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Kommentar TelekomDer Gesetzgeber muss einschreiten

Kommentar von Hanno Böck

Die Telekom plant eine Verletzung der Netzneutralität. Das Internet sollte Daten immer gleich behandeln, egal woher sie kommen.

Rechenzentrum der Telekom: Der ehemalige Staatskonzern hat vielerorts nach wie vor ein De-facto-Monopol. Bild: dpa

E s ist amtlich: Die Telekom schränkt ihre Internet-Flatrates stark ein, ab einer bestimmten Datenmenge wird der Anschluss auf Geschwindigkeiten gedrosselt, die man eher aus dem letzten Jahrtausend gewohnt ist.

Der ehemalige Staatskonzern hat vielerorts nach wie vor ein De-facto-Monopol. Abseits von Großstädten gibt es kaum eine Möglichkeit, jenseits des Telekom-Angebots einen Internetzugang zu erhalten. Andere Anbieter sind Wiederverkäufer von Telekom-Dienstleistungen. Neben der Politik sind hier die Kartellbehörden gefordert, die Telekom-Pläne unter die Lupe zu nehmen.

Skandalös an der Datendrosselung ist vor allem, dass die Telekom ihre eigenen Services bevorzugen will. Telekom-Partner Spotify und die eigenen Videoangebote sollen von der Datenzählung ausgenommen werden. Werden die Pläne realisiert, bedeutet das, dass künftig Konkurrenten für datenintensive Videoangebote von vornherein vom Markt ausgeschlossen werden. Die Telekom plant eine Verletzung der Netzneutralität. Das Internet sollte Daten immer gleich behandeln, egal woher sie kommen.

HANNO BÖCK

ist Autor der taz.

In der Internet-Enquetekommission des Bundestages war die Netzneutralität bereits vor eineinhalb Jahren Thema. Vertreter aller Fraktionen waren sich einig, dass Netzneutralität wichtig ist. Union und FDP hielten jedoch eine gesetzliche Regelung für unnötig, da sie keine akute Bedrohung sahen. Diese Einschätzung war falsch.

Das Internet hat immer davon gelebt, dass das Webangebot einer kleinen Zeitung in Asien ebenso einfach abrufbar ist wie das Angebot der New York Times. Damit das auch bei kommenden Videoservices so bleibt, ist jetzt der Gesetzgeber gefordert. Er muss die Pläne der Telekom stoppen und echte Internetzugänge ohne Benachteiligung einzelner Dienste gesetzlich verankern.

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16 Kommentare

 / 
  • W
    Whiskydrinker

    Hätte der Autor wenigstens mal fünf Minuten richtig recherchiert, dann wüsste er vielleicht, dass Entertain nicht über das Internet kommt. Entertain läuft in einem eigenen Intranet der Telekom.

     

    Die Netzneutralität würde die Telekom nur dann verletzen, wenn www.telekom.de nach Drosselung immer noch mit voller Geschwindigkeit laden würde.

  • H
    Hasso

    Wenn dem so ist, dann kann man auch erwarten, dass die Werbung aus dem Internet verschwindet. Die wenigen, die weder Radio noch TV haben, müssen trotzdem Rundfunkgebühren bezahlen-, deshalb kann man auch verlangen, dass die verfluchte Werbung aus dem Netz verschwindet. Die kriegen alle den Hals nicht voll. Was diese Konzerne an Werbungskosten absetzen ist schon kriminell. Lullen die USER mit ihrem Werbedreck ein und setzen das auch noch ab. "Besser Werbungskosten absetzen,als dem Staat zu viel Steuern geben"!? Wer bezahlt mir eigentlich den Aufwand, wenn ich ständig die Briefkästen leeren muss wegen des Tinnefs, den ich gar nicht haben will. Auch hat sich die Gier schon in fast jedes youtube Filmchen eingeschlichen.

  • A
    Anti

    Schön, das so viele Telekom-Mitarbeiter sich zu der Taz verirrt haben! Ihr seid Versager und solltet euch schämen für so einen Bonzenkonzern die Drecksarbeit zu verrichten! Meine Verachtung ist euch gewiss!

  • K
    Klarsteller

    "Der Gesetzgeber muss einschreiten"

    Leuchtet mir nicht ein. Die Telekom ist kein Monopolunternehmen mehr, es gibt genug Konkurrenten.

  • X
    XXX

    Planwirtschaft ahoi - Die Telekom könnte auch einfach Mitarbeiter entlassen und mit der Ersparnis die hohen Datenvolumen finanzieren.

  • F
    Flatratepolitik

    Die taz erwartet ein Einschreiten des Gesetzgebers? Das ist wirklich lustig. Von denen profitieren doch viele an den Machenschaften der Telekom. Es war schließlich nicht gesunder Menschenverstand, der die Enteignung - oh, Verzeihung - Privatisierung der von Steuerzahlern finanzierten Infrastruktur vorantrieb. Es ging nur um das liebe Geld. Noch immer funktioniert der Aufruf nach mehr Steuergeldern für einen "Ausbau des Netzes in ländlichen Gebieten" wie eh und je. Und wenn wir dank der Telekom und anderer Telekommunikationsunternehmen wieder das Niveau von 1990 erreicht haben, dann wird der Ruf nach mehr Geld für das Netz noch lauter. Damit man dem Kunden dienen kann. Klar, der Gesetzgeber wird schon etwas unternehmen. Aber nicht das, was man sich bei der taz erträumt. Nicht dass ich das Anliegen der taz an sich kritisieren möchte.

     

    Hier ein Vorschlag für Eure kleine Umfrage: Wem vertraut Ihr am meisten?

    (a) Politikern

    (b) Banken

    © Telekommunikationsunternehmen

    (d) Investoren

    (e) der Presse

    (f) der Mafia

    (g) Gebrauchtwagenhändlern

     

    Ich wette, dass die ersten beiden Plätze von den beiden letztgenannten Gruppen belegt werden.

  • C
    Chris

    Tja, und lese ich die Kommentare hier durch, wird klar, woran dieses Land krankt, und warum hier ehemalige Staatsunternehmen mal eben so einseitig andere Vertragsbedingungen diktieren können.

    In 99% aller Kommentare ist vor allem ICH wichtig, weil ICH ja will oder nicht will, und jede/r der/die das nicht so sieht wie ICH hat eh keine Ahnung. Und ICH will nur zahlen was ICH nutzen will, und wenn dabei das gesamte Internet drauf geht, ist MIR das vollkommen egal, da sind dann eh andere Schuld. Und vor lauter ICH unterstützt man/frau dann halt auch raffgierige Konzerne, die zwar Subventionen ohne Ende für den Netzausbau erhalten, aber nicht im Traum daran denken, das dann auch zu machen.

     

    Echt, mich kotzt die Bevölkerung in diesem Land nur noch an, alles hedonistische Egomanen/Innen, egal ob Rinks oder Lechts, alles das selbe arrogante Pack.

  • F
    FMH

    @Jörn und JohnDoe, sowie alle anderen die behaupten, dass man nun für "Poweruser" nicht mehr in "Sippenhaft" genommen würde:

     

    Dies wäre doch nur ein Vorteil, wenn die Tarife für den "kleinen" Nutzer gesenkt würden. Das ist jedoch nicht der Fall. Der Service wird einfach für alle eingekürzt und auch der wening-Nutzer wird mehrere Monate im Jahr ein so geringes Datenvolumen überschreiten und dann de facto ohne Verbindung dahstehen. Auch wenn man früher für "Poweruser" mitzahlen musste, so stand es zumindest frei, das Internet genaus auszunutzen. Nun wird einem diese Möglichkeit ohne den kleinsten Preisvorteil genommen. Und für "Poweruser", die brav die Dienste der Telekom nutzen, für die dürfen sie auch weiterhin blechen.

    Diese neuen Tarife haben nur für die Telekom einen Vorteil.

  • F
    fyrecrotch

    …und sämtliche Studenten-WGs werden jetzt Internetkässchen einführen müssen, damit sie sich Internet leisten können, das für alle langt.

  • O
    Olaf

    Ich befürchte das man davon ausgeht das 75GB "eine Menge" ermöglicht lebt noch im Jahr 2000 ... da war das viel.

    75GB sind heutzutage mit dem Streamen von Musik und Videos ein klacks. Videos schaut man schließlich im Jahr 2013 in HD Qualität jenseits von dem was ARD und ZDF als HD empfinden (ganz zu schweigen von dem was die Privaten als HD auskotzen und sich unverschämterweise bezahlen lassen wollen)

    Beispiel: Eine Bluray gestreamt schlägt mit ~10GB-20GB zu buche. Ein Film! Selbst bei nur gelegentlichen Konsum am Sonntagabend ist das Kontingent schnell verbraucht.

    Dann gibt es ja auch noch Mediatheken der Öffentlich rechtlichen Sender ... das fällt da nun auch rein in die 75GB. Aber nicht vergessen: Dafür hat man ja eigentlich schonmal GEZ Haushaltspauschale entrichtet.

     

    Dateien wie Fotografien sind erheblich größer geworden da sich schlicht die Auflösung einer z.B. Handykamera auf dem Niveau älterer Digitaler Spiegelreflexkameras befindet.

    Audiodateien werden jenseits der codierung für Sprache im Telefon übertragen, es gibt sogar VoIP "HD" Angebote die ein 30-40 faches an Daten übertragen die ein normaler ISDN Kanal benötigt (64kBit/s)

     

    Das menschliche Problem hierbei ist das die Menschen mit Datenmengen nichts anfangen können weil man es nie lernen musste. Zeit ist etwas das wir erleben und einschätzen können. Aber selbst für Telefongespräche bevorzugen die KundeInnen das pauschale Abrechnungsmodell. Während man davon ausgehen kann das die überwältigende Mehrheit der Bevölkerung eine Telefonrechnung mit Gesprächen und Dauer nehmen und sich die Wirtschaftlichkeit oder Unwirtschaftlichkeit der eigenen Flatrate vor Augen führen können ist das mit der abstrakten Angabe von übermnittelten (nicht verbraucht!) Datenmenden schlicht nicht möglich.

    Zumal dann, wie im Mbilfunk immer wieder gerne übersehen, Programme auch unbemerkt Daten Senden/Empfangen und so nicht im Fokus der KundInnen steht.

  • S
    Solid

    Die "Flatrate" ist eine vorübergehende Anomalie gewesen. Sie entstand, als die Kapazitäten der Backbones nicht mehr das limitierende Element des Datenverkehrs waren, sondern die Teilnehmeranschlussleitungen zu Zeiten lahmer DSL-Anschlüsse.

    Damals gab es so große Überkapazitäten, weil man Fernleitungen immer mit mindestens einer Faser realisieren musste. Die Fixkosten überwogen, man hatte jede Menge Bandbreite zur Verfügung, also lockte man mit Flatrates die Kunden an.

    Zu Beginn surften nur einige Nerds mit P2P aber nach und nach kamen Spieleplattformen wie Steam dazu oder Videostreaming. Und gleichzeitig klettern die Anschlussgeschwindigkeiten auf bis zu 100 MBit/s und mehr.

    Bei derartigen Geschwindigkeiten ist der Backbone der Flaschenhals, nicht mehr die Letzte Meile.

    Und für den Backbone gilt, dass die Kosten linear mit dem Volumen skalieren.

    Ein Geschäftsmodell ohne Volumentarif ist damit nicht abbildbar, das war nur möglich so lange die Anschlüsse lahm genug waren.

    Es wird auch kein Konkurrent schaffen, Flatrates anzubieten, ohne langfristig pleite zu gehen.

     

    Dass die Telekom Verkehr im eigenen Netz bevorzugt ist völlig natürlich, da dabei weniger Kosten anfallen. Im Telefonnetz ist das seit Jahr und Tag üblich, ohne dass es wen stört. Insofern ist das vorgeschobene Argument der Netzneutralität ein wirklich unsinniges.

     

    Auch wenn es nicht schön ist: Die Zeiten der Flatrates beim Datenverkehr sind passe!

  • NF
    Nuke from Orbit

    @JohnDoe: Der Telekom geht es ausschließlich um eine Preiserhöhung und eine Förderung ihrer eigenen Services. Sie will weg vom reinen Bit-Schubsen zum Content-Provider, wo sie viel höhere Margen realisieren will.

     

    Es steht nicht zu erwarten, dass der Verteuerung am einen Ende für die "Poweruser" eine Verbilligung am anderen Ende entgegensteht. Es wird an dem einen Ende einfach nur teurer.

     

    Die Drossel hilft auch nicht wirklich gegen ein verstopftes Netz. Sie kann nicht verhindern, dass zu Beginn des Monats viele Leute mit hoher Bandbreite gleichzeitig saugen.

     

    In den Backbones fällt zudem der Preis für die Datenübertragung ständig.

     

    All das führt die Argumentation der Telekom ad absurdum.

     

    Hier geht es nur um Marge, Gewinn, Profit...

  • M
    M.U.

    Die Telekom ist ein Privatunternehmen und kann machen was sie will.

    Nicht jeder Provider wird dieses Geschäftsmodell nachmachen, es wird also sicherlich Alternativen geben und das nicht nur beim Internet über TV-Kabel sondern auch DSL.

     

    Der Gesetzgeber ist aber gefordert die Angebote für den Kunden transparent zu halten.

    Flat=unbegrenzt/unbeschränkt, bzw. was das Netz technisch hergibt.

     

    Die Telekom darf dann eben nicht mehr mit VDSL Flat 50Mb werben sondern nur noch mit 384kb Flat plus 200GB Paket mit bis zu 50Mb.

     

    Zusätzlich sollte die Telekom (und auch andere Anbieter) gezwungen werden, bei Verträgen in denen leistungen gebündelt werden auch klar anzugeben, was man für die Nebenleistungen bezahlt, incl. Bündelungsrabatt.

  • J
    Jörn

    Wer schnelles Internet an wenigen Stunden pro Tag haben möchte, muss die Dauernutzer mit finanzieren. Im Businessbereich sind Volumentarife üblich und von daher klingt der Ansatz eigentlich fair.

    Die Bandbreite wächst inzwischen langsamer als das Nutzungsvolumen. Daher liegt es nahe, dass die Telekom an der steigenden Nutzung mit verdienen möchte - gerade auch wenn ihre eigenen Kosten nicht entsprechend mit steigen.

    Wettbewerbswidrig ist es jedoch, Streamingdienste anzubieten, die in die Quote nicht mit eingerechnet werden. Damit sind andere Anbieter von Streamingdiensten von vornherein benachteiligt. Da die Telekom in vielen Bereichen Monopolist ist, ist dies klar unzulässig.

  • V
    Vinzenz

    Eine gesetzliche Verankerung der Netzneutralität ist unbestritten aus vielerlei Gründen unumgänglich, aber reicht in so einem krassen Fall nicht das vorhandene Kartellrecht?

     

    Ein Anbieter mit marktbeherrschender Stellung verhindert den Marktzugang von Konkurrenten und versucht auch noch mit vodafone ein Konditionenkartell zu gründen.

  • J
    JohnDoe

    Die unterste Grenze des inkl. Traffics liegt bei 75Gb.

    Für 75Gb lässt sich schon eine Menge -auch bei Drittanbietern- konsumieren.

    Wenn man mehr möchte, dann kann man mehr bezahlen.

    Dies war bei Mobil Datennetzen auch schon immer so.

    (die Providerportale wurden auch vom Traffic ausgenommen).

     

    Um Kundenbeschwerden vorzubeugen und den Kunden (im Extremfall) nicht mitten im Monat den TV Empfang zu kappen, hat man sich also dazu entschlossen.

     

    Ich möchte auf jeden Fall für einige "Poweruser" nicht in Sippenhaft genommen werden.