piwik no script img

SchanzenviertelTiefgarage statt Anarchie

Die Pläne für eine Konzerthalle in der besetzen Roten Flora sorgen weiterhin für Diskussionen. Die offizielle Politik schweigt sich bislang dazu aus.

Unverkäuflich und nach dem Willen der Rot-Floristen weiterhin besetzt: die Rote Flora. Bild: dpa

HAMBURG taz | Die Pläne des Eigentümers des besetzten autonomen Stadtteilzentrums Rote Flora, Klausmartin Kretschmer, auf dem Areal am Schulterblatt ein großes „Stadtteilkultur- und Veranstaltungszentrum“ mit einer integrierten Konzerthalle für 2.500 Besucher zu errichten, werden derzeit überall in der Stadt diskutiert. Doch die offizielle Politik schweigt sich bislang dazu aus.

„Alle Anträge sind eingegangen und werden geprüft“, erklärte die Sprecherin des zuständigen Bezirksamtes Altona, Heike Bahr. „Eine Bauvoranfrage wird nach den gesetzlichen Vorgaben des Bau- und Sanierungsrechts zu prüfen sein“, sagte Bahr weiter. „Der Bebauungsplan geht weiter im normalen Verfahrensgang.“

Das bedeutet: Die Bezirksverwaltung Altona wird den neuen Bebauungsplan „Sternschanze 7“, der von allen Fraktionen verabschiedet worden ist, weiterverfolgen. Gert Baer, der Immobilienberater Kretschmers, hat Einspruch gegen den Plan eingelegt – doch es wird einige Zeit dauern, bis sich zeigt, ob dies Erfolg haben wird.

Auslegungsfragen

Gert Baer, Berater des Eigentümers der Roten Flora Klausmartin Kretschmer, geht davon aus, dass der Bebauungsplan "Sternschanze 7" gekippt werden kann.

Der Bebauungsplan sieht vor, dass die Rote Flora als Stadtteilzentrum erhalten bleibt.

Der Baustufenplan Altona-Altstadt von 1954 hat nach Recherchen von Baer noch Gültigkeit. Danach ist das Areal als Theater ausgewiesen. Baer hält auch den Bau eines sechsgeschossigen Gebäudes für zulässig.

Baer sieht in der Festschreibung der besetzen Roten Flora als Stadtteilzentrum eine „Enteignung“ seines Mandanten, der – obwohl er noch Anfang des Jahres mit der Insolvenz kämpfte – angibt, mit einer US-Investmentfirma das Vorhaben durchziehen zu können.

Am Montag war eine Stellungnahme der Stadtentwicklungsbehörde zu dem geplanten Großprojekt nicht zu erhalten. Auch eine Anfrage in der Senatskanzlei blieb unbeantwortet.

Immobilienberater Baer versucht indes herunterzuspielen, welche Probleme Kretschmers Bauvorhaben am Schulterblatt mit sich bringen könnte. Durch die geplante dreigeschossige Tiefgarage mit 300 Stellplätzen, von denen 100 „zu günstigen Mieten“ an Anwohner und Gewerbetreibende abgegeben werden sollen, sei sogar eine „erhebliche Verkehrsentlastung“ zu erwarten. Auch sei nicht zu erwarten, dass „die Schickimicki-Gesellschaft Hamburgs mit Smoking und Abendkleid“ einfallen werde, weil insbesondere Rock-, Pop- und Punkkonzerte geplant seien, so Baer.

Auch die Rote Flora wollte auf Anfrage keine weitere Stellungnahme abgeben und erst die Diskussion des Plenums am Donnerstag abwarten. „Es ist aber bekannt, dass uns immer egal war, wer der Eigentümer ist – die Flora ist und bleibt besetzt“, sagt eine Flora-Sprecherin.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

0 Kommentare

  • Noch keine Kommentare vorhanden.
    Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!