Urdrüs wahre Kolumne: Was erlauben Röwekamp?
Täglich gehen derzeit rund 2.000 Briefe beim Weihnachtsmann im himmlischen Postamt Himmelsthür in 31137 Hildesheim ein – dass der Nachwuchs damit mehr Vertrauen in diese Instanz setzt als an den Petitionsausschuss irgendwelcher Parlamente, das zeigt doch, wie erfreulich gering das Vertrauen des Nachwuchses in die Politik noch ist. Auf den Wunschzetteln dieses Jahres taucht übrigens überraschend häufig das „Einrad“ auf, was bitteschön auch die unentschlossenen Schenker unter uns beiläufig zur Kenntnis nehmen sollten! Auf Playstation II und hirnerweichende Handys machen einen ja schon die Mächte der Finsternis allenthalben aufmerksam.
„Unsere Position ist nicht verhandelbar!“, erklärte jetzt im dummdreisten Stolz ewiger Unbelehrbarkeit Claas Rohmeyer als amtierender CDU-Referent für schwarze Pädagogik, um damit jeder weiteren Debatte über den Notenterror gegen bremische Kinderseelen zu entgehen. Nachdem ich kürzlich das Vergnügen hatte, mit einem früheren Lehrer des Abgeordneten Rohmeyer zu sprechen (keine Angst, er blieb diskret und altersmilde), bitte ich den Herrn Rohmeyer doch freundlichst, das eine oder andere Schulzeugnis im Internet einzustellen und bitte auch gern vom Sanitätsgefreiten Neumann.
Leider ist diese Heimatzeitung nicht so bunt wie die immer noch etwas größere Bremer Mitbewerberin und deshalb würde man es auf einem taz-Foto der erstmals in den so genannt blauen neuen Uniformen antretenden neuen Polizeianwärter gar nicht erkennen, dass diese sportlichen Klamotten eigentlich gar nicht blau sind, sondern fast schon jenes Totenschädel-Schwarz aufweisen, mit dem deutsche Ordnungskräfte schon vor über 50 Jahren Zigeuner, Asoziale und anderes Kroppzeug erschreckten. Warum nicht in Frottee-Pink oder wenigstens in mildem Babyblau vor das polizeiliche Gegenüber in Sögestraße, Wendland und anderswo treten, um solche Assoziationen zu vermeiden?
In einer hiesigen Buchhandlung blättert so ein leicht zerstreut wirkender Vorzeige-Intellektueller mit Weißhaar-Matte durch das neue Kochbuch von Fernseh-Maître Tim Mälzer, um dann plötzlich energisch mit dem Kopf zu schütteln und halblaut mit sich selbst zu schimpfen: „Nee, so weit bin ich wirklich noch nicht runter!“
O glückliche Nachbarkommune Berne, wo der ehemalige Berufskraftfahrer Heiko Guttmann lebt, der seinen zwiespältigen Job (möglicherweise in der Verbringung von Konsumscheiße A oder B von C nach D) geschmissen hat, um lieber Hausmann und Vater seiner inzwischen erfreulicherweise im Fünferpack vorhandenen Kinder zu sein. Dafür ist er nun auch noch zur „Familienmanagerin des Jahres 2005“ ernannt worden und bekommt seinen Namen achtungsvoll in diese Ehrentafel des Alltags graviert!
„Denn die Güte war im Lande wieder einmal schwächlich und die Bosheit nahm an Kräften wieder zu!“ Was erlauben Senator Röwekamp, dieser 80-prozentige Skin mit Krawatte und Haaren dran? Will in der Härtefallkommission für Flüchtlinge nur Klone seiner selbst dulden, lässt seine Staatsschmutz-Büttel im Foltercamp von Guantanamo mitmischen und will sich den Zeugen dafür mit allen Mitteln vom Halse schaffen. Grinst unangenehm und billig, riecht aber vermutlich teurer. Spricht ein sehr ungefälliges Deutsch. Ist von Beruf Zyniker und dafür absolut überbezahlt. Was aber so schlecht auch wieder nicht ist, weil – sonst würde er blinde Bettler um ihr Geld behumpsen und die Obdachlosen nur deshalb vertreiben lassen, um den Rest aus ihren Schnapsflaschen in seine Karaffe zu gießen und ihre Pfanddosen einzusammeln. Der könnte keinen einzigen Titel von „Rosenstolz“ singen, aber jederzeit im Deppenschritt des Soldatenpacks rumstrunzen. Und jetzt treten wir auch noch ein in das chinesische „Jahr des Hundes“. Was wird das für ein Schwanzwedeln geben unter diesen Kreaturen? Ob er eine Freundin hat? Mädel, lauf, solange es noch geht! Ende der Durchsage. Und weg damit und ab dafür! Und wer sein Kumpel ist und bleibt, der sei mit ihm gemeinsam verdammt.
So aber spricht in dieser Zeit des Wartens auf das Kind in der Krippe
Ulrich „Amos“ Reineking
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