US-Richterin entschuldigt sich: Unschuldiger nach 22 Jahren frei
Er saß wegen Mordes mehr als zwei Jahrzehnte in New York im Knast – und war unschuldig. Ein Gericht wies nun die Freilassung von David Ranta an.
NEW YORK dpa | 22 Jahre nach seiner unrechtmäßigen Verurteilung wegen Mordes ist ein Mann in New York freigelassen worden. Eine Richterin in Brooklyn entließ den 58 Jahre alten David Ranta am Donnerstag (Ortszeit) offiziell aus der Haft. Der Mann war als Opfer eines Polizeiskandals für den Mord an einem Rabbi im Februar 1990 verantwortlich gemacht worden. Die Polizei soll Zeugen massiv beeinflusst haben, weil sie einen Täter vorweisen wollte.
„Mr. Ranta, zu sagen, Sie hätten eine Entschuldigung verdient, wäre sehr untertrieben“, sagte Richterin Miriam Cyrulnik. „Ich sage dennoch heute, bitte verzeihen Sie.“ Ranta selbst konnte kaum sprechen. Nach seinen Plänen befragt, sagte er nur: „Erst einmal nichts wie weg hier.“ Laut CNN waren auch seine Frau und seine Tochter da. Die Tochter war bei der Verurteilung ihres Vaters zwei, jetzt ist sie selbst im siebten Monat schwanger.
Nicht nur, dass es 1990 keinerlei Beweise gegen Ranta gegeben hatte. Die Polizisten hatten nach einem Bericht der New York Times auch viele Indizien gefälscht. Zwei gefährlichen Kriminellen seien Rauschgift und Prostituierte erlaubt worden, wenn sie gegen Ranta aussagten. Nur ein Zeuge habe ihn identifiziert – und dem sei vorher gesagt worden, auf wen er zeigen solle. Der wahre Mörder war schon vorher bei einer Verfolgungsjagd mit der Polizei ums Leben gekommen.
Der damalige Ermittlungschef, inzwischen im Ruhestand, zeigte CNN gegenüber Unverständnis wegen der Freilassung. Er habe sich nichts vorzuwerfen und Ranta habe die Tat damals gestanden. Aufgezeichnet habe er die entscheidende Aussage aber nicht.
Leser*innenkommentare
R.W.
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Den korrupten Beamten müsste man alles, aber auch alles, Haus, Auto, Geld, selbst das letzte Hemd wegnehmen, zusätzlich 23 Jahre deren Gehälter und sie dann auch für 23 Jahre einsperren, für die Knast-Kosten müssen diese selber, deren Familie und Verwandschaft aufkommen.
Weiterhin müssten die obendrein die jetzige Herzinfarktbehandlung bezahlen. Für die 23 Jahre Lebensdiebstahl sollte das Opfer pro Monat einhundert-tausend Dollar Entschädigung vom Staat bekommen, leider lässt sich damit die verlorene Zeit auch nicht wieder gut machen...
aujau
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Wieder ein Beispielfall gegen die Todesstrafe.
Biks
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@Bernd Goldammer: Wenn man in Juristenblogs liest, erfährt man schnell, dass Fehlurteile auch in der deutschen Justiz nicht so selten sind, wie man sich das wünschen würde. Der geschilderte Fall ist sicher besonders krass, aber auch wenige Jahre unschuldig inhaftiert zu sein, zerstören einen Lebensentwurf nachhaltig.
Obendrein werden in Deutschland trotz Anhebung vor einigen Jahren immer noch äußerst niedrige Haftentschädigungen gezahlt im Vergleich zu anderen, weniger wohlhabenden europäischen Staaten. Und manche aufgrund von Fehlurteilen Inhaftierte müssen sogar noch Prozesse führen, um überhaupt eine Entschädigung zu bekommen.
Hasso
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Die Entschädigung für den Unschuldigen, müsste erst mal der Ermittler zahlen,anstelle des Steuerzahlers. Den Polizisten müsste man die Uniform vom Leibe reißen - suspendieren und einsperren. Das wird -ich könnte wetten-alles wieder unter den Teppich gekehrt.
Peinlich
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Nichts wird passieren, eventuell bekommt Herr Ranta eine erhebliche Geld-Entschaedigung. Ansonsten wird der Staat sich das Recht auf einen Justiz-Irrtum im Einzelfall "im Interesse der Gesellschaft" nicht nehmen lassen. Der Staat darf eben auch so weitgehend irren, heisst es dann einfach. Dass Polizisten sich kriminell verhalten haben, wird untergehen im Allmachtsanspruch des US-Staates. So etwa wie bei dem Schwerstverbrecher G.W. Bush, der sich lebenslanger Straffreiheit so gut wie sicher sein darf.
Das eigentlich Raetsel ist, wieso die USA immer noch das "Traumland der Deutschen" und ihre Leitkultur sind. Kann mir das jemand evtl. erklaeren?
Bernd Goldammer
Gast
Der Artikel beschreibt den Rechtsstaat USA besonders zutreffend. Wer gibt dem Unschuldigen das Leben der 20 Knastjahre zurück? Die Fälscher handelten mit Vorsatz und müssten ebenso zur Rechenschaft gezogen werden. Was also passiert?