piwik no script img

GM-Mann baut kleinere Autos

In Mumbai soll Forster das kleinste und billigste Auto der Welt vermarkten. Von BMW über Opel zu Tata. Auch eine steile Karriere

Der 55 Jahre alte Topmanager Carl-Peter Forster ist der Hans im Glück der Autobranche. Der gelernte Volkswirt und Ingenieur der Raumfahrttechnik leitete Ende der 90er-Jahre als BMW-Vorstandsmitglied die Produktion weltweit. Pfeilschnelle Panzer der Luxusklasse mit gigantischen Hubräumen und entsprechendem Spritverbrauch wurden zu „seinen“ Rennern auf allen Kontinenten.

2001 übernahm der in London geborene Vater zweier Kinder dann überraschend den Vorstandsvorsitz beim kriselnden Kompaktklassen- und Kleinwagenhersteller Opel. Seine Sanierungsmaßnahmen kosteten rund 10.000 Beschäftigte den Job. Zur Belohnung ernannte ihn die Opelmutter General Motors (GM) 2004 zum Präsidenten von GM Europe. Weil dann aber der von ihm mitten in der größten Krise der Weltwirtschaft allgemein und der von GM und Opel ganz speziell mit eingefädelte Verkauf von Opel an den international agierenden Zulieferer Magna und dessen russische Freunde scheiterte, warf Forster Ende 2009 das Handtuch. Er hatte die Zukunft von Opel in Russland verortet.

Jetzt geht Forster nach Indien zu Tata Motors. In Mumbai soll er als Mitglied des Konzernvorstandes das kleinste und billigste Auto der Welt, den Tata Nano, vermarkten. Von BMW über Opel zu Tata. Auch eine steile Karriere. Noch bei Opel hatte sich Forster „vor dem Hintergrund der CO2-Debatte, die noch sparsamere Autos von uns verlangt“, für die Massenproduktion eines Kleinwagens „unterhalb des Corsa“ ausgesprochen. Darüber, wie dieses Auto aussehen müsse, hatte er allerdings nur vage Ideen.

Nun also darf Forster den Winzling der Branche, einen Fünfsitzer mit 33 PS ohne Servolenkung, auch in Europa unters Volk bringen. Den ersten, 100.000 Rupien (rund 1.500 Euro) billigen Nano hatte Konzernchef Ratan Tata im Juli 2009 noch persönlich an den Käufer, den Zollbeamten Ashok Raghunath Vichare, ausgeliefert. In Deutschland soll der Nano einmal rund 5.000 Euro kosten. Noch allerdings kämpft Tata Motors um weitere Produktionsstandorte. Im indischen Bengalen nämlich mussten im vergangenen Jahr die Arbeiten an einer weiteren Autofabrik für den Nano nach Protesten wieder eingestellt werden.

KLAUS-PETER KLINGELSCHMITT

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen