LESERINNENBRIEFE :
Mittelalterlicher Glaubenskrieg
■ betr.. „Zauberschule an der Oder“, taz vom 14. 3. 13
Es herrscht offenbar ein mittelalterlicher Glaubenskrieg, den Ihr Redakteur Bernd Kramer hier mit vehementer Voreingenommenheit vertritt. Die Geringschätzung für die alternative Sichtweise der Komplementärmedizin springt mir aus jedem Satz entgegen. Dabei bemerkt man sofort, dass der Autor in seiner Abwertung alle Ansätze munter vermischt. Er zitiert vermeintliche Experten, deren Meinungen in der Realität mit genauso viel „Wahrheitsgehalt“ gefüllt sind wie die alternativen Ansätze.
Es liegt in der Natur der Sache, dass sich nicht alle Phänomene, die passieren, durch naturwissenschaftliche Modelle „erklärbar“ zeigen. Durch eigene Erfahrung habe ich festgestellt, dass homöopathische Medikamente bei den Nachwirkungen einer Chemotherapie, wie Übelkeit oder Magenschmerzen, helfen. Das kann nicht weggeredet werden. Will der Autor auch die Wirksamkeit traditioneller chinesischer Medizin infrage stellen, nur weil die westliche Medizin die Meridiane nicht finden kann? Auch von magnetischen Vorgängen in Zellen, wie Eigenspin von Elektronen, scheint er noch nie gehört zu haben. Dies stellt jedoch die Schnittmenge zwischen Homöopathie, deren Wirkweise über den Ansatz „Biomagnetismus“ erklärt wird, und der Quantenphysik her.
Die Forderung muss also lauten, die Denkmodelle der „Komplementärmedizin“ und „Schulmedizin“ zu verbinden. Alle Alternativen als Hokuspokus abzutun, dient nur dem Verkauf von Pharmaka.
SYBILLE HAUPT, Göttingen
Wie hilft Homöopathie?
■ betr.: „Zauberschule an der Oder“, taz vom 14. 3. 13
Dass Homöopathie nicht hilft, ist natürlich Quatsch. Man könnte darüber diskutieren, wie sie hilft. Möglicherweise hilft sie hauptsächlich über den Placebo-Effekt. Der Placebo-Effekt bewirkt eine wirksame, billige und nebenwirkungsfreie Heilung, und aus medizinökonomischer Sicht sollten alle Methoden unterstützt werden, die diesen wirksam werden lassen.
Man sollte sich mal die Studien zu sogenannter wissenschaftlicher Medizin anschauen: Da haben dann die superneuen, superteuren Medikamente mit vielen Nebenwirkungen in vielleicht 10 Prozent der Fälle besser geholfen als das Placebo – das nix kostet. Da kann sich jeder selbst sein Urteil zu Kosten und Nutzen bilden. Der einzige Grund, sogenannte Komplementär-Medizin aus dem Gesundheitssystem auszuschließen, sind die Interessen der Pharmaindustrie. WOLFRAM V. SPECHT, Widdern
Wo ist das Fragezeichen?
■ betr.: „Die Spareinlagen sind sicher. Aber nur in Deutschland“, taz vom 18. 3. 13
Im Titel steht „Die Spareinlagen sind sicher. Aber nur in Deutschland“. Wo bleibt bitte das Fragezeichen nach Deutschland?
MANUS MANHEIM, Schnega
Wie Zypern nicht pleitegeht
■ betr.: „Verhandlungspoker geht weiter“, taz vom 19. 3. 13
Ob man es Pokern, Schachern oder auch Feilschen nennt, es sind Begriffe, die das Geschehen sicher zutreffend beschreiben. Wenn man jedoch den Sachverhalt in Zypern vor Augen hat, kann man nur noch den Kopf schütteln.
Mit etwas mehr Weitsicht und Verantwortungsbewusstsein wäre folgende Entwicklung denkbar und wünschenswert: Man einigt sich auf eine progressiv gestaffelte Abgabe auf Vermögen (ich sage bewusst nicht Sparguthaben), bekommt dafür eine Mehrheit in Zypern und nimmt damit zunächst den Druck aus dem Kessel. Zypern geht nicht pleite, und die EU erkennt (endlich!), dass dies auch der richtige Weg für Europa aus der Schuldenfalle ist, und führt in allen Mitgliedsländern die progressive Vermögensabgabe ein. Klingt leider zu einfach, um wahr zu werden. DIETER STOMPE, Erfurt
Aberwitzige Anklage
■ betr.: „Der unbequeme König“, taz vom 16. 3. 13
Herzlichen Dank für diesen tollen Artikel über Lothar König und die Aberwitzigkeit der Anklage gegen ihn! Michael Bartsch gelingt souverän der Spagat zwischen Seriosität, Wertorientierung und Ironie. So etwas gibt es nur in der taz! NINA EMMERICH, Köln
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen