: Wie geht es uns, Herr Küppersbusch?
Wenn Merkel sich in Moskau schon mit Putin-Kritikern trifft, hätte sie in Washington auch mit ein paar Bush-Kritikern reden können. Viel wichtiger aber ist: Die Deutschen kaufen ihr Gras für die WM nach wie vor in Holland
taz: Was war schlecht in der letzten Woche?
Friedrich Küppersbusch: Majestätsbeleidigte Reaktion des Fußballhofstaats auf Stiftung Warentest.
Was wird besser in dieser?
Alle Rechteinhaber gehen jetzt extrakritisch mit dem Fußball um.
Angela Merkel hat George W. Bush besucht. Wie war sie?
Auf den ersten Blick: korrekt. Neubeginn nach Tiefpunkt im Irakkrieg gesetzt, Ablehnung von Guantánamo trotzdem angesprochen. Auf den zweiten: Für die gleiche Freundschaftsdarstellung gegenüber dem ebenfalls eher Gelegenheitsdemokraten Putin wäre sie medial untergepflügt worden. Trotzdem bleibt Äquidistanz zu den USA wie Russland das erstrebenswerte Ziel deutscher Außenpolitik, davon entfernt sie sich wieder. Die geplante dreiviertel Stunde für die russische Opposition ist da nur der halbe Schritt, nachdem sie sich in den USA auch nicht für die außerparlamentarische Opposition interessiert hat
Merkel ist zum ersten Mal die beliebteste Politikerin in Deutschland. Wie lange noch?
Lange.
Als Condoleezza Rice nach Berlin kam, ließ das Pentagon durchsickern, dass Schily von dem Fall al-Masri wusste. Bevor Merkel nach Washington flog, ließ das Pentagon durchsickern, dass zwei Beamte vom Bundesnachrichtendienst in Bagdad für die Amis Ziele ausspioniert haben. Nur Zufall?
Klingt bisschen verschwörungstheoretisch bis -praktisch. Beide Informationen lassen Schröderfischer als aasige Heuchler dastehen, erscheinen also geeignet, Bush und Merkel als die bessere Zukunft beider Länder vorzustellen. Spekulatius. Sicher dagegen ist: Wir würden solche entscheidenden Fakten gern nicht gezielt dosiert verabreicht bekommen – Transparenz bei den Diensten hilft.
Wenn die beiden BND-Leute tatsächlich Ziele in Bagdad an die Amis weitergegeben haben – muss Außenminister Steinmeier dann zurücktreten?
Was kann Merkel Besseres passieren als ein geschwächter, von ihr abhängiger Außenminister?
Die Grünen scheinen aus allen Wolken zu fallen. Ist es glaubwürdig, dass Fischer nichts von den beiden BND-Leuten gewusst haben soll?
Andersrum: Dass die Grünen wie nachgerade entfesselt plötzlich Aufklärung, U-Ausschuss und Abrechnung fordern, hat entweder a. Fischer ihnen gesagt: „Da kommt nix“ oder sie lassen sich b. erstmals von Fischer nichts mehr sagen.
Ab dem kommendem Jahr soll es das Elterngeld geben. Profitieren werden vor allem besser verdienende Frauen. Ist das ein überfälliger Schritt Richtung Karriere plus Kinder oder nur eine Subvention für die, die sowieso viel haben?
Den Horror, nach der Kinderpause im Job abgemeldet und kündigungsreif zu sein, kann man berufstätigen Eltern nicht mit maximal 1.800 Euro/Monat Ersatzleistung abkaufen. Auch bis zu 4.000 Euro Steuervorteil streicht nur ein, wer tüchtig zu versteuern hat. Gebastel, gut gemeint – aber schon ein Rechtsanspruch auf einen kostenlosen Kindergartenplatz wäre mehr wert.
Das Kartellamt hat entschieden, dass Springer den SAT1-Pro7 Konzern nur ohne Pro7 kaufen darf. Eine kluge Entscheidung?
Überhaupt eine! Immerhin imponierend, wie die Kartell- und zuvor die Medienbehörde vor einer Meinungsmacht nicht kuschen, der sich andere öffentliche Größen bis zu Enddarm-Innen-Verfilmung öffnen. Radikaler das Vorbild USA: Da müssen sich Großkonzerne entscheiden, ob sie entweder im Print- oder im AV-Markt tätig sein wollen. Hoffnung: solide „mittelständische“ Lösung für Pro7, Argwohn: Springer findet einen Strohmann als Parkwächter. In ein paar Jahren, wenn das Wetter für eine Ministererlaubnis günstiger erscheint, sacken sie Pro7 wieder ein.
Und was macht der deutsche Fußball?
Muss auf die Größte Gala aller Zeiten verzichten zur WM-Eröffnung. Angeblich, weil die holländische Rasenfirma nicht schnell genug nachbegrünen könnte. Immerhin gut zu wissen, dass die Deutschen ihr Gras nach wie vor in Holland kaufen.
FRAGEN: SR
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