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das wichtigsteDer Sucht gegensteuern

Experten legen Jahrbuch „Sucht 2006“ vor und fordern Weinsteuer sowie Werbeverbot für Alkohol und Tabak

BERLIN epd ■ In Deutschland wird weiterhin mehr Alkohol als in den meisten anderen Ländern der Welt getrunken. Der Pro-Kopf-Verbrauch lag im Jahr 2004 bei 145,5 Liter Alkohol. Die Hauptstelle für Suchtfragen hat den Gesetzgeber deshalb zu drastischen Einschränkungen bei Verkauf von Alkohol und Tabak aufgefordert. Beides seien „gefährliche Konsumgüter“, bei denen die negativen Konsequenzen die Folgen des Missbrauchs von illegalen Drogen überstiegen, sagte Geschäftsführer Rolf Hüllinghorst gestern bei der Vorstellung des Jahrbuchs „Sucht 2006“.

Verschiedenen Studien zufolge wird in Deutschland mit 17 Millionen Rauchern und 1,7 Millionen Alkoholkranken gerechnet. Die Kosten alkoholbedingter Krankheiten werden auf jährlich rund 20,6 Milliarden Euro geschätzt. Dem Tabakkonsum seien bis zu 143.000 Todesfälle zuzuordnen. Die Gesamtzahl behandlungsbedürftiger Glücksspieler wird auf 180.000, die der Medikamentenabhängigen auf bis zu 1,4 Millionen Menschen geschätzt. Die Zahl der Toten durch illegale Drogen sank 2004 auf 1.385.

Neben einer Reduzierung der Alkoholverkaufsstellen seien eine Weinsteuer und ein Werbeverbot notwendig. Den „eingesetzten Werbemillionen der Alkohol- und Tabakindustrie“ müssten mehr als die rund zehn Millionen Euro für Aufklärungsarbeit entgegengesetzt werden. Laut Statistik pendelte sich der Alkoholkonsum „auf extrem hohem Niveau ein“. Gegenüber 2003 sank der Pro-Kopf-Verbrauch 2004 leicht von 147 Litern Alkohol auf 145,5 Liter. Im EU-Vergleich lag Deutschland mit pro Kopf 10,1 Litern reinem Alkohol auf Platz fünf, hinter Luxemburg, Ungarn, Tschechien und Irland.

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