: Mutig und hochdekoriert
Eine Heldin bin ich nicht. Ich tat nur, worum ich gebeten wurde und was damals notwendig erschien“, steht auf der Webseite von Miep Gies. Die couragierte Frau hat ihr Leben riskiert, als sie von 1942 bis 1944 die untergetauchte Familie Frank in ihrem Versteck in Amsterdam versorgte und damit lange vor der Deportation schützen konnte. Sie hat die Tagebuchaufzeichnungen von Anne Frank gerettet. Miep Gies ist in der Nacht von Montag auf Dienstag in den Niederlanden verstorben. Am 15. Februar wäre die gebürtige Wienerin 101 Jahre alt geworden.
Während der deutschen Besetzung der Niederlande versorgte Miep Gies zusammen mit vier anderen Helfern 25 Monate lang acht Juden in einem Versteck in einem Hinterhaus in der Prinsengracht. Der Eingang zu dem inzwischen berühmten Unterschlupf lag hinter einem drehbaren Bücherschrank in Otto Franks Büro. Anne Franks Vater war Gewürzhandelsunternehmer und mit seiner Familie vor den Nazis in die Niederlande geflüchtet. Miep Gies arbeitete seit 1933 als Sekretärin für den Deutschen. Als die Franks untertauchten, versorgte Miep Gies sie mit Nahrungsmitteln, Informationen, Büchern.
Im August 1944 wurden die Untergetauchten sowie zwei der Helfer verhaftet. Ein Unbekannter hatte das Versteck verraten. Miep Gies suchte kurz darauf den Unterschlupf noch einmal auf, sammelte das Tagebuch von Anne Frank sowie weitere Notizen ein und brachte alles in Sicherheit. Sie überreichte Otto Frank das Vermächtnis seiner Tochter, als er als einziger Überlebender seiner Familie 1945 nach Amsterdam zurückkehrte. Anne Frank war wenige Wochen vor der Befreiung im Konzentrationslager Bergen-Belsen an Typhus gestorben.
Miep Gies hieß als Kind Hermine Santrouschitz. Sie erhielt den Kosenamen „Miep“ von ihrer niederländischen Pflegefamilie. Sie war bei schwacher Gesundheit wegen mangelnder Lebensmittel in Österreich unterernährt. 1920 wurde sie deshalb zur Erholung in die Niederlande verschickt. Die Kur bekam ihr, das Land gefiel ihr, sie blieb. Für ihren riskanten Einsatz erhielt sie die Jad-Vaschem-Medaille, das Bundesverdienstkreuz und den Ritterorden von Oranien-Nassau. „Das Tagebuch der Anne Frank“ gehört zu einem der meistgelesenen Bücher der Welt.
GUNDA SCHWANTJE
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