piwik no script img

Agentur lernt Journalismus

BASISWISSEN Lieber wahr als schnell: Der neue dpa-Chef erklärt seinem Team die tägliche Arbeit

„Journalistische Sorgfalt ist die Grundlage unserer Arbeit.“ „Richtigkeit geht IMMER vor Geschwindigkeit.“ Was nach journalistischen Binsenweisheiten klingt, teilt Wolfgang Büchner, seit Jahresbeginn Chef der Nachrichtenagentur dpa, seinen Kollegen zur Sicherheit noch mal in einer Mail mit. „Nachdem die dpa nun zum dritten Mal innerhalb weniger Wochen auf eine Fälschung hereingefallen ist, müssen wir unsere Arbeitsweisen und Sicherheitssysteme noch einmal überprüfen“, schreibt Büchner in der internen Mitteilung, die Medienjournalist Stefan Niggemeier in seinem Blog dokumentiert. Die dpa hat die Echtheit bestätigt.

Anfang Januar hatte die Agentur gemeldet, dass der Chef der Partei Die Republikaner sein Amt aufgebe. Wenige Stunden später gestand die dpa ein, auf eine gefälschte E-Mail hereingefallen zu sein. Nun fordert Büchner, dass eingehende Informationen „in der Regel“ gecheckt werden sollen. Infos etwa über Terroranschläge, Personalien oder überraschende Wendungen „müssen immer überprüft werden“.

Und damit die Mitarbeiter den Check von Nachrichten und Quellen auch professionell angehen, liefert Büchner einen ausführlichen Leitfaden gleich mit. Darin heißt es etwa: „Immer den unbequemen Weg gehen“ oder „Telefonnummern bei www.telefonbuch.de oder über die Auskunft nachrecherchieren“. Ausdrücklich ausgenommen vom Prüfgebot sind laut Büchner Vorabinformationen deutscher Medien. Bei entsprechendem Nachrichtenwert könnten diese auch ohne Überprüfung aufgegriffen werden. „Wir unterstellen, dass seriöse Medien Fakten selbst hinreichend geprüft haben“, schreibt er.

Mit den Forderungen nimmt Büchner in Kauf, dass „die dpa weniger Meldungen produzieren und in einzelnen Fällen später berichten wird“. Für den Erhalt der Glaubwürdigkeit sei aber kein Preis zu hoch.

PAUL WRUSCH

Links lesen, Rechts bekämpfen

Gerade jetzt, wo der Rechtsextremismus weiter erstarkt, braucht es Zusammenhalt und Solidarität. Auch und vor allem mit den Menschen, die sich vor Ort für eine starke Zivilgesellschaft einsetzen. Die taz kooperiert deshalb mit Polylux. Das Netzwerk engagiert sich seit 2018 gegen den Rechtsruck in Ostdeutschland und unterstützt Projekte, die sich für Demokratie und Toleranz einsetzen. Eine offene Gesellschaft braucht guten, frei zugänglichen Journalismus – und zivilgesellschaftliches Engagement. Finden Sie auch? Dann machen Sie mit und unterstützen Sie unsere Aktion. Noch bis zum 31. Oktober gehen 50 Prozent aller Einnahmen aus den Anmeldungen bei taz zahl ich an das Netzwerk gegen Rechts. In Zeiten wie diesen brauchen alle, die für eine offene Gesellschaft eintreten, unsere Unterstützung. Sind Sie dabei? Jetzt unterstützen