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Fragebogen diskriminiert

betr.: Beiträge Feddersen und Seidel, s. o.

Den Islam als Feindbild einer scheinbar schon so aufgeklärten und emanzipierten deutschen Gesellschaft heranzuziehen ist doch sehr verlockend. Neben einer nach wie vor verbreiteten Homophobie in vielen deutschen Parallelgesellschaften gibt es auch eine Islamophobie, die sich bei uns immer mehr breit macht, weil soziale Probleme zunächst mit Migranten in Verbindung gebracht werden. Und unter den Migranten sind Muslime natürlich am problematischsten. So einfach ist die Welt aber leider nicht:

Erstens gibt es den Muslim ebenso wenig wie den Christen, Juden, Buddhisten oder Atheisten. Und letztlich ist es doch völlig gleichgültig, welche Religion jemand hat, der sich nicht an die Verfassung und die Gesetze halten möchte. Es handelt sich um die Frage nach Extremismus und Intoleranz, und die gibt es leider nicht nur außerhalb Deutschlands und auch nicht nur oder überwiegend bei Menschen muslimischen Glaubens. Verallgemeinerung und Vereinfachung ist praktisch, aber nicht gerade hilfreich, sondern eher gefährlich, weil sie Vorurteile in bestehende Denkstrukturen zementiert.

Herr Feddersen verkennt, dass der Fragebogen 1. selbst ein Diskriminierungsinstrument ist, dass er 2. bestimmten Grundrechten einfach nicht entspricht, z. B. dem nach freier Meinungsäußerung, und dass 3. eine Beurteilung solcher Aussagen doch eher willkürlich sein wird. Leider kann Herr Feddersen auch nicht klar machen, was das Richtige nun sei, das der Fragebogen wolle: Möglichst vielen MuslimInnen die Einbürgerung zu verweigern? Überhaupt vor Migration nach Deutschland abschrecken?

Was mich an der Diskussion noch interessieren würde, sind die Entscheidungskriterien, an Hand deren die BeamtInnen dann die Guten ins deutsche Töpfchen lassen, damit daraus ein schön politisch korrekter Melting-Pot werde. Muss man alle Fragen politisch korrekt beantworten oder kann man ausgleichen? Darf man den homosexuellen Sohn verstoßen, wenn dann die Tochter, die sich wie andere deutsche (vielleicht muslimische) Frauen kleidet, akzeptiert wird, oder wenn man über eine Chefin jubelt?

Zum Glück gab es auch den differenzierten Beitrag von E. Seidel zu diesem Thema! NORBERT SCHNEIDER, Nürnberg

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