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US-Bomben trafen doch Al-Qaida-Führer

In Nordpakistan sollen vor einer Woche doch hochrangige Al-Qaida-Mitglieder bei einem US-Luftangriff getötet worden sein und nicht nur Zivilisten. Doch die Leichen der getöteten Terroristen fehlen bis heute. Wurden sie von Sympathisanten versteckt?

AUS ISLAMABADNILS ROSEMANN

Mindestens drei Al-Qaida-Führer sind unter den 18 Toten des US-Luftangriffs auf das Dorf Damadola im Norden Pakistans. Das haben pakistanische Sicherheitskräfte am Mittwoch Journalisten anonym berichtet. Gestern bestätigte Pakistans Informationsminister Sheikh Rashid Ahmed den Tod von „ein paar Extremisten“, deren Identität noch gepürft werde.

Laut den Sicherheitskräften sollen bei dem Angriff vor einer Woche nahe der Grenze zu Afghanistan al-Qaidas oberster Bombenbauer, der Ägypter Midhat Mursi al-Sayid Umar, auch bekannt als Abu Khabab al-Masri, getötet worden sein. Auf ihn waren fünf Millionen Dollar Belohnung ausgesetzt gewesen.

Ebenfalls tot sein soll der Einsatzleiter für die benachbarte afghanische Provinz Kunar, Abu Obaidah al-Masri, sein. Außerdem sei al-Qaidas regionaler Propagandachef, der Marokkaner Abdur Rehman al-Maghribi, getötet worden. Er ist ein Schwiegersohn von al-Qaidas Nummer zwei, dem Ägypter Aiman al-Sawahiri, dem der von Afghanistan aus geleitete Angriff galt.

Zwar wird inzwischen davon ausgegangen, dass al-Sawahiri nicht in Damadola war. Der Tod der drei Al-Qaida-Führer wird jedoch als Indiz genommen, dass er dort hätte sein können. Unter den Todesopfern waren auch Frauen und Kinder.

Doch die Behauptung, Terroristen seien getroffen worden, beruht nur auf Vermutungen. Laut den pakistanischen Sicherheitskräften sind die Leichen der getöteten Al-Qaida-Führer bisher nicht gefunden worden. Sie sollen von zwei al-Qaida-nahen örtlichen religiösen Führern versteckt worden sein, um DNA-Analysen zu verhindern.

Der Parlamentsabgeordnete der islamistischen Dschamaat-ul Ulema Islam (Partei der Islamischen Geistlichen), Maulvi Mohammad Sadiq, widerspricht: „Da waren keine ausländischen Terroristen in dem Gebiet, und all solche Berichte sind pure Lägen. Die Getöteten waren lokale unschuldige Menschen, Frauen und Kinder.“

Die USA haben den Tod der drei Al-Qaida-Führer bisher nicht bestätigt, wie sie bisher auch offiziell keine Verantwortung für den Angriff übernahmen. Am Montag ordnete Außenministerin Condoleezza Rice die Aktionen der US-Streitkräfte im Grenzgebiet zu Pakistan jedoch in den globalen Krieg gegen den Terrorismus ein: „Die Grenzregion ist sehr schwierig und seit langem rechtsfrei. Pakistanische Kräfte sind dort aktiv, um die Kontrolle zu übernehmen. Wir versuchen, dabei zu helfen.“

Pakistans Regierung hatte nach dem Angriff auf das Dorf in der autonomen Stammesregion aus Protest den US-Botschafter einbestellt. Der Angriff hatte zu landesweiten Protesten geführt.

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