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Fairness und viele Versprechen

ABSICHTEN Die Modekonzerne geben Geld, Verbraucher kaufen mehr faire Biotextilien

„Die meisten Kunden kaufen für ihr gutes Gewissen bei uns“

BIOTEXTILIENHÄNDLER MATTHIAS RAU

BERLIN taz | Acht Textilhandelskonzerne haben das Abkommen über Brandschutz und Gebäudesicherheit in Bangladesch mittlerweile unterzeichnet. Die Kampagne für Saubere Kleidung begrüßt den Einsatz von C&A, H&M, Tchibo, Benetton und den anderen europäischen und amerikanischen Unternehmen. Mit dem Abkommen sei es möglich, dass unabhängige Akteure die Gebäude verlässlicher inspizierten und Ergebnisse offenlegten, dass Geld für Renovierungen zur Verfügung gestellt werde und dass Arbeiterinnen belehrt und trainiert würden.

„Wichtig ist, dass die Markenfirmen hier finanzielle Mittel in Höhe von etwa 500.000 US-Dollar pro Firma übernehmen,“ sagt Berndt Hinzmann von der Kampagne für Saubere Kleidung. Geld, das den staatlichen Kontrollbehörden für ihre Inspektionen bisher fehle. Positiv sei auch, dass die Arbeiterinnen sich in Gewerkschaften organisieren könnten. Vorangetrieben hat das Abkommen unter anderem der Bekleidungskonzern Phillips-Van Heusen (PVH), zu dem die Marken Calvin Klein und Tommy Hilfiger gehören. Zwar produzierten sie nicht in dem zusammengestürzten Rana Plaza, grundsätzlich gäben teurere Marken jedoch in denselben Fabriken Ware in Auftrag, wo auch die üblichen Billigpreissegmente produzierten.

Auch die Firma Hess Natur-Textilien, eines der bekanntesten Versandhäuser biofairer Kleidung, unterschrieb das Abkommen. „Wir wollen unser Know-how einbringen, um die Lage zu verbessern und Impulse in Richtung einer nachhaltigen Kleidungsindustrie zu geben“, sagt Michael Krause von Hess Natur. Auch das biofaire Unternehmen Zündstoff hat in seinem Laden in Freiburg Kleidung aus Bangladesch hängen. Sie stammt vom Londoner Label Peopletree, das nach eigenen Angaben die Produktion auf dem Land fördert. Dort würden Frauen arbeiten, die sonst in die Fabriken der Städte gehen müssten.

Der Absatz biofairer Label steigt in Deutschland in den vergangenen Jahren kontinuierlich an. „Dass in den letzten zwei Wochen ein paar mehr Kunden in unseren Laden kamen, kann ich aber nicht auf die Geschehnisse in Bangladesch zurückführen“, sagt Matthias Rau von Zündstoff. „Viele Kunden fragen nach, was biofair genau bedeute. Wenn wir detaillierter antworten, stoßen wir oft auf Ungeduld. Die meisten Kunden kaufen für ihr gutes Gewissen bei uns ein. Wir sind noch lange nicht Mainstream.“

LEONIE SONTHEIMER

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