HAMBURGER SZENE VON REBECCA CLARE SANGER: Hell auf Dunkelgrün
Jedes Jahr kommt der Frühling mit dem gleichen Geschmack, vielleicht mit einem Ziehen im Zahn des Betrachters beim Wiedererkennen nach einem – weiteren – verstrichenen Jahr. „Die Vögel singen, als wär’s das erste Mal“, denke ich. „Dieses Lied meiner Eltern singe ich zum ersten Mal“, singt währenddessen der junge Vogel und lässt mich in meinem Irrglauben.
Großeltern schieben Enkelchen durch den Park, als hätten sie die Idee erfunden: Gerader Rücken, schneller Schritt, von hinten gesehen könnten sie die Eltern sein. Selbst der Mann, der im Busch pinkelt, wirkt originell: Er klettert in den hintersten Teil des Bewuchses, versteckt sich wie in einer Höhle, findet verbrauchte Tempos von Frauen vom letzten Sommer. Ursprünglich pinkelt er drauf. Die letzte Urinschicht gewinnt.
Der Teich ist schon wieder halb getaut. Helle Eisschollen auf teichigem Dunkelgrün. Auf den Schollen sitzen die Möwen und die Enten. Ein Enterich fliegt tief über den Tümpel, lässt sich nieder. Aber statt von dunklem Nass gebremst zu werden, schliddert er auf wasserüberspültem Eis. Die Füße nach vorn, den Körper nach hinten. Schnatternd kommt der Wassersportvogel zum Stehen.
Der Teich ist noch zu! Dabei sind die Wege schon Matsch, an ihren Seiten die Knospen von Frühlingsblumen.
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