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Umstrittene Burg

Die ehemalige Naziburg Vogelsang in der Eifel wird am Sonntag eröffnet. Drei Ausstellungen und eine Akademie sollen her. Wenn das Geld stimmt

VON MORITZ SCHRÖDER

Manfred Poth ist ziemlich aufgeregt. Das Projekt, in das der Mitarbeiter des Euskirchener Landrats derzeit einen Großteil seiner Energie steckt, nimmt langsam Formen an. Die Burg Vogelsang, inmitten des Nationalparks Eifel gelegen, wird am Sonntag offiziell eröffnet. Ein umstrittenes Projekt: Die ehemalige NS-Ordensburg ist eines der größten erhaltenen Propagandabauwerke aus der Zeit des Dritten Reichs. Bis vor kurzem stand sie noch unter Verwaltung belgischer Militärs. In den nächsten Jahren aber sollen dort drei Ausstellungen und eine Akademie eingerichtet werden. Bis auf die Ausrichtung der Akademie steht das Konzept – nur das nötige Geld fehlt noch.

Ein Sprecher der Kreisverwaltung schwärmt vom „traumhaften Blick“, den man von der Burg auf die Eifel habe. Ab kommender Woche können sich Gäste erstmals selbst davon überzeugen – aber erst nachdem sie ihre Autos neben einer belgischen Panzerwaschanlage abgestellt haben. Ansprechender als der Parkplatz dürften eine Ausstellung über den Nationalpark, eine Dokumentation über den Nationalsozialismus und eine zur Geschichte der Region sein, die demnächst in den Räumen der Burg erarbeitet werden.

Bei einer Tagung Ende 2004 wurde die Einrichtung einer Akademie in der vorbelasteten Burg nachgedacht. Doch in der Eifel soll natürlich nicht nur gebüffelt werden. Vor allem an Touristen hat man gedacht: Auf 70.000 Quadratmetern Fläche entstehen auch Restaurants und Souvenierläden. Drei Jahre dauerte die Planungsphase insgesamt. Das endgültige Konzept kommt von einem Münchner Planungsbüro und steht erst seit kurzer Zeit fest. Nur über die Ausrichtung der Akademie herrscht in der Eifel immer noch Unklarheit.

„Bis 2008 wollen wir die Ergebnisse vorzeigen“, sagt Poth. Dann muss genug Geld für das Projekt fließen. Zwei Millionen Euro Fördermittel sollen allein vom Bund kommen, dem die Burg gehört. Ob sich der hochverschuldete Bund an dem Projekt beteiligt, ist allerdings noch unsicher. Insgesamt würden die Arbeiten in und um die Burg rund 28,7 Millionen Euro kosten. Mit 13,4 Millionen Euro soll das regionale Förderprogramm Euregionale 2008 den größten Teil finanzieren, erklärt Thomas Fischer-Reinbach von der Standort-Entwicklungsgesellschaft Vogelsang. Auch darüber müsse Ende Januar noch entschieden werden. Poth ist trotzdem optimistisch, dass Ende 2007 mit den Umbauten begonnen werden kann. Die kulturelle Verwertung der Burg soll nicht nur die Kassen klingeln lassen: „170 Arbeitsplätze sind durch den Abzug der Belgier weggefallen. Wir wollen mindestens in gleicher Höhe neue Stellen schaffen“, rechnet Poth vor.

Die Linkspartei Euskirchen ist gänzlich dagegen, Geld in die Burg zu stecken. An der Außenwand hängt ein Fackelträger aus dem Dritten Reich und in den Boden eines Saales ist ein Hakenkreuz eingeebnet. Zu viel Nazi-Symbolik für die Linkspartei. Unproblematisch dagegen für Fischer-Reinbach: „Man muss schon genau hinschauen, um das zu erkennen“, sagt er. Ob die Symbole entfernt werden, wird noch entschieden.

Eröffnung am Sonntag, 1. Januar 2006, 11 Uhr. Öffnungszeiten: täglich von 10 bis 16 Uhr. Infos: 0700-93 00 20 06

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