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Proteste gegen Gazakrieg„Ablehnung ist die Klammer“

Mitten in die Debatte über Antisemitismus im Nahost-Konflikt fällt am Freitag die Al-Quds-Demo. Nichts vereine mehr als der Hass auf Israel, sagt der Autor Jan Riebe.

Proteste gegen den Krieg in Gaza Mitte Juli. Jan Riebe glaubt nicht, dass die aktuellen Entwicklungen den Al-Quds-Tag am Freitag prägen werden Bild: dpa

taz: Herr Riebe, am Freitag findet auf dem Ku‘damm die Al-Quds-Demo statt. Was ist der Hintergrund dieses Marsches?

Jan Riebe: Der Al-Quds-Tag ist im Iran ein Feiertag, der auf Ayatollah Chomeini zurückgeht. Er rief 1979 erstmals alle Muslime weltweit dazu auf, für die „Befreiung“ Jerusalems auf die Straße zu gehen. „Befreiung“ bedeutet in diesem Zusammenhang nichts anderes als: Der Staat Israel muss verschwinden.

Rechnen Sie mit antisemitischen Parolen, wie sie zuletzt auf propalästinensischen Demos zu hören waren?

Die Veranstalter des Al-Quds-Marsches haben bisher großen Wert darauf gelegt, nicht als antisemitisch zu erscheinen. Sie versuchen, die Auflagen der Polizei zu erfüllen. Ob sie die Menschen, die zum Marsch auftauchen, unter Kontrolle haben, vermag ich zwar nicht zu sagen. Ich vermute aber trotzdem, dass aufgrund der Sorge ums Image keine volksverhetzenden Sprechchöre oder Übergriffe von der Demonstration ausgehen werden.

Jan Riebe

40, Sozialwissenschaftler, arbeitet seit 2008 für die Amadeu Antonio Stiftung, die sich für eine starke Zivilgesellschaft und gegen Rechtsextremismus einsetzt. Er ist Autor des Buches "Im Spannungsfeld von Rassismus und Antisemitismus. Das Verhältnis der deutschen extremen Rechten zu islamistischen Gruppen".

Welchen Einfluss hat die aktuelle Situation in Nahost auf den diesjährigen Marsch?

Der Al-Quds-Marsch war schon immer antisemitisch und antiisraelisch. Ob die aktuellen Entwicklungen im Nahost-Konflikt den Charakter der Veranstaltung prägen, ist jedoch fraglich. Schließlich ist der Marsch eine schiitische Demonstration, die Hamas ist eine sunnitische Organisation. Für sunnitische Muslime ist das ein gewisses Hemmnis, an der Veranstaltung teilzunehmen. Einige erwarten am Freitag eine Demonstration mit mehr als 1.000 Teilnehmern. Ob tatsächlich so viele Menschen kommen, bezweifle ich.

Welche Gruppen sind am Freitag auf der Straße zu erwarten?

Es werden Menschen aus vollkommen unterschiedlichen Spektren demonstrieren, nicht nur Schiiten und Konvertiten. Auch Verschwörungstheoretiker, Rechtsextreme, antiisraelische Linke und Antiimperialisten werden zugegen sein. Seit Jahren beteiligen sich sogar Vertreter einer orthodoxen jüdischen Sekte. Sie glaubt, dass es den Staat Israel so nicht geben dürfe, sondern erst dann, wenn der Prophet wiedergekehrt sei.

Gibt es zwischen diesen antagonistischen Kräften auf einer Demonstration keine Konflikte?

Kein Thema eint in Deutschland über so viele Grenzen hinweg wie die Ablehnung Israels. Diese Ablehnung ist die Klammer, die diese Gruppen zusammenhält. Auch wenn im Vorfeld mit antisemitischen Botschaften für den Marsch mobilisiert wird, hält das beispielsweise Linke nicht davon ab, daran teilzunehmen.

Gegen Nazi-Aufmärsche gehen Tausende auf die Straße.

Bei Demonstrationen gegen Nazis wissen die Leute genau, gegen was sie protestieren. Gegen den Al-Quds-Tag zu mobilisieren ist wesentlich komplizierter. Erstens kennen viele Menschen Inhalt und Hintergründe nicht. Manche Linke und Liberale haben sie gar nicht auf dem Schirm. Andere erkennen deren antisemitischen Charakter nicht.Zweitens sind es vorwiegend Menschen mit Migrationshintergrund, die am Al-Quds-Tag marschieren. Viele befürchten, als rassistisch zu gelten, wenn sie gegen die demonstrieren.

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4 Kommentare

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  • Zitat: "Der Al-Quds-Marsch war schon immer antisemitisch und antiisraelisch."

    Hier hätte Herr Riebe für eine Klärung gesorgt, wenn er die Begrifflichkeiten "antisemitisch" und "antiisraelisch" von einander abgegrenzt hätte. Denn Herr Riebe scheint diese Begriffe als gleichbedeutend zu verwenden. Ist also jeder, der gegen Israel bzw. dessen Politik ist, gleich ein Antisemit und umgekehrt?

     

    Zitat: "Viele befürchten, als rassistisch zu gelten, wenn sie gegen die demonstrieren."

    Ich habe eigentlich nur bei Kindern die Verwendung von "die" zur Bezeichnung von konkreten Personen gehört oder man möchte eine Person oder Personen abwertend betrachten und bezeichnet diese Personen dann als "die".

     

    Ansonsten vermengt Herr Riebe vieles.

    • @Toyak Yakot:

      Ja, für Hr.Riebe und seine prozionistische Stiftung ist "antiisraelisch" und "antisemitisch" dasselbe. Die Quds-Demo war aber nie antisemitsch, Hr.Riebe benutzt diesen Begriff, um die Quds-Demo zu diffamieren.

      Das Ziel der Quds-Demo ist, das alle Menschen in Israel/Palästina die gleichen Rechte haben, egal ob jüdisch, christlich, muslimisch oder religionslos. Sie wollen, das die Besatzung endet und das Rechte nicht mehr nach Ethnie/Religion zugeteilt werden. Sie wollen nicht, das jüdische Menschen von dort verschwinden, sie wollen, das jüdische Menschen nicht mehr Recht haben, dort zu leben als andere Menschen. Und genau das ist für Hr.Riebe Antisemitismus - denn für ihn und sein Stiftung ist es selbstverständlich, das jüdische Menschen dort mehr Rechte als nichtjüdische Menschen haben. Und wer das nicht möchte, ist für diese Leute eben: Antisemit.

      http://www.qudstag.de/

      • @Bernado:

        Sie sind ein Antisemit und die Al-Quds-Demo war immer beides: antisemitisch und nebenbei auch antiisraelisch. Aber auch nur, weil in Israel vornehmlich Juden wohnen. Wäre das nicht so, wäre es Teheran vollkommen egal, was in Israel geschieht, wie es Teheran vollkommen egal ist, was mit den unterdrückten Menschen im Iran passiert. Oh Moment, es sind ja die irren Islamisten aus Teheran, die die Menschen dort unterdrücken, hängen und foltern.

         

        Wann darf man denn mit Videos von Ihnen rechnen, Bernado, in denen Sie sich mit ISIS-Soldaten zeigen und Leute schlachten, weil sie Christen sind? Oder machen Sie da doch eine Grenze, mit sunnitischen Islamisten wird nicht gespielt als überzeugter schiitischer Islamist?

         

        Das ermorden von andersgläubigen schaffen ja beide Teilbereiche recht gut, wenngleich die Sunniten Ihnen aktuell wohl etwas vorne weg ziehen.

        • @Thomas Fuller:

          -Im Iran lebt eine große jüdische Gemeinde unbehelligt und anerkannt,

          und die Regierung des Iran hat nichts gegen jüdische Menschen, wohl aber etwas gegen die Unterdrückung der Palästinenser durch die israelische Regierung.

          -Wieso Sie mich jetzt mit der isis in Verbindung bringen, verstehe ich nicht ganz, die Isis und andere Terroristen erfahren doch Unterstützung durch die israelische Regierung beim Kampf gegen die Regierung Syriens.

          - Ich vermute, Sie haben einen vermeintlich zugelassenen Weg gefunden, Ihren Rassimus und ihren Hass legal auszuleben: als Palästinenserhass und wirre Polemik gegen Menschen muslimischen Glaubens.

          -Aber warten wir doch einfach die Quds-Demo ab, beobachten sie genau und schauen dann, ob es auf dieser DEmo irgendetwas gab, was man als "antisemitisch" einordnen könnte.