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Familienzentren sollen NRW zum kinderfreundlichen Land machen und 220 Millionen Kürzungen kaschieren
Sie sind billig, unumstritten und lassen Superlative aus Politikermündern sprudeln. Familienzentren sind seit Dienstag beschlossene Sache. Durch sie wird NRW bald „das kinderfreundlichste Land Deutschlands“, sagte Ministerpräsident Jürgen Rüttgers vor der Presse und auch Generationenminister Armin Laschet (beide CDU) sprach Glückliches in die Mikrophone.
Die Idee ist simpel: In den Kindertageseinrichtungen wird künftig mehr angeboten. Hier sollen Eltern Sprachkurse, Sucht- und Erziehungsberatung finden, KinderärztInnen Sprechstunden anbieten und gefährdete Kinder gezielt fördern.
„Ein Netzwerk aus verschiedenen Angeboten, die sowieso schon vor Ort sind“, beschreibt Pädagoge Gregor Hensen vom Institut für Soziale Arbeit Familienzentren. „Sie erreichen den allergrößten Teil der Eltern und können so Probleme vorbeugen.“
Ab Mai soll in jedem der 178 Jugendamtsbezirke ein Zentrum entstehen. Bis März können sich Jugendämter, Wohlfahrtsverbände und Kirchen beim Generationenministerium für das Pilotprojekt Familienzentrum bewerben. Vorgeschriebene Anforderungen an ein Familienzentrum gibt es nicht, sie sollen aus dem Projekt heraus entstehen. Für alle „Piloten“ zusammen gibt es vom Land 2,5 Millionen Euro – das sind rund 7.500 Euro pro Familienzentrum. „Das reicht dann wohl gerade für die Telefonkosten und steht in keinem Verhältnis zu den 220 Millionen, die das Land im Jugendbereich gekürzt hat“, sagt Andrea Asch, jugendpolitische Sprecherin der grünen Landtagsfraktion.
Dass Familienzentren etwas mehr kosten, wissen viele Kommunen und Verbände in NRW, denn sie vernetzen schon seit Jahren ihre Angeboten. Solche Netze heißen in Monheim Mo.Ki, in Bielefeld Minimax und in Gelsenkirchen nach wie vor Kindergarten – und tragen in Zukunft vielleicht ein neues Gütesiegel namens „Familienzentrum NRW“. Um den Titel bewerben wollen sich die meisten Kindergarten- und Bildungsträger. Wütend sind sie trotzdem. Im neuen Landeshaushalt wurden die Ausgaben für Jugendhilfe und Kinderbetreuung um 20 Prozent gekürzt. „Wir müssen unsere Angebote überall eindampfen“, sagt Martin Künstler vom Paritätischen Wohlfahrtsverband. „Für die Kinder verschlechtert sich die Lage in NRW.“ Andrea Asch nennt Familienzentren deshalb schlicht „Etikettenschwindel“.
MIRIAM BUNJES
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