Entspannung im Korea-Konflikt: Familientreffen wieder im Gespräch
Nord- und Südkorea wollen darüber verhandeln, ob sie Familienzusammenführungen wieder zulassen. Pjöngjang will zudem wieder südkoreanische Touristen empfangen.
SEOUL ap | Nord- und Südkorea wollen wieder über die Zusammenführung von Familien verhandeln. Die Führung in Pjöngjang nahm am Sonntag einen entsprechenden Vorschlag aus Seoul an. Gleichzeitig regte der Norden Gespräche über die Wiederaufnahme von geführten Reisen südkoreanischer Touristen an, die dem kommunistischen Staat früher willkommene Einnahmen brachten.
Die Gesprächsangebote könnten Zeichen einer weiteren Entspannung zwischen beiden Staaten nach der schweren Krise im Frühjahr sein. Damals hatte Nordkorea dem südlichen Nachbarn und den USA mit einem Atomschlag gedroht, die Beziehungen abgebrochen und eine Schließung der nord-süd-koreanischen Wirtschaftszone Kaesong erzwungen. Vergangene Woche hatten sich beide Seiten bereits grundsätzlich auf eine Wiedereröffnung von Kaesong verständigt.
Südkorea reagierte positiv auf die Bereitschaft des Nordens, ab Freitag über Familientreffen zu sprechen. Differenzen gibt es über den Tagungsort: Die südkoreanische Regierung hatte den Grenzort Panmunjom vorgeschlagen. Nordkorea brachte hingegen das Erholungsgebiet am Mount Kumgang – auch Diamantenberg genannt – als Ort ins Gespräch.
Zudem solle man dort bereits einen Tag vorher, am Donnerstag, über die Wiederaufnahme der südkoreanischen Touren zu dem Berg verhandeln, teilte das nordkoreanische Komitee für die friedliche Wiedervereinigung Koreas mit. Das südkoreanische Wiedervereinigungsministerium erklärte dazu, es werde solche Gespräche prüfen.
Die Touren zum Mount Kumgang sind seit der Tötung einer Südkoreanerin durch einen nordkoreanischen Grenzbeamten 2008 ausgesetzt. Dass jetzt wieder darüber gesprochen werden soll, sehen Beobachter als eine Art Bedingung Nordkoreas für die Familienzusammenführung: Nordkorea „sagt, es will die Wiederaufnahme der Touren zum Diamantenberg als Gegenleistung für die Familientreffen“, sagte Lim Eul Chul, Professor an der südkoreanischen Kyungnam Universität.
Zahlreiche Familien wurden nach dem Korea-Krieg vor 60 Jahren auseinandergerissen. Bis 2010 waren kurze Treffen möglich. Rund 22.000 Koreaner erhielten dazu die Gelegenheit. Danach wurde das Programm wegen der Spannungen zwischen beiden Ländern eingefroren. Der Krieg in Korea von 1950 bis 1953 endete mit einem Waffenstillstand, aber ohne Friedensvertrag.
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