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Wim Wenders „Every Thing Will Be Fine“Man trinkt Bier, die Jahre vergehen

Trauer, Schuld, Schriftstellerkrise: Das Drehbuch zu Wim Wenders neuem Film ist hanebüchen. Die Stimmung ist durchweg gedrückt.

James Franco spielt den Schriftsteller. Bild: Neue Road Movies/Donata Wenders/Berlinale/dpa

Schriftsteller Tomas (James Franco) ist in der Krise (Schreiben, Beziehung). Aus Versehen tötet er bei einem Unfall ein Kind. Niemand gibt ihm die Schuld. Es geht ihm schlecht. Die Jahre vergehen.

Kate, die Mutter des Kindes (Charlotte Gainsbourg), gibt ihm auch keine Schuld. Er nimmt sie in den Arm. Tomas hat ein Buch geschrieben. Es ist gut geworden, vielleicht wegen des Unfalls, wegen der Krise. Tomas’ Vater bereut seine Ehe, er hält sein Leben im Rückblick für sinnlos.

Die Jahre vergehen. Tomas tut sich mit einer Lektorin seines Verlags zusammen (Rachel McAdams). Sie hat eine neunmalkluge kleine Tochter. Die führt mit Tomas kulturkritische Gespräche. Man fährt Kettenkarussell. Ein Unfall passiert. Die Lektorin hält Tomas vor, dass er dabei ruhig bleibt. Die Jahre vergehen.

Jetzt hat Christopher eine Krise, der herangewachsene Bruder des von Tomas vor Jahren getöteten Sohns. Er pinkelt ins Bett von Tomas. Dann sitzt man und trinkt Bier. Tomas nimmt Christopher in den Arm. Am Ende ist Hoffnung, wie der Titel „Every Thing Will Be Fine“ verspricht: Jedes Ding wird in Ordnung sein.

Der Film

„Every Thing Will Be Fine“ wird auf der Berlinale am 11. 2. im Zoo Palast, 13 Uhr, und am 13.2. im Haus der Berliner Festspiele um 21.30 Uhr gezeigt.

Das Drehbuch zu Wim Wenders’ Film ist so hanebüchen, als hätte es ein Fünfzehnjähriger mit der Ambition zu äußerstem Tiefsinn verfasst: Trauer, Schuld, Vergebung, Schriftstellerkrise. Die Stimmung ist durchweg gedrückt. Bjørn Olaf Johannessen ist der Name des Drehbuchverfassers.

Zwei andere Gewerke sind besser besetzt. Kameramann Benoît Debie (Gaspar Noés Filme, „Spring Breakers“) leuchtet warme dunkle Stimmungen gut aus. Das 3-D ergibt nicht viel Sinn, ein Telefongespräch und eine Kettenkarussellfahrt sind aber wirklich sehr schön. Sonst: Glasscheiben, Edward Hopper, Rahmen im Bild, und sei es die Umrandung der Kürchendurchreiche.

Und dann die Musik von Alexandre Desplat. Die ist teils ein „Psycho“-Zitat, aber auch sonst von Anfang an in ihrem eigenen, sehr viel besseren, tief romantischen, bittersüßen, leidenschaftlich hin und her wogenden Film. Mit dem Werk, das Wenders gedreht hat, hat sie leider gar nichts zu tun.

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