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Debatte zum Burn-outArbeiten ist gesund

Kommentar von Tom Bschor

Lebenszufriedenheit wird vor allem durch innerpsychische Faktoren bestimmt. Die Ausbrenn-Debatte versucht sich an falschen Objektivierungen.

Die Annahme, dass kontinuierliche Herausforderung in einem Burn-out münden müsse, ist keineswegs zwingend. Bild: John Dow/photocase.com

E s ist bemerkenswert: In dem Maße, wie die Arbeitslosigkeit sinkt, rückt Arbeit als Gesundheitsgefahr in unser Bewusstsein. Während weiterhin Millionen arbeitslos sind und Untersuchungen belegen, dass Arbeitslosigkeit psychisch besonders belastend ist, werden wir fast täglich mit Meldungen über die Zunahme von Stress am Arbeitsplatz konfrontiert.

In der Tat sind die Zahlen beeindruckend. Psychische Erkrankungen liegen mit 41 Prozent auf Platz eins bei den Frühberentungen. Noch 2000 waren es nur 24 Prozent. Die Zahl der Fehltage wegen Burn-out hat sich nach AOK-Angaben von 2004 auf 2011 mehr als verzehnfacht.

Die Ursachen scheinen identifiziert. Die Arbeit verdichtet sich und die Durchdringung der Arbeitswelt mit Kommunikationstechnologie bedeutet fortwährende Erreichbarkeit. Ende Januar stellte Bundesarbeitsministerin von der Leyen den Stressreport 2012 vor.

Es bestätigt sich: 58 Prozent der Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen berichten, verschiedenartige Arbeiten gleichzeitig betreuen zu müssen, 52 Prozent klagen über starken Termin- und Leistungsdruck und 44 Prozent darüber, bei der Arbeit zu häufig unterbrochen zu werden. Der Stressreport folgert: Die „Anforderungen aus Arbeitsinhalt und -organisation“ bewegen sich „auf hohem Niveau“, Spitzenreiter bei den „Anforderungen sind „Multitasking … und Leistungsdruck“.

Ausschließlich Telefoninterviews

Liest man den 207-seitigen Stressreport vollständig, ist man jedoch verwundert. Eine Studie liefert Erkenntnisse über das, was gemessen wurde. Die Ergebnisse stammen ausschließlich aus Telefoninterviews mit abhängig Beschäftigten.

Beeindruckend ist zwar die große Zahl von 17.562 Telefonaten, in denen Fragen gestellt wurden wie „Arbeiten Sie an der Grenze Ihrer Leistungsfähigkeit?“, „Müssen Sie sehr schnell arbeiten?“ oder „Werden von Ihnen Dinge verlangt, die Sie nicht erlernt haben oder beherrschen?“.

Kein einziger Arbeitnehmer wurde jedoch an seinem Arbeitsplatz besucht, mit keiner Kennzahl wurden wenigstens zu versucht, das tatsächliche Ausmaß der Arbeitsbelastung zu objektivieren. Die Methodik ähnelt dem Versuch, das Lohnniveau in Deutschland mit der Umfrage „Verdienen Sie eigentlich genug?“ zu objektivieren.

Tom Bschor

ist Chefarzt der Abteilung Psychiatrie der Schlosspark-Klinik in Berlin. Er ist Herausgeber des Manuals „Therapieresistente Depression“ und hat in zentraler Position an der Nationalen Versorgungsleitlinie Depression mitgewirkt.

Der Stressreport berichtet also über das subjektive Erleben von Stress. Stress entsteht im Kopf. Stressforscher beschreiben ihn als Missverhältnis zwischen empfundener Anforderung oder Bedrohung und den selbsteingeschätzten Bewältigungsstrategien.

Fasst man die zeitliche Perspektive weiter, sprechen viele Zahlen nicht für eine Verschlechterung der Arbeitsbedingungen. Anfang der 1950er Jahre lag der jährliche Urlaubsanspruch im Westen noch bei zwei Wochen und die Wochenarbeitszeit bei 48 Stunden. Der Samstag war regulärer Arbeitstag. Im Osten wurde der Mindesturlaub 1967 auf 15 Tage angehoben, zur Arbeit im Betrieb kamen Subbotnik und für Frauen die Mehrfachbelastung aus Arbeit, Haushalt und Familie hinzu.

Heute liegt Deutschland innerhalb der 27 EU-Länder bei der Wochenarbeitszeit auf Platz 7 – in 20 Ländern wird länger gearbeitet. Die Lebenserwartung steigt. Ein 60-jähriger Mann hatte 1981 statistisch noch 16,5 Lebensjahre zu erwarten, 2010 waren es bereits 21,3. Bei Frauen gab es einen Anstieg von 20,8 auf 25,0 Jahre. Auch dies spricht nicht dafür, dass wir durch die Arbeit immer stärker verschlissen werden.

Die körperliche Belastung war in vielen Branchen unvergleichbar höher, und die Arbeit auch sehr viel gefährlicher. Die Tochter eines Stahlarbeiters berichtet über Stress im Stahlwerk: „Mein Vater hat noch von vielen auch tödlichen Unfällen damals im Stahlwerk erzählt, und dass dies ein großer Stressfaktor war. Dass er immer auf sich und seine Kollegen aufpassen musste, dass sie nicht wegen einer kleinen Unachtsamkeit verunfallen.

Bei meinem Vater hatten zunächst die Kollegen eine Kasse eingerichtet, in die jeder jeden Monat einen kleinen Betrag gezahlt hat. Wenn dann jemand tödlich verunglückt ist, haben sie der Witwe und den Kindern das Geld aus der Kasse gegeben, damit die Beerdigung bezahlt werden konnte.“ Sind Computer und Smartphones wirklich die größere Gesundheitsbedrohung?

Die Annahme, dass kontinuierliche Herausforderung in einem Burn-out münden müsse, ist keineswegs zwingend. Diesem Holzscheitmodell des langsamen Ausbrennens stehen in der Biologie viele Beispiele für das Muskel-Modell entgegen. Mit jeder Beanspruchung wird ein Muskel größer und stärker.

Die innere Unzufriedenheit

Manche Forscher argumentieren, dass sich unsere Belastbarkeitsgrenze verschoben habe. Belastungen, die immer zum Menschsein gehörten, sind nahezu verschwunden, so etwa Hunger, Kälte, Kampf oder der Verlust eines Kindes. Nach der Set-Point-Theorie ist die Lebenszufriedenheit im Wesentlichen innerpsychisch festgelegt.

Es ist aber ein menschliches Bedürfnis, für Unzufriedenheit Erklärungen in äußeren Umständen zu finden. „Burn-out“ ist hierbei positiv besetzt, denn nur wer vorher für die Arbeit gebrannt hat, kann anschließend ausgebrannt sein. Aus psychotherapeutischer Sicht ist Burn-out allerdings ein problematischer Begriff, da er eine einseitige Ursachenzuschreibung vornimmt und damit die Therapie der innerpsychischen Faktoren erschwert.

Die wissenschaftlich am höchsten angesehene Untersuchung zur Häufigkeit psychischer Erkrankungen in Europa (Wittchen und Kollegen 2011) kommt zu dem irritierenden Ergebnis, dass bei 38 Prozent der europäischen Bevölkerung in den vergangenen zwölf Monaten eine psychiatrische Diagnose zu stellen war. Hier droht, dass die Grenze zwischen Alltagsbelastungen und schwerwiegenden psychischen Erkrankungen verwischt und schwere psychiatrische Erkrankungen bagatellisiert werden.

Eine Diskussion über die gerechte Zuteilung von Errungenschaften des Sozialstaats wie Frühberentungen wird geführt werden müssen, damit Menschen mit schwer beeinträchtigenden psychischen Erkrankungen wie zum Beispiel Schizophrenie, bipolare Krankheit oder Borderline-Störung nicht den Preis bezahlen.

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31 Kommentare

 / 
  • L
    lowandorder

    @von Walt

     

    Sorry, aber Sie halten die übrige Bevölkerung - scheinbar/anscheinend - für dumm und unbedarft.

    Das aber - entspricht in keinster Weise meiner Lebenserfahrung, quer durch alle Schichten und Arbeitsbereiche; ob Holzhau, Hoch-, Tief- oder Straßenbau, Hafen oder Taxi; und schon gar nicht meinem über 30jährigen Berufsfeld.

     

    Aber - man muß die Sprachebene treffen, sich Zeit nehmen und - nicht immer vorher wissen, was " logischerweise" erzählt werden wird.

     

    Alles was Sie jetzt anführen, weiß doch mehr oder weniger jeder wie du und ich, zumindest instinktiv auch. Und da beginnt Ihr Job.

    Ok. Do it.

     

    Ist man sich aber nicht im klaren, daß strukturelle Zwänge( der Chef, die Kassen,

    der Kommand im Haus, Kassen/Privatpatient usw usw) die eigene Beschränktheit

    ( mit Verlaub, wer ist davon frei?) so leicht zu Scheuklappen, ja zur deformation professionelle führen, dann - ja dann hat man schon verloren.

     

    Der erkennbar von großer Empatie getragene Georg Schramm

    hat mal erzählt, als im seine Freundin vorgehalten hat:" so wie du auf der Bühne mit den Leuten ironisch-charmant umgehst, so bist du auch gegenüber deinen Patienten im LKH!" - " da zuckte es mir aber durch den, auf dem ich früher mal saß".

    Wenn mir aber ein Chefarzt ihrer Zunft erzählt " nein, Supervision!? nein, ich nicht!"

    Dann ist das unprofessionell zum einen - aber ich weiß dann auch, woran ich bin und welchen Ungeistes Kind der ist.

     

    Gemach. Solche Vollgummireifen hab ich in meinem Berufsfeld auch mehr als reichlich erlebt. Ein Präsident - " Supervision für Asylrichter? - was für Weicheier!"

    (Quickie - dafür kriegste heute noch Haue!)

     

    Also - runter vom Balkon; Sie sind dann gar nicht allein.

    Wer - wenn nicht wir?

  • W
    Walt

    Um die Kommentarfunktion noch einmal sachlicher zu nutzen:

     

    Für mich ist eine wesentliche Message des Artikels von Hr. Bschor (von dem ich im Übrigen hier zum ersten Mal etwas gehört habe), dass man den Burn-out-Betroffenen nicht gut hefen kann - und sie sich selbst auch nicht,wenn man nur auf äußere Umstände focussiert.

    Das ist aber bei vielen unausgesprochener Konsens und fällt ja auch leichter als einen Eigenanteil zu unterstellen. Damit ist aber eine wesentliche Voraussetzung zur dauerhaften Besserung und Heilung verbaut.

     

    Natürlich gibt es gesellschaftliche Missstände, in Deutschland, Europa und weltweit. Und natürlich ist jeder aufgerufen, an einer Änderung mitzuarbeiten.Je nach eigener Kraft, Phantasie und Möglichkeiten. Dazu gehören auch Offenheit und Wohlwollen.

  • R
    Rollgardina

    "Arbeiten ist gesund "

    Aha - Herr Bschor wie definieren Sie denn Arbeit ?

    Im Englischen wird zwischen Arbeit "Labour" und Arbeit "Work" differenziert . Das erstere ist stupide sinnentleerte Schufterei und das dürfen heute die meisten "Arbeitnehmer" ausführen .

     

    So kann man es sich herzlich einfach machen , Probleme lächerlich machen und die Betroffenen als faule Jammersäcke, die selber schuldig sind, hinstellen .

    Ich kann Ihnen gerne mal so ein paar "Jammersäcke " vorstellen, wenn Sie sich trauen .

     

    Ach ja :"wenn sie kein Brot haben, sollen sie doch Kuchen essen."

  • L
    lowandorder

    Als ebenfalls feist Priviligierter:

    um all das geht es doch gar nicht.

    Das ist ein grobes Mißverständnis!

     

    Daß jede Erkrankung eine persönliche Disposition voraussetzt und nichts monokausal erklärbar ist:

    ja wer hier im Rund wüßte das nicht? behauptet auch niemand.

     

    Der Lebenslauf von Herrn Bschorr - wie auch seiner Apolageten hier - keine Ahnung;

    dazu sagen diese erstens nichts und zweitens kann ich keinen problembewußten Widerhall in dem hier anstehenden Artikel finden.

     

    Sodenn mal zur Sache: als ich mich 1978 um eine Angestelltenstelle beim Amt für gewerbliche Wirtschaft bewarb, sagte mir der Personaler nach Vorturnen:" ich sage Ihnen eine Beamtenstelle nach einem halben Jahr zu.

    Der Gewerkschafter hat - wg verheiratet, zwei Kinder - Druck für Sie gemacht".

     

    Sowas Kannste heute vergessen,

    das geht heute so:

    mein junger Dipl-Ing-Nachbar kriegt in einem mehr als renomierten Technik-Institut lediglich Zeitstelle (von einem Ex-Kommilitonen 2 Sem. höher!)angeboten.

    Reißt sich , weil die Japaner Druck machen, den Arsch auf.

    Und steht nach Fertigstellung der projktierten Riesenmaschine - unter mehr als rechtlich zweifelhaften Vertragsverbiegungen - elegant abserviert auf der Straße.

     

    Das ist länst Standard und markiert den Unterschied.

    Und - wir reden hier über Hochqualifizierte.

    Das geht nämlich noch ganz anders.

     

    Ein zufällig in meiner Heimatstadt getroffener Bäcker, ehemaliger Kunde meines Vaters, - jetzt im Taxi:" von vier angebotenen Stellen waren drei nach dem bekannten Muster: volle Arbeit, aber halbe Bezahlung ("Sie haben ja noch ihre Rente").

     

    Erinnert stark an meinen Alten kurz vor der Weltwirtschaftskrise in den 20ern:

    "Lohnerhöhung? - Sie wohnen doch bei ihrem Vater!"

    ( de Ohl :" ach,dann soll mein Vater die Firma finanzieren?" - :-( "..da wör ever Koh in Ouch peert!")

     

    Und wenn Sie jetzt mal in die Untiefen der Nicht- oder Kaumqualifizierten - ok für Sie -

    nur geistig - runtersteigen:

    dann wird´s echt schwer zappenduster.

    Vertragstreue - Gewerkschaftsschutz - ZERO.

     

    Die hier so vollmundig Arbeitsgeschmackverstärkend rumtönen, hev im Zweifel nie ne Schippe in Hannen hat - jedenfalls entdeck ich keine in anderen sozialen Feldern gewachsene Empatie in ihren Texten.

     

    Es geht nicht um Diffamieren, sondern um Anmerkungen, ob da nicht Wesentliches übersehen oder unrichtig eingeschätzt wird.

    Einfach mal den Schaum vom Mund wischen und die Argumente im Herzen bewegen.

    Besser wär das.

  • W
    @Walt

    "Ich selbst bin als 68er-Kind mit allen Höhen und Tiefen aufgewachsen und habe die Systemkritik quasi schon mit der Muttermilch aufgesogen. Die Selbstgefälligkeit und Eindimensionalität der Szene finde ich aber schon lange zum Kotzen. "

     

    Womit klar ist, welche "intrapsychische mitgebrachte Problemstellung" in Ihrem Untergrund rumort.

     

    Wir haben alle unser Päckerl zu tragen, nicht wahr? Leider sehen Sie den Balken im eigenen Auge nicht. Wie sich mit einer solchen (Ihrer eigenen "selbstgefälligen, eindimensionalen") Grundeinstellung das Arzt-Patient-Verhältnis gestaltet ist klar. Auf Augenhöhe geht anders - Grundvoraussetzung für wirklich nachhaltigen Heilerfolg.

  • W
    Walt

    TAZ-bashing at its best.

     

    Liebe TAZ, ein guter Artikel, der wichtige Aspekte benennt. Und mutig: Es war ja vorhersehbar, dass der größte Teil der Leserschaft eine Kommentar-Prügelorgie startet.

     

    Für viele TAZ-Leser kommt eben immer alles Schlechte von außen: Durch den Scheiß-Kapitalismus, den Scheiß-Neoliberalismus und die Scheiß-Leistungsgesellschaft eben. Andere Dinge können gar nicht sein.

    Ich arbeite selbst als Arzt im Krankenhaus (zugegeben, ein selbstgewählter Beruf – das bekommt man hier im Forum ja bereits als feistes Privileg vorgeworfen). Das ist auch kein Zuckerschlecken unter den heutigen Bedingungen. Natürlich – es gibt weitaus schlechtere Jobs. Immerhin hat man als Arzt einen gewissen Entscheidungsspielraum und verdient gut. Das ist weit mehr als viele andere bekommen. Schon klar.

     

    Ich habe mit der Burn-out-Problematik in verschiedener Hinsicht zu tun und kann nur bestätigen, dass es oft intrapsychische, "mitgebrachte" Problemstellungen bei den Betroffenen gibt. Dass natürlich ein belastendes Arbeitsumfeld hier nicht gut tut, ist einleuchtend. Es ist aber eben nicht die alleinig Ursache. Wie ist denn zu erklären, dass es eben auch den stets gut gelaunten Paketfahrer gibt, die outgesourcte Reinigungskraft, welche sich wohl fühlt oder die Krankenschwester, die ihren Job noch gerne macht? Sind die alle zu doof um zu merken, wie schlecht es ihnen eigentlich geht?

     

    Ich finde die pauschale Verunglimpfung des Kommentators auch schwach. Ihm wird von vorneherein jegliche Kompetenz abgesprochen, weil er ja sicher ein bourgeoiser, saturierter, reicher Sack ist, der überhaupt keine Ahnung von der Realität haben kann. Welchen Lebenslauf dieser Mann vielleicht hat und welche Erfahrungen und Ideale er hat, ist ja hier gar nicht bekannt. Spielt in der Vorverurteilung aber auch keine Rolle. Diese dogmatische Arroganz der "Linken" geht mir schon lange auf den Wecker. Ich selbst bin als 68er-Kind mit allen Höhen und Tiefen aufgewachsen und habe die Systemkritik quasi schon mit der Muttermilch aufgesogen. Die Selbstgefälligkeit und Eindimensionalität der Szene finde ich aber schon lange zum Kotzen.

     

    Von meiner Seite vielen Dank für den Artikel. Auch das Interview mit dem Mannheimer Chirurgen vor kurzem war super und hat die Probleme auf den Punkt gebracht. Weiter so!

  • G
    GazPromGerd

    @von Huhn:

     

    Höhrn Sie mal sie geistiges KäfigGeflügel, plustern Sie sich mal nich so auf

    und hier so rum;

    Lehrer und ähnliches Gedöns faule Säcke nennen,

    das macht in 'schland nur einer;

    Ich, Gerhard Schröder, klar!

    Sonst hol ich mal den Putin auf'n Hoff. Höhö!

    Unter zwei Jahren läuft da nix.

    Basta.

  • L
    lowandorder

    @von Kollege:

     

    geht's noch?

     

    "….andererseits werden sekundäre Vorteile von vermeintlichen psychischen Störungen nur zu gerne mitgenommen."

     

    Auhauerha;

    wie kommen Sie denn auf das schmale Brett?

    Lassen Sie sich doch bitte von einem jahrzehntelang mit Dienst- und Personalvertretungsrecht befaßten Richteroldie sagen:

    'n Psychobonbon am Hemd in den Krankenakten vermeidet jeder, der halbwegs bei klarem Verstand ist, wie der Teufel das Weihwasser! ja, es werden häufig genug Behandlungskosten aus eigener Tasche bezahlt. Und das bereits in einem Bereich, wo anders als in der freien Wirtschaft der Arbeitsplatz vergleichsweise sicher ist.

     

    Warum?

    Ganz einfach, weil niemand - und zu recht - glaubt, daß die angeblich zwingende Trennung zwischen Kranken- und Personalakten bzw den Abteilungen tatsächlich funktioniert.

     

    und echt krude wird's hier:

    "…Dass nun tatsächlichen Arbeitsplatzprobleme dadurch gelöst werden sollen, indem immer mehr Arbeitsfolgestörungen diagnostiziert und behandelt werden, ist ein unsinniger Verbrauch von medizinischen Ressourcen.…"

     

    Das ist - wenn's wirklich so gemeint sein soll, wie's da steht -

    die blanke Verschwörungstheorie: "Arbeitsfolgenstörungen" alles Mode, herbeigeredet,

    früher wurde viel mehr geschafft. usw usw

     

    Darf ich Ihrem Gedächtnis nur mal insoweit nachhelfen, welchen Kampf von Beginn der Industrialisierung an, es um die Anerkennung von Berufskrankheiten generell wie individuell gab und bis heute gibt!?

     

    Ist Ihnen wirklich unbekannt, daß die Wirtschaft einer Ächtung der Kinderarbeit erst zugestimmt hat, als ihr klar war, daß aufgrund von Kinderarbeit frühgeschädigte Arbeiter nicht in der Lage waren, die Anfoderungen industrieller Arbeit dauerhaft zu erfüllen!?

    Und by the way - daß 100 Jahre industrielle Entwicklung auf dem ubiquitären Gebrauch von Rauschgift basierte!? Ja - Laudanum, ein Opiumderivat, stand praktisch in jedem Arbeiterhaushalt.

    Anders waren z.B. 11 Stunden Hochofen gar nicht zu bewältigen.

    ( meinen Vater können Sie dazu leider nicht mehr befragen)

    Von - ne " 36-machen" wollen wir erst gar nicht anfangen.

    Fazit: von der Wirtschaft eingeforderter gesundheitlicher Raubbau allerwegen!

     

    Und wer ist denn so naiv, daß davon gelassen wird?

    Da unsere Personalvertretungsregelungen so arbeitgeberfreundlich sind,

    war ich häufig genug gezwungen, Arbeitsverdichtungen durchzuwinken.

    Auch hier geht es in der freien Wirtschaft noch wesentlich rauer zu.

    Einfach mal Foucault Überwachen und Strafen und ähnliche Klassiker lesen;

    sorry, aber dann gebt's so an Schmarrn nicht von euch.

     

    Ende des Vorstehenden.

  • H
    Huhn

    Der Artikel ist sachlich korrekt und trifft die Sache auf den Punkt - die dümmliche Kritik der wahrscheinlich mehrheitlich stinkfaulen und dauer-empörten taz-Leser, die alle immer grundsätzlich dagegen sind, ist eindeutiger Beleg, dass der Artikel ein Volltreffer ist. Sehr gut.

  • S
    svenski

    Die Muskelanalogie würde ich nicht bemühen, ohne den Hintergrund (Superkompensation) verstanden zu haben: Wann wächst ein Muskel? In den Erholungspausen zwischen den Belastungen. Kurz nach einer starken Belastung ist der Muskel zunächst deutlich schwächer. Und der gesamte Organismus ist infektanfälliger als sonst. . Fehlen diese Pausen, tritt etwas ein, das sich Übertraining nennt: Die Leistungsfähigkeit bricht stark und nachhaltigein. Es braucht eine deutlich verlängerte Regenerationsphase, um das Ausgangsniveau zu erreichen.

     

    Wenn man schon solche Analogien benutzt, dann ließen sich daraus vielleicht auch Schlüsse ziehen: möglicherweise fehlt es oft an der Gelegenheit, sich von den alltäglichen Belastungen regelmäßig und gründlich zu erholen.

  • EK
    ein Kollege

    Als Fachkollege kann ich die Ausführungen des Autors nur zu gut bestätigen. Die Diskussion hier im Forum ist auch ein Teil des Alltages, den wir Psychiater haben. Einerseits werden psychische Erkrankungen negiert und im Extremfall sogar als Hirngespinste der Ärzte abgetan, andererseits werden sekundäre Vorteile von vermeintlichen psychischen Störungen nur zu gerne mitgenommen. Wobei es sich nicht unbedingt um den gleichen Personenkreis handelt. Es geht auch nicht um Menschen im Harz-Iv-Bezug, wie manche Kommentatoren mutmaßen.

    Dass nun tatsächlichen Arbeitsplatzprobleme dadurch gelöst werden sollen, indem immer mehr Arbeitsfolgestörungen diagnostiziert und behandelt werden, ist ein unsinniger Verbrauch von medizinischen Ressourcen. Zumal die Lösung nicht in der Hand der Mediziner liegt: gleich oder mehr Geld für gleiche, weniger oder keine Arbeit. Letzteres wünschen sich dann doch viele ... unbewusst, vorbewusst.

  • H
    Hanna

    Kann mich dem vorigen Kommentar nur anschliessen. Der ganze Artikel ist eine Unverschämtheit sondergleichen. Natürlich hat sich die Arbeitswelt massiv verändert, die sozialen Sicherungssysteme ebenfalls, niemand kann sich seines Arbeitsplatzes noch sicher sein. Das neoliberale System rotiert einfach immer mehr Leute raus, ohne Rücksicht auf Verluste. Und ein Herr Bschor, seines Zeichens Chefarzt in der Psychiatrie assistiert und gibt die pseudowissenschaftliche Legitimation dazu. Herzlichen Glückwunsch. Arme Patienten. Dass die TAZ sowas veröffentlicht, zeigt nur, daß sie sich anscheinend immer noch/immer wieder als "provokantes" Medium sieht, das "kontroverse" Debatten anstossen will. Dabei ist es einfach nur pubertär und unseriös.

  • KK
    Karl K

    Auch beim zweiten Lesen:

    Was - bitte - wollen Herr Chefarzt mir/uns anderen

    damit sagen? verdammte Hacke.

     

    Daß burn-out ein unscharfer Begriff ist - geschenkt.

    Aber der Rest? So what?

    Der Zettelkasten umgefallen ? - dääh.

     

    Mal im ernst. Wenn die Headline von Ihnen ist:

    Zyniker ihres Schlages - wie auch Herrn Falkai als Vorsitzenden ihrer Berufsverbandes -

    ins Stammbuch: sie reden wie ein Blinder von der Farbe mit frei gewählten Berufsfeldern und ausreichendem Einkommen.

    Arbeit macht frei - ist da mit Verlaub nicht fern.

     

    Dank einer fünfjährigen pointilistischen Klinikkarriere kann ich ihr Berufsfeld ganz gut einschätzen. Entspricht es doch in weiten Teilen meinem eigenen:

    selbst gewählt - selbstbestimmt - Herrscher aller Reussen - unkündbar - gut bezahlt.

     

    Daher diese raunende Sprache, auch wenn Sie Statistiken im Mund führen.

    Empatie durch gelebte andere soziale Felder :

    Mein Eindruck - nix auf Tasche;

    jedenfalls hat nichts dergleichen in Ihrem Elaborat Niederschlag gefunden.

  • FA
    Freie Arztwahl

    Tja, die Schlosspark-Klinik ist eben im Kern ein hoch effizientes Wirtschaftsunternehmen in Zeiten neoliberaler Entmenschlichung, und Herr Bschor ihr Sprachrohr.

     

    Steigenden Konkurrenzdruck, befristete Arbeitsverträge, Abstiegsängste, Prekarität, Mobbing, Diskriminierung auf dem ersten Arbeitsmarkt oder direkt am Arbeitsplatz (zB Alleinerziehender und Frauen) - all das gibt es im rosaroten Chefarzthimmel nicht.

     

    Man kann nur hoffen, dass dieser Artikel weite Runden zieht und der Privatklinik (schon als solche in den 60er Jahren gegründet, siehe Klinik-Porträt auf der Firmenhomepage) ein langfristiger Schaden entsteht, der zum Umdenken zwingt. Aber als Lehrkrankenhaus der Charité gibt es da wohl nichts zu befürchten. Wirklich bedauerlich.

  • M
    margarete52

    Hallo Herr Bschor,

     

    was haben Sie denn da recherchiert? Oder haben Sie gar nicht recherchiert, sondern das geschrieben, was gewisse Kreise von Ihnen verlangt haben?

    Seriös ist das was Sie da zusammengestöpselt haben nicht. Sie könnnen nicht die Bedingungen von "früher" einfach mit heute vergleichen. Ich arbeite schon seit 35 Jahren in der gleichen Firma und habe noch gute Arbeitsbedingungen dort erlebt. Es handelt sich nicht um eine kleine "Klitsche", sondern um einen Weltkonzern. Heute werden Arbeitsschutz-Gesetze ausgehebelt, oder einfach nicht beachtet. Die Verantwortung wird von oben nach unten durchgereicht, obwohl die Mitarbeiter keinen Einfluss zur Gestaltung haben. Es werden Ziele vereinbart die von den Mitarbeitern akzeptiert werden müssen. Alternativen gibt es nicht. Ich könnte hier noch mannigfaltige Beispiele nennnen, aber das sprengt diesen Rahmen. Falls doch mal ein Mitarbeiter "aufmuckt", dann wird er so lange ignoriert und/oder immer wieder vom Thema abgelenkt, bis er aufgibt. Diese Methode wird perfekt von allen Verantwortlichen (Betriebsärtzte, Sicherheitsfachkräfte, Vorgesetzte etc.) beherrscht. Beim nächsten "Kehraus", ist er/sie dann dabei. Glauben Sie ernsthaft Herr Bschor, dass dies keinen Stress verursacht? Existenzangst in der heutigen Zeit, wo den Menschen Hartz IV droht, über die gesamte Lebenszeit in der gearbeitet werden muss, das greift durchaus die Gesundheit an. Anscheinend haben Sie einen Job, der absolut sicher und Stressfrei ist. Ich hoffe und wünsche Ihnen, dass das so bleibt!

  • WI
    Willkommen in der gesundheitlichen Subcity!

    Mir ist in letzter Zeit des öfteren aufgefallen, dass gerade Menschen, die selbst unter äußerst privilegierten Umständen leben können - wie beispielsweise Chefärzte an Kliniken - dazu neigen, die insbesondere in den letzten zehn Jahren zu beobachtende massive Zunahme psychischer Erkrankungen zu individualisieren und auf ein bloßes persönliches Problem der psychisch erkrankten Menschen zu reduzieren.

     

    Ich will nicht in Abrede stellen, dass die Entstehung psychischer Erkrankungen in der Regel ein multifaktorielles Geschehen ist.

     

    Mich stört aber, dass Menschen, die nie auch nur in die Nähe von Hartz IV oder prekärer Beschäftigung kommen, versuchen, die katastrophalen Bedingungen, unter denen Millionen Menschen in diesem Land leben und arbeiten müssen, einfach zu ignorieren.

     

    Dem Chefarzt Herrn Bschor empfehle ich ein mindestens einwöchiges Praktikum in einer Hartz IV-Beratungsstelle oder eine Tätigkeit in der Zeitarbeit, damit er mal PERSÖNLICH erleben kann, was in diesem Land mittlerweile gang und gäbe ist.

     

    Zur Vorbereitung eines solchen lebensnahen Selbstversuchs bieten sich folgende Links an:

     

     

    - zum Thema des rücksichtslosen Verschleißes der Arbeitskraft von Menschen verbunden mit einer nachhaltigen Zerstörung von deren psychischer Gesundheit:

     

    http://www.ardmediathek.de/ndr-fernsehen/die-reportage/kaputt-vom-job-letzter-ausweg-fruehrente?documentId=13664936

     

    - zum Thema des Ignorierens massiver gesundheitlicher Probleme von Menschen mit schweren Erkrankungen durch die zuständigen Sozialbehörden bzw. von diesen beauftragten privaten Dritten in Großbritannien:

     

    http://www.heise.de/tp/artikel/37/37545/1.html

  • A
    anke

    @Ute:

    Ich frag nur mal so... Warum sollten ausgerechnet die Psychologen die besseren Menschen sein? In diesem Land gilt es doch seit Jahrzehnten als besonders clever, die eigenen Probleme auf anderer Leute Kosten zu lösen. Sie als Chefin müssten doch eigentlich ein Lied davon singen können, oder?

     

    Außerdem: Wie genau sollen denn Ihrer Ansicht nach die "professionellen BetreuerInnen, ÄrztInnen, PsychologInnen, TherapeutInnen", von denen Sie reden, die "Gemengelage" in den Köpfen ihrer (Schein-)Patienten gegen deren entschiedenen Willen "aufdecken und bearbeiten"? Mittels CT? Mit Röntgenstrahlen? Per Autopsie? Irgendwelche anderen Vorschläge? Nein? Dann bitte eine Runde lang das tun, was Altkanzler Schröder empfiehlt: Klappe halten. Wenn Sie schon nicht dafür sorgen wollen, meine ich, dass Ihre Mitarbeiter sich auf Arbeit so wohl fühlen, dass sie einigermaßen produktiv sein können - was ja in besseren Zeiten mal als eine der wichtigsten Aufgaben von Vorgesetzten galt. Damals, meine ich, als die Führer noch nicht mehrheitlich unter einem unbehandelten jobbedingten Burnout gelitten haben...

  • B
    bumsfallera

    wieder mal einer dieser wahnsinnig kritischen artikel in der kritischen, linken tageszeitung taz, die kein mensch braucht, der noch ein gehirn sein eigen nennt.

  • U
    Ute

    Also, ich glaube zu verstehen, was der Autor sagen will. Eine gut beschäftigte Mittelschicht eignet sich die psychischen Erkrankungnen an und verbraucht schlicht die dazu gehörenden Ressourcen. Ich sehe aber auch das Problem, das sich die Arbeitswelt tatsächlich geändert hat. Ich bin seit meinem 16. Lebensjahr in einem Beruf und mittlerweile Mitte 50. Egal ob Privatwirtschaft oder öffentlicher Dienst - die Schlagzahl ist deutlich höher geworden. Es geht also nicht allein um die zeitliche Belastung. Und ich sehe bei einigen meiner eigenen MitarbeiterInnen auch, dass sie offensichtliche persönliche Probleme hinter dem akzeptierten Wort Burnout verstecken. M.E. ist es an den professionellen BetreuerInnen, ÄrztInnen, PsychologInnen, TherapeutInnen, diese Gemengelage aufzudecken und zu bearbeiten. Und nicht auf Kosten der Allgemeinheit und zum Schaden der Betroffenen simple Burnout-Rezepte in vielen Sitzungen zu verteilen. Ob die zunehmende Zahl dieser Professionellen mit der zunehmenden Zahl der Diagnosen zu tun hat? Ich frag nur mal so.........

  • M
    Megestos

    Sehr geehrter Herr Bschor,

     

    der Versuch, Arbeitsbelastung zu "objektivieren", ist sehr problematisch.

    Woher sollen wir die Maßstäbe dafür nehmen? Abgesehen von Extremfällen ist

    Arbeitsbelastung eben subjektiv in dem Sinne, dass sie stark von inneren Faktoren abhängt.

     

    Arbeitstage und Urlaubstage sind Kriterien für die Länge der Arbeitszeit bzw. Erholungszeit,

    sie sagen überhaupt nichts darüber aus, wie belastend die Arbeit ist.

    Und Ihr Verweis auf die Stahlarbeiter ist irreführend. Als würden Sie jemandem mit einer Angststörung

    sagen: "mein Opa war im Krieg, Ihre Angst ist irrelevant im Vergleich dazu, was er durchmachen musste".

     

    Wenn sich jemand von seiner oder ihrer Arbeit überwältigt fühlt, sich gestresst fühlt, dann kann man das

    nicht einfach wegreden indem man behauptet, für diese Gestresstheit würden objektive Kennzahlen fehlen.

    Klar sind Stressresistenz, subjektive Belastbarkeit, Glück und Stress kontingent und kulturell bedingt -

    "unsere Belastungsgrenze" ist verschoben. Und was sollen wir daraus für Schlüsse ziehen?

    Dass wir uns nicht so haben sollen? Dass wir uns nicht beschweren sollen, weil unser Glückniveau ja sowieso

    genetisch vorprogrammiert sei? Nein, Stress ist ein Problem, und anstatt ihn auf Grundlage von Objektivitätsphantasien

    wegzudiskutieren, sollte man lieber Energie darauf aufwenden, Menschen zu ermöglichen, weniger gestresst zu sein.

    Indem man über Arbeitsbedingungen, Lebensführung etc. nachdenkt.

     

    Ihre Mischung aus Bio-Fatalismus und "hab-dich-nicht-so" hilft hingegen denkbar wenig.

  • S
    Sebastian

    Eine Verharmlosung der Probleme hilft nicht weiter.

    Natürlich sind die Anforderungen an den Arbeitnehmer in den letzten Jahrzehnten im Schnitt gesunken. Dass die Zahl der psychischen Erkrankungen trotzdem zugenommen hat, lässt sich durch die zunehmende Sensibilisierung für selbige erklären. Dies hat auch positive Nebeneffekte: So ist die Suizidrate in den letzten Jahrzehnten deutlich gesunken.

    Man kann Depressionen (oder Burnout) weg- und kleinreden. Man kann so tun, als hätten sie keine Berechtigung (weil ja früher alles noch viel schlimmer war). Davon verschwinden sie aber nicht. Die Betroffenen leiden trotzdem, und greifen dann mitunter eben auch zum Äußersten.

  • Y
    yngvar

    Lieber Herr Chefarzt,

     

    kennen Sie diese miesen, sinnlosen und bisweilen erniedrigenden Dienstleistungsjobs? Ich denke wohl kaum, denn dann wüssten Sie dass Arbeit durchaus krank macht, mürbe und entfremdet, ja dieses wunderbare Adjektiv macht Sinn. Arbeit macht keineswegs frei.

  • H
    Helga

    Ein äußerst gelungener Beitrag, hätte ich der taz gar nicht zugetraut, auf diesem Feld mal die Qualiät zu erhöhen - sonst gibt es hier ja immer nur die langweiligen, nölenden, einseitigen Beiträge von Eva Völpel, die sich nicht auskennt, aber weiß, dass jeder Arbeitgeber schlimm und böse ist und das doch früher alles besser war. Daher danke für diesen ausgewogene, realistischen Beitrag - man wünschte sich so etwas auch zu anderen Themen wie z.B. Umwelt oder Menschenrechte. Aber leider hat die taz da bisher ja nur die immer gleichen, stramm deutschen Luxus-Linken-Kleinbürger zu bieten.

  • I
    ilmtalkelly

    Klar, die Befragten sind nicht ernst zu nehmen.Ich unterstelle ihnen Subjektivität und die Sache ist vom Tisch. Wo sind bitte die Zahlen, die das belegen ? Die Erhöhung der durchschn. Lebenserwartung ist Folge längst vergangener Jahrgänge von Beschäftigten.Die Arbeitsverdichtung ist aber in den letzten 10 Jahren rapide gestiegen und die Auswirkungen sind noch zu erwarten. Das eigentliche Problem ist die Summe aus Arbeitsverdichtung, schlechtem Arbeitsklima, dh.Zunahme von Mobbing am Arbeitsplatz, mangelnde Anerkennung und der Flexibilisierung der Arbeitszeit.Dazu kommen verlängerte Anfahrtswege.

    Sie hätten genauso schreiben können, die Simulanten haben sich in den letzten Jahren verzehnfacht, aber dazu hatten sie wohl nicht den Schneit.

  • G
    gesche

    mir scheint, der Autor hat keine Ahnung, worüber er schreibt. Er weiss über frühere Arbeitsbelastungen seines Vaters etwas - inwieweit qualifiziert ihn das, die Arbeitsüberlastung an vielen heutigen Arbeitsplätzen, die sich immer schneller rotierenden Kapitalismuskarrussel bewähren müssen, einzuschätzen?

  • C
    Carolien

    Ich weiß ja nicht. In meinem Ausbildungsberuf (Krankenpflege - in den Niederlanden - und da sind die Arbeitsbedingungen in den Krankenhäusern noch um einiges besser) haben 6 von 10 meiner Klassenkameraden schon Rückenprobleme. Verschiedene davon habe ich schon gesehen das sie am Grunde zerstört waren und alle drei Sätze anfangen zu heulen, nicht weil es ihnen nicht gefällt auf der Station, weil es dort besonders psychisch belastend wäre oder weil privat irgendwas nicht stimmt - sondern einfach weil sie hingehen und "ausgebrannt" zurück kommen von der Arbeit - und ich habe das selbst auch schon fast genauso schlimm erlebt. Keiner der deswegen irgendwelche Leistungen in Anspruch nimmt - aber ich glaube ein richtiges Burn-out ist keineswegs nur "Unzufriedenheit".

    Außerdem ist medizinisch gesehen andauernder Stress schädelich - das typische in den Ferien krank werden - das ist als würde man standart Cortison benutzen und dem Abwehrsystem so nicht die möglichkeit lassen um kleine Krankheitserreger zu beseitigen...

  • G
    Gunter

    Ja ja Arbeit macht frei das kennen wir schon. Vielen Dank dafür!

  • M
    MattF

    Interessantes Thema aber z.b. Vergleiche mit Früher sind immer mit Vorsicht zu genießen.

     

    ISt die Angst des Stahlarbeiters das was man Heute unter Stress versteht?

     

    Der Unterschied zwischen einem Stahlarbeiter und einem Heutigen Büromenschen mit Denkarbeitsplatz, ist meiner Meinung nach der Stahlarbeiter wusste wenn er mit 15 in der Stahlhütte angefangen hat, dann kann er da 45 Jahre bleiben bis zu Rente. Auch die Gefahren waren letztlich kalkukierbar und es gab ganz klare Unfallverhütungsvorschriften an die man sich gehalten hat (trotzdem gab es Unfalle, die waren dann aber auch nicht mehr vermeidbar).

     

    Der Denkarbeiter von Heute muss sich alle 5 Jahre neu erfunden haben, sprich das Wissen der Uni oder der Ausbildung hilft ihm dann nicht mehr. Er mus neues erworben haben. Er muss auch immer aufs richtige Pferd setzen. Er braucht dauernde Kreativität. Lässt er nach fängt ihn nichts auf. Es gibt kein wirkliches Sprungtuch.

     

    Dazu kommt der Denkarbeiter, der war früher der Stahlarbeiter. Er hat es weiter gebracht als die Eltern. Er hat jetzt aber auch ganz andere Verantwortungen.

     

    Es gibt ja auch das bekannte Phänomen, dass Menschen solange befördert werden, bis sie auf einem Job landen, dem sie nicht mehr gewachsen sind. Das passiert einem Akademiker halt viel einfach als eine Stahlarbeiter, der 45 Jahre Stahlarbeiter ist.

     

    Sicher wird butnout zm Teil inflationär verwendet, es zu ignorieren ist aber auch nicht der richtige Weg. Und selbst wenn sich jemand nur subjektiv ausgebrannt fühlt. Er hat ja dieses Gefühl und er leidet darunter.

  • VV
    Verus Votum

    Der Autor vergleicht verschiedene Ergebnisse, ohne die unterschiedlichen Grundlagen zu beachten. Persönliche Erlebnisse und Empfindungen werden als Beweis für die Unseriösität von Hunderten Studien herangezogen. Herausgepickt wird sich eine die seine These untermauert, damit das Ganze für die Menschen die ausser TAZ zu lesen keinen Zugriff au weitere Quellen haben auch alles schön glaubwürdig klingt.

     

    Das Online-Journalisten kaum Arbeit haben weiss man nicht erst seit Stefan Niggemeier und Thomas Knüwer. Deshalb diese Diffamierung von Burn-Ourt-Patienten und das Priorisieren eigener Meinung statt auf Empirismus zurückzugreifen?

    Leidet der Autor vielleicht schon an Bored-Out, dass er irgendwas schreibt hauptsache er kann sagen dass er schwer beschäftigt war?

     

     

    Und so ganz allgemein: Die TAZ trieft inzwischen jede Woche (fast täglich) von diskriminierenden, diffamierenden und unseriösen Artikeln die zwar immer polemische Hau-Drauf-Theorien bieten aber keinen Funken Seriösiät.

    Und das nannte sich mal "Alternativ".

  • K
    Kati

    Ich fände es einen sinnvolleren Beitrag zur Debatte, sich tatsächliche Belastungen anzugucken statt diese zu leugnen und zu sagen "Stellt euch nicht so an, ist doch alles nicht so schlimm". Die Fragwürdigkeit der Diagnose Burn-Out ist da nochmal eine ganz andere Sache. Die offizielle Arbeitszeit spiegelt im übrigen auch nicht unbedingt die tatsächliche Arbeitszeit wieder, das sollte Herr Bschor doch aus seinem Krankenhaus gut kennen. Oder arbeite er nur 40 Stunden die Woche? Und Dank moderner Kommunikationsmedien ist die Arbeit nunmal auch oft nicht getan, wenn man zu Hause ist. Da wird oft erwartet, dass man noch Emails beantwortet etc..

  • D
    Debaser

    "Es ist aber ein menschliches Bedürfnis, für Unzufriedenheit Erklärungen in äußeren Umständen zu finden."

     

    Das sollte man den Arbeitslosen, Aufstockern, prekär Beschäftigten, 1-Euro-Jobbern doch am besten auf bunte Täfelchen drucken und um den Hals hängen. Quasi als vorauseilende Entschuldigung für mögliche Beschwerden gegenüber den äußeren Umständen.