Keine Post in Cuxhaven: Warten auf die Post
Weil Briefkästen in Cuxhaven oft leer bleiben, übt die örtliche SPD scharfe Kritik. In den Augen der Post läuft die Zustellung „relativ reibungslos“
HAMBURG taz | Wenn es so weitergeht, könnte Gunnar Wegener sein Abo auch gleich kündigen und zum Kiosk gehen. Denn statt am Montag bekommt er den Spiegel oft erst am Dienstag oder Mittwoch zugestellt. So wie ihm gehe es auch vielen anderen Zeitungslesern in Cuxhaven, sagt Wegener. Die bekämen ihre Tageszeitung oft einen Tag verspätet zugestellt. Schuld daran ist Wegener zufolge die Postversorgung, die in Cuxhaven völlig unzureichend sei.
Gunnar Wegener ist Fraktionsvorsitzender der Cuxhavener SPD. Weil die Post in Cuxhaven mittlerweile häufig nur noch an jedem zweiten Tag verteilt würde, sieht die SPD-Fraktion dringenden Handlungsbedarf. Mit den Worten Wegeners: „Der Kohl ist fett.“ „Viele Cuxhavener beschweren sich“, sagt er. Besonders im November und Dezember sei die Zustellung sehr schleppend gelaufen.
„In einigen Bereichen gab es derartige Personalmängel, dass die Post bestimmte Bezirke aus der Postzustellung rausgenommen hat“, sagt Wegener. Anhand von Paketen und Spezialzustellungen könne man nachvollziehen, dass diese sehr lange im Verteilzentrum in Bremen liegen blieben. Denn beim Paketversand wird die Nummer an jeder Station eingescannt. So lässt sich feststellen, wo sie sich befinden.
Die Ursache für die mangelnde Postversorgung sieht Wegener in einer völlig unzureichenden Personalausstattung im Zuge der Privatisierung. Die Folge sei, dass Postboten völlig überlastet seien. „Das geht zunächst auf die Knochen der Mitarbeiter – und dann auf die Qualität der Dienstleistung.“ Das Problem sei, dass das Unternehmen unter Konkurrenzdruck stehe.
Seit Jahren versucht die Post, die Kosten zu senken. Mit dem Ergebnis, dass viele Postfilialen geschlossen und Zehntausende Briefkästen abgebaut wurden. Doch die Post AG habe immer noch einen Versorgungsauftrag und bekomme deshalb Steuervorteile, sagt Wegener. Vor allem um die Situation der Mitarbeiter und die Folgen für die Kunden macht sich die Cuxhavener SPD Sorgen. „Dass sogar ältere Zusteller zehn Stunden am Tag arbeiten, ist heute nicht mehr ungewöhnlich“, sagt der Fraktionsvorsitzende.
Die pauschale Kritik an der Zustellung weist die Post zurück. „Bestätigen können wir die Kritik nicht“, sagt Post-Sprecher Jens-Uwe Hogardt. Der Vertrieb in Cuxhaven laufe relativ reibungslos. Um Engpässe, die es in der Vorweihnachtszeit gegeben hat, zu vermeiden, habe die Cuxhavener Post gerade im Januar vier weitere Mitarbeiter eingestellt. Die Vorwürfe hält Hogardt für plakativ. „Ohne ein genaues Datum und eine Hausnummer können wir dazu nichts sagen.“
Im ländlichen Raum wie dem Landkreis Cuxhaven ist die Arbeit der Briefträger schwerer als in der Stadt, weil die nicht nur die Post, sondern auch die Pakete zustellen. Zudem ist es laut Hogardt in abgelegeneren Gegenden, zu denen er auch die Stadt Cuxhaven zählt, nicht leicht, sofort für einen Ausgleich zu sorgen, wenn mehrere Mitarbeiter gleichzeitig krank sind.
Der Post zufolge stellt das Unternehmen aber immer noch flächendeckend werktäglich zu. Punktuell könne es vorkommen, dass Touren abgebrochen werden, wenn Zusteller erkranken. Nach Informationen des Cuxhavener SPD war in den letzten Monaten von einem Krankenstand von bis zu 25 Prozent die Rede. Wegener schätzt, dass er sogar noch höher war. Doch die Post will sich dazu nicht äußern.
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