mit sich selbst) und französische Autobauer für französische Autobauer sowie gegen eine anonyme Konkurrenz aus dem Ausland. Vermutlich werden in Kürze radfahrende, vegetarische Brillenträger für radfahrende, vegetarischen Brillenträger kämpfen – gegen wen oder was auch immer.

     

    Wem aber nützt das ganze Getümmel dann? Denen, die sich gar nicht erst die Mühe machen zu differenzieren. Denen, die außer sich selber überhaupt niemandem auf dieser Welt irgend etwas gönnen. Kein anständiges Gehalt, keine anständige Behandlung und erst recht keine selbstbestimmte Existenz. Weil sie die Existenzberechtigung aller anderen Menschen an deren Nützlichkeit für die eigene Person festmachen. Mit einem Wort: Egoisten. Die können, so lange alle anderen brav kämpfen, je nach Veranlagung beinahe ungestört Frauen, Schwarzen, Armen, Behinderten, Zugereisten, Kranken, Muslimen und überhaupt allen für Schwach erklärten das Leben zur Hölle machen. Wollen WIR das, Frau Domscheit-Berg?

  • MB
    Mario B.

    Ihre Analyse: "Ständig gibt es Diskussionen über die Relevanz von Artikeln zu Frauen oder weiblichen Themen"

     

    Sie hat es prophezeit, und der Mob in den Kommentarspalten bestätigt es ihr gern. Immerhin hat sie - im Gegensatz zu denen, die immer eifrig als erste Schaum schlagen - verstanden, dass auf die Nennung des Wortes "Feminismus", sofort mit sexistischem Palaver reagiert wird. Da verteidigen einige ziemlich bissig ihre ins Wanken geratenen Privilegien, anstatt "Frauenthemen" mal als Bereicherung wahrzunehmen.

     

    Wenn mann sich nichts zuschulden kommen lassen hat, warum dann so abwehrend und abwertend.

    Also ich persönlich fühle mich als Mann nicht kritisiert. Aber ich schäme mich zunehmend mehr für meine Artgenossen. Genauso wenig wie ich mich gekränkt fühle, wenn jemand über "die Deutschen" schimpft.

    Nein vielmehr bin ich bemüht, dass die bisherige Regel zur Ausnahme wird.

     

    Ich freue mich auf kluge Kommentare von klugen Männern und Frauen.

  • O
    Odier

    @Andrea: Schön wär`s!

    Ich bin inzwischen Mitte 40 und es gruselt mich zu sehen, wie die Gleichberechtigung sich entwickelt. Und leider denken auch viele Frauen, es sei okay so wie es ist. Ist es aber nicht, wir sind heute weiter von echter Gleichberechtigung entfernt, als vor 20 Jahren!

     

    Homophobie und Angst vor Machtverlust werden in den Kommentaren ja zum Teil sehr anschaulich gezeigt, wen wundert´s also, dass es nicht voran geht? Dafür genügen schon einige wenige verängstigte Männer. (Und Frauen)

     

    Das Gros der Menschen (egal ob Männlein oder Weibchen) findet das zähe Ringen vermutlich ermüdend und meldet sich gar nicht erst zu Wort.

  • S
    Scheinwelt

    Wahnsinn.. was für ein "verdrehtes" Denken.... aber so ist es wenn man keine Probleme hat und in einer Scheinwelt lebt!

  • E
    emil

    wie schön, die kommentare zeigen sehr anschaulich wie zutreffend die kritik sein muss.

    gleichzeitig wird auch sichtbar wie subtil der sexismus funktioniert.

    was hat uns bloss so ruiniert, dass wir soziale konstruktionen so natürlich denken?!

  • L
    Lisa

    Dass sich doch immer wieder jemand wie ICHBINMANN findet der sich die Zeit nimmt ausführlich dar zu stellen dass er von der aktuellen Debatte aber auch gar nichts verstanden hat - faszinierend.

  • I
    ICHBINMANN

    Ja, genau, das fehlte noch.

     

    Das Männerbashing ist hiermit offiziell eröffnet.

     

    Ich bekenne mich schuldig, weiß, hetero und ein Mann zu sein. Und blond.

     

    Bitte nehmt deshalb folgende 10 Ergänzungen in das GG auf:

     

    1. Anbahnung einer Beziehung Mann Frau ist nur nach schriftlicher Aufforderung erlaubt.

     

    2. Jeder männliche Einwohner bekommt ab Geburt einen elektronischen Blicksensor installiert. Jeglicher Blick auf Hinterteil oder Brüste einer Frau führt vollautomatisch zur Anzeige und Zustellung eines Bussgeldbescheids.

     

    3. Das Stillen männlicher Säuglinge wird unter Strafe gestellt. Wehret den Anfängen!

     

    4. Männer dürfen jeglichen Artikel in Wikipedia nur nach 3x Prüfung durch das internationale weibliche Feministenkomittee veröffentlichen.

     

    5. Alle Referenzen und Suchanfragen in Wikipedia auf "Mann" sind automatisch mit dem Artikeln "A****loch", "Unterdrücker" und "Misanthropie" verlinkt.

     

    6. Jegliche Forenbeiträge von Männern auf Frauenposts werden automatisch gelöscht.

     

    7. Jede 2te KanzlerIn muss ein Frau sein.

     

    8. Eine Frauenquote von 50% bei der Müllabfuhr, in Bergwerken, im Stahlbau und im Katastrophenschutz wird eingeführt.

     

    9. Frauen werden bei gleicher Eignung für jegliche Stellung bevorzugt.

     

    10. "Mann" wird zum Unwort des Jahres 2013 - 2099 erklärt.

     

    Schönen Tag.

  • S
    SamSpeed

    Ich muss nicht sexistisch sein um zu wissen das ich bei so einer Leuchte garantiert nicht Piraten wähle. Denn offensichtlich haben sie jeglichen Bezug zur Realität verloren.....

  • DG
    dr gonzo

    Im zweiten Absatz Maenner gleich pauschal in die Ecke der Paederasten zu stellen .. jaja, so stellt man sich progressiven Feminismus vor.

    So kann man sich schnell und einfach aus der Glaubwuerdigkeit und auch der Diskussion rauskatapultieren ..

     

    Eine Fazialpalme von mir: m(

  • C
    Comment

    Was Wikipedia kommuniziert, ist spätestens dann nicht länger beachtlich, wenn man sich die Versionsgeschichten zu Einzelbeiträgen anschaut und wer dort manipulativ eingreift. Der Anteil von Frauen in Geschlechterfragen dürfte weit über den postulierten 15% liegen. Auch sagt die Anzahl nichts über die Machtstrukturen innerhalb der Wikipedia aus. So ist es nicht nur denkbar, sondern auch möglich, mit nur einem kleinen Stab in Vollzeit aktiver Feministinnen ganze Hundertschaften von Männern kurz zu halten. Schon hier zeigt sich wes Geistes Kind Frau Domscheit-Berg ist, wenn sie verschweigt und in die Irre zu führen versucht.

     

    Dass ausgerechnet eine Zensurbefürworterin („Ich bin kein Freundin von Zensur, aber…“) für die Piraten spricht, sagt auch etwas über diese zusehends absteigende Partei aus, die ausgerechnet von weißen Männern gegründet wurde, welche offenbar noch immer nicht begriffen haben, wie sie, spätestens mit Eintritt von Angelika Beer (vormals DKP und Grüne), nach Strich und Faden von radikalen Feministinnen veralbert und von innen heraus zersetzt wurden.

    Mich würde nicht wundern, werden wir sie nach und nach allesamt in der SPD wiedersehen.

  • BG
    Bernd G.

    Das Internet ist, wie es so schön heißt, 'Post-Gender'. In Wikipedia ist man ein Nickname (frei wählbar) oder sogar nur eine IP wenn man schreibt / diskutiert. Wer als Frau mitschreibt kann dies gleichberechtigt tun.

     

    Es gibt keine Quote für 'weibliche Meinungen und Themen' (was auch immer das sein kann seit erwachsene Männer My little Pony schauen), und wie es die wandelnde Geldvernichtungsmaschine aus Berlin zu sagen pflegte: Das ist auch gut so.

     

    Und was soll bitte 'Geschlechterdemokratie' sein? Geschlechtervolksherrschaft? Es sollen also Geschlechter über das Volk herrschen? Ich hoffe, es handelt sich nicht um Adelsgeschlechter.

     

    Dass es mehr weiße im Internet gibt liegt einzig an der Armut großer Teile der schwarzen Bevölkerung, dass ist kein Problem des Internets, sondern eine Tatsache in der Welt. Warum weniger Frauen im Internet sind? Vermutlich wegen Vorurteilen sie kämen dort nicht zum Wort.

  • A
    Andrea

    Frauen wollen Bevorzugung statt Gleichberechtigung, die ist nämlich schon lange Realität.