Bundesliga-Duell: Frankfurt europäischer als Hannover
Im Duell der Europapokal-Aspiranten hat Eintracht Frankfurt die Nase im Moment vor Hannover 96, auch wenn dort die Streithähne Slomka/Schmadtke mit der Personalentwicklung eigentlich schon weiter sind.
HANNOVER taz | Auch wenn es ihnen schwer fällt – es gibt eine Menge zu bereden. Mirko Slomka und Jörg Schmadtke, die beiden leitenden und oft streitenden Angestellten von Hannover 96 drohen mit ihrem Verein den Anschluss an die besseren Tabellenplätze der Fußball-Bundesliga zu verlieren. Im Heimspiel gegen Eintracht Frankfurt reichte es nur zu einem mageren 0:0, mit dem die Hessen deutlich besser leben können.
Gäste-Trainer Armin Veh hatte nur selten Grund, sich im dichten Schneetreiben über seine Mannschaft aufzuregen. 96-Trainer Slomka und Manager Schmadtke dagegen, die nach einem hausinternen Krisengipfel für ein konstruktiveres Miteinander und eine bessere Kommunikation sorgen wollen, waren vor allem in der 48. Minute erregt aufgesprungen. Ein Schuss von 96-Stürmer Dider Ya Konan war entweder auf oder vielleicht sogar erst leicht hinter der Torlinie geklärt worden und sorgte für den größten Aufreger in einem hart umkämpften, aber unspektakulären Spiel.
Europa ist Pflicht
Der Wettstreit zwischen Hannover und Frankfurt, vor allem in der 1. Halbzeit von äußerst zäher Natur, war auch von der grundlegenden Frage begleitet, wer von den beiden Klubs auf Dauer für einen Platz im oberen Tabellendrittel infrage kommt. „Wir bleiben jetzt im Mittelfeld der Tabelle hängen“, musste Slomka hinterher feststellen.
„Das haben wir nicht so gerne.“ Das ist milde ausgedrückt: Für Hannover 96, das zwei Jahre in Folge den Sprung in die Europa League geschafft hat, sind Auftritte auf der europäischen Fußball-Bühne von elementarer Bedeutung. In der Bundesliga allein, so rechnet es 96-Präsident Martin Kind selbstkritisch vor, gibt es nicht genug Geld zu verdienen, um seinen Verein zielstrebig weiterzuentwickeln.
Weil es an zahlungskräftigen Sponsoren und den nötigen Einnahmen fehlt, ist die Mannschaft des ehrgeizigen Slomka zum Erfolg verdammt. Aber das im vergangenen Jahr noch so druckvolle Spiel der Niedersachsen gibt es nur noch selten zu sehen. Gegen die stabile Abwehr von Eintracht Frankfurt tat sich die 96-Offensive sehr schwer.
Es sind die finanziell begrenzten Möglichkeiten, die Hannover 96 und Eintracht Frankfurt einen. Was in Hannover die Personalpolitik und die Transfers von Manager Schmadtke behindert, ärgert bei den Hessen auch Trainer Armin Veh. Der 52-Jährige möchte wissen, ob der Verein bessere Profis verpflichten kann, bevor er seinen Vertrag verlängert.
Mit dem gestrigen Auftritt in Hannover stellte er unter Beweis, dass er seine Mannschaft taktisch sehr klug einstellen kann und dass es ein Verlust für die Eintracht wäre, wenn er den Verein verlässt. Vor allem Takashi Inui sorgte mit seinen Dribblings und Pässen dafür, dass die Frankfurter spielerisch stärker waren und ihren Gastgeber oft in der eigenen Hälfte einschnürten.
Zu den Spielern, die auf dem rutschigen Boden und im von Schneeverwehungen heimgesuchten Stadion am meisten unter Beobachtung standen, dürfte an diesem 25. Spieltag mit Sicherheit Diouf gezählt haben. Der Senegalese im Trikot von Hannover 96, angesichts seiner hohen Trefferquote und leidenschaftlichen Einsätze im Marktwert hoch gestiegen, ist zwar noch bis zum Sommer 2014 an seinen Arbeitgeber gebunden. Aber vor allem das Interesse von Borussia Dortmund an ihm sorgt immer wieder für neue Unruhe.
Was der Torjäger im Duell mit den Frankfurtern zu bieten hatte, war nach einer längeren Verletzungs- und Trainingspause eher dürftig. Diouf rutschte oft aus, rannte meistens in die falsche Richtung und scheiterte meistens an den starken Eintracht-Innenverteidigern Carlos Zambrano und Anderson.
Diouf soll bleiben
„Wir wollen Diouf nicht verkaufen. Er ist ein wesentlicher Garant für die Entwicklung unserer Mannschaft“, sagt Clubpräsident Kind. Die Chance, Diouf nach seiner Verpflichtung von Manchester United und dem Karriereschritt in der Bundesliga weiterhin an Hannover zu binden, mag zwar gering sein, aber sie besteht. Und sie zeigt immerhin, dass Hannover 96 angesichts seiner personellen Möglichkeiten aufbegehrenden Rivalen wie Eintracht Frankfurt zumindest einen kleinen Schritt voraus ist – noch.
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