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Test-Länderspiel gegen AustralienDas war nicht der Plan

Gegen Australien reicht es für das deutsche Team nur für ein 2:2. Vor allem die Abwehr hat gegen den Asienmeister Probleme.

Für ihn jedenfalls lief's gut: Lukas Podolski Bild: dpa

KAISERSLAUTERN dpa | Der von den Fans gefeierte Lukas Podolski hat die deutsche Fußball-Nationalmannschaft vor einem Fehlstart ins Länderspieljahr bewahrt. Ohne etliche geschonte Weltmeister kam die DFB-Auswahl dank des Treffers des schon lange formschwachen Italien-Legionärs in der 81. Minute zu einem 2:2 (1:1) gegen Asienmeister Australien. Vor dem 48. Länderspieltor von Podolski erwies sich am Mittwochabend in Kaiserslautern vor allem die Abwehr als große Baustelle. „Im ganzen Spiel haben wir in der Defensive nicht den Zugriff bekommen“, sagte Bundestrainer Joachim Löw.

Nach dem Führungstor des Dortmunders Marco Reus (17. Minute) bestraften James Troisi (40.) per Kopfball und Mile Jedinak (50.) mit einem Freistoß vor 47.106 Zuschauer im ausverkauften Fritz-Walter-Stadion die Unzulänglichkeiten in der DFB-Defensive – sowohl in der Dreierkette als auch in der gewohnten Vierer-Abwehrreihe nach der Pause. „Es gab für uns am Anfang gute Chancen, plötzlich lagen wir hinten. In der zweiten Halbzeit haben wir die Struktur nicht gefunden. Wir haben die Dinge nicht so umgesetzt, wie wir es wollten“, bemängelte Löw.

Den vom Bundestrainer erhofften Schwung für den notwendigen Pflichtsieg in der EM-Qualifikation am kommenden Sonntag in Tiflis gegen Georgien konnte sich das deutsche Team nicht holen. „Wir haben es nur zum Teil umsetzen können. Wir hätten nachlegen können. Nichtsdestrotz war es nicht das, was wir uns vorgestellt haben“, sagte Sami Khedira. „Wir werden daran arbeiten, dass wir wieder unser altes Spiel durchziehen können.“

Grund zur Freude hatte auf jeden Fall Podolski. Er überholte mit seinem Tor Jürgen Klinsmann und Rudi Völler und ist alleiniger Vierter in der ewigen DFB-Torschützenliste.

Mit Dreier-Abwehrkette experimentiert

Vor dem Anpfiff wurde den Opfern des Flugzeug-Absturzes in Frankreich in einer Schweigeminute gedacht. Alle Spieler trugen zudem einen Trauerflor.

Löw setzte die zum Abschluss des Weltmeisterjahres beim 1:0-Testsieg in Spanien eingeschlagene taktische Experimentierphase mit einer Dreier-Abwehrkette fort. Der Defensivverbund mit Shkodran Mustafi, Benedikt Höwedes in der Zentrale und Rückkehrer Holger Badstuber hatte schon in der Anfangsphase erhebliche Probleme. Zu viel Raum wurde den Australiern gelassen. Nathan Burns marschierte nach wenigen Sekunden auf das deutsche Tor zu.

Löws Aufstellung war auch ein Fingerzeig, dass das wirklich wichtige Spiel am Sonntag in Georgien ansteht, wenn dem Dritten der Gruppe D in der EM-Qualifikation kein weiterer Ausrutscher passieren darf. Kapitän Bastian Schweinsteiger, Jérôme Boateng, Mats Hummels, Thomas Müller, Toni Kroos und der leicht angeschlagene Torwart Manuel Neuer (Schleimbeutel) kamen nicht zum Einsatz.

Offensiv machte das Löw-System Sinn, mit den schnellen Stürmern Reus und Mario Götze wurden die kantigen Australier unter Druck gesetzt. Als Ballverteiler überzeugte Gündogan – 19 Monate nach seinem letzten Länderspiel gegen Paraguay (3:3) an gleicher Stelle.

Achter Treffer für Reus

Der Dortmunder fand besser ins Spiel als Mesut Özil, im ersten DFB-Einsatz nach dem WM-Finale, und auch Khedira. Der Real-Star und Ersatz-Kapitän spielte sich erst nach einer guten Viertelstunde mit einem energischen Vorstoß frei – und bereitete dabei per Außenrist das Führungstor durch Reus vor.

Der Dortmunder entwischte Socceroo-Kapitän Jedinak, stand dabei hauchdünn nicht im Abseits und schob zu seinem ersten Länderspieltor seit zwei Jahren und dem achten Treffer im DFB-Trikot insgesamt ein. Sechs Minuten später hätte Reus nach einem Jedinak-Fehlpass frei stehend vor dem Tor sogar erhöhen müssen.

Jedinak prüfte Ron-Robert Zieler (28.) mit einem Fernschuss. Der Schlussmann aus Hannover bekam den Vorzug vor Roman Weidenfeller – ein Indiz für die Rangfolge im DFB-Tor. Machtlos war Zieler beim Ausgleich durch einen Kopfball von Troisi. Die Entstehung war mit einer Kette von Abwehrfehlern beispielhaft für die Schwierigkeiten in der Abwehr der Weltmeister.

Löw änderte zur Halbzeit das System und kehrte mit Sebastian Rudy für den leicht angeschlagenen Badstuber und dem aus dem Mittelfeld zurückbeorderten Jonas Hector zum WM-System 4-2-3-1 zurück. Nachdem ein Reus-Freistoß (48.) von Australiens Torwart Mathew Ryan entschärft wurde, zirkelte Jedinak eine Freistoß ins deutsche Tor. Kurz darauf hätte Troisi (53.) nach einem Konter sogar erhöhen können. Der Ingolstädter Mathew Leckie (71.) köpfte nach einem weiteren schnellen Angriff an den Außenpfosten.

Löw wollte durchaus mit mehr Offensivdruck reagieren – allerdings weiterhin ohne sein bestes Weltmeisterpersonal. Als Einwechselspieler brachte er André Schürrle, Christoph Kramer, Max Kruse und: Podolski, der nach seiner nicht selbstverständlichen Nominierung für knapp 20 Minuten eine Chance zum Vorspielen bekam. Von den Fans wurde er sofort mit Sprechchören gefeiert – und schob acht Minuten nach seiner Einwechslung nach Schürrle-Vorarbeit zum Ausgleich ein.

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1 Kommentar

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  • So etwas gibt es nur im Sport - und im Musikgeschäft: Australien als Asien-Weltmeister ist beinah so was wie Australien beim ESC.

     

    Schon Mist, wenn man zu groß und zu einheitlich ist und trotzdem unbedingt gewinnen will. Man muss als (beinah) Einziger der eignen Art entweder mit sich selber um den Titel spielen, oder woanders um Asyl nachsuchen.