Fußball in Berlin: Nur Storch Heinar darf zu Hertha
Hertha BSC greift durch: Der Hauptstadtverein ändert seine Stadionordnung und verbietet rechte Symbole – linke übrigens auch.
BERLIN taz | Thor Steinar darf nicht mehr zum Fußball, zumindest nicht bei der Hertha. Das Verbot von Kleidungsstücken des bei Rechtsextremen beliebten Modelabels ist nun auch in der Stadionordnung manifestiert – zuvor hatte es noch einen Ermessensspielraum gegeben. In der vergangenen Woche wurde der gesamte Passus „Verbote“ überarbeitet.
So heißt es nun in Paragraf sechs: „Hertha BSC setzt ein deutliches Zeichen gegen Rechts. Insbesondere wird Zuschauern, die Kleidung der Firma ,Thor Steinar‘ tragen, der Zugang zum Olympiastadion verwehrt.“ In der Fassung aus der Saison 2011/12 war noch von „rassistischem, fremdenfeindlichem, rechtsradikalem, nationalsozialistischem oder politischem Propagandamaterial“ die Rede, das man nicht dulde. Wie bereits in der alten Hausordnung sind auch Parolen und Embleme mit diskriminierendem Inhalt untersagt.
Für die Hertha-Verantwortlichen gibt es aber offenbar keine Differenz zwischen linken und rechten Inhalten. So ist auch vom Verbot jener Kleidung die Rede, die „Schriftzüge oder Symbole mit rechts- und/oder linksradikaler Tendenz“ beinhalte.
Die Herausgeber des Blogs „fußball-gegen-nazis“, ein Projekt der Amadeu-Antonio-Stiftung, halten die Novelle der Stadionordnung für missverständlich: „Hierdurch droht der Eindruck zu entstehen, dass Politik vielleicht im Olympiastadion ganz allgemein nicht erwünscht sein könnte.“ Dies sei ein falsches Signal.
Die in den „Allgemeinen Geschäftsbedingungen“ formulierte Hausordnung des Olympiastadions gilt für alle Hertha-Heimspiele. Mit dem Kauf eines Tickets erkennt man das Paragrafenwerk an. Die Begründung für die Änderung hat man von Klubseite gleich in die Ordnung eingeschrieben. Dort heißt es, „dass sich der Club eindeutig von Besuchern“ distanzieren will, „die rechtsextremes Gedankengut ins Stadion tragen“.
Thor Steinar-Kleidung ist in mehreren Fußballarenen untersagt. Auch Union Berlin hat einen entsprechenden Paragrafen, nach dem Kleidungsstücke, die „nach allgemein anerkannter Auffassung einen rechtsextremen Bezug dokumentieren“, verboten sind. Zu diskriminierendem Verhalten aber äußern sich die Köpenicker deutlicher – sie schließen auch homophobe Beleidigungen aus.
Leser*innenkommentare
Strolch
Gast
Dieser Satz ist entlarvend:
„Hierdurch droht der Eindruck zu entstehen, dass Politik vielleicht im Olympiastadion ganz allgemein nicht erwünscht sein könnte.“ Dies sei ein falsches Signal.
Wenn also Politik durchaus erwünscht (sein soll), aber jegliche "rechte" Erkennunsmerkmale verboten sein sollen, dann fordert also TAZ und der Herr Experte dieser Stiftung, dass linkes politisches Gedankengut (gerna auch linksextremes) in Stadien zu fördern sei. Oder denke ich zu sehr für mich selbst und sollte lieber der offiziellen Gutmenschenlinie folgen?
Fred Ferington Frost
@Strolch Es geht aber nicht um "rechte Erkennungsmerkmale" sondern um "rechtsextreme Erkennungsmerkmale". Im Gegensatz zum Rechtsextremismus mit seinen klaren stumpfen "politischen" Ansichten, ist der Begriff "Linsextremismus" sehr schwer zu definieren. (Einfach mal überlegen, warum bayerische "Verfassungsschützer" scheinbar ein sehr lustiges/albernes Bild von Organisationen haben, die sie für "linksextrem" halten und die Ämter in anderen Bundesländern dieses Bild nicht teilen.)
Micha
@Strolch Ja, nicht verbieten und fördern, das ist ja im Prinzip schon das Gleiche ... ach halt, neeh, isses nich'.
Blechstein
Gast
Wie gut das es Thor Steinar gibt, sonst könnte mit der Marke "Storch Heinar" kein Geld verdient werden. Man profitiert von rechter Gesinnung, in dem man vorgibt, sie bekämpfen zu wollen - das hat mit Profitorientierung zu tun, nichts mit Moral. Ich weiß nicht, was mich jetzt mehr anwidert?
Fred Ferington Frost
@Blechstein "Storch Heinar" ist aber nicht "profitorientiert". Schlecht informierte Menschen sind häufig angewidert, kann das sein?
Blechstein
Gast
@ Martin D.
Der Witz war gut.
Blechstein
Gast
Unbeabsichtigte Nebenwirkung:
Durch die Verballhornung des Labels "Thor Steinar" in "Storch Heinar" ist das Orginal unbewußt aufgewertet worden - auch Negativwerbung ist Werbung - und hat den Bekanntheitsgrad weiter angehoben. Storch Heinar verhindert keine Nazis, er bringt uns stets neue in Haus.
Olli
Gast
" „Hierdurch droht der Eindruck zu entstehen, dass Politik vielleicht im Olympiastadion ganz allgemein nicht erwünscht sein könnte.“ Dies sei ein falsches Signal. "
Nicht nur der Eindruck. Und warum soll das ein falsches Signal sein, wenn Extemismus unerwünscht ist?
Gastname
Gast
Je weniger Erfolg die NPD bei Wahlen hat und je weiter das Dritte Reich in der Geschichte verschwindet, desto mutiger werden die Helden im Kampf gegen Rechts.
Thor Steinar gehört einem Investor aus Saudi-Arabien, aber dies nur am Rande.Falls diese Marke auch Unterwäsche herstellt - müssen jetzt alle Fans Splitternakt vor der Einlasskontrolle aufschlagen?
Zonan der Barbar
Gast
Wow. Ein vernichtender Schlag gegen den Rechtsextremismus. Kleiderordnungen und Verbote. Da wissen die Nazis jetzt nicht, sind sie dafür, oder sind se dagegen. Und die unsägliche Gleichsetzung von Rechts und Links musste natürlich auch sein. Die reinste Trottelei!
marcusxxx
Gast
@Zonan der Barbar ähmm warum sollten Radikale egal von welcher Seite nicht gleich behandelt werden ?
DasNiveau
Gast
@marcusxxx Weil Linksextreme keine Leute umbringen (jedenfalls in Deutschland) ist dazu ein gängiges Argument.
ClubberLang
Gast
@DasNiveau Es geht ja beim allumfassenden "Kampf gegen Rechts" nicht darum Rechtsextremismus zu bekämpfen. Mitlerweile ist man vielmehr dazu übergegangen bürgerliche Traditionen und Konservatismus, in einigen Fällen selbst Liberalismus, zu bekämpfen. Gutes Beispiel hierfür, dass ich vor kurzem von einem der unzähligen "Rechtsextremismusexperten" gelesen habe, dass Magazin Eigentümglich frei stelle ebenfalls ein Medium der "Neuen Rechten" dar. Kurzer Blick in dieses Magazin zeigt, dass wohl kein überzeugter Rechtsextremist deren libertäre Einstellung auch nur im Ansatz teilt. Für die unfehlbaren Experten ist dies egal, sie haben ja per Definition Recht. Links hat immer Recht.
Martin D.
Gast
bei rechten darf 88 nicht auf dem t-shirt stehen und bei linken nicht 8,50 oder wie?
Ali yülmaz
Gast
albern