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Parteikonvent der SPDFrau Steinbrück redet Klartext

Zum SPD-Parteikonvent in Berlin tritt Kanzlerkandidat Peer Steinbrück erstmals mit seiner Ehefrau Gertrud auf – und kann seine Tränen kaum unterdrücken.

Es wird still im Saal. Und der Kandidat neben der Gattin kämpft mit den Tränen Bild: Foto: dpa

BERLIN taz | Die Frage steht im Raum, der Kandidat hebt das Mikrofon, um zu antworten, und dann – ein unterdrücktes Schluchzen. Und noch eins. Peer Steinbrück kämpft mit den Tränen. Auf offener Bühne. Und es ist ganz nachvollziehbar.

Für den Parteikonvent hatte jemand die „Schnapsidee“ (Steinbrück), den Kanzlerkandidaten zusammen mit seiner Frau zu befragen. Und Gertrud Steinbrück nahm am Sonntagmittag im Berliner Tempodrom kein Blatt vor den Mund: „Wir konnten vorher machen, was wir wollen, wir hatten ein schönes Leben. Und wenn jemand diese ganze Sahnehaube aufgibt, dann muss der doch etwas wollen! Das ärgert mich, wenn das nicht rauskommt“, stellt sie fest. „Die ganzen Bonbons, die da am Hemd kleben, werden immer wieder aufgefrischt, das finde ich schwer zu ertragen.“

Moderatorin Bettina Böttinger fragt Steinbrück direkt: Warum tut er sich das an? Und dann kommt das Schluchzen. Und sonst gar nichts. Bis der Saal sich erhebt und den Kandidaten mit einem rauschenden Beifall abholt.

Frau Steinbrück zählt die Tage

Dabei hatte Steinbrück mit einer ungeschickten Äußerung gerade mal wieder Teile der Partei gegen sich aufgebracht: Im Interview mit dem Spiegel hatte er Sigmar Gabriel öffentlich zur Loyalität aufgefordert. „Ich erwarte, dass sich alle – auch der Parteivorsitzende – in den nächsten 100 Tagen konstruktiv und loyal hinter den Spitzenkandidaten und die Kampagne stellen.“

Ist es geschickt, den Parteichef, dem es im Übrigen wirklich an Loyalität mangelt, öffentlich zu ermahnen? Natürlich nicht. Wieder so ein „Bonbon“, das an ihm klebt. Gabriel fängt die Äußerung pflichtschuldigst wieder ein und betont das gute Miteinander der beiden. Auf der anderen Seite aber steht, dass Steinbrück diese seine Fehler eben auch alle selbst gemacht hat.

Am Sonntag war eine weitere Gratwanderung zu besichtigen. Der Kandidat, dessen Frau ziemlich unverblümt sagt, dass ihr seine Kandidatur nicht gefällt, und dann meint: „Aber ich bin preußisch erzogen. Jetzt wird das Ding auch durchgezogen.“ Die freimütig zugibt, dass sie die Tage bis zur Wahl zählt. Auf dieser Kante läuft das gesamte Gespräch mit der Gymnasiallehrerin. „Gertrud redet Klartext“, twittern manche entzückt.

Maximales Selbstmitleid offenbart sich

Aber hilft es wirklich, wenn die Ehefrau die Parole „Augen zu und durch“ ausgibt? Und was bedeuten vor diesem Hintergrund die unterdrückten Tränen des Peer Steinbrück? Zum einen, dass Steinbrück verletzbar ist. Es ist gut, dass man das auch mal sieht. Zum anderen aber auch, dass er sich selbst maximal bemitleidet. Es sind seine eigenen Fehler, über die er weinen müsste. Es wirkt aber eher so, als fände er, dass der Sigmar und die Presse so gemein zu ihm sind, wo er doch schon sein schönes Leben inklusive Scrabble mit seiner Frau für sie aufgegeben hat.

Steinbrücks Selbstkritik: Er habe „zu spät geschnallt“, dass seine Aussprüche „nicht mehr auf der Folie eines Parteipolitikers gelesen wurden, sondern auf der eines Kanzlerkandidaten“. Am Sonntag fragte man sich, ob er es wirklich schon begriffen hat. Die Veranstaltung sollte übrigens den Start in die heiße Wahlkampfphase signalisieren.

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44 Kommentare

 / 
  • F
    Fragemann

    Ich kann Frau Steinbrücks Einwand ja gut verstehen (warum sollte sich jmd der ein gutes und finanziell gesichertes Leben führt das alles freiwillig antun, wenn er keinen Idealismus mitbringt?). Aber Moment mal! Was soll denn der Quatsch? Gilt das nicht auch für Frau Merkel und alle bisherigen Kanzler und Kanzlerkandidaten? War denn jemals einer dabei, der aus einem finanziell und sozial schwachen Milleu kam und den Job aus Geldgründen brauchte? Seit wann ist das denn ein Maßstab? Dann könnte man ja sagen: Herr Bush war auch voller Idealismus, denn der hatte ja genug Geld und eine große glückliche Familie und machte den undankbaren Präsidentenjob. Und warum tut Herr Assad sich das an? Der hat doch auch schon genug Geld gescheffelt und könnte sich doch bis ans Lebensende an den Strand legen anstatt sein Leben zu riskieren - also auch ein Mann der nur gutes für die Welt im Sinn hat. Das lässt sich beliebig auf jeden Diktator und Tyrannen ausweiten. Ich finde die Argumentation von Frau Steinbrück dumm, naiv und arrogant. Denn wenn sie ihren Mann für seinen Idealismus in den Schutz nimmt und lobt, dann müsste sie diese Worte erst recht für die Gegenseite verwenden!

  • B
    Bnedetto

    Die Bühnenshow mit der Familie ist wahrscheinlich von Onkel Barack abgeschaut. Oder vom Musikanten-stadel inspiriert mit einem kräftigen Schluck Pinot Grigio. Hat die SPD sonst nichts als letzten Joker?

     

    Bei dieser Serie von dilletantischer Kompetenz inklusiv Team fällt es mir schwer nur an angeborene Dummheit der Genossen zu glauben. Ist da etwa System drin, die Wahl in 100 Tagen zu vergeigen und das Gespann Angie-Fipsi weiterwursteln zu lassen?

    Eine Neuaufstellung des Präsidiums im Oktober 2013 kommt vier Jahre zu spät - sofern dafür überhaupt paasable Sozialdemokraten aus dem Nichts auftauchen.

     

    Willy Brandt ist tot, Ottmar Schreiner ist tot und mir ist auch schon ganz schlecht.

  • KH
    Karin Haertel

    Toller PR-Gag, absolut unglaubwuerdig, Null Symphatiepunkte.

  • CS
    Chris Simon

    Ich sehe den Artikel von Heide Oestreich als weiteren Versuch "der Presse" an, auf den SPD Kandidaten zu treten, d.h. sich an diejenigen anzuhängen, die bereits seit längerem dies tun. Ich bin enttäuscht von Presseleuten, die am liebsten Andere niedermachen. (Um sich selbst zu erhöhen?) Dass die taz RedakteurInnen mit diesem Habitus beschäftigt und sie dafür auch noch bezahlt. Nee, da hab ich keinen Respekt davor und mag nicht mehr weiterlesen. Schade!

  • W
    Wilfried

    Der Mann kann für Deutschland machen was er will, die Presse wird ihn immer nieder machen! Ich finde es traurig, dass demokratische Politik sich so auswirkt. Steinbrück hatte in unserer Medienlandschaft nie den Hauch einer Chance ! !

    Wenn nun der politische Gegner noch viel leisten würde, dann könnte man alles irgendwie noch begreifen... Aber dort geschieht seit 4 Jahren gar nix.

  • H
    Hafize

    Ich wähle bald doch noch SPD - aber nur aus Mitleid, wenn schon Frau Steinbrück so traurig ist ...

     

    Die SPD hat einfach ein dickes Problem: Wähler, Kandidat, Kandidatenfrau, Umfragen und das Bekenntnis für NUR Rot-Grün - das passt alles überhaupt nicht zusammen. Und Wähler brauchen Klarheit. Die haben sie zwar bei Peer und seinen Panen, aber bei dem Rest ist doch alles nur Ankündigung. Die letzten Jahre im Bundestag war die SPD aber auch in eine Art Tiefschlaf. Dass es gewaltigen Frust mit den Schröder-Reformen gibt - das hat dort niemanden interessiert.

     

    Teilweise haben sogar SPD-Politiker Merkel für ihre eigene Politik kritisiert. Das ist aber kaum jemanden aufgefallen, auch bei den Grünen hat man sich von Wahl zu Wahl besser gefunden und dann die Schnapsidee mit Peer Steinbrück und Rot-Grün entwickelt. Jetzt gibt's weder das eine, noch das andere, vielleicht auch besser so - neoliberal von 'Links' ist identisch mit neoliberal von 'Rechts' oder - meinetwegen - aus der 'Mitte', warum soll ich das wählen?

  • E
    Eintagsfliege

    Hallo allerseits,

     

    Frau Steinbrück sollte übernehmen,konnte ich jedenfalls klar verstehen was sie meinte.!Vielleicht hätte sie sogar mehr Stimmen am Wahlabend.

  • A
    Aschkenasy

    ... also ich würde gerne seine frau wählen, wenns geht.

  • RG
    Rosi G.

    Wenn der Posten des Kanzlerkandidaten Herrn Steinbrück tränen in die Augen treibt, dann sollte er darauf verzichten.

    Wie sagte Gertrud Steinbrück. "wir hatten vorher ein schönes Leben"... na dann los, zurück ins schöne Leben...

  • J
    Jo_

    Ich weiß nicht, ob ich der einzige bin, aber mein Eindruck ist, dass dies der Moment ist, in dem Steinbrück und die Genossen gemeinsam ihre kommende Niederlage akzeptiert haben.

  • J
    Jo_

    Erinnert irgendwie an den Wahlkampf-Totalausfall Rudolf Scharping. Ich verstehe nicht, warum Sozialdemokraten immer wieder Kandidaten aufstellen, bei denen von Tag 1 an klar ist, dass ihnen jegliches Charisma und diverse andere persönliche Qualitäten fehlen, die nötig sind, um in einem solchen Spiel zu gewinnen.

  • W
    Weinberg

    Der Bericht erinnert mich an "Es geht eine Träne auf Reisen" (Adamo)!

  • CV
    Christel Vaak

    ich frage mich wirklich wieso ein normaler Mensch noch

    in die Politik gehen soll. Wenn ein Mensch bis zum

    Umfallen arbeitet, sich selbst nicht schont, Ideale

    einbringt und alles was er sonst noch so hat und dann

    werden Kübel voll Scheiße über ihm ausgegossen......

    Das was da an Scheiße ausgegossen wird, sagt mehr über

    den aus der auskppt, als über den der den Mist

    empfangen soll. Ich wünsche mir dass Herr Steinbrück

    Frau Merkel ablöst. Aber ich wünsche Herrn Steinbrück

    daß das nicht passiert.Weil man niemandem so ein Le-

    ben wünschen kann. C.V.

  • Z
    Zsolt

    Die Messe ist für die SPD gelegen: Damit Steinbrück Kanzler wird müsste Merkel schon auf einer Steuercd auftauchen.

  • E
    Eulenspiegel

    Bei "Don Corleone" hat er nicht geweint, als mit der Agenda 2010, "die Systemverlierer" ihr Erspartes verloren- Zockerbuden geöffnet wurden- und die Reichen gefüttert wurden... Weint er, weil in sein Gewissen plagt und er "die Laudatio" seiner Frau nicht verkraften kann?

  • DK
    der Koch

    Zum (falschen) Steinbrück'schen Gejammere kann man nur eines sagen: "If you can't stand the heat, don't work in the kitchen!"

  • I
    Irmi

    Er weinte wohl deswegen, weil ihm seine Frau klar gemacht hat, das sie eigentlich nicht auf ihre Scrabble Stunden mit ihm verzichten will, das sie jetzt schon nichts mehr von ihm hat, wenn er Kanzler W Ü R D E sie dann gar nicht mehr von ihm hat. Vieleicht hat er nun Angst bekommen und nachgedacht, was er da aufgibt und wofür eigentlich, vieleicht auch ob noch mehr Geld wichtiger ist als seine Frau ?

     

    Sorry, die Nummer das er Kanzler werden will weil ihm die Hunger leidenden Rentner, die Hatz IVler, die Arbeitslosen, die Geringstverdiener so sehr am Herzen lägen, nimmt ihm keiner mehr ab.

     

    Das es ihn gewaltig ärgert, wenn ein Hr Gabriel ihm in die Quere kommt kann ich nachvollziehen, ein Mensch wie Hr. Steinbrück braucht es angebetet zu werden. Sollte Hr. Steinbrück tatsächlich Kanzler werden, was hoffentlich nicht so kommt, dann wird Gabriel es schwer haben mit ihm oder er ist schnneler weg vom Fenster als er nach Luft japsen kann.

  • P
    Pink

    Was für ein Gequake über die Tränen des Peer Steinbrück ! Da gibt es andere, die heulen sollten.

    Denkt an den bayerischen Zeil, der insider-Geschäfte macht und jetzt decouvriert ist.

     

    Meine Stimme kriegt der Steinbrück, weil ich die Merkel nicht mehr sehen will.

     

    Was soll das Äh, wie jetzt?!

    Niemand sollte sich entschuldigen und niemand sollte Merkel wiederhaben wollen. Meine Güte !

    Dann wähl sie doch, die dicke Hose aus der Uckermark.

    Bist ein freier Mensch !

  • SL
    Schöner Leben

    "Wir hatten ein schönes Leben" (schluchz!)

     

    Mit diesem Lamento eines Spießer-Ehepaares können sich sicher viele Millionen in unserem ehemals schönen Ländle identifizieren, denen heute ebenfalls ein härterer Wind ins Gesicht bläst als vor der Agenda. Die Steinbrücks schauen wehmütig zurück auf ihre Wurzeln. Und wofür hat man

    diese verraten und verkauft?

     

    Sie sind ja so sensibel, unsere Politiker. Eigentlich. Sie verlassen ihre warme Stube, ihre liebe Frau, ihren lieben Mann, ihren Kleingarten, ihre Weinstube und den Ortsverein, um sich für uns Wähler und für eine bessere Gesellschaft aufzuopfern. Man will doch nur das Beste. Und was ist der Dank? Undankbarkeit. So ist es eben, das Volk. Gemein und undankbar. Der Politiker fühlt sich unverstanden, das ist nun mal sein Schicksal.

     

    Und wie hatten sie, also zum Beispiel die SPD-Genossen, sich diese bessere Gesellschaft vorgestellt? Diese Frage beantwortete das Trio Steinbrück, Platzeck und Steinmeier im Herbst 2008 als Speerspitze einer neuen Antisozial-Demokratie mit einem Buch, das die neue Linie einer gestrafften SPD formulierte:

     

    "Auf der Höhe der Zeit: soziale Demokratie und Fortschritt im 21. Jahrhundert"

     

    Dieses Buch entwarf eine kalte Architektur einer kalten neoliberalisierten Gesellschaft, in der der arbeitende (und konsumierende) Mensch und überhaupt alles umgeformt und reduziert werden sollte auf knallharte wirtschaftliche Effizienz.

    Und was nicht effizient ist, wird geoutsourced. Das muss so sein, da gab es keine Alternative. So haben es ihnen die Gehirnwäscher von McKinsey und Consorten im Auftreg 'übergeordneter Interessen' beigebracht, auch den Bauleitern der SPD.

     

    Leider ging der Schuss nach hinten los. Der Lehman-Schock offenbarte klare Verhältnisse, das Volk begriff, was wirklich läuft, ein Teil zumindest. Das peinliche SPD-Buch verschwand plötzlich selbst bei Amazon mitsamt den kritischen Rezensionen (!!) und wurde ersetzt durch ein (überarbeitetes?) Paperback und mit neuem Cover: eine (berufstätige?) Mutter mit Kind an der Hand.

     

    Diese soll nun vermutlich die neue Wählerklientel der SPD bilden.

    Modern, eigenverantwortlich, leistungsorientiert, dabei anspruchslos und hart im Nehmen. Denn der Sozialstaat ist ein Auslaufmodell, das selbst die SPD sich nun nicht mehr auf die Fahnen schreiben kann,

    ohne ihre Glaubwürdigkeit dem Opportunismus-Verdacht zu opfern. Das nennt man Eigentor.

     

    Und da stehen sie nun, unsere Helden der knallharten McKinsey-Gesellschaft, und schluchzen butterweich ins Mikrofon.

     

    Ja, es ist verdammt hart geworden, das schöne Leben.

  • F
    FaktenStattFiktion

    Ob Steinbrück gut beraten war, dieses mediale Rührstück zu inszenieren? Er hat beim Faktor "Menschlichkeit" gewonnen, beim Faktor "Souveränität" aber verloren.

    Hier scheint sich das PR-Team um Steinbrück eine neue Rolle ausgedacht zu haben. Schlagzeilen hat er damit gemacht, aber ob es die Wähler der Mitte deshalb zu Steinbrück zieht?

     

    Zum Glück für Steinbrück war die Parteiveranstaltung der Linkspartei an Langeweile, Klassenkampf-Romantik und haltlosen Wahlversprechen mindestens ebenso peinlich, die Aufmerksamkeit hat er also alleine gewonnen.

     

    Ich fürchte allerdings, diese PR-Kampagne wird eher als Bumerang denn als Granate einschlagen. Die Tränen des Kandidaten waren studiert und geprobt, die Freudentränen der Amtsinhaberin über dieses missglückte Schauspiel dürften echt gewesen sein.

  • S
    Sören

    Es war ein durchaus authentischer Moment, aber die Ursache war wohl eher Selbstmitleid. Er hat viele der Fehler, die gemacht wurden, selbst zu verantworten. Einen Zwist mit Sigmar Gabriel in die Öffentlichkeit zu tragen ist genauso falsch, wie zu erzählen, dass der Kanzler mehr Gehalt braucht.

     

    Aber man sollte nicht nur auf Steinbrück schauen. Steinmeier, Nahles und die Partei-Vize sind abgetaucht, man sieht und hört so gut wie nichts (eine Ausnahme ist M. Schwesig). Ein umfassender Personal-Wechsel nach den Wahlen wäre nötig, nur sieht es in der 2. Reihe kaum besser aus.

     

    Insgesamt hat er sich mit dieser Heulerei keinen Gefallen getan. Auf der Amtsinhaberin lastet großer Druck und eine große Belastung, aber kann man sich vorstellen, dass Angela Merkel deswegen heult? Bestimmt nicht.

  • R
    robot25

    Ich muss hier gleich zweimal weinen. Zum einen rührt mich der menschliche Aspekt, der auch bei Spitzenpolitkern wirkt. Zum anderen weine ich über viele der Kommentatoren, die hier schreiben. Unzufriedene Beamte, sinnentleerte Lehrer, unkreative "Kreative", hirnlose Börsenzocker, kleine und grössere Steuerhinterzieher und viele andere Kleingeister suhlen sich hier in ihrem Frust, den sie für ihre Grossartigkeit halten und schreiben zynisch und lieblos. Denen ist wohl egal ob Merkel, Steinbrück oder Brüderle regieren, die wollen sich nur auskotzen.

  • F
    Falmine

    Ich habe ein ziemlich festgefügtes Urteil zu Peer Steinbrück. Allerdings sehe ich mir die Alternativen an. Wenn ich nicht die SPD wähle und Schwarz-Gelb prinzipiell ausscheidet, wen soll ich wählen? Etwa die Alles-ist-für-uns-mach(t)bar-Grünen wie Göring-Eckardt oder Trittin? Ich dachte monatelang, Die Linke zu wählen. Seitdem ich allerdings mitgekriegt habe, dass aus ihren Reihen die menschlich miesesten Kommentare über andere kommen, ist das auch nichts mehr für mich!

    Aus einem Gespräch, das 60(!) Minuten dauert, den einen Moment der Fassungslosigkeit so hoch zu ziehen, wie Heide Oestreich es macht, ist einfach unprofessionell. Und das entsprechende Foto dazu - einfach mies. Ich finde, jede/r kann sich selbst ein Urteil bilden und ist nicht auf Oestreichs Animositäten angewiesen. http://www.youtube.com/watch?v=NXuTdq3Mh7g

  • M
    mrs.pock

    das ist JÄMMERLICH! im wortsinne!!!

  • H
    Henry

    Aha - es menschelt auch bei Herrn Steinbrück. Ich halte das Ganze weniger für eine Inszenierung als viele andere Kommentatoren, wenn auch bewusst "Persönliches" durch das Einladen seiner Frau Gertrud kalkuliert war.

     

    Was wird sichtbar? Steinbrück ist nicht der Richtige. Nicht weil er keine guten Ideen oder keine Tatkraft hat. Sondern weil nun klar wird, dass er vielleicht mit einer Mischung aus Pflichtgefühl gegenüber seiner Partei und dem gestreichelten eigenem Ego die Kandidatur übernommen hat. Sicher hat er auch bewusst das bequemere Leben gegen ein weit öffentlicheres als je zuvor eingetauscht. Jetzt, da die Aussichten zu siegen oder auch nur ein respektables Stimmenergebnis einzufahren zuerfallen, kommen ihm auch Zweifel, das richtige getan zu haben. Traurig, aber wahr, dass die derzeitige Kasperkoalition nun beste Chancen hat, weiter zu wursteln.

     

    Aber etwas anderes geht mir nicht nur aus dem Kopf. Ich habe den Verdacht, dass die SPD bewusst einen wenig populären Kandidaten gekürt hat. Ich werde den Eindruck nicht los, dass sie trotz aller Beteuerungen die Wahl gar nicht gewinnen will - vielleicht, weil die nun anstehenden Entscheidungen in den kommenden Jahren kaum populär sein werden. Mittlerweile denke ich, dass sie Steinbrück bewusst verbrennen um sich für die übernächste Wahl neu zu formieren. Vielleicht mit Hannelore Kraft an der Spitze - wenn sie denn dann auch will.

     

    Fest steht doch, dass Wahl und anschließender Umgang von/mit Peer Steinbrück die Chancen eine Wahl zu gewinnen nicht gesteigert, sondern gesenkt hat. Auch wenn ich Steinbrück nicht gerade liebe, hat er das nicht verdient. Es gehört sich einfach nicht, öffentlich einen Menschen so ins Messer laufen zu lassen. Mir kann keiner erzählen, dass das niemand der Knallköppe die derzeit die SPD führen erwartet hat mit Steibrück unser Merkelchen zu enttrohnen. Wäre es nicht so wichtig, in diesem Land eine Wende zu bekommen, könnte man nur darüber lachen. Ich halte die SPD in diesem Punkt für sehr verantwortungslos.

  • H
    Harro

    Die Frauen von SPD-Politikern - nun ja, das hilft dann nochmals, wieder in den Medien aufzutauchen. Was wohl unverkennbar war und ist, dass Peer Steinbrücks Nerven blank liegen. Früher hatten Personen wie Wehner, Schmidt oder Brandt immer die Aufgabe, Ordnung/Disziplin in die SPD zu bringen. Darüber entzürnten sich die jungen, die anderen oder die Kritiker nur zu gerne. Heute hat sich das Auflehnen gegen die Partei zum Markenzeichen, zum Strukturmerkmal für Karrieristen entwickelt und wenn sie dann ein Mal ganz Oben sind, dann können sie logischerweise auch nicht erwarten, dass es für sie noch Loyalität, geschweige denn Solidarität gibt.

     

    Dass die SPD seit der Agenda 2010 mit großem Misstrauen kämpft, geradezu in einer Dauervertrauenskrise steckt, genau das hat ein Peer Steinbrück immer ignoriert. Und damit ist er auch ganz gut gefahren - er hat seine Vorträge gehalten, Bücher geschrieben, sich von Journalisten feiern lassen, aber die Realität an den Urnen, die hat er ausgeblendet. Jetzt kommt der September auf ihn zu und jeder SPD-Hasser, jeder ex-Funktionär, jeder Ausgetretente und jedes Opfer der Schröder-Jahre hat dort zwei Stimmen zu verteilen.

     

    Diese Atmosphäre schlägt der SPD schon jetzt entgegen. Bei Steinmeier war es ja noch Teilnahmelosigkeit, bei Steinbrück ist jetzt schon die Abneigung dar. Und Steinbrück hat nicht mal in die Rolle des Kandidaten gefunden, Steinmeier attestierte damals wenigstens die SZ, er sei der perfekte Kandidat fürs Bundespräsidialamt, bei Steinbrück schreiben die Zeitungen nichts mehr. Bis auf heute 17. Juni die Tränen des Kandidaten ...

  • R
    ReVolte

    Jetzt weiß man auch, warum sich keine Frau trotz 25 Jahre parteiinterner Frauenquote für die Kanzlerkandidatur hergibt.

     

    Die Zahl der Mitglieder ist seit dem Quotenbeschluss 1988 von knapp 1 Million auf unter 500.000 abgestürzt. In den vergangenen 24 Jahren kamen nicht mehr Frauen zur SPD, sondern weniger, deutlich weniger. Die Zahl der weiblichen Mitglieder ist von 240.325 im Jahre 1988 auf 155.077 (Stand August 2011), also um 35,5%, zurückgegangen.

     

    Feministisches Denken ist seither auf dem Vormarsch überall. Traditionelle sozialdemokratische Konzepte wurden über Bord geworfen - nicht nur in der Familienpolitik, der Bildungs-, Forschungs- und Kulturpolitik, der Sozial- und Gesundheitspolitik, sondern auch in der Rechtspolitik, der Innenpolitik, ja der Außen- und Entwicklungspolitik. Selbst in der Finanz- und Haushaltspolitik lässt das neue feministische Denken grüßen. Bis in die entferntesten Bereiche der Politik werden die feministischen Axiome durchdekliniert und - soweit es angebracht erscheint - angewandt. Nur in der Verteidigungspolitik bleibt der Eifer, die zahlenmäßige Gleichstellung der Geschlechter umzusetzen, zurück.

     

    Kanzlerkandidatin? Fehlanzeige.

     

    Ja, da kommen einen die Tränen. Gute Nacht deutsche Sozialdemokratie.

  • K
    KlausK

    Wenn das so ist, dann lassen wir doch den Steinbrücks einfach ihr Privatleben.

    Man sollte keinen zum Kanzler machen wollen, dessen Kandidatur nicht einmal in der eigenen Familie genügend Rückhalt findet.

    Btw: Wenn schon links wählen, dann aber richtig.

  • SG
    Schmidt Georg

    und jetzt soll der arme kerl noch Bundeskanzler werden-es ist schon ein Elend auf dieser Welt!

  • I
    ironimus

    Hallo Jungs (@ äh , FischersF... u JuergenK) - nicht vergessen : die Erststimme in bisher SPD-dominierten Wahlkreisen trotzalledem für die SPD ! Sonst bekommt Merkel noch die absolute Mehrheit . Das hättet IHR dann verbockt !!!

  • SG
    Schmidt Georg

    und dann kommt das Schluchzen ! da kann man sich jeden Kommentar sparen!

  • I
    Ikarus

    wenn die Medien und damit auch die TAZ nur ein bischen von dem was Peer Steinbrück an medialer Hetze abbekommt an Merkel, ihre Fehler, Pannen, ihr Ausssitzen,taktieren, vernebeln, abkupfern von der SPD und nicht zuletzt ihre miserable Regierungskoaltion verwenden würden, dann wäre es fair. Aber so ist es eine Campagne gegen einen Kanditat um den nicht Fuss fassen zu lassen, genauso wie damals für!!!! Merkel die damit an die Macht kam, denn die wurde auch von den Medien hochgejubelt und das gemeine Wahlvolk folgt dem halt.Was sich diese Kanzlerin alles geleistet hat, ist haarsträubend, angegefangen bie ihrer selstamen Bushtreue,mit ihr wären wir in diesen unseligen Irakkrieg eingezogen bis zu ihrer ewigen Umfallerei, was heute beschworen wird, gilt morgen nicht mehr, die Bildungskanzlerin die keine ist, die Klimakanzlerin die keine ist,Merkel produziert nur schöne Bilder, sonst nichts.

    Ein fähiger Politiker wird niedergeschrieben und eine unfähige Kanzlerin im Amt gehalten.

  • G
    gerstenmayer

    die probieren in ihrer verzweiflung noch

    alles aus um bei der wahl eine chance zu haben-

    aber herr und frau steinbrück-nur freibier für alle

    und die wahl ist entschieden

  • UR
    Uwe Roos

    Die perfekte mediale Inszenierung. Im Gesamtbild betrachtet schmierig wie eine Soap Opera und peinlich komisch. Aber anscheinend denken die Wahlkampfmanager der Partei, das dies beim Wahlvolk ankommt. Womöglich haben Sie sogar recht.

  • AO
    Aleksandr Orlov

    Die Steinbrücks hatten nicht eine "Sahnehaube", die sie aufgegeben haben, die hatten "Zeit und Geld".

    Eigentlich erstaunlich, wo doch unsere Parlamentarier so chronisch überarbeitet sind und unterbezahlt.

    "Erreichen" will er was , der Peer. Sicher. Fragt sich nur, was und wofür.

    So einer gibt ein freies Leben mit viel Zeit und noch mehr Geld nicht auf, um für die Wähler der SPD was positives zu tun. So einen hält es nicht auf dem Sofa, wenn die Möglichkeit besteht, das eigene übergroße Ego zu polieren. Schließlich kriegt ein gewesener Kanzlerkandidastendarsteller ganz andere Vortragshonorare als ein gewesener Finanzminister. Da muss schließlich der Verzicht für die vortragslose Zeit zwischen der handstreichartig durchgepeitschten Kandidatur und der Wahl wieder reingevortragshonorart werden.

     

    Was die SPD immer noch nicht geschnallt hat: die machen jahrelang eine Politik, die sich massiv gegen die breite Masse der Bevölkerung richtet und wundern sich, wenn die Leidtragenden sie nicht mehr wählen.

    Dann stellen sie schon zum zweiten Mal einen Kandidaten auf, der das personifizierte Sinnbild genau dieser Uneinsichtigkeit in die eigenen Fehler ist und wundern sich, wenn der Kandidaten nicht ankommt. Jetzt stellen sie einen Kandidaten auf, der nicht nur begeisterter Vertreter der fatalen Politik ist, sondern auch noch ein außerordentlicher Unsympath, ein hohler Dampfplauderer mit nichts als einem ins Maßlose übersteigerten Ego und sie wundern sich immer noch, dass den keiner wählen mag.

    Jetzt kommt seine Frau und erzählt, dass der Kandidatendarsteller keine Amsel von einem Star unterscheiden kann. Wieso auch, der kann ja auch keine Bankenkrise erkennen, wenn sie acht Tage vor ihm steht.

     

    Glück auf, die 18% sind machbar, Herr Kandidat!

  • DB
    Der Bürger

    Ich habe Gertrud St. im TV gesehen...und mit Peer gleich mit geweint.Wenn auch aus anderen Gründen.Jetz muss aber Prof.Sauer ran !! Ich will nochmal weinen !!!

  • K
    kroete

    "Tränen lügen nicht!"

    Ob "Peersönliche" Sprachlosigkeit als Gatte die politischen wie wahlkampftaktischen Fehler des Kanzlerkandidaten ausgleichen können, darf bezweifelt werden, dürften nun sämtliche Frauen, deren Männer ohne Not berufliche Herausforderungen dem familiären Scrabble - Spielen vorziehen, Herrn Steinbrück erst recht nicht mehr wählen, sollten einem SPD - Mann angesichts der malignen Entwicklung seiner Partei die Tränen in den Augen stehen, den alten Wähler/innen schon längst nur noch zum Heulen Zumute ist.

  • P
    Peter

    Was mir nicht in den Kopf will: wieso schreibt Ihr von der taz den SPD Kanzlerkandidaten regelmäßig nieder? Ist Euch als eher linkslastige Zeitung Frau Merkel tatsächlich so viel lieber? Ist das eine Art Revanche für die Agenda 2010? Oder kommt einfach keiner in Frage, der nicht ganz links außen steht?

    Ich würde mich wirklich freuen, wenn da mal jemand ernsthaft Stellung zu nimmt...

    Gruß, Peter

  • C
    Celsus

    Tiefe Reue über die Fehler der Partei, die sämtlich von diesem Kandidaten mitgetragen worden sind, schaut aber ganz anders aus als uneinsichtiges Selbstmitleid und Zorn auf die "fiesen" Gegner des Kandidaten. Fast müssen wir ja das Gefühl haben, da lauern Rachegefühle für den Zeitpunkt nach der Wahl.

     

    Und da ist doch noch in der Schublade ganz aktuell Senkungen oder teilweise Abschaffung der Prozesskostenhilfe (PKH). Rot-grüne Länder schickten es in den Vermittlungsausschuss und lehnen das nicht ab!

     

    Dabei wird PKH nur bei Erfolgsaussicht der eigenen Rechtsverfolgung vom Gericht bewilligt. Und wenn ca. die Hälfte der Bescheide bei Hartz IV falsch ist, wird den Betroffenen mit der PKH ein Mittel der eigenen Verteidigung genommen. Rechtsstaat ade.

     

    Würden Steinbrück und seine Frau doch einmal dafür Tränen weinen. Aber nein. Die SPD hat noch die Agenda 2020 in der Schublade. Die legen noch einen drauf. Kein Wunder übrigens: Wer von einer positiven Wirkung der Agenda 2010 ausgeht und nicht alle Probleme gelöst sieht, denkt konsequenter Weise: "Mehr desseleben!"

  • JK
    Juergen K.

    Tränen ?

     

    Weswegen ?

     

    Weil Die Linke sagt:

     

    Die SPD sollte sich für Agenda 2010 enschuldigen ?

     

    Für die, die Ein Jahrzenht

    "Alles verwertet haben, was sie hatten" ?

     

    am Ende sind, dort, wo man fragt, wen man tötet?

     

    Sich oder einen Andetren ?

     

    Deswegen ?

     

    Oder hat er nur den Merkel-Ekel ?

     

    Deswegen weint man nicht!

  • SR
    Scharlachberg reloaded

    Gertrud du kannst ihn wirklich gleich wieder mitnehmen - den wählen wir sowieso nicht. Und dann hat das Ehedrama ein Happy End, du kannst aufhören, öffentlich rumzunörgeln. Und wir müssen uns nicht schon wieder über eine, diesmal männliche (?) Kanzlerniete ärgern.

     

    Willy ! Willy, stell die Weinbrandflasche zur Seite, wisch dir die Knutschflecken von der Ypsilanti aus dem Gesicht. Komm und mach uns nochmal den Kanzler aus der guten alten Zeit. Aber diesmal ohne Guillaume, alles klar ?

  • JK
    Juergen K.

    Ich wähle Links.

  • FF
    Fischers Fritze

    Echt peinlicher Typ. Heulsuse!

  • HW
    äh, wie jetzt?!

    Sollen wir uns jetzt entschuldigen und ein schlechtes Gewissen haben, weil Herr Steinbrück unbedingt Kanzler werden will?