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KUNST

schaut sich in den Galerien von Berlin um

MARCUS WOELLER

Kampfer wirkt schleimlösend und durchblutungsfördernd, führt aber auch zu Übelkeit und Aufgeregtheit. An der Luft bildet er außerdem explosive Gemische. Insofern ist Kampfer die ideale Droge für das bevorstehende Gallery Weekend. Mit 51 offiziellen Teilnehmern und Dutzenden Trittbrettfahrern ist es das wichtigste Ritual des Kunstkalenders geworden. Als ihr Zeremonienmeister kommt Michael Bühler-Rose infrage: Bei Nature Morte zeigt er seine Fotoserie lodernder Flammen, in denen sich Kampferkristalle dramatisch in Rauch auflösen. Auch Franka Hörnschemeyer beschäftigt sich bei Thomas Schulte mit der skulpturalen Umsetzung von raumgreifender Bewegung. Sie kommt dabei aber zu handfest plastischen Ergebnissen. Oscar Murillo hinterlässt seine dynamischen Spuren eher auf Leinwand, bei Isabella Bortolozzi lädt er nun aber zu einer Performance. Die Galerien Sprüth Magers und Buchholz setzen auf große Namen: Joseph Kosuth, Richard Artschwager und George Condo bzw. Tomma Abts – immerhin werden internationale Sammler erwartet. Neugerriemschneider haben eine neue Installation von Isa Genzken angekündigt und für den legendären englischen Gesamtkünstler Billy Childish öffnen sie extra einen temporären Showroom. Bei Zak | Branicka erinnert sich Valie Export an eigene Ausstellungen der neunziger Jahre, in denen sie sich mit dem Phänomen der Berührung auseinandersetzt. Hans-Peter Feldmann ist schon einen Schritt weiter: Er dreiteilt sich. In der Johnen Galerie arrangiert er übermalte Bilder zu humoresken Gruppen; außerdem präsentiert sich Feldmann noch bei Mehdi Couakri und mit Büchern bei Wien Lukatsch. Johann König leistet sich zurzeit zwei Ausstellungsräume: In der Galerie präsentiert er erstmals Monica Bonvicini mit einem Rückblick auf ihr Schaffen der letzten dreizehn Jahre. In der Kirche St. Agnes darf sich Alicja Kwade mit dem monumentalen Raum auseinandersetzen. Die Galerie PSM hat den Umzug in neue Räumlichkeiten zu feiern und zeigt den jungen südafrikanischen Künstler Ariel Reichman. Mit seiner politisch motivierten Arbeit war er schon auf der Manifesta 8 vertreten. Die Galerie Capitain Petzel geht schließlich mit der 93-jährigen Österreicherin Maria Lassnig ins Rennen um die Aufmerksamkeit der Gallery-Weekend-Besucher, die ein enormes Pensum zu bewältigen haben. Doch die neuen, radikalen Arbeiten der Malerin sollte man auf keinen Fall verpassen! (Gallery Weekend Berlin, 26.–28. April, Eröffnungen: Freitag, 18–21 Uhr, Adressen und Informationen: www.gallery-weekend-berlin.de)

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