Telekom will Datenfluss drosseln: Netzagentur verlangt Klarheit
Die Bundesnetzagentur hat die Telekom aufgefordert, ihre Datenflussbremse transparenter zu gestalten. Und die NRW- Verbraucherschützer drohen, gegen die Bremse zu klagen.
BONN/BERLIN rtr/dpa | Die Bundesnetzagentur hat von der Deutschen Telekom Klarheit über ihre Pläne zur Drosselung der Datenmenge im Internet verlangt. Behördenpräsident Jochen Homann sagte am Montag in Bonn, er habe einen Brief an Konzernchef Rene Obermann geschrieben und um eine Antwort bis Mitte des Monat gebeten.
Die Telekom müsse für Transparenz und Netzneutralität sorgen. „Netzneutralität heißt eben, dass es keine Diskriminierung von anderen Anbietern oder umgekehrt eine Bevorzugung des eigenen Angebots geben kann“, so Homann. Grundsätzlich stehe es der Telekom frei, wie sie ihre Tarife gestalte. Die Kunden hätten ja die Möglichkeit, den Anbieter zu wechseln.
Der Bonner Konzern hatte im April angekündigt, die Geschwindigkeit von Internetpauschaltarifen zu drosseln, wenn eine bestimmte Datenmenge verbraucht wurde. Dies könnte etwa Kunden betreffen, die sich aus dem Netz viele Filme herunterladen. Zunächst verankert die Telekom das Tempolimit ab Mai in den DSL-Verträgen. Gelten sollen die Regeln dann ab 2016.
Es müsse gewährleistet sein, dass die Kunden bereits bei Vertragsabschluss über die Bedingungen informiert seien, betonte Homann. Auch müssten sie während des Vertrags über das verbrauchte Datenvolumen informiert sein. Die Behörde bedauere, dass die Telekom nur schrittweise klarstelle, welche Pläne sie habe. Anfangs habe es den Anschein gehabt, als wenn nur neue Kunden betroffen seien, inzwischen sei klar, dass es auch Bestandskunden treffen kann, etwa wenn diese den Tarif wechseln. Grundsätzlich halte er es für eine bessere Strategie, wenn das Netz ausgebaut werde und nicht gedrosselt.
Appell an Merkel
Inzwischen bekommt die Deutsche Telekom auch Gegenwind von Verbraucherschützern. Die Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen mahnte den Konzern am Montag ab und forderte, die seit dem 2. Mai für Neukunden geltende Regelung zurückzunehmen. Sollte die Telekom bis zum 16. Mai keine Unterlassungserklärung abgeben, drohen die Verbraucherschützer mit dem Gang vors Gericht.
Zum Auftakt der dreitägigen Internetkonferenz re:publica in Berlin haben die Veranstalter die Bundesregierung aufgefordert, etwas gegen die Telekom-Pläne für eine Tempo-Drosselung im Festnetz zu unternehmen. „Jetzt ist die Zeit zu handeln“, rief Markus Beckedahl am Montag Bundeskanzlerin Angela Merkel zu. „Verhindern Sie, dass die Telekom ein Internet zweiter Klasse einführt!"
Beckedahl, einer von vier Gründern der Konferenz bezeichnete die Ankündigung von Daten-Obergrenzen auch im Festnetz als einen Angriff auf das Prinzip der Netzneutralität, das den diskriminierungsfreien Transport aller Datenpakete im Internet verlangt.
„Sie wollen das Kernprinzip eines offenen und freien Internets über den Haufen werfen“, sagte Beckedahl über die Telekom. Er kritisierte, dass der hauseigene TV-Dienst Entertain sowie andere gesondert bezahlte „Managed Services“ bei der Berechnung des Datenvolumens ausgenommen werden sollen, und appellierte an die versammelten Blogger und Netzaktivisten, „ein Zeichen zu setzen“. „Unsere Blogs, unsere Podcasts, unsere Start-ups sind diejenigen, die sich das vielleicht nicht leisten können.“ Mitorganisatorin Tanja Haeusler rief die Teilnehmer auf, solche Themen auch in weniger netz-affine Teile der Gesellschaft zu tragen.
Leser*innenkommentare
horstpeter
Gast
Eine Flatrate hat eine Flatrate zu sein.
Heute wird aber ein Volumetarif als Flatrate verkauft, das ist ganz klarer Betrug.
Früher gab es die Wahl zwischen Volume und Flatrate....
Natürlich ist das um die Kosten stabil zu halten, nicht um mehr Gewinn zu machen..... *muhahaha*
eMCe
Gast
Achsoja, ich wollte (unten) keine GEZ-Konsumenten angehen, allerdings sind die dann genauso gekniffen.
Die Zwangsalementierung vom Musikantenstadl wurde ja eben mit dem Internet-Argument durchgesetzt und nun kann man die ganzen schönen Mediatheken unter Umständen garnicht sehen...das muss Staatssatire sein.
Für mich und mal so ganz "neoliberal" betrachtet, ist das was die Telekom macht nur unter drei Bedingungen akzeptabel.
1)Die GEZ-Anstalten werden aus rausgenommen, ist sowieso alles ein Staatsklumpatsch um einigen Staatsfreunden die Pfründe zu sichern.
2)Das darf nicht mehr "Flatrate" heissen, ist es nämlich nicht mehr, also irreführend.
3)Die kompletten Subventionen und anderen Gefälligkeiten werden 2016 eingestellt/beendet.
Die Telekom kassiert nämlich ordentlich für den Netzausbau u.a. ist dafür aber zu blöde u.o. zu gierig und denkt sich stattdessen eine drosselung aus.Würde mal behaupten das ist missbrauch/zweckwidrigkeit von Subventionen...
eMCe
Gast
@anti
Sehr geehrte/r anti,
Natürlich kann ein Konzern das gestalten wie sie mögen, allerdings tangiert das hier Unternehmen/Verordnungen u.o. Spielregeln.
Aufgeschlüsselt bedeutet das aktuell:
- Man bezahle die Telekom
- Man bezahle die GEZ
- Man bezahle einen legalen Filmanbieter (Demand, ÖRF und Privater sind und bleiben eben mist)
Nun ist das Kontingent was einem die Telekom freundlicherweise zuwirft aufgebraucht, dann stellt sich das weiter so da:
- Man bezahlt die Telekom
- Man bezahlt die GEZ
- Man bezahlt einen legalen Filmanbieter
- Man bezahlt wieder die Telekom damit meine seinen legalen Filmanbieter bzw. die Filme sehen "darf".
Telekom und GEZ, wollen einfach nur kassieren ohne Leistung zu bringen.
Am besten wäre man macht die Buden zu, legt das auf die Steuern, bezahlt damit deren Wasserkopf und Bonzen und hat wenigstens von beiden völlig unnützen Ställen seine ruhe...ich mein irgendwann muss auch mal gut sein mit abkassieren in Deutschland.
Die deutschen Konzerne sollten erstmal wieder lernen Leistung zu bringen bevor sie was verlangen.
Die einzigen Leistungslosen Schmarotzer in der BRD sind nämlich mittlerweile AG/Konzerne.
Und man muss davon ausgehen das insbesondere die Filme 2016+ eher in HD gestreamt werden, die Probleme KOMMEN erst noch.
Aktuell wird die Telekom den Leuten irgendeinen Mist erzählen von - braucht man nicht, kein Problem usw. usf. auch werden das viele erstmals garnicht merken.
2016+ kommen dann die extra Kosten, das ist jetzt nur eine eher harmlose schleichende gewöhnung ohne allzuviele Kunden zu verprellen, ihnen die chance und die Lust zur Kündigung zu nehmen und 2016+ richtig dick abzukassieren.
Ist schon grenzwertig kriminell(auch mit den Bestandkunden) was die Telekom hier treibt.
Kein Kunde
Gast
@ Anti
Meinen Sie das ernst?
Bei Hetzner kann man es sich leisten im Monat unbegrenzten Traffic anzubieten für gerade einmal 49€
Die drosseln aber auch, nach 10.000 GB, auf 10 MBit herunter.
Die Telekom drosselt für 25 € einen anschluss auf 0,3 MBit herunter und dass nicht erst nach 10.000 (!) GB sondern schon nach 75.
Achja, dazu gibt es dann noch einen kompletten Server.
Auch nicht von schlechten Eltern.
Bei der Telekom gibt's nen klapprigen Router.
Nur weil im Mobilfunkbereich schon abgezockt wird, muss es ja nicht im Festnetz genauso kommen.
Rainer B.
Gast
Meine Entscheidung weg von der Telekom war halt vor Jahren schon richtig. Freu!!
anti
Gast
Ich verstehe den ganzen Trubel nicht - seit wann gibt es ein Recht auf Flatrate? Dieses Vorgehen ist doch schon lange Normalität beim mobilen Internet -und da hat sich doch seinerzeit auch niemand beschwert...
Die Datenmengen und somit die Kosten für die zentralen Infrastrukturen steigen stetig und diese Maßnahme ist nur dazu da, die Preise beim "normalen" Netzverhalten stabil zu halten - vielleicht sogar zu senken... Und wenn man Riesenmengen runterladen oder HD-Streamen will, dann kann man das doch weiterhin - entweder durch Aufpreis oder halt bei einem anderen Anbieter...